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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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ganz verschiedene Namen sind. Gleichwohl wird heute noch fast überall Ar-
minius Hermann genannt. Der eben genannte Name muß nämlich zu An¬
fange der christlichen Zeitrechnung gelautet haben Charjaman oder, wenn
nicht Charjamannas, (-- das es wie in auch, noch, lachen zu sprechen --)
und ist gebildet aus den Worten charjas (dann charjis, harjis, hari, heri,
here, her, endlich Heer) und man (mans? mammas? nun Mann). In dem
heutigen Hermann hat sich die Kürze des e erhalten, in dem heutigen Ge¬
schlechtsnamen Heermann ist das e nach neuhochdeutscher Weise gedehnt. Ob
die aus Herman mundartlich entstandenen Namen Hörmann Höremann langes
oder kurzes ö haben, ist mir unbekannt.

Hariman u. s. w. ^) bedeutet einen Krieger und ist erst seit dem achten
Jahrhunderte als Name nachzuweisen. Die, welche Herrmann schreiben, fehlen
sehr gegen die Ableitung, denn Herr, älter und besser Herre, ist entstanden
aus hvriro, hvriro (hehrere), der ersten Steigerung von sur (hehr). Hätten
Römer und Griechen den Namen Charjaman -- mans -- mammas vernommen,
so hätten sie ihn durch Chariomannus -- mannos widergegeben. So finden
wir als Zeitgenossen des Arminius den batavischen Fürsten Chariovaldazu
der Zeit des römischen Kaisers Domitianus einen König der Cherusker s
Chariomeros, 6) zu der Zeit des Stilicho einen deutschen Heerführer in römi¬
schem Dienste ChariobandesDaß Römer und Griechen nicht Charia --
sondern Charto -- schrieben, geschah, weil ihnen das kurze o in unbetonten
Worttheilen geläufiger war als das kurze a. auch wohl weil sie das kurze o
in tonlosen Worttheilen der keltischen Namen stets hörten, nicht aber weil
sie es aus deutschem Munde vernahmen, denn unsere Sprache hatte noch in
dem 4. Jahrhunderte kein kurzes o. Hermann steht also weit von Arminius
ab. Der eben genannte Name, wenn er deutsch wäre, könnte nur einer der
nach dem neunten Jahrhunderte nicht mehr erscheinenden männlichen Namen
auf -- ini -- sein, welche starke Beugung, mithin noch zu jener Zeit in dem
ersten Falle der Einzahl die Endung -- s hatten, er würde dann Arminis
gelautet haben. Die Römer, welche die deutschen Namen durchaus nicht ent¬
stellten . wie man sonst meinte und viele noch heute meinen, hätten Arminis
nur durch Arminius widergeben können. Für die Deutung des Namens
böten sich arms (das Hauptwort arm), arms (das Beiwort arm), arm__







Siehe das deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm unter Heermann.
") l'soni ann-ri. II, 11.
°) Da die Römer vlrsrusous lZKerusvi schreiben, so muß das deutsche Wort zu jener alten
Zeit Chiruskas Chiruskos gelautet haben, und wir hätten heute richtiger zu schreiben in der
Einzahl Chirusk, in der Mehrzahl Chiruske.
°) Dio Cassius, herausgegeben von L. Dindorf IV, 112, 5.
') Zosimos V, 32.
Grenzi'öden IN. 187K. 40

ganz verschiedene Namen sind. Gleichwohl wird heute noch fast überall Ar-
minius Hermann genannt. Der eben genannte Name muß nämlich zu An¬
fange der christlichen Zeitrechnung gelautet haben Charjaman oder, wenn
nicht Charjamannas, (— das es wie in auch, noch, lachen zu sprechen —)
und ist gebildet aus den Worten charjas (dann charjis, harjis, hari, heri,
here, her, endlich Heer) und man (mans? mammas? nun Mann). In dem
heutigen Hermann hat sich die Kürze des e erhalten, in dem heutigen Ge¬
schlechtsnamen Heermann ist das e nach neuhochdeutscher Weise gedehnt. Ob
die aus Herman mundartlich entstandenen Namen Hörmann Höremann langes
oder kurzes ö haben, ist mir unbekannt.

