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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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Unter Zustimmung Korsakow's und der östreichischen Generale wurde
nun folgende Disposition festgesetzt: Das russische Corps Derselben hatte im
Verein mit der östreichischen Brigade Strauch, die zur italienischen Armee
gehörte, von Bellinzona den Ticino aufwärts vorzudringen und den Se.
Gotthardt in ver Front anzugreifen, während das Corps Rosenberg durch
das Blegno Thal über Se. Maria und den Luckmanier nach Dissentis in
das obere Rheinthal marschiren und dann sich gegen den Oberalp-See in den
Rücken der feindlichen Srellung dirigiren sollte. Das Dorf Andermatt war
als Vereinigungspunkt bestimmt. Oberst Strauch hatte auf dem Se. Gott¬
hardt zurückzubleiben, um den Rücken der russischen Armee demnächst zu decken.
Um den Vormarsch der russischen Armee durch das Urner Loch und über die
Teufelsbrücke zu erleichtern, war der östreichische General Auffenberg, welcher
im Rheinthal bei Dissentis stand, beordert, sich über den Kreuzli-Paß durch
das Maderaner Thal gegen Amsteg in Bewegung zu setzen, um abermals den
Rücken des Feindes, welcher die Stellung im Reußthal vertheidigte, zu be¬
drohen. Die übrigen Truppen Linken's erhielten den Befehl von Jlanz über
das Gebirge, durch das obere Linththal nach Glarus zu marschtreu, um sich
dort mit denen Jellachich's zu vereinigen, welcher von Sargans und Wallen"
stadt gegen Mollis vordringen sollte, -- zu gleicher Zeit sollte auch Holze
über die Linth gehen, sich mit Jellachich und Linken vereinigen und sich gegen
Ein si edeln dirigiren. Bon hier war von Holze den russischen Truppen unter
Suworow Cavallerie entgegenzusenden, während diese, nachdem sie den Feind
aus dem oberen Reußthal verdrängt hatten, den Marsch bis Schwyz auf dem
rechten Ufer des Vierwaldtstädter Sees fortsetzen sollten. Korsakow hatte
gleichzeitig Massen" an der Limmath anzugreifen. -- Auf diese Weise hoffte
Suworow sich mit den östreichischen Truppen in Verbindung zu setzen, um
sich dann zwischen dem Luzerner und Züricher See, demnächst auch mit Kor¬
sakow die Hand reichen zu können. -- Den von Italien anrückenden Truppen
war in dieser so complicirten Disposition, wie schon oben angedeutet, eine
besonders schwere Aufgabe zu Theil geworden. Außer allen möglichen ört¬
lichen Hindernissen, welche dieselben auf ihrem Marsch zu überwinden hatten,
außer dem vom Feinde zu erwartenden Widerstande, bestand noch eine andre
wesentliche Schwierigkeit, welche alle Berechnungen scheitern machen konnte:
der Mangel an Lebensmitteln. -- Der Weg über den Se. Gotthardt war
damals für Fuhrwerk völlig unpraktikabel, Suworow konnte weder Gepäck
noch Feldartillerie mit sich nehmen. Der ganze Train der russischen Truppen
mußte auf einem weiten Umwege über Verona, Tyrol und Vorarlberg an
das Ufer des Bodensees geschafft werden, die Feldartillerie hatte längs des


Corps eine Anzahl Berggeschütze, Pioniere und Kosacken beigegeben. Die Armee betrug im
Ganzen nicht mehr wie 2",000 Mann. -- Der Großfürst Constantin begleitete die Armee.

Unter Zustimmung Korsakow's und der östreichischen Generale wurde
nun folgende Disposition festgesetzt: Das russische Corps Derselben hatte im
Verein mit der östreichischen Brigade Strauch, die zur italienischen Armee
gehörte, von Bellinzona den Ticino aufwärts vorzudringen und den Se.
Gotthardt in ver Front anzugreifen, während das Corps Rosenberg durch
das Blegno Thal über Se. Maria und den Luckmanier nach Dissentis in
das obere Rheinthal marschiren und dann sich gegen den Oberalp-See in den
Rücken der feindlichen Srellung dirigiren sollte. Das Dorf Andermatt war
als Vereinigungspunkt bestimmt. Oberst Strauch hatte auf dem Se. Gott¬
hardt zurückzubleiben, um den Rücken der russischen Armee demnächst zu decken.
Um den Vormarsch der russischen Armee durch das Urner Loch und über die
Teufelsbrücke zu erleichtern, war der östreichische General Auffenberg, welcher
im Rheinthal bei Dissentis stand, beordert, sich über den Kreuzli-Paß durch
das Maderaner Thal gegen Amsteg in Bewegung zu setzen, um abermals den
Rücken des Feindes, welcher die Stellung im Reußthal vertheidigte, zu be¬
drohen. Die übrigen Truppen Linken's erhielten den Befehl von Jlanz über
das Gebirge, durch das obere Linththal nach Glarus zu marschtreu, um sich
dort mit denen Jellachich's zu vereinigen, welcher von Sargans und Wallen«
stadt gegen Mollis vordringen sollte, — zu gleicher Zeit sollte auch Holze
über die Linth gehen, sich mit Jellachich und Linken vereinigen und sich gegen
Ein si edeln dirigiren. Bon hier war von Holze den russischen Truppen unter
Suworow Cavallerie entgegenzusenden, während diese, nachdem sie den Feind
aus dem oberen Reußthal verdrängt hatten, den Marsch bis Schwyz auf dem
rechten Ufer des Vierwaldtstädter Sees fortsetzen sollten. Korsakow hatte
gleichzeitig Massen« an der Limmath anzugreifen. — Auf diese Weise hoffte
Suworow sich mit den östreichischen Truppen in Verbindung zu setzen, um
sich dann zwischen dem Luzerner und Züricher See, demnächst auch mit Kor¬
sakow die Hand reichen zu können. — Den von Italien anrückenden Truppen
war in dieser so complicirten Disposition, wie schon oben angedeutet, eine
besonders schwere Aufgabe zu Theil geworden. Außer allen möglichen ört¬
lichen Hindernissen, welche dieselben auf ihrem Marsch zu überwinden hatten,
außer dem vom Feinde zu erwartenden Widerstande, bestand noch eine andre
wesentliche Schwierigkeit, welche alle Berechnungen scheitern machen konnte:
der Mangel an Lebensmitteln. — Der Weg über den Se. Gotthardt war
damals für Fuhrwerk völlig unpraktikabel, Suworow konnte weder Gepäck
noch Feldartillerie mit sich nehmen. Der ganze Train der russischen Truppen
mußte auf einem weiten Umwege über Verona, Tyrol und Vorarlberg an
das Ufer des Bodensees geschafft werden, die Feldartillerie hatte längs des


