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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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Sack, schüttelte ihn, um dessen vollständige Leere zu beweisen, und ihn em'
vorhaltend fragte er:

"Glaubt die Tanzende Eule, daß nichts in dem Sack ist?" -- Die Tan¬
zende Eule sah lange und starr auf das Säckchen, bis sie endlich mit einer
zustimmenden Kopfbewegung erklärte, daß sie von der Leere des Säckchens
überzeugt sei.

"Dann Bruder passe auf! Eins, zwei, drei!" -- Zu der Verwunderung
des Indianers entrollten dem Sacke ein, zwei, drei Eier. Er gab seine Verwun¬
derung durch äußere Zeichen nicht kund, aber gerade die Abwesenheit irgend
eines der Verwunderung ähnelnden Gesichtsausdrucks bewies dem Lieutenant,
welchen Eindruck er gemacht hatte. Er that die Eier in den Sack zurück und
reichte letzteren der "Citrone", -- als diese hineinsah, waren die Eier verschwunden.

"Das thut nichts, ich werde sie schon wiede" finden", rief Brown ermun¬
ternd, "der große Geist läßt seine Kinder nicht darben. Ha! da sind sie ja!"

Und zu dem nun unverhohlener Erstaunen des Wilden zieht er die
Eier, eins, zwei, drei aus dessen Nase hervor!

Mit der größten Fingerfertigkeit entlockte der Lieutenant hierauf dem
Säckchen einen Antilopenbraten, schön geröstet, einem Laib Brod von Maismehl
und eine Hand voll Baumbohnen! --

"Mein Bruder ist ein großer Medicinmann", rief endlich der besiegte In¬
dianer aus. "Aber" -- fügte er trocken hinzu: "Ich selbst habe den Medi¬
cinmann meines Stammes Büffelfleisch aus dem Boden zaubern, und ein ge¬
bratenes Kaninchen aus seinem eigenen Rücken ziehen sehen!"

Den Teufel hast du! dachte Brown, sagte aber nichts. Es war ihm
unbekannt, daß nach einer Chippeway Sage Manobozko durch Gebet und
Buße Racoon-Braten aus seinen eigenen Gliedern ziehen konnte. Aber er
wußte nun, daß er seine Absicht erreicht hatte. Denn nachdem der Indianer
fast unbewußt an dem Laib Brod zu nagen begann, machte er sich auch plötzlich
mit ungeheuerem Appetit über die Speisen her. Er aß Alles auf, und als
die letzte Bohne verschwunden war, bemerkte er ganz beiläufig, daß er seit
vier Tagen nichts zu sich genommen habe, als einen Lederriemen und einen
Rüsselfrosch.

Nach Branntwein liebt der Indianer nichts mehr als Zucker. Als der
Lieutenant daher zunächst dem Wuudersäckchen eine Hand voll dieses köstlichen
Stoffs entlockte, schmolz des Wilden Herz vollständig. Als er die Tanzende
Eule so weit erweicht sah, brachte Brown aus seiner Tasche einen kleinen
Becher mit mehreren kleinen Kugeln, mittels deren er eine Aufführung gab,
welche der Große Geist nur wenigen Auserwählten offenbart hatte, während
welcher die Kugeln plötzlich verschwanden, als ob sie von unsichtbaren Geistern
entführt würden. -- Der Eindruck, welchen alle die Cermonien auf den Indianer


Sack, schüttelte ihn, um dessen vollständige Leere zu beweisen, und ihn em'
vorhaltend fragte er:

„Glaubt die Tanzende Eule, daß nichts in dem Sack ist?" — Die Tan¬
zende Eule sah lange und starr auf das Säckchen, bis sie endlich mit einer
zustimmenden Kopfbewegung erklärte, daß sie von der Leere des Säckchens
überzeugt sei.

„Dann Bruder passe auf! Eins, zwei, drei!" — Zu der Verwunderung
des Indianers entrollten dem Sacke ein, zwei, drei Eier. Er gab seine Verwun¬
derung durch äußere Zeichen nicht kund, aber gerade die Abwesenheit irgend
eines der Verwunderung ähnelnden Gesichtsausdrucks bewies dem Lieutenant,
welchen Eindruck er gemacht hatte. Er that die Eier in den Sack zurück und
reichte letzteren der „Citrone", — als diese hineinsah, waren die Eier verschwunden.

„Das thut nichts, ich werde sie schon wiede» finden", rief Brown ermun¬
ternd, „der große Geist läßt seine Kinder nicht darben. Ha! da sind sie ja!"

Und zu dem nun unverhohlener Erstaunen des Wilden zieht er die
Eier, eins, zwei, drei aus dessen Nase hervor!

Mit der größten Fingerfertigkeit entlockte der Lieutenant hierauf dem
Säckchen einen Antilopenbraten, schön geröstet, einem Laib Brod von Maismehl
und eine Hand voll Baumbohnen! —

„Mein Bruder ist ein großer Medicinmann", rief endlich der besiegte In¬
dianer aus. „Aber" — fügte er trocken hinzu: „Ich selbst habe den Medi¬
cinmann meines Stammes Büffelfleisch aus dem Boden zaubern, und ein ge¬
bratenes Kaninchen aus seinem eigenen Rücken ziehen sehen!"

Den Teufel hast du! dachte Brown, sagte aber nichts. Es war ihm
unbekannt, daß nach einer Chippeway Sage Manobozko durch Gebet und
Buße Racoon-Braten aus seinen eigenen Gliedern ziehen konnte. Aber er
wußte nun, daß er seine Absicht erreicht hatte. Denn nachdem der Indianer
fast unbewußt an dem Laib Brod zu nagen begann, machte er sich auch plötzlich
mit ungeheuerem Appetit über die Speisen her. Er aß Alles auf, und als
die letzte Bohne verschwunden war, bemerkte er ganz beiläufig, daß er seit
vier Tagen nichts zu sich genommen habe, als einen Lederriemen und einen
Rüsselfrosch.

Nach Branntwein liebt der Indianer nichts mehr als Zucker. Als der
Lieutenant daher zunächst dem Wuudersäckchen eine Hand voll dieses köstlichen
Stoffs entlockte, schmolz des Wilden Herz vollständig. Als er die Tanzende
Eule so weit erweicht sah, brachte Brown aus seiner Tasche einen kleinen
Becher mit mehreren kleinen Kugeln, mittels deren er eine Aufführung gab,
welche der Große Geist nur wenigen Auserwählten offenbart hatte, während
welcher die Kugeln plötzlich verschwanden, als ob sie von unsichtbaren Geistern
entführt würden. — Der Eindruck, welchen alle die Cermonien auf den Indianer


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/184>, abgerufen am 27.11.2024.