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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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Nach diesen Vorbemerkungen gebe ich im Nachstehenden mit einigen durch
den Raum dieses Blattes gebotenen Zusammenziehungen und Weglassungen
die Rede und die Ceremonien, mit welchen vor etwa anderthalb Jahrhunderten
die deutschen Böttcher ihre Lehrlinge in Gesellen verwandelten. Wer diesen
Act unverkürzt zu haben wünscht, der schlage Stahl S. 239 bis 260 nach
oder verschaffe sich das 1708 erschienene "(Zeremoniell der Handwerke und
Künste" von Fristus, aus dem jener die Sache entnommen hat.

Wenn der Böttcherjunge losgesprochen sein wollte, so suchte er sich einen
Gesellen, der zu dem Ende die Rolle des Schleifpfaffen zu übernehmen geneigt
war. Mit diesem lud er alle Meister, sowie die Gesellen seines Hand¬
werks zu der Feierlichkeit auf die Herberge ein. Waren sie alle versammelt
und die Lossprechung erfolgt, so erhob sich der Schleifpfaffe und hielt fol¬
gende Rede:

"Glück herein! Gott ehr' ein ehrbar Handwerk, Meister und Gesellen.
Ich bitte Meister und Gesellen, sie wollen mir doch vergönnen, ein Wort oder
zwei zu reden. Ich sage mit Gunst, es ist Meister N. N. sein Ziegenschurz
zu mir gekommen und hat mich angesprochen und gebeten, daß ich ihn
" heutigen Tages schleifen und seinen ehrlichen Namen segnen soll. Nachdem
es Handwerksgebrauch ist, so habe ich ihm Dasselbige nicht wollen abschlagen.
So mit Gunst, günstige, liebe Meister, desgleichen alle Gesellen: ich wollte
sie alle mit einander gebeten haben, sie wollen mir doch vergönnen, daß ich
den Ziegenschurz möchte hereinholen."

Dies geschieht, und der Redner fährt, zunächst im Namen des Aufzu¬
nehmenden, fort:

"Glück herein! Gott ehr' ein ehrbar Handwerk, Meister und Gesellen.
Ich sage mit Gunst: Ich komme daher, ohn' alle Gefahr, es tritt mir nach,
ich weiß nicht, wer, ein Ziegenschurz, thut solches Meister und GesellenMkr
Trutz, ein Reifenmörder und Faßverderber, ein Pflastertreter, ein ANPÄ-
und Gesellenverräther; er tritt auf die Schwellen, er tritt wieder dKÄn, er
spricht, er habe es nicht gethan, er tritt mit mir herein, er spriGWsr will
nach diesem seinen Schleifen auch ein guter Geselle sein. . . . ^ Ki Liede

So mit Gunst, Meiste-MM Gesellen! Ich habe drG^iMfrägmi"zö
thun, derohalben frage^iH^am"Schen^Male, ob etwa ein-MWeschWr MeMe
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Nach diesen Vorbemerkungen gebe ich im Nachstehenden mit einigen durch
den Raum dieses Blattes gebotenen Zusammenziehungen und Weglassungen
die Rede und die Ceremonien, mit welchen vor etwa anderthalb Jahrhunderten
die deutschen Böttcher ihre Lehrlinge in Gesellen verwandelten. Wer diesen
Act unverkürzt zu haben wünscht, der schlage Stahl S. 239 bis 260 nach
oder verschaffe sich das 1708 erschienene „(Zeremoniell der Handwerke und
Künste" von Fristus, aus dem jener die Sache entnommen hat.

Wenn der Böttcherjunge losgesprochen sein wollte, so suchte er sich einen
Gesellen, der zu dem Ende die Rolle des Schleifpfaffen zu übernehmen geneigt
war. Mit diesem lud er alle Meister, sowie die Gesellen seines Hand¬
werks zu der Feierlichkeit auf die Herberge ein. Waren sie alle versammelt
und die Lossprechung erfolgt, so erhob sich der Schleifpfaffe und hielt fol¬
gende Rede:

„Glück herein! Gott ehr' ein ehrbar Handwerk, Meister und Gesellen.
Ich bitte Meister und Gesellen, sie wollen mir doch vergönnen, ein Wort oder
zwei zu reden. Ich sage mit Gunst, es ist Meister N. N. sein Ziegenschurz
zu mir gekommen und hat mich angesprochen und gebeten, daß ich ihn
» heutigen Tages schleifen und seinen ehrlichen Namen segnen soll. Nachdem
es Handwerksgebrauch ist, so habe ich ihm Dasselbige nicht wollen abschlagen.
So mit Gunst, günstige, liebe Meister, desgleichen alle Gesellen: ich wollte
sie alle mit einander gebeten haben, sie wollen mir doch vergönnen, daß ich
den Ziegenschurz möchte hereinholen."

