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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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Mercantil-Dampfer mangelte, so blieb sie doch der Rückwirkung des Kanals
auf die maritimen Dinge im Guten wie im Schlimmen nicht fremd. Ein
breiter Zug des Seehandels nimmt abermals, wie schon vor Jahrhunderten,
seine Richtung durchs Mittelmeer und wenn man dabei zusammenhält, daß
die in der europäischen Türkei gebauten Schienenwege am Mittelmeere enden
und das Entstehen neuer Handelsstraßen bedeuten, so liegt der große Wand¬
lungsprozeß, in welchem die Handelsmarine sich augenblicklich befindet,
klar vor Augen und eben so wenig kann ein Zweifel obwalten, daß die
ganze Zukunft dieser Marine in der Frage nach dem Antheile gipfelt,
welchen sie sich an dem in neue Bahnen einlenkenden Verkehr erwerben kann
und erwerben wird. Die österreichische Seeverwaltung muß bedacht sein, jedes
Hinderniß zu entfernen, welches sich der Befriedigung eommerzieller Interessen
irgendwo entgegenstellen mag und jede mögliche Erleichterung zuzugestehen.
So bewegt sich ein sehr erheblicher Theil der Handelsmarine in ausländischen
Gewässern, verkehrt oft durch eine lange Zeit hindurch nur in fremden Häfen und
es kann daher die Verbindung mit der heimischen Verwaltung nur durch die
Vermittlung der Consulate hergestellt werden. Aus diesem Grunde muß
unseres Erachtens das Streben der österreichischen Seebehörde stets in erster
Linie dahin gerichtet sein, der Ausdehnung derConsular-Jnsti-
tution auf alle Häfen, welche für die Interessen der nationalen Schifffahrt
von irgend welcher Bedeutung find, das Wort zu reden und nicht weniger
muß sie suchen mit den verschiedenen Aemtern einen regen Verkehr im Gange
zu erhalten, um alle Nachrichten und Auskünfte, welche auf die ihrer Obsorge
anvertrauten Zweige Bezug haben ehestens und in möglichster Vervollstän-
digkeit zu erhalten. Kurz, es liegt im Consularwesen eine wichtige, geradezu
unerläßliche Ergänzung für den Organismus und für die Wirksamkeit der
Seeverwaltung.

Auch noch auf einer anderen Seite glauben wir eine solche Ergänzung
zu erblicken. Es sind dies die Handelskammern an der Küste, in welcher
sich die Vertretung des Rheder- und Handelsstandes concentrirt und berufen
ist, der Verwaltung an die Hand zu gehen. Sie sind in Angelegenheiten,
welche die Interessen jener Kreise berühren, zu Rathe zu ziehen, und zur
Erstattung ihres Gutachtens einzuladen. Sie dienen weiter dazu die Auf¬
merksamkeit der Verwaltung auf Objecte zu lenken, welche einer besonderen
Beachtung oder Fürsorge bedürftig erscheinen und sie sind das berechtigte
Organ, durch welches die Seeverwaltung von den Bedürfnissen und Wünschen
der maritimen Welt Kenntniß erhält.

Ebensowenig kann eine andere Corporation unerwähnt bleiben, die sich
als ein nützliches Glied in den Gesammt-Organismus der österreichischen


Mercantil-Dampfer mangelte, so blieb sie doch der Rückwirkung des Kanals
auf die maritimen Dinge im Guten wie im Schlimmen nicht fremd. Ein
breiter Zug des Seehandels nimmt abermals, wie schon vor Jahrhunderten,
seine Richtung durchs Mittelmeer und wenn man dabei zusammenhält, daß
die in der europäischen Türkei gebauten Schienenwege am Mittelmeere enden
und das Entstehen neuer Handelsstraßen bedeuten, so liegt der große Wand¬
lungsprozeß, in welchem die Handelsmarine sich augenblicklich befindet,
klar vor Augen und eben so wenig kann ein Zweifel obwalten, daß die
ganze Zukunft dieser Marine in der Frage nach dem Antheile gipfelt,
welchen sie sich an dem in neue Bahnen einlenkenden Verkehr erwerben kann
und erwerben wird. Die österreichische Seeverwaltung muß bedacht sein, jedes
Hinderniß zu entfernen, welches sich der Befriedigung eommerzieller Interessen
irgendwo entgegenstellen mag und jede mögliche Erleichterung zuzugestehen.
So bewegt sich ein sehr erheblicher Theil der Handelsmarine in ausländischen
Gewässern, verkehrt oft durch eine lange Zeit hindurch nur in fremden Häfen und
es kann daher die Verbindung mit der heimischen Verwaltung nur durch die
Vermittlung der Consulate hergestellt werden. Aus diesem Grunde muß
unseres Erachtens das Streben der österreichischen Seebehörde stets in erster
Linie dahin gerichtet sein, der Ausdehnung derConsular-Jnsti-
tution auf alle Häfen, welche für die Interessen der nationalen Schifffahrt
von irgend welcher Bedeutung find, das Wort zu reden und nicht weniger
muß sie suchen mit den verschiedenen Aemtern einen regen Verkehr im Gange
zu erhalten, um alle Nachrichten und Auskünfte, welche auf die ihrer Obsorge
anvertrauten Zweige Bezug haben ehestens und in möglichster Vervollstän-
digkeit zu erhalten. Kurz, es liegt im Consularwesen eine wichtige, geradezu
unerläßliche Ergänzung für den Organismus und für die Wirksamkeit der
Seeverwaltung.

