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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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fährt 1612 nochmals zur Hochzeit seines Sohnes Daniel nach Nürnberg.
Zu der Fahrt nach Gröningen mochte er wohl von Leipziger Freunden auf¬
gefordert worden sein. Dort war 1596 in der neu erbauten Schloßkirche die
Orgel fertig geworden, ein Werk des Halberstädter Orgelbauers David Beck
und eine der berühmtesten Orgeln ihrer Zeit, und zur Einweihung derselben,
die sich zu einer glänzenden Festlichkeit gestaltete, hatte man Organisten aus
ganz Deutschland geladen. Es fanden sich auch nicht weniger als 53 aus
allen Städten des Reiches ein, um das Werk zu Probiren *). Außerdem lockte
auch das "große Faß" im Gröninger Schlosse die Fremden herbei. So ge¬
schieht es denn bei dieser Gelegenheit, daß Planck auch einmal Sehenswürdig¬
ketten verzeichnet. Er hat "alda gesehen ein schone Kirche, ein schon Orgl, so
erst ferttig worm, dazu weite und braid über 60 Orgenisten beschriben gewest,
welche damals das werck beschlagen, mer gesehen ein uverauß grossen leben¬
digen Man, ein groß paß. drein 2000 Eimer wein gehen." Die Aufzeich¬
nungen über seine beiden Reisen nach Nürnberg gestatten Einblicke in seinen
Aufwand. Im Jahre 1595 reist er mit Frau, drei Kindern und einer
Magd, fährt am 14. Juli in Leipzig weg, ist am 10. August zurück und hat
60 Gulden verzehrt. Ueber die zweite Reise 1612 aber schreibt er: "27 october
bin ich neben meinen geferten, welche ich alle freigehaltten, nach Nürnberg
veraist und Hinundwider sambt Kutschenlohn verzertt f. 285. und sind ge¬
wissen H. Jero. Preu, H. Michl Hoffman, H. Cristian scherling, H. hauß
Schmidt, Georg Planckh, G. Planck der Junge, die furt Kuthscher schräm hauß
mitt 4 Pferden, H. taon bill zu frejberg zu Roß, frau Michl Hoffmanin, frau
G. Planeten, mein tochter Magdalena, frau hoffmanin Magd, frau Planckin
Magd, mein Jung Andreas, bisse Person furt der schwach Ellias mitt
4 Pferden, seind den ersten Novemb. in Nürnberg ankörnen, den 7 ditto
wider auff und den 14 gottlob feindlichen wol wider zu hauß komen."

Wie hier bei den Reisen, so fällt auch sonst beiläufig ein Licht auf die
Preisverhältnisse und den Aufwand der Zeit. Allerdings sind die gelegentlich
angeführten Preise keine normalen, sondern sie werden eben als außergewöhn¬
lich hohe verzeichnet. Im Jahre 1590, merkt der ältere Planck an, sei große
Dürre gewesen und "alles obs uff den Beümen, auch alle andre Kretzerej
(grünes Gemüse) uff dem feldt verschmacht", so daß der Scheffel Korn 3 Gul¬
den gekostet habe. Zur Neujahrsmesse 1592, schreibt er, habe er in seinem
Geschäft 1 Centner Anbrosinmandeln für 50 Gulden verkauft, "welchs ich
bishero sunst mein tag nit gedenckh," und über die Wetnpreise bemerkt er im
Jahre 1595: "weil vit Jar hero der wein übel geradem, under (und der)
Eimer Reinisch wein 14, 16 biß in 18 f. ist verkaufst worden, so ist doch
überdieß der Eimer in itztgem Jar noch umb >20 f. verkaufst worden." Da



Vgl. Andreas Werckmetfler, drsauum SrunmZollss reaivivum. Quedlinburg 1705.

fährt 1612 nochmals zur Hochzeit seines Sohnes Daniel nach Nürnberg.
Zu der Fahrt nach Gröningen mochte er wohl von Leipziger Freunden auf¬
gefordert worden sein. Dort war 1596 in der neu erbauten Schloßkirche die
Orgel fertig geworden, ein Werk des Halberstädter Orgelbauers David Beck
und eine der berühmtesten Orgeln ihrer Zeit, und zur Einweihung derselben,
die sich zu einer glänzenden Festlichkeit gestaltete, hatte man Organisten aus
ganz Deutschland geladen. Es fanden sich auch nicht weniger als 53 aus
allen Städten des Reiches ein, um das Werk zu Probiren *). Außerdem lockte
auch das „große Faß" im Gröninger Schlosse die Fremden herbei. So ge¬
schieht es denn bei dieser Gelegenheit, daß Planck auch einmal Sehenswürdig¬
ketten verzeichnet. Er hat „alda gesehen ein schone Kirche, ein schon Orgl, so
erst ferttig worm, dazu weite und braid über 60 Orgenisten beschriben gewest,
welche damals das werck beschlagen, mer gesehen ein uverauß grossen leben¬
digen Man, ein groß paß. drein 2000 Eimer wein gehen." Die Aufzeich¬
nungen über seine beiden Reisen nach Nürnberg gestatten Einblicke in seinen
Aufwand. Im Jahre 1595 reist er mit Frau, drei Kindern und einer
Magd, fährt am 14. Juli in Leipzig weg, ist am 10. August zurück und hat
60 Gulden verzehrt. Ueber die zweite Reise 1612 aber schreibt er: „27 october
bin ich neben meinen geferten, welche ich alle freigehaltten, nach Nürnberg
veraist und Hinundwider sambt Kutschenlohn verzertt f. 285. und sind ge¬
wissen H. Jero. Preu, H. Michl Hoffman, H. Cristian scherling, H. hauß
Schmidt, Georg Planckh, G. Planck der Junge, die furt Kuthscher schräm hauß
mitt 4 Pferden, H. taon bill zu frejberg zu Roß, frau Michl Hoffmanin, frau
G. Planeten, mein tochter Magdalena, frau hoffmanin Magd, frau Planckin
Magd, mein Jung Andreas, bisse Person furt der schwach Ellias mitt
4 Pferden, seind den ersten Novemb. in Nürnberg ankörnen, den 7 ditto
wider auff und den 14 gottlob feindlichen wol wider zu hauß komen."