Dies geschieht, und der Redner fährt, zunächst im Namen des Aufzu¬
nehmenden, fort:

„Glück herein! Gott ehr' ein ehrbar Handwerk, Meister und Gesellen.
Ich sage mit Gunst: Ich komme daher, ohn' alle Gefahr, es tritt mir nach,
ich weiß nicht, wer, ein Ziegenschurz, thut solches Meister und GesellenMkr
Trutz, ein Reifenmörder und Faßverderber, ein Pflastertreter, ein ANPÄ-
und Gesellenverräther; er tritt auf die Schwellen, er tritt wieder dKÄn, er
spricht, er habe es nicht gethan, er tritt mit mir herein, er spriGWsr will
nach diesem seinen Schleifen auch ein guter Geselle sein. . . . ^ Ki Liede

So mit Gunst, Meiste-MM Gesellen! Ich habe drG^iMfrägmi"zö
thun, derohalben frage^iH^am"Schen^Male, ob etwa ein-MWeschWr MeMe
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[0091] Nach diesen Vorbemerkungen gebe ich im Nachstehenden mit einigen durch den Raum dieses Blattes gebotenen Zusammenziehungen und Weglassungen die Rede und die Ceremonien, mit welchen vor etwa anderthalb Jahrhunderten die deutschen Böttcher ihre Lehrlinge in Gesellen verwandelten. Wer diesen Act unverkürzt zu haben wünscht, der schlage Stahl S. 239 bis 260 nach oder verschaffe sich das 1708 erschienene „(Zeremoniell der Handwerke und Künste" von Fristus, aus dem jener die Sache entnommen hat. Wenn der Böttcherjunge losgesprochen sein wollte, so suchte er sich einen Gesellen, der zu dem Ende die Rolle des Schleifpfaffen zu übernehmen geneigt war. Mit diesem lud er alle Meister, sowie die Gesellen seines Hand¬ werks zu der Feierlichkeit auf die Herberge ein. Waren sie alle versammelt und die Lossprechung erfolgt, so erhob sich der Schleifpfaffe und hielt fol¬ gende Rede: „Glück herein! Gott ehr' ein ehrbar Handwerk, Meister und Gesellen. Ich bitte Meister und Gesellen, sie wollen mir doch vergönnen, ein Wort oder zwei zu reden. Ich sage mit Gunst, es ist Meister N. N. sein Ziegenschurz zu mir gekommen und hat mich angesprochen und gebeten, daß ich ihn » heutigen Tages schleifen und seinen ehrlichen Namen segnen soll. Nachdem es Handwerksgebrauch ist, so habe ich ihm Dasselbige nicht wollen abschlagen. So mit Gunst, günstige, liebe Meister, desgleichen alle Gesellen: ich wollte sie alle mit einander gebeten haben, sie wollen mir doch vergönnen, daß ich den Ziegenschurz möchte hereinholen." Dies geschieht, und der Redner fährt, zunächst im Namen des Aufzu¬ nehmenden, fort: „Glück herein! Gott ehr' ein ehrbar Handwerk, Meister und Gesellen. Ich sage mit Gunst: Ich komme daher, ohn' alle Gefahr, es tritt mir nach, ich weiß nicht, wer, ein Ziegenschurz, thut solches Meister und GesellenMkr Trutz, ein Reifenmörder und Faßverderber, ein Pflastertreter, ein ANPÄ- und Gesellenverräther; er tritt auf die Schwellen, er tritt wieder dKÄn, er spricht, er habe es nicht gethan, er tritt mit mir herein, er spriGWsr will nach diesem seinen Schleifen auch ein guter Geselle sein. . . . ^ Ki Liede So mit Gunst, Meiste-MM Gesellen! Ich habe drG^iMfrägmi"zö thun, derohalben frage^iH^am"Schen^Male, ob etwa ein-MWeschWr MeMe vorhanden wä«s? do M^much> SiM aÄf diesen gegenWMi'ZM ZMüMtz oder auf"-sMN^yMeistwZKwa'6TMe?l Der wMeMTnd-MfWhM^Mr MWiösAheKNDji?rM?^^<KMk KMlsMlM HetnAeiWtp KMM,TlMv«kH -»ttlM M^fchMgA^ MM 7ßH« MMttMZSHMn ^ehe'WMVWt^u«es«dkr Ziegenschurz hernach-llMtf^eWiS^Ma^erschkft^mjöchMIIKchK 'rMd-ltzeförMt MiMnMÄW NlM-MW eiMMMfMi^?'^MKüW.Mes^öMewM ehr- oßamMHarMerW? naHkewchß" de'^ GMMH-»istNwMMiaM slGMlsiMÄß

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/91>, abgerufen am 29.06.2024.