Corps eine Anzahl Berggeschütze, Pioniere und Kosacken beigegeben. Die Armee betrug im
Ganzen nicht mehr wie 2»,000 Mann. — Der Großfürst Constantin begleitete die Armee.
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[0378] Unter Zustimmung Korsakow's und der östreichischen Generale wurde nun folgende Disposition festgesetzt: Das russische Corps Derselben hatte im Verein mit der östreichischen Brigade Strauch, die zur italienischen Armee gehörte, von Bellinzona den Ticino aufwärts vorzudringen und den Se. Gotthardt in ver Front anzugreifen, während das Corps Rosenberg durch das Blegno Thal über Se. Maria und den Luckmanier nach Dissentis in das obere Rheinthal marschiren und dann sich gegen den Oberalp-See in den Rücken der feindlichen Srellung dirigiren sollte. Das Dorf Andermatt war als Vereinigungspunkt bestimmt. Oberst Strauch hatte auf dem Se. Gott¬ hardt zurückzubleiben, um den Rücken der russischen Armee demnächst zu decken. Um den Vormarsch der russischen Armee durch das Urner Loch und über die Teufelsbrücke zu erleichtern, war der östreichische General Auffenberg, welcher im Rheinthal bei Dissentis stand, beordert, sich über den Kreuzli-Paß durch das Maderaner Thal gegen Amsteg in Bewegung zu setzen, um abermals den Rücken des Feindes, welcher die Stellung im Reußthal vertheidigte, zu be¬ drohen. Die übrigen Truppen Linken's erhielten den Befehl von Jlanz über das Gebirge, durch das obere Linththal nach Glarus zu marschtreu, um sich dort mit denen Jellachich's zu vereinigen, welcher von Sargans und Wallen« stadt gegen Mollis vordringen sollte, — zu gleicher Zeit sollte auch Holze über die Linth gehen, sich mit Jellachich und Linken vereinigen und sich gegen Ein si edeln dirigiren. Bon hier war von Holze den russischen Truppen unter Suworow Cavallerie entgegenzusenden, während diese, nachdem sie den Feind aus dem oberen Reußthal verdrängt hatten, den Marsch bis Schwyz auf dem rechten Ufer des Vierwaldtstädter Sees fortsetzen sollten. Korsakow hatte gleichzeitig Massen« an der Limmath anzugreifen. — Auf diese Weise hoffte Suworow sich mit den östreichischen Truppen in Verbindung zu setzen, um sich dann zwischen dem Luzerner und Züricher See, demnächst auch mit Kor¬ sakow die Hand reichen zu können. — Den von Italien anrückenden Truppen war in dieser so complicirten Disposition, wie schon oben angedeutet, eine besonders schwere Aufgabe zu Theil geworden. Außer allen möglichen ört¬ lichen Hindernissen, welche dieselben auf ihrem Marsch zu überwinden hatten, außer dem vom Feinde zu erwartenden Widerstande, bestand noch eine andre wesentliche Schwierigkeit, welche alle Berechnungen scheitern machen konnte: der Mangel an Lebensmitteln. — Der Weg über den Se. Gotthardt war damals für Fuhrwerk völlig unpraktikabel, Suworow konnte weder Gepäck noch Feldartillerie mit sich nehmen. Der ganze Train der russischen Truppen mußte auf einem weiten Umwege über Verona, Tyrol und Vorarlberg an das Ufer des Bodensees geschafft werden, die Feldartillerie hatte längs des Corps eine Anzahl Berggeschütze, Pioniere und Kosacken beigegeben. Die Armee betrug im Ganzen nicht mehr wie 2»,000 Mann. — Der Großfürst Constantin begleitete die Armee.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/378>, abgerufen am 19.10.2024.