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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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nicht mehr in Sünde verfallen, oder die denen, welche wahrhaft bereuen, den
Stand der Vergebenheit ihrer Sünden verweigern."

"Die sichtbare Kirche Christi ist die Gemeinschaft der wahrhaft Gläu-
bigen, unter denen das Wort Gottes in seiner Reinheit gelehrt und die
Gnadenmittel gehörig dargereicht werden, nach Christi eigener Einsetzung in
allen diesen Dingen, soweit sie erforderlich und im Einklang mit Christi Ver¬
ordnung sind."

"Die Taufe und das Abendmahl des Herrn wurden durch Christus nicht
eingesetzt, damit wir sie mißbrauchen, sondern damit wir sie gehörig gebrauchen.
Und in solchen allein, die sie würdig empfangen, bringen sie eine heilsame und
wirksame Kraft hervor, die aber, welche sie unwürdig empfangen, ziehen sich,
wie Paulus sagt, die Verdammniß zu." "Die Taufe ist nicht blos ein Zeichen
christlichen Bekenntnisses, wodurch Christen sich von Andern unterscheiden, und
wodurch sie sich verbindlich machen, jede christliche Pflicht zu beobachten, son¬
dern sie ist auch ein Zeichen innerer Abwaschung, Erneuerung und Wieder¬
geburt." "Das Abendmahl des Herrn ist nicht allein ein Zeichen der Liebe
und Einigkeit, die Christen unter sich und einer gegen den andern haben sollen,
sondern es ist viel mehr ein Geheimniß oder eine Darstellung unserer Erlösung
durch das Leiden und Sterben Christi, sodaß die, welche recht und würdig
und gläubig dasselbe empfangen, den Leib und das Blut Christi durch den
Glauben genießen, nicht in leiblicher, sondern in geistiger Weise, durch Essen des
gebrochenen Brotes und durch Trinken des gesegneten Kelches, die ihnen ge¬
reicht werden. Die Transsubstantiation oder Verwandlung des Brotes und
Weines in den Leib und das Blut Christi im Abendmahle des Herrn kann
aus der heiligen Schrift nicht erwiesen werden, sondern widerspricht den klaren
Worten der Schrift."

Ueber die kirchlichen Bräuche und Ceremonien sagt der 18. Paragraph:
"Es ist keineswegs nothwendig, daß die Cermonien und Sitten in allen Orten
dieselben oder völlig gleich sind; denn sie sind allzeit verschieden gewesen und
können nach der Verschiedenheit der Länder, Zeiten und nationalen Sitten
verändert werden, vorausgesetzt, daß nichts, was Gottes Verordnungen wider¬
spricht, eingeführt wird. Wer immer nach seinem besonderen Urtheil mit
Wissen und Willen die Verordnungen, Ceremonien und Riten der Kirche, zu
der er gehört, verletzt, soll, wenn sie nicht dem Worte Gottes widerstreiten,
und wenn sie von der rechten Behörde verordnet sind, offen getadelt werden
als Einer, der gegen die Ordnung verstößt und die Gewissen der schwächeren
Brüder verwundet, damit Andere von ähnlicher Dreistigkeit abgeschreckt wer¬
den. Jede besondere Kirche hat das Recht, Riten und Ceremonien einzu¬
führen, zu ändern und abzuschaffen, doch so, daß alle Dinge zur Erbauung
geschehen."


nicht mehr in Sünde verfallen, oder die denen, welche wahrhaft bereuen, den
Stand der Vergebenheit ihrer Sünden verweigern."

„Die sichtbare Kirche Christi ist die Gemeinschaft der wahrhaft Gläu-
bigen, unter denen das Wort Gottes in seiner Reinheit gelehrt und die
Gnadenmittel gehörig dargereicht werden, nach Christi eigener Einsetzung in
allen diesen Dingen, soweit sie erforderlich und im Einklang mit Christi Ver¬
ordnung sind."

„Die Taufe und das Abendmahl des Herrn wurden durch Christus nicht
eingesetzt, damit wir sie mißbrauchen, sondern damit wir sie gehörig gebrauchen.
Und in solchen allein, die sie würdig empfangen, bringen sie eine heilsame und
wirksame Kraft hervor, die aber, welche sie unwürdig empfangen, ziehen sich,
wie Paulus sagt, die Verdammniß zu." „Die Taufe ist nicht blos ein Zeichen
christlichen Bekenntnisses, wodurch Christen sich von Andern unterscheiden, und
wodurch sie sich verbindlich machen, jede christliche Pflicht zu beobachten, son¬
dern sie ist auch ein Zeichen innerer Abwaschung, Erneuerung und Wieder¬
geburt." „Das Abendmahl des Herrn ist nicht allein ein Zeichen der Liebe
und Einigkeit, die Christen unter sich und einer gegen den andern haben sollen,
sondern es ist viel mehr ein Geheimniß oder eine Darstellung unserer Erlösung
durch das Leiden und Sterben Christi, sodaß die, welche recht und würdig
und gläubig dasselbe empfangen, den Leib und das Blut Christi durch den
Glauben genießen, nicht in leiblicher, sondern in geistiger Weise, durch Essen des
gebrochenen Brotes und durch Trinken des gesegneten Kelches, die ihnen ge¬
reicht werden. Die Transsubstantiation oder Verwandlung des Brotes und
Weines in den Leib und das Blut Christi im Abendmahle des Herrn kann
aus der heiligen Schrift nicht erwiesen werden, sondern widerspricht den klaren
Worten der Schrift."

Ueber die kirchlichen Bräuche und Ceremonien sagt der 18. Paragraph:
„Es ist keineswegs nothwendig, daß die Cermonien und Sitten in allen Orten
dieselben oder völlig gleich sind; denn sie sind allzeit verschieden gewesen und
können nach der Verschiedenheit der Länder, Zeiten und nationalen Sitten
verändert werden, vorausgesetzt, daß nichts, was Gottes Verordnungen wider¬
spricht, eingeführt wird. Wer immer nach seinem besonderen Urtheil mit
Wissen und Willen die Verordnungen, Ceremonien und Riten der Kirche, zu
der er gehört, verletzt, soll, wenn sie nicht dem Worte Gottes widerstreiten,
und wenn sie von der rechten Behörde verordnet sind, offen getadelt werden
als Einer, der gegen die Ordnung verstößt und die Gewissen der schwächeren
Brüder verwundet, damit Andere von ähnlicher Dreistigkeit abgeschreckt wer¬
den. Jede besondere Kirche hat das Recht, Riten und Ceremonien einzu¬
führen, zu ändern und abzuschaffen, doch so, daß alle Dinge zur Erbauung
geschehen."


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/466>, abgerufen am 24.08.2024.