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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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Zeitschrift bringen könnten, wie die "Zeitschrift für bildende Kunst"; aber das
ist bei uns vorläufig noch nicht möglich." Nun, wenn ein Werk wie "Kunst
und Künstler" gegenwärtig den Boden für seine Aufnahme zubereitet findet,
wenn es vielseitig mit Verständniß und Begeisterung aufgenommen werden
wird, so ist das zum guten Theile das Verdienst dieser trefflichen "Zeitschrift."
Die mitarbeitenden wissenschaftlichen Kräfte, die leitenden wissenschaftlichen und
künstlerischen Gesichtspunkte, sie sind bei beiden dieselben.

Bis jetzt sind zwei Lieferungen von "Kunst und Künstler" ausgegeben.
Bei der großen Zahl von Mitarbeitern ist es unmöglich, die Reihenfolge in
der Zeit des Erscheinens mit der geschichtlichen Aufeinanderfolge in Ueber¬
einstimmung zu bringen. Die Lieferungen erscheinen also außer der Reihe,
so, wie sie fertig werden, tragen oben die Lieferungsnummer, unten die
Nummer der systematischen Folge und werden sich schließlich in bester Ordnung
zum Ganzen fügen. Die erste Lieferung enthält Nummer 5 und 6 der
systematischen Folge: Die Brüder Van Eyck, von O. Eisen manu,
und Martin Schongauer, von Wilhelm Schmidt; die zweite Lieferung
bringt Nummer 24 der systematischen Folge: Gerhard Terborch, Gabriel
Metzü und Kaspar Netscher, alle drei behandelt von Carl Lemcke.

Was nach dem gegenwärtigen Stande der Forschung über die genannten
Meister, ihre Lebenszeit und ihre Lebensschicksale, ihre erhaltenen Werke
und ihren Kunstcharakter gesagt werden kann, das ist in diesen Darstellungen
gesagt. Gar manche Frage ist dabei noch offen gelassen, manches Räthsel
stehen geblieben, das noch der Lösung harrt. Aber es ist schwerlich anzu¬
nehmen, daß augenblicklich einer wesentlich Genaueres und Besseres über die
Betreffenden zu sagen wüßte, als hier mitgetheilt ist.

Eines aber dürfen wir nicht verschweigen: daß nämlich der große Vorzug,
den diese Publication sachlich durch die Vertheilung der Arbeit unter die besten
Kräfte erhält, einigermaßen verkürzt wird durch die Ungleichmäßigkeit der
Behandlung, welche bei so verschiednen Händen unausbleiblich ist, und welche
die feinfühlende Hand des Herausgebers wohl einigermaßen auszugleichen,
aber nicht ganz zu beseitigen im Stande sein wird. Wenn Eisenmann und
Schmidt sofort in nnzüias roh gehen und von der Persönlichkeit ihrer Künstler
sprechen, Lemcke dagegen eine breit angelegte Einleitung vorausschickt, worin
er den Einfluß der Renaissance Ms die holländische Malerei, die realistische
Strömung innerhalb derselben und die politischen Vorbedingungen ihrer Ent¬
wickelung schildert, so wagen wir über diese Ungleichheit kein Urtheil: möglicher¬
weise ist gerade sie durch den Plan des Ganzen vorgezeichnet; wenn Eisenmann
und Schmidt die Werke ihrer Künstler einzeln vorführen und eingehend be¬
sprechen, Lemcke die der seinigen mehr gruppenweise summarisch behandelt
und am Schluße nur kurz aufzählt, was in öffentlichen Gallerieen sich findet.


Zeitschrift bringen könnten, wie die „Zeitschrift für bildende Kunst"; aber das
ist bei uns vorläufig noch nicht möglich." Nun, wenn ein Werk wie „Kunst
und Künstler" gegenwärtig den Boden für seine Aufnahme zubereitet findet,
wenn es vielseitig mit Verständniß und Begeisterung aufgenommen werden
wird, so ist das zum guten Theile das Verdienst dieser trefflichen „Zeitschrift."
Die mitarbeitenden wissenschaftlichen Kräfte, die leitenden wissenschaftlichen und
künstlerischen Gesichtspunkte, sie sind bei beiden dieselben.

Bis jetzt sind zwei Lieferungen von „Kunst und Künstler" ausgegeben.
Bei der großen Zahl von Mitarbeitern ist es unmöglich, die Reihenfolge in
der Zeit des Erscheinens mit der geschichtlichen Aufeinanderfolge in Ueber¬
einstimmung zu bringen. Die Lieferungen erscheinen also außer der Reihe,
so, wie sie fertig werden, tragen oben die Lieferungsnummer, unten die
Nummer der systematischen Folge und werden sich schließlich in bester Ordnung
zum Ganzen fügen. Die erste Lieferung enthält Nummer 5 und 6 der
systematischen Folge: Die Brüder Van Eyck, von O. Eisen manu,
und Martin Schongauer, von Wilhelm Schmidt; die zweite Lieferung
bringt Nummer 24 der systematischen Folge: Gerhard Terborch, Gabriel
Metzü und Kaspar Netscher, alle drei behandelt von Carl Lemcke.

Was nach dem gegenwärtigen Stande der Forschung über die genannten
Meister, ihre Lebenszeit und ihre Lebensschicksale, ihre erhaltenen Werke
und ihren Kunstcharakter gesagt werden kann, das ist in diesen Darstellungen
gesagt. Gar manche Frage ist dabei noch offen gelassen, manches Räthsel
stehen geblieben, das noch der Lösung harrt. Aber es ist schwerlich anzu¬
nehmen, daß augenblicklich einer wesentlich Genaueres und Besseres über die
Betreffenden zu sagen wüßte, als hier mitgetheilt ist.

Eines aber dürfen wir nicht verschweigen: daß nämlich der große Vorzug,
den diese Publication sachlich durch die Vertheilung der Arbeit unter die besten
Kräfte erhält, einigermaßen verkürzt wird durch die Ungleichmäßigkeit der
Behandlung, welche bei so verschiednen Händen unausbleiblich ist, und welche
die feinfühlende Hand des Herausgebers wohl einigermaßen auszugleichen,
aber nicht ganz zu beseitigen im Stande sein wird. Wenn Eisenmann und
Schmidt sofort in nnzüias roh gehen und von der Persönlichkeit ihrer Künstler
sprechen, Lemcke dagegen eine breit angelegte Einleitung vorausschickt, worin
er den Einfluß der Renaissance Ms die holländische Malerei, die realistische
Strömung innerhalb derselben und die politischen Vorbedingungen ihrer Ent¬
wickelung schildert, so wagen wir über diese Ungleichheit kein Urtheil: möglicher¬
weise ist gerade sie durch den Plan des Ganzen vorgezeichnet; wenn Eisenmann
und Schmidt die Werke ihrer Künstler einzeln vorführen und eingehend be¬
sprechen, Lemcke die der seinigen mehr gruppenweise summarisch behandelt
und am Schluße nur kurz aufzählt, was in öffentlichen Gallerieen sich findet.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/415>, abgerufen am 26.06.2024.