Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.selbst gefunden oder gelegentlich acquirirt hatte. Unter den vielen Zügen, Durch sein persönliches Interesse für die so räthselhafte Witterungs¬ Es würde unbegreiflich sein, wie es ihm gelingen konnte, eine solche selbst gefunden oder gelegentlich acquirirt hatte. Unter den vielen Zügen, Durch sein persönliches Interesse für die so räthselhafte Witterungs¬ Es würde unbegreiflich sein, wie es ihm gelingen konnte, eine solche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0452" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134270"/> <p xml:id="ID_1405" prev="#ID_1404"> selbst gefunden oder gelegentlich acquirirt hatte. Unter den vielen Zügen,<lb/> welche seine Achtung vor dem Naturstudium bezeichnen, ist gewiß einer der<lb/> vorzüglich charakteristischen, daß er die Säle seines Schlosses in Jena den<lb/> Sammlungen einräumte und sich bei seinem Verweilen daselbst mit den Zim¬<lb/> mern eines Seitengebäudes begnügte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1406"> Durch sein persönliches Interesse für die so räthselhafte Witterungs¬<lb/> kunde angeregt, ließ er in Weimar die meteorologischen Anstalten nach einem<lb/> sehr umfassenden, man kann sagen großartigen Plane einrichten. An mehre¬<lb/> ren, durch Lage und Verhältniß ganz verschiedenen Punkten des Landes, auf<lb/> der Höhe des Rhöngebirges, auf der Wartburg, auf dem Ettersberge, in<lb/> Weimar, in Jena, in Altstadt wurden regelmäßig, alle Tage dreimal in<lb/> gleichen Stunden die Witterungsbeobachtungen gemacht, in sehr umsichtig<lb/> entworfene Tabellen eingetragen und alle Monate auf der Sternwarte zu<lb/> Jena in eine Generalübersicht zusammengestellt. Physik und Chemie nahmen<lb/> den Großherzog Karl August ebenfalls sehr in Anspruch, und wenn es ihm<lb/> auch unmöglich war, diesen im beständigen Fortschreiren begriffenen Wissen¬<lb/> schaften eigentlich zu folgen , so interessirte er sich doch fortwährend für die<lb/> bedeutendsten und neuesten Entdeckungen und für die Anwendung derselben<lb/> z. B. auf Mechanik und Maschinenwesen, auf Agricultur und Gewerbschemie<lb/> und Technologie überhaupt. „Sie sehen, sagte Goethe zu Eckermann, wie<lb/> sein außerordentlicher Geist das ganze Reich der Natur umfaßte, Physik,<lb/> Astronomie, Geognosie. Meteorologie, Pflanzen- und Thier-Formen der<lb/> Urwelt, und was sonst dazu gehört, er hatte für Alles Sinn und für Alles<lb/> Interesse."</p><lb/> <p xml:id="ID_1407" next="#ID_1408"> Es würde unbegreiflich sein, wie es ihm gelingen konnte, eine solche<lb/> Masse der verschiedenartigsten Kenntnisse sich zugänglich zu machen und sich<lb/> anzueignen, wüßten wir nicht, mit wie vielen durch Talente, Kenntnisse oder<lb/> Erfahrung ausgezeichneten Männern er in Weimar und auf seinen Reisen in<lb/> Verbindung gekommen ist. und wie er jeden hervorragenden Mann so zu be¬<lb/> handeln verstand, daß dieser mit Unbefangenheit seine Ansichten aussprach,<lb/> wie er den Zauber fürstlicher Leutseligkeit und wahrer Humanität benutzte,<lb/> um die edelsten Schätze zu heben. Mochte er zu seinem Vergnügen und zu<lb/> seiner Erholung oder in ernsten Staatsgeschäften Reisen unternehmen, stets<lb/> und überall war er auf die Bereicherung seiner Kenntnisse bedacht. Er suchte<lb/> berühmte Männer auf, besichtigte die Sammlungen der Natur- und Kunst¬<lb/> geschichte, und überall, in Paris und London, in Wien und Mailand, er¬<lb/> staunten die Aufseher der Sammlungen, Museen und Gärten über seine<lb/> gründlichen, umfangreichen Kenntnisse und zollten ihm freudig ihre Bewun¬<lb/> derung. Und diese Bewunderung wurde ihm zu Theil auch wenn sein fürst¬<lb/> licher Stand unbekannt war, wenn er. wie bei Blumenbach und bei G. Förster,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0452]
selbst gefunden oder gelegentlich acquirirt hatte. Unter den vielen Zügen,
welche seine Achtung vor dem Naturstudium bezeichnen, ist gewiß einer der
vorzüglich charakteristischen, daß er die Säle seines Schlosses in Jena den
Sammlungen einräumte und sich bei seinem Verweilen daselbst mit den Zim¬
mern eines Seitengebäudes begnügte.