Wie hier bei den Reisen, so fällt auch sonst beiläufig ein Licht auf die
Preisverhältnisse und den Aufwand der Zeit. Allerdings sind die gelegentlich
angeführten Preise keine normalen, sondern sie werden eben als außergewöhn¬
lich hohe verzeichnet. Im Jahre 1590, merkt der ältere Planck an, sei große
Dürre gewesen und „alles obs uff den Beümen, auch alle andre Kretzerej
(grünes Gemüse) uff dem feldt verschmacht", so daß der Scheffel Korn 3 Gul¬
den gekostet habe. Zur Neujahrsmesse 1592, schreibt er, habe er in seinem
Geschäft 1 Centner Anbrosinmandeln für 50 Gulden verkauft, „welchs ich
bishero sunst mein tag nit gedenckh," und über die Wetnpreise bemerkt er im
Jahre 1595: „weil vit Jar hero der wein übel geradem, under (und der)
Eimer Reinisch wein 14, 16 biß in 18 f. ist verkaufst worden, so ist doch
überdieß der Eimer in itztgem Jar noch umb >20 f. verkaufst worden." Da



Vgl. Andreas Werckmetfler, drsauum SrunmZollss reaivivum. Quedlinburg 1705.
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[0227] fährt 1612 nochmals zur Hochzeit seines Sohnes Daniel nach Nürnberg. Zu der Fahrt nach Gröningen mochte er wohl von Leipziger Freunden auf¬ gefordert worden sein. Dort war 1596 in der neu erbauten Schloßkirche die Orgel fertig geworden, ein Werk des Halberstädter Orgelbauers David Beck und eine der berühmtesten Orgeln ihrer Zeit, und zur Einweihung derselben, die sich zu einer glänzenden Festlichkeit gestaltete, hatte man Organisten aus ganz Deutschland geladen. Es fanden sich auch nicht weniger als 53 aus allen Städten des Reiches ein, um das Werk zu Probiren *). Außerdem lockte auch das „große Faß" im Gröninger Schlosse die Fremden herbei. So ge¬ schieht es denn bei dieser Gelegenheit, daß Planck auch einmal Sehenswürdig¬ ketten verzeichnet. Er hat „alda gesehen ein schone Kirche, ein schon Orgl, so erst ferttig worm, dazu weite und braid über 60 Orgenisten beschriben gewest, welche damals das werck beschlagen, mer gesehen ein uverauß grossen leben¬ digen Man, ein groß paß. drein 2000 Eimer wein gehen." Die Aufzeich¬ nungen über seine beiden Reisen nach Nürnberg gestatten Einblicke in seinen Aufwand. Im Jahre 1595 reist er mit Frau, drei Kindern und einer Magd, fährt am 14. Juli in Leipzig weg, ist am 10. August zurück und hat 60 Gulden verzehrt. Ueber die zweite Reise 1612 aber schreibt er: „27 october bin ich neben meinen geferten, welche ich alle freigehaltten, nach Nürnberg veraist und Hinundwider sambt Kutschenlohn verzertt f. 285. und sind ge¬ wissen H. Jero. Preu, H. Michl Hoffman, H. Cristian scherling, H. hauß Schmidt, Georg Planckh, G. Planck der Junge, die furt Kuthscher schräm hauß mitt 4 Pferden, H. taon bill zu frejberg zu Roß, frau Michl Hoffmanin, frau G. Planeten, mein tochter Magdalena, frau hoffmanin Magd, frau Planckin Magd, mein Jung Andreas, bisse Person furt der schwach Ellias mitt 4 Pferden, seind den ersten Novemb. in Nürnberg ankörnen, den 7 ditto wider auff und den 14 gottlob feindlichen wol wider zu hauß komen." Wie hier bei den Reisen, so fällt auch sonst beiläufig ein Licht auf die Preisverhältnisse und den Aufwand der Zeit. Allerdings sind die gelegentlich angeführten Preise keine normalen, sondern sie werden eben als außergewöhn¬ lich hohe verzeichnet. Im Jahre 1590, merkt der ältere Planck an, sei große Dürre gewesen und „alles obs uff den Beümen, auch alle andre Kretzerej (grünes Gemüse) uff dem feldt verschmacht", so daß der Scheffel Korn 3 Gul¬ den gekostet habe. Zur Neujahrsmesse 1592, schreibt er, habe er in seinem Geschäft 1 Centner Anbrosinmandeln für 50 Gulden verkauft, „welchs ich bishero sunst mein tag nit gedenckh," und über die Wetnpreise bemerkt er im Jahre 1595: „weil vit Jar hero der wein übel geradem, under (und der) Eimer Reinisch wein 14, 16 biß in 18 f. ist verkaufst worden, so ist doch überdieß der Eimer in itztgem Jar noch umb >20 f. verkaufst worden." Da Vgl. Andreas Werckmetfler, drsauum SrunmZollss reaivivum. Quedlinburg 1705.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/227>, abgerufen am 27.07.2024.