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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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Feuerschlünde gewesen seyn müßen. Die Lage dieser Seen ist einzig schön,
und man kann die Aussicht auf dieselben und über sie hinweg von dem
Gipfel des höchsten Berges, nicht beschreiben. Die Campagne von Rom
wird von der Abendseite von dem Meere begränzt, und breitet sich daher wie
eine ins Unendliche gehende Fläche vor einem aus, in deren Mitte Rom, mit
all seinen unzähligen Umgebungen liegt, von welchem besonders die Peters¬
kuppel wie ein Riese über die geraden Linien des Horizonts hervorragt.
Hinter Rom rechts seitwärts beginnt die Kette der Appeninen, an die sich
die Sabiner-Gebirge anschließen, die sich wieder mit den Lateinern vereinigen,
welche mit den Volscer-Gebirgen, das Panorama schließen. Gegen Mittag
zu, ragt das herrliche Vorgebirge der Circe, auf welchem Ulyß gelandet seyn
soll, weit ins Meer hinein, und bildet mit den weiter vorliegenden Inseln
eine herrliche Bucht.

Auf der Stelle wo man diese himmlische Aussicht hat, und wo jetzt ein
einsames Closter steht, war einst der Tempel des Jupiter Latialis, wo
jährlich das Bundesfest der vereinigten Lateiner gefeiert wurde. Man sieht
nichts mehr von ihm als unregelmäßige Steine, die zum Closterbau genom¬
men worden sind. Hingegen ist die gepflasterte Straße die im Zickzack auf
den Berg führt, zum Theil noch ganz erhalten; man kann ihre Richtung aber
nur Theilweise erkennen, da sie zuweilen auf einmal in das Innere des Erd¬
bodens hineingeht, und mit den dichtesten Castanienbäumen überwachsen ist,
auf andern Stellen kommt sie wieder aus dem Berge hervor, und da sie aus
den größten Basaltsteinen, die durchaus irreguläre Polygone sind, construirt
ist, so giebt ihr Ein- und Austreten in den Berg einen ganz eigenen wunder¬
baren Anblick. Auf diesem Gebirge liegen die annehmlichsten Städte, die. man
sich nur denken kann, und da sie in geringer Entfernung von einander ab¬
liegen, so können Sie sich denken, wie diese Reise ein wahrer Spaziergang
wird, gar nicht ermüden kann; hat man einmal den etwas mühevollen Weg
durch die Campagne von Rom, wo man nur sehr sparsam Schatten hat,
zurückgelegt, so ist alles was auch nur im mindesten als Strapaze gedacht
werden kann, überwunden. Wir giengen zuerst nach Frascati, das die aller-
freundlichste Lage hat die zu denken ist. Es liegt in der mittleren Region
des Gebirges, umgeben von allen Seiten an den schönsten, reichsten und
kostbarsten Villen der ersten Familien Roms. Gegenwärtig zeichnet sich für
mich die von Lucian Buonoparte aus, die vordem ein Jesuiten-Closter war,
und in dem Recinto des alten Tusculums liegt, wo auch Cicero's Landsitz
war. Sie beherrscht mit ihrer Lage Frascati und alle anderen Villen, und
die Aussicht über alle diese hinweg, vorzüglich nach den Sabiner Bergen
unter denen der Monte Gennaro sich hier vorzüglich schön bildet, und über
welche die Neapolitanischen Schneeberge zum Theil Herüberblicken, ist einzig


Feuerschlünde gewesen seyn müßen. Die Lage dieser Seen ist einzig schön,
und man kann die Aussicht auf dieselben und über sie hinweg von dem
Gipfel des höchsten Berges, nicht beschreiben. Die Campagne von Rom
wird von der Abendseite von dem Meere begränzt, und breitet sich daher wie
eine ins Unendliche gehende Fläche vor einem aus, in deren Mitte Rom, mit
all seinen unzähligen Umgebungen liegt, von welchem besonders die Peters¬
kuppel wie ein Riese über die geraden Linien des Horizonts hervorragt.
Hinter Rom rechts seitwärts beginnt die Kette der Appeninen, an die sich
die Sabiner-Gebirge anschließen, die sich wieder mit den Lateinern vereinigen,
welche mit den Volscer-Gebirgen, das Panorama schließen. Gegen Mittag
zu, ragt das herrliche Vorgebirge der Circe, auf welchem Ulyß gelandet seyn
soll, weit ins Meer hinein, und bildet mit den weiter vorliegenden Inseln
eine herrliche Bucht.

