Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.hervorbrachten, war jedenfalls ein bedeutender, er versicherte seinem Gesellschaf¬ Als der General erfuhr, daß er als ein großer Zauberer hingestellt ..^IlrisKt! Bringt mir Euren Indianer, sagt ihm, daß ich ihm Die Verschmelzung von Taschenkunststücken mit religiösen Beziehungen hervorbrachten, war jedenfalls ein bedeutender, er versicherte seinem Gesellschaf¬ Als der General erfuhr, daß er als ein großer Zauberer hingestellt ..^IlrisKt! Bringt mir Euren Indianer, sagt ihm, daß ich ihm Die Verschmelzung von Taschenkunststücken mit religiösen Beziehungen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0185" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135766"/> <p xml:id="ID_627" prev="#ID_626"> hervorbrachten, war jedenfalls ein bedeutender, er versicherte seinem Gesellschaf¬<lb/> ter wiederholt, daß er ein sehr großer Medicinmann sei. Er setzte den Lieute¬<lb/> nant aber einigermaßen in Erstaunen, als er demselben erklärte, daß er hinter<lb/> das Geheimniß von ein oder zwei Zauberstücken gekommen sei; trotzdem<lb/> bezeugte er dem Lieutenant noch dieselbe Verehrung, weil derselbe im Stande<lb/> sei sie überhaupt zu produciren. Es kam nach und nach ans Licht, daß die<lb/> »Citrone" früher selbst zum Medicinmann angelernt werden sollte; die Er¬<lb/> fahrungen der Lehrzeit hatten aber eher dazu beigetragen, ihn in allen Zauber¬<lb/> kunststücken etwas Heiliges und Göttliches verehren zu lassen. Da Brown<lb/> diese „religiöse" Auffassung der Sache von Seiten des Gefangenen erkannte,<lb/> versicherte er demselben, um den Indianer von der Macht der Blaßgesichter zu<lb/> überzeugen, daß das, was er (Brown) leisten könne, bloßes Kinderspiel sei im<lb/> vergleich zu dem, was General Sharpeye auszuführen im Stande sei, daß<lb/> derselbe nur mit Geistern und Göttern direct verkehre, von denen ihm zu<lb/> leder Zeit zwei Dutzend von jeder Form und Größe zur Verfügung ständen.</p><lb/> <p xml:id="ID_628"> Als der General erfuhr, daß er als ein großer Zauberer hingestellt<lb/> worden sei, lachte er, und dann nach jener Pause von zwei Sekunden, von<lb/> denen der Corpora! zu erzählen pflegte, daß sie dem General genügten, um<lb/> seinen Weg durch das größte Dilemma hindurch zu finden, lachte er noch ein¬<lb/> mal und erwiderte: —</p><lb/> <p xml:id="ID_629"> ..^IlrisKt! Bringt mir Euren Indianer, sagt ihm, daß ich ihm<lb/> borgen einen richtigen Gott zeigen will — einen lebendigen erster Qua¬<lb/> lität!" —</p><lb/> <p xml:id="ID_630" next="#ID_631"> Die Verschmelzung von Taschenkunststücken mit religiösen Beziehungen<lb/> ^gten beim General den Gedanken an, ein Schaustück, welches auf einer optischen<lb/> Täuschung begründet war, zur Verwerthung zu bringen. — Beim Auspacken<lb/> eines Koffers, welchen er .denselben Morgen erhalten hatte, fand er nämlich<lb/> ein Spielzeug, welches jedenfalls irrthümlicher Weise seinen Kindern in New-<lb/> Äork entzogen und mit dem Koffer versandt worden war. Es war dies eine<lb/> große französische Tanz-Marionette, eine solche, welche aufgezogen mittels<lb/> Drahtfedern ihren Hals ausdehnt, daß sie einer Giraffe gleicht, die Arme und<lb/> Beine in ungewöhnliche Dimensionen ausdehnt und streckt, sich windet, krümmt,<lb/> Augen rollt wie ein lebendes Wesen.und die kühnsten Kunststücke von<lb/> Akrobaten ausführt. Nach eingehender Prüfung wurde erklärt, daß gerade<lb/> dieses