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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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Geographie von höchstem Interesse waren. Auf diese Weise schuf sie eine
Bibliothek, die sich jeden Tag vergrößerte, und die heute nicht weniger als
10,000 Bände oder Broschüren und ebenso viel Karten besitzt, wovon 400
Bände oder Broschüren, 100 Karten und 6 Reliefs aus dem Jahre 1874 sind.

Die politischen Ereignisse und Erschütterungen bedrohten gar oft die
Existenz der Gesellschaft, der panische Schrecken, welcher sich durch die Revo¬
lution 1848 verbreitete, schien sie auf immer vernichten zu wollen ; jedoch nach
jedem Sturm, nach jeder Bedrängniß sah man sie ihre civilisirende Aufgabe
mit vertrauensvoller Entschlossenheit wieder aufnehmen. Die Mißgeschicke des
letzten Kriegs haben ihren Muth durchaus nicht niedergebeugt, sondern sie
vielmehr zur Vedoppelung ihrer Anstrengungen angetrieben. In der Ueber¬
zeugung, daß das Studium der Geographie in Frankreich von der Mehrzahl
zu sehr vernachlässigt worden war, setzte sie im Jahre 1872 mit Genehmigung
des Cultusministers zwei Universitätspreise und im Jahre 1874 einen dritten
für die militärische Erziehungsanstalt von La Fleche aus. Außerdem erließ
sie einen öffentlichen Ausruf, um das Interesse für geographische Studien
allgemein anzuregen. Dieser Aufruf ist wohl aufgenommen worden, und
Tag für Tag sieht die Gesellschaft mit der Vermehrung ihrer Mitglieder ihre
Hilfsmittel, die sie fast ausschließlich zu neuen Erfolgen verwendet, sich ver¬
größern. Im Laufe des Jahres 1874 wurden 300 neue Mitglieder in ihre
Listen, die heute 1100 Mitglieder zählen, eingeschrieben.

Mit den Bedürfnissen verdoppelten sich ihre Anstrengungen, und bereit¬
willig hat sie die Mitwirkung der Syndikats-Kammern behufs genauerer
Studien der geographischen Fragen in Hinsicht auf die Erweiterung der com-
merziellen Beziehungen nach Außen angenommen.

Es wurde eine bestimmte Anzahl von Mitgliedern gewählt, die sich mit einer
gleichen Zahl von Vertretern der Syndikats-Kammern vereinigten und diese
bilden auf diese Art eine geographische Commission, von deren Wirken man
die schönsten und nützlichsten Erfolge erwartet.

Bei Gelegenheit des zweiten internationalen Congresses für geographische
Studien, welcher am 1. August d. I. eröffnet worden ist, hat die geogra¬
phische Gesellschaft von Paris Delegationen von allen geographischen Vereinen
der Erde empfangen. Diese Feierlichkeit, verbunden mit einer am 16. Juli
eröffneten geographischen Ausstellung, wird jedenfalls dazu beitragen, den
Reisen und Forschungen, welche allmählich die wohlthätige Kraft der Civili¬
sation über die ganze Welt verbreiten sollen, einen neuen Aufschwung zu
Gustav Krause. geben.




Verantwortlicher Redakteur: or. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von F. L- Hcrbig in Leipzig. -- Druck von Hiithcl Herrmann in Leipzig.

Geographie von höchstem Interesse waren. Auf diese Weise schuf sie eine
Bibliothek, die sich jeden Tag vergrößerte, und die heute nicht weniger als
10,000 Bände oder Broschüren und ebenso viel Karten besitzt, wovon 400
Bände oder Broschüren, 100 Karten und 6 Reliefs aus dem Jahre 1874 sind.

Die politischen Ereignisse und Erschütterungen bedrohten gar oft die
Existenz der Gesellschaft, der panische Schrecken, welcher sich durch die Revo¬
lution 1848 verbreitete, schien sie auf immer vernichten zu wollen ; jedoch nach
jedem Sturm, nach jeder Bedrängniß sah man sie ihre civilisirende Aufgabe
mit vertrauensvoller Entschlossenheit wieder aufnehmen. Die Mißgeschicke des
letzten Kriegs haben ihren Muth durchaus nicht niedergebeugt, sondern sie
vielmehr zur Vedoppelung ihrer Anstrengungen angetrieben. In der Ueber¬
zeugung, daß das Studium der Geographie in Frankreich von der Mehrzahl
zu sehr vernachlässigt worden war, setzte sie im Jahre 1872 mit Genehmigung
des Cultusministers zwei Universitätspreise und im Jahre 1874 einen dritten
für die militärische Erziehungsanstalt von La Fleche aus. Außerdem erließ
sie einen öffentlichen Ausruf, um das Interesse für geographische Studien
allgemein anzuregen. Dieser Aufruf ist wohl aufgenommen worden, und
Tag für Tag sieht die Gesellschaft mit der Vermehrung ihrer Mitglieder ihre
Hilfsmittel, die sie fast ausschließlich zu neuen Erfolgen verwendet, sich ver¬
größern. Im Laufe des Jahres 1874 wurden 300 neue Mitglieder in ihre
Listen, die heute 1100 Mitglieder zählen, eingeschrieben.

