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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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Die Frachten ^bestehen aus Braunkohlen '(ca. 60 Percent). Bauholz
33 Percent), Getreide und Hülsenfrüchte (4 Procent), Obst (3 Percent), dann
Graphit, Braunholz, Steinen und Anderem.

Die Bergfahrt befördert zumeist nur überseeische Artikel, außerdem auch
Straßfurther Steinsalz, Schwefel, Reis, Soda, Farbholz, Chilisalpeter, Baum¬
wolle und Kaffee, in einer Gesammtmenge von beiläufig 600,000 Centner.

Die Moldau, der einzige schiffbare Nebenfluß der Elbe, welche die
Hauptstadt Böhmens einerseits mit dem Süden des Landes und durch Ver¬
mittlung der Linz-Budweiser Bahn auch mit der Donau verbindet, vermittelt
einen ziemlich lebhaften Binnenverkehr namentlich in Kochsalz, welches in
Budweis verladen wird, dann in Holz, Getrcnde, Graphit, Baumaterialien
Eisenwaaren und Mctualien. Die Gesammtmenge der durch die Moldau-
Schifffahrt nach Prag gebrachten Waaren kann jährlich auf 600,000 Centner
veranschlagt werden.

Die Weichsel, welche das westliche Galizien mit der Ostsee in Ver¬
bindung setzt, wird innerhalb der Grenze der Monarchie nur stromabwärts mit
Ruderschiffen und Flößen befahren, welche hauptsächlich Schiffbau- und sonstiges
Werkholz nach Danzig, dann aber auch Getraide, Salz und andere Landes-
producte nach Warschau verführen.

Der gesammte durch die Weichsel vermittelte, gegenwärtig noch eng be¬
grenzte Frachtverkehr beläuft sich auf nicht viel mehr als 4^/-, Millionen
Centner im Jahre.

In Böhmen vermitteln auf den Flüssen nur zwei Gesellschaften den
Schiffsverkehr in größerem Maaßstabe. Es sind dies die "Prager-Moldau
Dampfschifffahrts-Gesellschaft" und die "Prager Dampf- und Segelschifffahrts-
Gesellschast". Erstere besteht seit 1865, besorgt den Personen und Sachen¬
transport mittelst zweier Dampfschiffe auf der Moldau zwischen Prag und
Stuchwic. Das Actien-Kapital beträgt 68.000 si.; für die Jahre 1869 und
1870 wurde eine 4pere., für 1871 eine 5pere. Dividende, für 1872 und
1873 keine Dividende vertheilt. Die Prager Dampf- und Segelschiff-
fahrts-Gesellschaft ging aus der seit 1822 bestandenen Prager Schiff-
fahrts-Gesellschaft hervor und befaßt sich mit der Verschiffung von Frachten
auf der Elbe, Moldau und deren Zuflüssen. Unterm 15. August 1870 er
hielt die Gesellschaft die Concession zum Betrieb der Dampfschifffahrt unecht
Kette und Drahtseil auf der böhmischen Elbe für die Strecke von der
sächsischen Grenze bis Metrik.

Für Wassertransporte in Binnengewässern ist in neuerer Zeit die Ketten-
Schifffahrt und Drahtseil-Schifffahrt gegenüber der freien Schiff¬
fahrt in Concurrenz getreten. Es ist zweifellos, daß in Flüssen der Trans
Port stromaufwärts mittelst Seil- oder Kettenschiffen mit einem viel geringeren


Die Frachten ^bestehen aus Braunkohlen '(ca. 60 Percent). Bauholz
33 Percent), Getreide und Hülsenfrüchte (4 Procent), Obst (3 Percent), dann
Graphit, Braunholz, Steinen und Anderem.

Die Bergfahrt befördert zumeist nur überseeische Artikel, außerdem auch
Straßfurther Steinsalz, Schwefel, Reis, Soda, Farbholz, Chilisalpeter, Baum¬
wolle und Kaffee, in einer Gesammtmenge von beiläufig 600,000 Centner.

Die Moldau, der einzige schiffbare Nebenfluß der Elbe, welche die
Hauptstadt Böhmens einerseits mit dem Süden des Landes und durch Ver¬
mittlung der Linz-Budweiser Bahn auch mit der Donau verbindet, vermittelt
einen ziemlich lebhaften Binnenverkehr namentlich in Kochsalz, welches in
Budweis verladen wird, dann in Holz, Getrcnde, Graphit, Baumaterialien
Eisenwaaren und Mctualien. Die Gesammtmenge der durch die Moldau-
Schifffahrt nach Prag gebrachten Waaren kann jährlich auf 600,000 Centner
veranschlagt werden.

Die Weichsel, welche das westliche Galizien mit der Ostsee in Ver¬
bindung setzt, wird innerhalb der Grenze der Monarchie nur stromabwärts mit
Ruderschiffen und Flößen befahren, welche hauptsächlich Schiffbau- und sonstiges
Werkholz nach Danzig, dann aber auch Getraide, Salz und andere Landes-
producte nach Warschau verführen.