Durch sein persönliches Interesse für die so räthselhafte Witterungs¬
kunde angeregt, ließ er in Weimar die meteorologischen Anstalten nach einem
sehr umfassenden, man kann sagen großartigen Plane einrichten. An mehre¬
ren, durch Lage und Verhältniß ganz verschiedenen Punkten des Landes, auf
der Höhe des Rhöngebirges, auf der Wartburg, auf dem Ettersberge, in
Weimar, in Jena, in Altstadt wurden regelmäßig, alle Tage dreimal in
gleichen Stunden die Witterungsbeobachtungen gemacht, in sehr umsichtig
entworfene Tabellen eingetragen und alle Monate auf der Sternwarte zu
Jena in eine Generalübersicht zusammengestellt. Physik und Chemie nahmen
den Großherzog Karl August ebenfalls sehr in Anspruch, und wenn es ihm
auch unmöglich war, diesen im beständigen Fortschreiren begriffenen Wissen¬
schaften eigentlich zu folgen , so interessirte er sich doch fortwährend für die
bedeutendsten und neuesten Entdeckungen und für die Anwendung derselben
z. B. auf Mechanik und Maschinenwesen, auf Agricultur und Gewerbschemie
und Technologie überhaupt. „Sie sehen, sagte Goethe zu Eckermann, wie
sein außerordentlicher Geist das ganze Reich der Natur umfaßte, Physik,
Astronomie, Geognosie. Meteorologie, Pflanzen- und Thier-Formen der
Urwelt, und was sonst dazu gehört, er hatte für Alles Sinn und für Alles
Interesse."
Es würde unbegreiflich sein, wie es ihm gelingen konnte, eine solche
Masse der verschiedenartigsten Kenntnisse sich zugänglich zu machen und sich
anzueignen, wüßten wir nicht, mit wie vielen durch Talente, Kenntnisse oder
Erfahrung ausgezeichneten Männern er in Weimar und auf seinen Reisen in
Verbindung gekommen ist. und wie er jeden hervorragenden Mann so zu be¬
handeln verstand, daß dieser mit Unbefangenheit seine Ansichten aussprach,
wie er den Zauber fürstlicher Leutseligkeit und wahrer Humanität benutzte,
um die edelsten Schätze zu heben. Mochte er zu seinem Vergnügen und zu
seiner Erholung oder in ernsten Staatsgeschäften Reisen unternehmen, stets
und überall war er auf die Bereicherung seiner Kenntnisse bedacht. Er suchte
berühmte Männer auf, besichtigte die Sammlungen der Natur- und Kunst¬
geschichte, und überall, in Paris und London, in Wien und Mailand, er¬
staunten die Aufseher der Sammlungen, Museen und Gärten über seine
gründlichen, umfangreichen Kenntnisse und zollten ihm freudig ihre Bewun¬
derung. Und diese Bewunderung wurde ihm zu Theil auch wenn sein fürst¬
licher Stand unbekannt war, wenn er. wie bei Blumenbach und bei G. Förster,
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