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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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burgundische Grenze im Jura selbst, und man besaß in Pontarlier und No-
zeroy gute Stützpunkte.

Am 14. Januar 1476 brach Karl, nachdem er seinen Anführern eine
feuerige Anrede gehalten, von Nancy auf und setzte sich gegen den Doubs
in Bewegung. Er marschierte in 2 Kolonnen, deren eine das zahlreiche
wohlgeordnete Geschütz bildete, welches zum Theil von den Niederlanden
herbeigeführt, zum Theil in Nancy vorgefunden und in übermäßiger Zahl
vorhanden war. Es sollen allein 160 Kanonen dabei gewesen sein, welche
48 Pfund schössen. Ein ungeheuerer Troß von Weibern, Marketendern,
Krämern, sammt unermeßlichen Gepäck von nie erhörter Pracht und Herrlich¬
keit folgte dem Heere; der Herzog nahm alle Kostbarkeiten seines Hoflagers:
alles Silbergeschirr, alle Glanzstücke des Schatzes mit, um den fremden Ge¬
sandten zu imponiren. *)

Am 22. Januar, als das Heer bei Besancon anlangte, stieß Friedrich
von Tarent, König Ferdinand's von Neapel's Sohn, mit bedeutender
Macht zu Karl, der auch diesem Prinzen Aussicht auf die Hand seiner
Erbtochter gemacht, obgleich er dieselbe doch bereits an Max von Oesterreich
versprochen.

Am 4. Februar traf die Vorhut der Burgunder bei Pontarlier ein, von
wo sie gegen Neuenburg vordringen wollte. Durch den hartnäckigen Wider¬
stand der Berner, unter Heinrich Matter bei Les Verrieres und dem Bayards-
thurm sah sie sich jedoch genöthigt, umzukehren und durch den offenen Paß
von Jougnes einzudringen. Bei Lignerolles wurde Halt gemacht, bis das
Hauptcorps durch den Jura debouchirt hatte, wozu 12 Tage erforderlich
waren. Zum Theil erst nach Durchschreitung des Gebirges schlössen sich die
Milizen aus Hochburgund, die Waatländer unter dem Grafen Romont so¬
wie die savoyischen und mailändischen Hilfstruppen dem Heere an. -- Gewöhn¬
lich wird Karl's Armee als ganz vortrefflich bezeichnet; dies kann jedoch wol
nur in Bezug auf die äußere Erscheinung und das ritterliche Gepränge als
richtig gelten. Denn namentlich die nationale Mischung muß für einen
großen Uebelstand erklärt werden, da sie in einzelnen Theilen der Armee
Gegensätze hervorrief, welche sich bis zu leidenschaftlichem Hasse steigerten.
Zumal die Lombarden waren, wie die große belgische Chronik berichtet, amicis
vt inimieis äetöstaMi. Aber obgleich Jedermann den Herzog von Burgund
vor diesen Leuten warnte, so schenkte er doch gerade ihnen sein vorzüglichstes
Vertrauen.



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burgundische Grenze im Jura selbst, und man besaß in Pontarlier und No-
zeroy gute Stützpunkte.

Am 14. Januar 1476 brach Karl, nachdem er seinen Anführern eine
feuerige Anrede gehalten, von Nancy auf und setzte sich gegen den Doubs
in Bewegung. Er marschierte in 2 Kolonnen, deren eine das zahlreiche
wohlgeordnete Geschütz bildete, welches zum Theil von den Niederlanden
herbeigeführt, zum Theil in Nancy vorgefunden und in übermäßiger Zahl
vorhanden war. Es sollen allein 160 Kanonen dabei gewesen sein, welche
48 Pfund schössen. Ein ungeheuerer Troß von Weibern, Marketendern,
Krämern, sammt unermeßlichen Gepäck von nie erhörter Pracht und Herrlich¬
keit folgte dem Heere; der Herzog nahm alle Kostbarkeiten seines Hoflagers:
alles Silbergeschirr, alle Glanzstücke des Schatzes mit, um den fremden Ge¬
sandten zu imponiren. *)

Am 22. Januar, als das Heer bei Besancon anlangte, stieß Friedrich
von Tarent, König Ferdinand's von Neapel's Sohn, mit bedeutender
Macht zu Karl, der auch diesem Prinzen Aussicht auf die Hand seiner
Erbtochter gemacht, obgleich er dieselbe doch bereits an Max von Oesterreich
versprochen.

Am 4. Februar traf die Vorhut der Burgunder bei Pontarlier ein, von
wo sie gegen Neuenburg vordringen wollte. Durch den hartnäckigen Wider¬
stand der Berner, unter Heinrich Matter bei Les Verrieres und dem Bayards-
thurm sah sie sich jedoch genöthigt, umzukehren und durch den offenen Paß
von Jougnes einzudringen. Bei Lignerolles wurde Halt gemacht, bis das
Hauptcorps durch den Jura debouchirt hatte, wozu 12 Tage erforderlich
waren. Zum Theil erst nach Durchschreitung des Gebirges schlössen sich die
Milizen aus Hochburgund, die Waatländer unter dem Grafen Romont so¬
wie die savoyischen und mailändischen Hilfstruppen dem Heere an. — Gewöhn¬
lich wird Karl's Armee als ganz vortrefflich bezeichnet; dies kann jedoch wol
nur in Bezug auf die äußere Erscheinung und das ritterliche Gepränge als
richtig gelten. Denn namentlich die nationale Mischung muß für einen
großen Uebelstand erklärt werden, da sie in einzelnen Theilen der Armee
Gegensätze hervorrief, welche sich bis zu leidenschaftlichem Hasse steigerten.
Zumal die Lombarden waren, wie die große belgische Chronik berichtet, amicis
vt inimieis äetöstaMi. Aber obgleich Jedermann den Herzog von Burgund
vor diesen Leuten warnte, so schenkte er doch gerade ihnen sein vorzüglichstes
Vertrauen.



') 8on N'iillvi'ü; estvit ti'us-Al'tuae! et Journ, et vstoit un Zr!>i>Ap pomxxz er» oft ost,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/51>, abgerufen am 02.07.2024.