Ding nach der Theologie der Navajos recht wohl für leine echte Gott¬<lb/> heit angesehen werden könne. Mit Hülfe von etwas Tusche und Goldpapier<lb/> gelang es Lieutenant Brown. dem Ge,sicht dieses Gottes ein überirdisches und<lb/> furchtbares Aussehen zu perleihen. — Als Alles fertig war. wurde der Ge¬<lb/> fangene mit großer Feierlichkeit in ein dunkle,s Zimmer geführte .evhellt nur<lb/> durch wechselndes Aufflammen von angezündeten Branntwein mit Salz vev-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0185]
hervorbrachten, war jedenfalls ein bedeutender, er versicherte seinem Gesellschaf¬
ter wiederholt, daß er ein sehr großer Medicinmann sei. Er setzte den Lieute¬
nant aber einigermaßen in Erstaunen, als er demselben erklärte, daß er hinter
das Geheimniß von ein oder zwei Zauberstücken gekommen sei; trotzdem
bezeugte er dem Lieutenant noch dieselbe Verehrung, weil derselbe im Stande
sei sie überhaupt zu produciren. Es kam nach und nach ans Licht, daß die
»Citrone" früher selbst zum Medicinmann angelernt werden sollte; die Er¬
fahrungen der Lehrzeit hatten aber eher dazu beigetragen, ihn in allen Zauber¬
kunststücken etwas Heiliges und Göttliches verehren zu lassen. Da Brown
diese „religiöse" Auffassung der Sache von Seiten des Gefangenen erkannte,
versicherte er demselben, um den Indianer von der Macht der Blaßgesichter zu
überzeugen, daß das, was er (Brown) leisten könne, bloßes Kinderspiel sei im
vergleich zu dem, was General Sharpeye auszuführen im Stande sei, daß
derselbe nur mit Geistern und Göttern direct verkehre, von denen ihm zu
leder Zeit zwei Dutzend von jeder Form und Größe zur Verfügung ständen.
Als der General erfuhr, daß er als ein großer Zauberer hingestellt
worden sei, lachte er, und dann nach jener Pause von zwei Sekunden, von
denen der Corpora! zu erzählen pflegte, daß sie dem General genügten, um
seinen Weg durch das größte Dilemma hindurch zu finden, lachte er noch ein¬
mal und erwiderte: —
..^IlrisKt! Bringt mir Euren Indianer, sagt ihm, daß ich ihm
borgen einen richtigen Gott zeigen will — einen lebendigen erster Qua¬
lität!" —
Die Verschmelzung von Taschenkunststücken mit religiösen Beziehungen
^gten beim General den Gedanken an, ein Schaustück, welches auf einer optischen
Täuschung begründet war, zur Verwerthung zu bringen. — Beim Auspacken
eines Koffers, welchen er .denselben Morgen erhalten hatte, fand er nämlich
ein Spielzeug, welches jedenfalls irrthümlicher Weise seinen Kindern in New-
Äork entzogen und mit dem Koffer versandt worden war. Es war dies eine
große französische Tanz-Marionette, eine solche, welche aufgezogen mittels
Drahtfedern ihren Hals ausdehnt, daß sie einer Giraffe gleicht, die Arme und
Beine in ungewöhnliche Dimensionen ausdehnt und streckt, sich windet, krümmt,
Augen rollt wie ein lebendes Wesen.und die kühnsten Kunststücke von
Akrobaten ausführt. Nach eingehender Prüfung wurde erklärt, daß gerade
dieses Ding nach der Theologie der Navajos recht wohl für leine echte Gott¬
heit angesehen werden könne. Mit Hülfe von etwas Tusche und Goldpapier
gelang es Lieutenant Brown. dem Ge,sicht dieses Gottes ein überirdisches und
furchtbares Aussehen zu perleihen. — Als Alles fertig war. wurde der Ge¬
fangene mit großer Feierlichkeit in ein dunkle,s Zimmer geführte .evhellt nur
durch wechselndes Aufflammen von angezündeten Branntwein mit Salz vev-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |