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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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eilten sie davon. "Fg-Ivassi edi potvva! Lauve qui peut,!" schallte es über
das Feld") -- und grimmig ritt Karl zur Gendarmerie der Avantgarde zu¬
rück, um unter deren Schutz wenigstens seine Artillerie in Sicherheit zu brin¬
gen. Aber als er nun wieder bei Concise anlangte, mußte er sich überzeugen,
daß er es bisher überhaupt nur mit einem Theile der eidgenössischen Macht
zu thun gehabt; jetzt zeigten sich auf der Seestraße feindliche Schützenschwärme
und bald auch einzelne geschlossene Panner. Denn der Hauptmasse des eidge¬
nössischen Gewalthaufens unter Hans Waldmann und der gesammten Nach¬
hut war es, als sie das Geschützfeuer vernahmen, klar geworden, wo die
Entscheidung läge**); sie hatten die Angriffe gegen Vauxmarcus aufgegeben,
hatten sich Wege durch den Bergwald gebahnt, die es allerdings nur so ge¬
übten Bergsteigern wie sie waren, gestatteten, das Schloß zu umgehen, und
als sich nun um 3 Uhr nachmittags der Himmel aufklärte, erschienen sie auf
den Höhen südlich La Laune.^) Hell blitzte die Sonne auf ihren Waffen;
es "glitzerte wie ein Spiegel, dazu das Horn von Uri luyte und die Harst-
hörner von Luzern; es war ein solches Tosen, daß des Herzogen von Bur¬
gund Leute ein groß Graußen darob empfingen und traten hinter sich." -- 1)
Sobald der Gevierthaufen Kätzy's der heranrückenden Hilfe ansichtig ward,
setzte er sich gegen die burgundische Cavallerie in Bewegung. Dreimal noch
warf sich Karl mit dem Kern seiner Lanzen den anstürmenden Feinden ent¬
gegen und tapfer stand ihm der ritterliche Prinz von Tarent mit den nea¬
politanischen Reisigen bei 51'); das beständige Scheitern ihrer Angriffe ent-
muthigte endlich die Cavallerie, die nun eiligst den Rückzug antrat. Der
Versuch des Herzogs, sich noch einmal am Arnonfluß zu setzen, mußte unter
solchen Umständen scheitern. An der Brücke über diesen Fluß floß das meiste
Blut. Sieger und Besiegte, jeder wollte zuerst hinüber.1'1"!') Die Burgunder
flohen theils nach Bonvillars, Champagne und Se. Maurice, indem sie
Se. Croix (westl.) zu erreichen suchten, theils in der Richtung auf Montagny.
Das burgundische Heer schwand hin wie der Rauch vor dem Nordwind.^)
Die Verfolgung der Eidgenossen war nicht sehr ausgibig. Das bur-
gundische Fußvolk hatte durch seine Flucht wenigstens eine Stunde Vorsprung,
und der beste Theil der hündischen Reiterei, die Straßburger, war in Folge
einer ungeschickten Dislocirung noch nicht zur Stelle. Daher blieb denn
auch der Mannschaftsverlust der Burgunder und die Zahl der Gefangenen









Etterlin's Chronik.
") Panicharola.
Diebold Schilling.
I) Etterlin.
-N) Panicharola.
Baillot u. Wurstisen.
"
1) ,,ve" pauvres IZonr^niZnons semblent kumöv espiuMig par vvvt ac bi'ise." (Oluro-
nicins 6e Iluxnk" So ?is,'re.)

eilten sie davon. „Fg-Ivassi edi potvva! Lauve qui peut,!" schallte es über
das Feld") — und grimmig ritt Karl zur Gendarmerie der Avantgarde zu¬
rück, um unter deren Schutz wenigstens seine Artillerie in Sicherheit zu brin¬
gen. Aber als er nun wieder bei Concise anlangte, mußte er sich überzeugen,
daß er es bisher überhaupt nur mit einem Theile der eidgenössischen Macht
zu thun gehabt; jetzt zeigten sich auf der Seestraße feindliche Schützenschwärme
und bald auch einzelne geschlossene Panner. Denn der Hauptmasse des eidge¬
nössischen Gewalthaufens unter Hans Waldmann und der gesammten Nach¬
hut war es, als sie das Geschützfeuer vernahmen, klar geworden, wo die
Entscheidung läge**); sie hatten die Angriffe gegen Vauxmarcus aufgegeben,
hatten sich Wege durch den Bergwald gebahnt, die es allerdings nur so ge¬
übten Bergsteigern wie sie waren, gestatteten, das Schloß zu umgehen, und
als sich nun um 3 Uhr nachmittags der Himmel aufklärte, erschienen sie auf
den Höhen südlich La Laune.^) Hell blitzte die Sonne auf ihren Waffen;
es „glitzerte wie ein Spiegel, dazu das Horn von Uri luyte und die Harst-
hörner von Luzern; es war ein solches Tosen, daß des Herzogen von Bur¬
gund Leute ein groß Graußen darob empfingen und traten hinter sich." — 1)
Sobald der Gevierthaufen Kätzy's der heranrückenden Hilfe ansichtig ward,
setzte er sich gegen die burgundische Cavallerie in Bewegung. Dreimal noch
warf sich Karl mit dem Kern seiner Lanzen den anstürmenden Feinden ent¬
gegen und tapfer stand ihm der ritterliche Prinz von Tarent mit den nea¬
politanischen Reisigen bei 51'); das beständige Scheitern ihrer Angriffe ent-
muthigte endlich die Cavallerie, die nun eiligst den Rückzug antrat. Der
Versuch des Herzogs, sich noch einmal am Arnonfluß zu setzen, mußte unter
solchen Umständen scheitern. An der Brücke über diesen Fluß floß das meiste
Blut. Sieger und Besiegte, jeder wollte zuerst hinüber.1'1"!') Die Burgunder
flohen theils nach Bonvillars, Champagne und Se. Maurice, indem sie
Se. Croix (westl.) zu erreichen suchten, theils in der Richtung auf Montagny.
Das burgundische Heer schwand hin wie der Rauch vor dem Nordwind.^)
Die Verfolgung der Eidgenossen war nicht sehr ausgibig. Das bur-
gundische Fußvolk hatte durch seine Flucht wenigstens eine Stunde Vorsprung,
und der beste Theil der hündischen Reiterei, die Straßburger, war in Folge
einer ungeschickten Dislocirung noch nicht zur Stelle. Daher blieb denn
auch der Mannschaftsverlust der Burgunder und die Zahl der Gefangenen









Etterlin's Chronik.
") Panicharola.
Diebold Schilling.
I) Etterlin.
-N) Panicharola.
Baillot u. Wurstisen.
"
1) ,,ve» pauvres IZonr^niZnons semblent kumöv espiuMig par vvvt ac bi'ise." (Oluro-
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/60>, abgerufen am 24.08.2024.