Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.an welchem Tage Prof. Heitz als Mitglied des Se. Thomasstiftes zum Re¬ Der erste ist soviel wir wissen der einzige, aus dem man einen Vorwurf an welchem Tage Prof. Heitz als Mitglied des Se. Thomasstiftes zum Re¬ Der erste ist soviel wir wissen der einzige, aus dem man einen Vorwurf <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0039" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135092"/> <p xml:id="ID_93" prev="#ID_92"> an welchem Tage Prof. Heitz als Mitglied des Se. Thomasstiftes zum Re¬<lb/> ferenten erwählt wurde. Eigentlich konnte aber dieser Wechsel gar nicht von<lb/> Einfluß sein, da das Stift allein über die einzelnen Sachen zu entscheiden<lb/> hat, der Referent aber die Vorschläge der Direction des Gymnasiums nur<lb/> entgegennimmt, sie mit derselben beräth und dann dem Stift berichtet. Das<lb/> Stift aber hat alle Vorschläge des neuen Referenten mit Einstimmigkeit an¬<lb/> genommen. Seit einem Jahre nun sollen, wie der Korrespondent des „Im<lb/> neuen Reich" meint und wie vor ihm das „Elsässer Journal" unzählige<lb/> Male behauptet hat, „die Reformen sich überstürzen". Welche? fragen wir<lb/> etwas erstaunt. Der Unterrichtsplan, den man anfangs ebenfalls angriff,<lb/> als durchaus gegen die Traditionen verstoßend, ist mit dem Herbst 1872<lb/> durch Gesetz geregelt und seine Befolgung wird von der Regierung beauf¬<lb/> sichtigt. Erst als dies dem „Elsässer Journal" bemerkltch gemacht worden<lb/> war, erklärte es das Gesetz als solches anerkennen zu wollen. Wenn der<lb/> erwähnte Berichterstatter den Referenten beschuldigt, er habe viele Altelsässer<lb/> gezwungen abzugehen, so ist das unrichtig: zwei Herren haben im vergangnen<lb/> Herbst die Anstalt verlassen, einer ging ganz zur Universität über, der er<lb/> schon zuvor einen Theil seiner Thätigkeit gewidmet und der andere suchte<lb/> freiwillig um seine Pensionirung nach. Es können wohl nur folgende drei<lb/> Punkte gemeint sein, die bis zum Ueberdruß von der hiesigen Presse besprochen<lb/> wurden: Einführung des Wendt'schen Lesebuchs, Abschaffung des Donnerstags.<lb/> Reorganisation des Internats.</p><lb/> <p xml:id="ID_94" next="#ID_95"> Der erste ist soviel wir wissen der einzige, aus dem man einen Vorwurf<lb/> herleiten könnte gegen den oder die Reorganisatoren des Gymnasiums. Es<lb/> verhält sich damit folgendermaßen. Die Wendt'sche Gedichtsammlung wurde<lb/> im Herbst 1874 eingeführt, sie enthält wie jede derartige Sammlung Gedichte<lb/> aus den Freiheitskriegen; auf die Anfrage, ob dieselben wohl Anstoß erregen<lb/> würden, haben Elsässer, darunter der elsässische Dtrector der Anstalt, dieselbe<lb/> verneint, „da diese Gedichte der Literaturgeschichte angehörten." Im Laufe<lb/> des Jahres erscheint eine neue Auflage, in die einige Lieder aus dem Jahre<lb/> 1870 aufgenommen sind, zum Theil ohne alle feindselige Beziehung wie „die<lb/> Trompete von Gravelotte" oder gar poetisch schwach wie „des deutschen<lb/> Knaben Tischgebet". Wir führen gerade diese beiden Gedichte an, da sie als<lb/> besonders gravirend bezeichnet wurden. Bei Beginn des neuen Schuljahres<lb/> fand man diese Auflage vor, verbot aber sofort, um nicht irgendwo zu ver¬<lb/> letzen, den Gebrauch derselben. In Verhandlungen über die zu treffenden<lb/> Maßnahmen verging einige Zeit, schließlich beschloß man das Buch ganz ab¬<lb/> zuschaffen. Inzwischen aber hatte sich die Actionspartei der Sache bemächtigt<lb/> und aus einer internen Schulfrage ward eine große politische. Die öffentliche<lb/> Meinung verdammte einstimmig eine Barbarei, die solche Lieder in die Hände</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0039]