Der gesammte durch die Weichsel vermittelte, gegenwärtig noch eng be¬
grenzte Frachtverkehr beläuft sich auf nicht viel mehr als 4^/-, Millionen
Centner im Jahre.

In Böhmen vermitteln auf den Flüssen nur zwei Gesellschaften den
Schiffsverkehr in größerem Maaßstabe. Es sind dies die „Prager-Moldau
Dampfschifffahrts-Gesellschaft" und die „Prager Dampf- und Segelschifffahrts-
Gesellschast". Erstere besteht seit 1865, besorgt den Personen und Sachen¬
transport mittelst zweier Dampfschiffe auf der Moldau zwischen Prag und
Stuchwic. Das Actien-Kapital beträgt 68.000 si.; für die Jahre 1869 und
1870 wurde eine 4pere., für 1871 eine 5pere. Dividende, für 1872 und
1873 keine Dividende vertheilt. Die Prager Dampf- und Segelschiff-
fahrts-Gesellschaft ging aus der seit 1822 bestandenen Prager Schiff-
fahrts-Gesellschaft hervor und befaßt sich mit der Verschiffung von Frachten
auf der Elbe, Moldau und deren Zuflüssen. Unterm 15. August 1870 er
hielt die Gesellschaft die Concession zum Betrieb der Dampfschifffahrt unecht
Kette und Drahtseil auf der böhmischen Elbe für die Strecke von der
sächsischen Grenze bis Metrik.

Für Wassertransporte in Binnengewässern ist in neuerer Zeit die Ketten-
Schifffahrt und Drahtseil-Schifffahrt gegenüber der freien Schiff¬
fahrt in Concurrenz getreten. Es ist zweifellos, daß in Flüssen der Trans
Port stromaufwärts mittelst Seil- oder Kettenschiffen mit einem viel geringeren


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[0519] Die Frachten ^bestehen aus Braunkohlen '(ca. 60 Percent). Bauholz 33 Percent), Getreide und Hülsenfrüchte (4 Procent), Obst (3 Percent), dann Graphit, Braunholz, Steinen und Anderem. Die Bergfahrt befördert zumeist nur überseeische Artikel, außerdem auch Straßfurther Steinsalz, Schwefel, Reis, Soda, Farbholz, Chilisalpeter, Baum¬ wolle und Kaffee, in einer Gesammtmenge von beiläufig 600,000 Centner. Die Moldau, der einzige schiffbare Nebenfluß der Elbe, welche die Hauptstadt Böhmens einerseits mit dem Süden des Landes und durch Ver¬ mittlung der Linz-Budweiser Bahn auch mit der Donau verbindet, vermittelt einen ziemlich lebhaften Binnenverkehr namentlich in Kochsalz, welches in Budweis verladen wird, dann in Holz, Getrcnde, Graphit, Baumaterialien Eisenwaaren und Mctualien. Die Gesammtmenge der durch die Moldau- Schifffahrt nach Prag gebrachten Waaren kann jährlich auf 600,000 Centner veranschlagt werden. Die Weichsel, welche das westliche Galizien mit der Ostsee in Ver¬ bindung setzt, wird innerhalb der Grenze der Monarchie nur stromabwärts mit Ruderschiffen und Flößen befahren, welche hauptsächlich Schiffbau- und sonstiges Werkholz nach Danzig, dann aber auch Getraide, Salz und andere Landes- producte nach Warschau verführen. Der gesammte durch die Weichsel vermittelte, gegenwärtig noch eng be¬ grenzte Frachtverkehr beläuft sich auf nicht viel mehr als 4^/-, Millionen Centner im Jahre. In Böhmen vermitteln auf den Flüssen nur zwei Gesellschaften den Schiffsverkehr in größerem Maaßstabe. Es sind dies die „Prager-Moldau Dampfschifffahrts-Gesellschaft" und die „Prager Dampf- und Segelschifffahrts- Gesellschast". Erstere besteht seit 1865, besorgt den Personen und Sachen¬ transport mittelst zweier Dampfschiffe auf der Moldau zwischen Prag und Stuchwic. Das Actien-Kapital beträgt 68.000 si.; für die Jahre 1869 und 1870 wurde eine 4pere., für 1871 eine 5pere. Dividende, für 1872 und 1873 keine Dividende vertheilt. Die Prager Dampf- und Segelschiff- fahrts-Gesellschaft ging aus der seit 1822 bestandenen Prager Schiff- fahrts-Gesellschaft hervor und befaßt sich mit der Verschiffung von Frachten auf der Elbe, Moldau und deren Zuflüssen. Unterm 15. August 1870 er hielt die Gesellschaft die Concession zum Betrieb der Dampfschifffahrt unecht Kette und Drahtseil auf der böhmischen Elbe für die Strecke von der sächsischen Grenze bis Metrik. Für Wassertransporte in Binnengewässern ist in neuerer Zeit die Ketten- Schifffahrt und Drahtseil-Schifffahrt gegenüber der freien Schiff¬ fahrt in Concurrenz getreten. Es ist zweifellos, daß in Flüssen der Trans Port stromaufwärts mittelst Seil- oder Kettenschiffen mit einem viel geringeren

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/519>, abgerufen am 29.06.2024.