Auf der Stelle wo man diese himmlische Aussicht hat, und wo jetzt ein
einsames Closter steht, war einst der Tempel des Jupiter Latialis, wo
jährlich das Bundesfest der vereinigten Lateiner gefeiert wurde. Man sieht
nichts mehr von ihm als unregelmäßige Steine, die zum Closterbau genom¬
men worden sind. Hingegen ist die gepflasterte Straße die im Zickzack auf
den Berg führt, zum Theil noch ganz erhalten; man kann ihre Richtung aber
nur Theilweise erkennen, da sie zuweilen auf einmal in das Innere des Erd¬
bodens hineingeht, und mit den dichtesten Castanienbäumen überwachsen ist,
auf andern Stellen kommt sie wieder aus dem Berge hervor, und da sie aus
den größten Basaltsteinen, die durchaus irreguläre Polygone sind, construirt
ist, so giebt ihr Ein- und Austreten in den Berg einen ganz eigenen wunder¬
baren Anblick. Auf diesem Gebirge liegen die annehmlichsten Städte, die. man
sich nur denken kann, und da sie in geringer Entfernung von einander ab¬
liegen, so können Sie sich denken, wie diese Reise ein wahrer Spaziergang
wird, gar nicht ermüden kann; hat man einmal den etwas mühevollen Weg
durch die Campagne von Rom, wo man nur sehr sparsam Schatten hat,
zurückgelegt, so ist alles was auch nur im mindesten als Strapaze gedacht
werden kann, überwunden. Wir giengen zuerst nach Frascati, das die aller-
freundlichste Lage hat die zu denken ist. Es liegt in der mittleren Region
des Gebirges, umgeben von allen Seiten an den schönsten, reichsten und
kostbarsten Villen der ersten Familien Roms. Gegenwärtig zeichnet sich für
mich die von Lucian Buonoparte aus, die vordem ein Jesuiten-Closter war,
und in dem Recinto des alten Tusculums liegt, wo auch Cicero's Landsitz
war. Sie beherrscht mit ihrer Lage Frascati und alle anderen Villen, und
die Aussicht über alle diese hinweg, vorzüglich nach den Sabiner Bergen
unter denen der Monte Gennaro sich hier vorzüglich schön bildet, und über
welche die Neapolitanischen Schneeberge zum Theil Herüberblicken, ist einzig


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[0256] Feuerschlünde gewesen seyn müßen. Die Lage dieser Seen ist einzig schön, und man kann die Aussicht auf dieselben und über sie hinweg von dem Gipfel des höchsten Berges, nicht beschreiben. Die Campagne von Rom wird von der Abendseite von dem Meere begränzt, und breitet sich daher wie eine ins Unendliche gehende Fläche vor einem aus, in deren Mitte Rom, mit all seinen unzähligen Umgebungen liegt, von welchem besonders die Peters¬ kuppel wie ein Riese über die geraden Linien des Horizonts hervorragt. Hinter Rom rechts seitwärts beginnt die Kette der Appeninen, an die sich die Sabiner-Gebirge anschließen, die sich wieder mit den Lateinern vereinigen, welche mit den Volscer-Gebirgen, das Panorama schließen. Gegen Mittag zu, ragt das herrliche Vorgebirge der Circe, auf welchem Ulyß gelandet seyn soll, weit ins Meer hinein, und bildet mit den weiter vorliegenden Inseln eine herrliche Bucht. Auf der Stelle wo man diese himmlische Aussicht hat, und wo jetzt ein einsames Closter steht, war einst der Tempel des Jupiter Latialis, wo jährlich das Bundesfest der vereinigten Lateiner gefeiert wurde. Man sieht nichts mehr von ihm als unregelmäßige Steine, die zum Closterbau genom¬ men worden sind. Hingegen ist die gepflasterte Straße die im Zickzack auf den Berg führt, zum Theil noch ganz erhalten; man kann ihre Richtung aber nur Theilweise erkennen, da sie zuweilen auf einmal in das Innere des Erd¬ bodens hineingeht, und mit den dichtesten Castanienbäumen überwachsen ist, auf andern Stellen kommt sie wieder aus dem Berge hervor, und da sie aus den größten Basaltsteinen, die durchaus irreguläre Polygone sind, construirt ist, so giebt ihr Ein- und Austreten in den Berg einen ganz eigenen wunder¬ baren Anblick. Auf diesem Gebirge liegen die annehmlichsten Städte, die. man sich nur denken kann, und da sie in geringer Entfernung von einander ab¬ liegen, so können Sie sich denken, wie diese Reise ein wahrer Spaziergang wird, gar nicht ermüden kann; hat man einmal den etwas mühevollen Weg durch die Campagne von Rom, wo man nur sehr sparsam Schatten hat, zurückgelegt, so ist alles was auch nur im mindesten als Strapaze gedacht werden kann, überwunden. Wir giengen zuerst nach Frascati, das die aller- freundlichste Lage hat die zu denken ist. Es liegt in der mittleren Region des Gebirges, umgeben von allen Seiten an den schönsten, reichsten und kostbarsten Villen der ersten Familien Roms. Gegenwärtig zeichnet sich für mich die von Lucian Buonoparte aus, die vordem ein Jesuiten-Closter war, und in dem Recinto des alten Tusculums liegt, wo auch Cicero's Landsitz war. Sie beherrscht mit ihrer Lage Frascati und alle anderen Villen, und die Aussicht über alle diese hinweg, vorzüglich nach den Sabiner Bergen unter denen der Monte Gennaro sich hier vorzüglich schön bildet, und über welche die Neapolitanischen Schneeberge zum Theil Herüberblicken, ist einzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/256>, abgerufen am 24.08.2024.