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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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Seeverwaltung einschiebt, nämlich die in der sogenannten ersten Section des
österreichisch-ungarischen Lloyd vereinigten Versicherungskammern,
deren Theilnahme an allen Seeangelegenheiten eine äußerst lebhafte sein muß.
Auf der einen Seite befindet sich die Seebehörde dieser Section in ähnlicher
Weise wie die Handelskammern zu consultativen Zwecken, auf der anderen
Seite giebt sie ihr Kenntniß von allen auf die Schifffahrt bezüglichen Bor¬
fällen, die irgend welchen Zusammenhang mit dem Versicherungswesen haben.
Die erste Section des österreichisch-ungarischen Lloyd ist der Centralpunkt, an
welchem sich die ganze Evidenz über die Bewegung der nationalen Handels¬
marine zusammenfaßt. Bei ihr wird jedes Schiff in seinen Fahrten und in
seinen Operationen verfolgt, derart, daß diese Section zum großen Auskunfts¬
bureau dient, um in jedem Augenblicke von dem Aufenthalte oder von der
Bestimmung eines Fahrzeuges Wissenschaft zu erlangen. Dieses Institut hat
sich ganz allmählig herangebildet und es gewann seine umfassende, für den
heutigen Stand des Seehandels geradezu unentbehrliche Bedeutung erst durch
die vielseitige Organisation des Nachrichtenwesens an der Hand von Tele¬
graphen und Semaphoren und durch Mithilfe eines über das ganze Gebiet des
Seehandels verbreiteten Netzes von Agenturen.

Auch das Amt der "österreichischen Veritas" dient den Zwecken
des Seehandels. Dieses Amt wurde im Jahre 1858 nach dem Vorbilde des
seit 1824 in London bestehenden "Lloyd's Register" und des französischen
Bureau "Veritas" in Paris, seit 1828 gegründet, geschaffen, um eine genaue
Classification der einzelnen, zum Seehandel verwendeten Schiffe in Bezug auf
ihre Tüchtigkeit zu erzielen. Die beim Veritas-Amte angemeldeten Schiffe
werden von hierzu designirter Sachverständigen untersucht und je nach ihrer
Beschaffenheit nach verschiedenen Klassen eingetheilt, deren Erfordernisse regle¬
mentmäßig festgestellt sind. Die Classisicirung muß nach einem bestimmten
Zeitraume, oder so oft das Schiff eine Havarie erlitten hat, erneuert werden
und dient als Basis beim Abschlüsse der Versicherungs-Verträge. Seit seinem
Bestände hat der "VeritAs austriaeo", welcher sich auch im Auslande eines
günstigen Rufes erfreut, in runder Summe 9200 Schiffe classificirt; das zu
Anfang des Jahres 1875 herausgegebene Register weist augenblicklich 4214
Fahrzeuge auf.

Von besonderem wirthschaftlichen Interesse für die Handelsmarine ist ferner
eine gute Schifffahrts- und Rhederei Sta ti se i k: die Statistik ist in der Heu-
tigen Administration zu einem wichtigen Gegenstande geworden, indem sie in
der prägnanten Form von Ziffern ein klares und deutliches Bild der Verhält¬
nisse, auf welche sich die Aufmerksamkeit der Verwaltung erstreckt, liefert und
hierdurch auch untrügliche Anhaltspunkte sür deren fernere Thätig-


Seeverwaltung einschiebt, nämlich die in der sogenannten ersten Section des
österreichisch-ungarischen Lloyd vereinigten Versicherungskammern,
deren Theilnahme an allen Seeangelegenheiten eine äußerst lebhafte sein muß.
Auf der einen Seite befindet sich die Seebehörde dieser Section in ähnlicher
Weise wie die Handelskammern zu consultativen Zwecken, auf der anderen
Seite giebt sie ihr Kenntniß von allen auf die Schifffahrt bezüglichen Bor¬
fällen, die irgend welchen Zusammenhang mit dem Versicherungswesen haben.
Die erste Section des österreichisch-ungarischen Lloyd ist der Centralpunkt, an
welchem sich die ganze Evidenz über die Bewegung der nationalen Handels¬
marine zusammenfaßt. Bei ihr wird jedes Schiff in seinen Fahrten und in
seinen Operationen verfolgt, derart, daß diese Section zum großen Auskunfts¬
bureau dient, um in jedem Augenblicke von dem Aufenthalte oder von der
Bestimmung eines Fahrzeuges Wissenschaft zu erlangen. Dieses Institut hat
sich ganz allmählig herangebildet und es gewann seine umfassende, für den
heutigen Stand des Seehandels geradezu unentbehrliche Bedeutung erst durch
die vielseitige Organisation des Nachrichtenwesens an der Hand von Tele¬
graphen und Semaphoren und durch Mithilfe eines über das ganze Gebiet des
Seehandels verbreiteten Netzes von Agenturen.