Mit den Bedürfnissen verdoppelten sich ihre Anstrengungen, und bereit¬
willig hat sie die Mitwirkung der Syndikats-Kammern behufs genauerer
Studien der geographischen Fragen in Hinsicht auf die Erweiterung der com-
merziellen Beziehungen nach Außen angenommen.

Es wurde eine bestimmte Anzahl von Mitgliedern gewählt, die sich mit einer
gleichen Zahl von Vertretern der Syndikats-Kammern vereinigten und diese
bilden auf diese Art eine geographische Commission, von deren Wirken man
die schönsten und nützlichsten Erfolge erwartet.

Bei Gelegenheit des zweiten internationalen Congresses für geographische
Studien, welcher am 1. August d. I. eröffnet worden ist, hat die geogra¬
phische Gesellschaft von Paris Delegationen von allen geographischen Vereinen
der Erde empfangen. Diese Feierlichkeit, verbunden mit einer am 16. Juli
eröffneten geographischen Ausstellung, wird jedenfalls dazu beitragen, den
Reisen und Forschungen, welche allmählich die wohlthätige Kraft der Civili¬
sation über die ganze Welt verbreiten sollen, einen neuen Aufschwung zu
Gustav Krause. geben.




Verantwortlicher Redakteur: or. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von F. L- Hcrbig in Leipzig. — Druck von Hiithcl Herrmann in Leipzig.
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[0368] Geographie von höchstem Interesse waren. Auf diese Weise schuf sie eine Bibliothek, die sich jeden Tag vergrößerte, und die heute nicht weniger als 10,000 Bände oder Broschüren und ebenso viel Karten besitzt, wovon 400 Bände oder Broschüren, 100 Karten und 6 Reliefs aus dem Jahre 1874 sind. Die politischen Ereignisse und Erschütterungen bedrohten gar oft die Existenz der Gesellschaft, der panische Schrecken, welcher sich durch die Revo¬ lution 1848 verbreitete, schien sie auf immer vernichten zu wollen ; jedoch nach jedem Sturm, nach jeder Bedrängniß sah man sie ihre civilisirende Aufgabe mit vertrauensvoller Entschlossenheit wieder aufnehmen. Die Mißgeschicke des letzten Kriegs haben ihren Muth durchaus nicht niedergebeugt, sondern sie vielmehr zur Vedoppelung ihrer Anstrengungen angetrieben. In der Ueber¬ zeugung, daß das Studium der Geographie in Frankreich von der Mehrzahl zu sehr vernachlässigt worden war, setzte sie im Jahre 1872 mit Genehmigung des Cultusministers zwei Universitätspreise und im Jahre 1874 einen dritten für die militärische Erziehungsanstalt von La Fleche aus. Außerdem erließ sie einen öffentlichen Ausruf, um das Interesse für geographische Studien allgemein anzuregen. Dieser Aufruf ist wohl aufgenommen worden, und Tag für Tag sieht die Gesellschaft mit der Vermehrung ihrer Mitglieder ihre Hilfsmittel, die sie fast ausschließlich zu neuen Erfolgen verwendet, sich ver¬ größern. Im Laufe des Jahres 1874 wurden 300 neue Mitglieder in ihre Listen, die heute 1100 Mitglieder zählen, eingeschrieben. Mit den Bedürfnissen verdoppelten sich ihre Anstrengungen, und bereit¬ willig hat sie die Mitwirkung der Syndikats-Kammern behufs genauerer Studien der geographischen Fragen in Hinsicht auf die Erweiterung der com- merziellen Beziehungen nach Außen angenommen. Es wurde eine bestimmte Anzahl von Mitgliedern gewählt, die sich mit einer gleichen Zahl von Vertretern der Syndikats-Kammern vereinigten und diese bilden auf diese Art eine geographische Commission, von deren Wirken man die schönsten und nützlichsten Erfolge erwartet. Bei Gelegenheit des zweiten internationalen Congresses für geographische Studien, welcher am 1. August d. I. eröffnet worden ist, hat die geogra¬ phische Gesellschaft von Paris Delegationen von allen geographischen Vereinen der Erde empfangen. Diese Feierlichkeit, verbunden mit einer am 16. Juli eröffneten geographischen Ausstellung, wird jedenfalls dazu beitragen, den Reisen und Forschungen, welche allmählich die wohlthätige Kraft der Civili¬ sation über die ganze Welt verbreiten sollen, einen neuen Aufschwung zu Gustav Krause. geben. Verantwortlicher Redakteur: or. Haus Blum in Leipzig. Verlag von F. L- Hcrbig in Leipzig. — Druck von Hiithcl Herrmann in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/368>, abgerufen am 26.06.2024.