an welchem Tage Prof. Heitz als Mitglied des Se. Thomasstiftes zum Re¬
ferenten erwählt wurde. Eigentlich konnte aber dieser Wechsel gar nicht von
Einfluß sein, da das Stift allein über die einzelnen Sachen zu entscheiden
hat, der Referent aber die Vorschläge der Direction des Gymnasiums nur
entgegennimmt, sie mit derselben beräth und dann dem Stift berichtet. Das
Stift aber hat alle Vorschläge des neuen Referenten mit Einstimmigkeit an¬
genommen. Seit einem Jahre nun sollen, wie der Korrespondent des „Im
neuen Reich" meint und wie vor ihm das „Elsässer Journal" unzählige
Male behauptet hat, „die Reformen sich überstürzen". Welche? fragen wir
etwas erstaunt. Der Unterrichtsplan, den man anfangs ebenfalls angriff,
als durchaus gegen die Traditionen verstoßend, ist mit dem Herbst 1872
durch Gesetz geregelt und seine Befolgung wird von der Regierung beauf¬
sichtigt. Erst als dies dem „Elsässer Journal" bemerkltch gemacht worden
war, erklärte es das Gesetz als solches anerkennen zu wollen. Wenn der
erwähnte Berichterstatter den Referenten beschuldigt, er habe viele Altelsässer
gezwungen abzugehen, so ist das unrichtig: zwei Herren haben im vergangnen
Herbst die Anstalt verlassen, einer ging ganz zur Universität über, der er
schon zuvor einen Theil seiner Thätigkeit gewidmet und der andere suchte
freiwillig um seine Pensionirung nach. Es können wohl nur folgende drei
Punkte gemeint sein, die bis zum Ueberdruß von der hiesigen Presse besprochen
wurden: Einführung des Wendt'schen Lesebuchs, Abschaffung des Donnerstags.
Reorganisation des Internats.
Der erste ist soviel wir wissen der einzige, aus dem man einen Vorwurf
herleiten könnte gegen den oder die Reorganisatoren des Gymnasiums. Es
verhält sich damit folgendermaßen. Die Wendt'sche Gedichtsammlung wurde
im Herbst 1874 eingeführt, sie enthält wie jede derartige Sammlung Gedichte
aus den Freiheitskriegen; auf die Anfrage, ob dieselben wohl Anstoß erregen
würden, haben Elsässer, darunter der elsässische Dtrector der Anstalt, dieselbe
verneint, „da diese Gedichte der Literaturgeschichte angehörten." Im Laufe
des Jahres erscheint eine neue Auflage, in die einige Lieder aus dem Jahre
1870 aufgenommen sind, zum Theil ohne alle feindselige Beziehung wie „die
Trompete von Gravelotte" oder gar poetisch schwach wie „des deutschen
Knaben Tischgebet". Wir führen gerade diese beiden Gedichte an, da sie als
besonders gravirend bezeichnet wurden. Bei Beginn des neuen Schuljahres
fand man diese Auflage vor, verbot aber sofort, um nicht irgendwo zu ver¬
letzen, den Gebrauch derselben. In Verhandlungen über die zu treffenden
Maßnahmen verging einige Zeit, schließlich beschloß man das Buch ganz ab¬
zuschaffen. Inzwischen aber hatte sich die Actionspartei der Sache bemächtigt
und aus einer internen Schulfrage ward eine große politische. Die öffentliche
Meinung verdammte einstimmig eine Barbarei, die solche Lieder in die Hände
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