Auch das Amt der „österreichischen Veritas" dient den Zwecken
des Seehandels. Dieses Amt wurde im Jahre 1858 nach dem Vorbilde des
seit 1824 in London bestehenden „Lloyd's Register" und des französischen
Bureau „Veritas" in Paris, seit 1828 gegründet, geschaffen, um eine genaue
Classification der einzelnen, zum Seehandel verwendeten Schiffe in Bezug auf
ihre Tüchtigkeit zu erzielen. Die beim Veritas-Amte angemeldeten Schiffe
werden von hierzu designirter Sachverständigen untersucht und je nach ihrer
Beschaffenheit nach verschiedenen Klassen eingetheilt, deren Erfordernisse regle¬
mentmäßig festgestellt sind. Die Classisicirung muß nach einem bestimmten
Zeitraume, oder so oft das Schiff eine Havarie erlitten hat, erneuert werden
und dient als Basis beim Abschlüsse der Versicherungs-Verträge. Seit seinem
Bestände hat der „VeritAs austriaeo", welcher sich auch im Auslande eines
günstigen Rufes erfreut, in runder Summe 9200 Schiffe classificirt; das zu
Anfang des Jahres 1875 herausgegebene Register weist augenblicklich 4214
Fahrzeuge auf.

Von besonderem wirthschaftlichen Interesse für die Handelsmarine ist ferner
eine gute Schifffahrts- und Rhederei Sta ti se i k: die Statistik ist in der Heu-
tigen Administration zu einem wichtigen Gegenstande geworden, indem sie in
der prägnanten Form von Ziffern ein klares und deutliches Bild der Verhält¬
nisse, auf welche sich die Aufmerksamkeit der Verwaltung erstreckt, liefert und
hierdurch auch untrügliche Anhaltspunkte sür deren fernere Thätig-


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[0447] Seeverwaltung einschiebt, nämlich die in der sogenannten ersten Section des österreichisch-ungarischen Lloyd vereinigten Versicherungskammern, deren Theilnahme an allen Seeangelegenheiten eine äußerst lebhafte sein muß. Auf der einen Seite befindet sich die Seebehörde dieser Section in ähnlicher Weise wie die Handelskammern zu consultativen Zwecken, auf der anderen Seite giebt sie ihr Kenntniß von allen auf die Schifffahrt bezüglichen Bor¬ fällen, die irgend welchen Zusammenhang mit dem Versicherungswesen haben. Die erste Section des österreichisch-ungarischen Lloyd ist der Centralpunkt, an welchem sich die ganze Evidenz über die Bewegung der nationalen Handels¬ marine zusammenfaßt. Bei ihr wird jedes Schiff in seinen Fahrten und in seinen Operationen verfolgt, derart, daß diese Section zum großen Auskunfts¬ bureau dient, um in jedem Augenblicke von dem Aufenthalte oder von der Bestimmung eines Fahrzeuges Wissenschaft zu erlangen. Dieses Institut hat sich ganz allmählig herangebildet und es gewann seine umfassende, für den heutigen Stand des Seehandels geradezu unentbehrliche Bedeutung erst durch die vielseitige Organisation des Nachrichtenwesens an der Hand von Tele¬ graphen und Semaphoren und durch Mithilfe eines über das ganze Gebiet des Seehandels verbreiteten Netzes von Agenturen. Auch das Amt der „österreichischen Veritas" dient den Zwecken des Seehandels. Dieses Amt wurde im Jahre 1858 nach dem Vorbilde des seit 1824 in London bestehenden „Lloyd's Register" und des französischen Bureau „Veritas" in Paris, seit 1828 gegründet, geschaffen, um eine genaue Classification der einzelnen, zum Seehandel verwendeten Schiffe in Bezug auf ihre Tüchtigkeit zu erzielen. Die beim Veritas-Amte angemeldeten Schiffe werden von hierzu designirter Sachverständigen untersucht und je nach ihrer Beschaffenheit nach verschiedenen Klassen eingetheilt, deren Erfordernisse regle¬ mentmäßig festgestellt sind. Die Classisicirung muß nach einem bestimmten Zeitraume, oder so oft das Schiff eine Havarie erlitten hat, erneuert werden und dient als Basis beim Abschlüsse der Versicherungs-Verträge. Seit seinem Bestände hat der „VeritAs austriaeo", welcher sich auch im Auslande eines günstigen Rufes erfreut, in runder Summe 9200 Schiffe classificirt; das zu Anfang des Jahres 1875 herausgegebene Register weist augenblicklich 4214 Fahrzeuge auf. Von besonderem wirthschaftlichen Interesse für die Handelsmarine ist ferner eine gute Schifffahrts- und Rhederei Sta ti se i k: die Statistik ist in der Heu- tigen Administration zu einem wichtigen Gegenstande geworden, indem sie in der prägnanten Form von Ziffern ein klares und deutliches Bild der Verhält¬ nisse, auf welche sich die Aufmerksamkeit der Verwaltung erstreckt, liefert und hierdurch auch untrügliche Anhaltspunkte sür deren fernere Thätig-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/447>, abgerufen am 26.06.2024.