Hariman u. s. w. ^) bedeutet einen Krieger und ist erst seit dem achten
Jahrhunderte als Name nachzuweisen. Die, welche Herrmann schreiben, fehlen
sehr gegen die Ableitung, denn Herr, älter und besser Herre, ist entstanden
aus hvriro, hvriro (hehrere), der ersten Steigerung von sur (hehr). Hätten
Römer und Griechen den Namen Charjaman — mans — mammas vernommen,
so hätten sie ihn durch Chariomannus — mannos widergegeben. So finden
wir als Zeitgenossen des Arminius den batavischen Fürsten Chariovaldazu
der Zeit des römischen Kaisers Domitianus einen König der Cherusker s
Chariomeros, 6) zu der Zeit des Stilicho einen deutschen Heerführer in römi¬
schem Dienste ChariobandesDaß Römer und Griechen nicht Charia —
sondern Charto — schrieben, geschah, weil ihnen das kurze o in unbetonten
Worttheilen geläufiger war als das kurze a. auch wohl weil sie das kurze o
in tonlosen Worttheilen der keltischen Namen stets hörten, nicht aber weil
sie es aus deutschem Munde vernahmen, denn unsere Sprache hatte noch in
dem 4. Jahrhunderte kein kurzes o. Hermann steht also weit von Arminius
ab. Der eben genannte Name, wenn er deutsch wäre, könnte nur einer der
nach dem neunten Jahrhunderte nicht mehr erscheinenden männlichen Namen
auf — ini — sein, welche starke Beugung, mithin noch zu jener Zeit in dem
ersten Falle der Einzahl die Endung — s hatten, er würde dann Arminis
gelautet haben. Die Römer, welche die deutschen Namen durchaus nicht ent¬
stellten . wie man sonst meinte und viele noch heute meinen, hätten Arminis
nur durch Arminius widergeben können. Für die Deutung des Namens
böten sich arms (das Hauptwort arm), arms (das Beiwort arm), arm__







Siehe das deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm unter Heermann.
») l'soni ann-ri. II, 11.
°) Da die Römer vlrsrusous lZKerusvi schreiben, so muß das deutsche Wort zu jener alten
Zeit Chiruskas Chiruskos gelautet haben, und wir hätten heute richtiger zu schreiben in der
Einzahl Chirusk, in der Mehrzahl Chiruske.
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[0321] ganz verschiedene Namen sind. Gleichwohl wird heute noch fast überall Ar- minius Hermann genannt. Der eben genannte Name muß nämlich zu An¬ fange der christlichen Zeitrechnung gelautet haben Charjaman oder, wenn nicht Charjamannas, (— das es wie in auch, noch, lachen zu sprechen —) und ist gebildet aus den Worten charjas (dann charjis, harjis, hari, heri, here, her, endlich Heer) und man (mans? mammas? nun Mann). In dem heutigen Hermann hat sich die Kürze des e erhalten, in dem heutigen Ge¬ schlechtsnamen Heermann ist das e nach neuhochdeutscher Weise gedehnt. Ob die aus Herman mundartlich entstandenen Namen Hörmann Höremann langes oder kurzes ö haben, ist mir unbekannt. Hariman u. s. w. ^) bedeutet einen Krieger und ist erst seit dem achten Jahrhunderte als Name nachzuweisen. Die, welche Herrmann schreiben, fehlen sehr gegen die Ableitung, denn Herr, älter und besser Herre, ist entstanden aus hvriro, hvriro (hehrere), der ersten Steigerung von sur (hehr). Hätten Römer und Griechen den Namen Charjaman — mans — mammas vernommen, so hätten sie ihn durch Chariomannus — mannos widergegeben. So finden wir als Zeitgenossen des Arminius den batavischen Fürsten Chariovaldazu der Zeit des römischen Kaisers Domitianus einen König der Cherusker s Chariomeros, 6) zu der Zeit des Stilicho einen deutschen Heerführer in römi¬ schem Dienste ChariobandesDaß Römer und Griechen nicht Charia — sondern Charto — schrieben, geschah, weil ihnen das kurze o in unbetonten Worttheilen geläufiger war als das kurze a. auch wohl weil sie das kurze o in tonlosen Worttheilen der keltischen Namen stets hörten, nicht aber weil sie es aus deutschem Munde vernahmen, denn unsere Sprache hatte noch in dem 4. Jahrhunderte kein kurzes o. Hermann steht also weit von Arminius ab. Der eben genannte Name, wenn er deutsch wäre, könnte nur einer der nach dem neunten Jahrhunderte nicht mehr erscheinenden männlichen Namen auf — ini — sein, welche starke Beugung, mithin noch zu jener Zeit in dem ersten Falle der Einzahl die Endung — s hatten, er würde dann Arminis gelautet haben. Die Römer, welche die deutschen Namen durchaus nicht ent¬ stellten . wie man sonst meinte und viele noch heute meinen, hätten Arminis nur durch Arminius widergeben können. Für die Deutung des Namens böten sich arms (das Hauptwort arm), arms (das Beiwort arm), arm__ Siehe das deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm unter Heermann. ») l'soni ann-ri. II, 11. °) Da die Römer vlrsrusous lZKerusvi schreiben, so muß das deutsche Wort zu jener alten Zeit Chiruskas Chiruskos gelautet haben, und wir hätten heute richtiger zu schreiben in der Einzahl Chirusk, in der Mehrzahl Chiruske. °) Dio Cassius, herausgegeben von L. Dindorf IV, 112, 5. ') Zosimos V, 32. Grenzi'öden IN. 187K. 40

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/321>, abgerufen am 26.06.2024.