Auch noch auf einer anderen Seite glauben wir eine solche Ergänzung
zu erblicken. Es sind dies die Handelskammern an der Küste, in welcher
sich die Vertretung des Rheder- und Handelsstandes concentrirt und berufen
ist, der Verwaltung an die Hand zu gehen. Sie sind in Angelegenheiten,
welche die Interessen jener Kreise berühren, zu Rathe zu ziehen, und zur
Erstattung ihres Gutachtens einzuladen. Sie dienen weiter dazu die Auf¬
merksamkeit der Verwaltung auf Objecte zu lenken, welche einer besonderen
Beachtung oder Fürsorge bedürftig erscheinen und sie sind das berechtigte
Organ, durch welches die Seeverwaltung von den Bedürfnissen und Wünschen
der maritimen Welt Kenntniß erhält.

Ebensowenig kann eine andere Corporation unerwähnt bleiben, die sich
als ein nützliches Glied in den Gesammt-Organismus der österreichischen


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[0446] Mercantil-Dampfer mangelte, so blieb sie doch der Rückwirkung des Kanals auf die maritimen Dinge im Guten wie im Schlimmen nicht fremd. Ein breiter Zug des Seehandels nimmt abermals, wie schon vor Jahrhunderten, seine Richtung durchs Mittelmeer und wenn man dabei zusammenhält, daß die in der europäischen Türkei gebauten Schienenwege am Mittelmeere enden und das Entstehen neuer Handelsstraßen bedeuten, so liegt der große Wand¬ lungsprozeß, in welchem die Handelsmarine sich augenblicklich befindet, klar vor Augen und eben so wenig kann ein Zweifel obwalten, daß die ganze Zukunft dieser Marine in der Frage nach dem Antheile gipfelt, welchen sie sich an dem in neue Bahnen einlenkenden Verkehr erwerben kann und erwerben wird. Die österreichische Seeverwaltung muß bedacht sein, jedes Hinderniß zu entfernen, welches sich der Befriedigung eommerzieller Interessen irgendwo entgegenstellen mag und jede mögliche Erleichterung zuzugestehen. So bewegt sich ein sehr erheblicher Theil der Handelsmarine in ausländischen Gewässern, verkehrt oft durch eine lange Zeit hindurch nur in fremden Häfen und es kann daher die Verbindung mit der heimischen Verwaltung nur durch die Vermittlung der Consulate hergestellt werden. Aus diesem Grunde muß unseres Erachtens das Streben der österreichischen Seebehörde stets in erster Linie dahin gerichtet sein, der Ausdehnung derConsular-Jnsti- tution auf alle Häfen, welche für die Interessen der nationalen Schifffahrt von irgend welcher Bedeutung find, das Wort zu reden und nicht weniger muß sie suchen mit den verschiedenen Aemtern einen regen Verkehr im Gange zu erhalten, um alle Nachrichten und Auskünfte, welche auf die ihrer Obsorge anvertrauten Zweige Bezug haben ehestens und in möglichster Vervollstän- digkeit zu erhalten. Kurz, es liegt im Consularwesen eine wichtige, geradezu unerläßliche Ergänzung für den Organismus und für die Wirksamkeit der Seeverwaltung. Auch noch auf einer anderen Seite glauben wir eine solche Ergänzung zu erblicken. Es sind dies die Handelskammern an der Küste, in welcher sich die Vertretung des Rheder- und Handelsstandes concentrirt und berufen ist, der Verwaltung an die Hand zu gehen. Sie sind in Angelegenheiten, welche die Interessen jener Kreise berühren, zu Rathe zu ziehen, und zur Erstattung ihres Gutachtens einzuladen. Sie dienen weiter dazu die Auf¬ merksamkeit der Verwaltung auf Objecte zu lenken, welche einer besonderen Beachtung oder Fürsorge bedürftig erscheinen und sie sind das berechtigte Organ, durch welches die Seeverwaltung von den Bedürfnissen und Wünschen der maritimen Welt Kenntniß erhält. Ebensowenig kann eine andere Corporation unerwähnt bleiben, die sich als ein nützliches Glied in den Gesammt-Organismus der österreichischen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/446>, abgerufen am 26.06.2024.