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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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art nach dem grünen Vorgebirge, nach Sierra Leone und den weniger be¬
kannten Küstenländern von Afrika, 1637 reist Claude Jeannequin, als der
erste Franzose, nach dem Senegal. 1638 Francois Cauche nach Madagascar,
1666 Roland Fre'jus nach Fez, Marokko und in die Staaten von Nordafrika,
während um dieselbe Zeit die beiden italienischen Kapuziner P. Michael An-
gelo von Guattini und Dionyfio Carli aus Piacenza nach dem Congo ziehen,
und zugleich Nicolas Villault de Belleford die Küste von Sierra Leone ein¬
gehend untersucht und beschreibt. Erwähnung verdient ferner wegen vieler
neuer Aufschlüsse die Fahrt des Franzosen Le Maire nach den canarischen
Inseln und Senegambien, 1682 --1688, welchem Unternehmen sich die Reise
des P. Hieronymus Merolla von Lissabon nach dem Congo und den an¬
grenzenden Ländern anschloß; 1687 begibt sich Lajardiere nach der Kafferküste
und 1690 Francois Leguat nach den damals noch ziemlich unbekannten Mas-
karenen. Ein großes Verdienst um die Bekanntwerdung der Länder am
Senegal erwarb sich Andre Brue; er machte zwei Reisen auf dem Senegal,
die eine 1697, die andere 1698; außer einer dritten Wanderung. die er im
Anfange des vorigen Jahrhunderts nach Cacheo und Bissaos oder Bissagos
unternahm, trat er eine Entdeckungsreise nach dem See Cayor an, welche der
Wissenschaft treffliche Dienste leistete. Brue' soll bis nach Timbuktu vor¬
gedrungen sein. Zur selben Zeit, 1699. begab sich der gelehrte Pariser Arzt
Paul Lucas auf seine erste, drei Jahre dauernde Reise, welche die Unter¬
suchung der Landenge von Suez. Oberägypten, Nubien und Abessinien sich
zum Ziele streckte. Ein anderer Franzose, Poncet, führte 1698 eine in ihrer
Art einzig dastehende Reise aus, welche ihn das Nilthal aufwärts über die
Oasen durch Nubien, Sennaar bis nach Gondar in Abessinien brachte.

Zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts vernehmen wir zuerst von
deutschen Afrikareisenden, wenn wir von jenem Ludolf von Sacken ab¬
sehen, welcher 1336 -- 41 und 1350 den Nil aufwärts bis Cairo bereiste.
Diese ersten Reisenden sind der Franziskaner Theodor Krump aus Albach in
Bayern, der 1700 -- 1703 von Tunis über Alexandrien den Nil aufwärts
bis sind, dann von Girgeh durch die Wüste über die große Oase nach Theben
und dann von Esneh durch die nubische Wüste wieder an den Nil bis Alt-
Dongola und Sennaar ging; der zweite war Peter Kolbe, der sich 1703
nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung begab, durch längeren Aufenthalt
daselbst sich eine genaue Kenntniß des Landes aneignete, und Wanderungen
von der Capstadt nach dem Lande der Hottentotten unternahm. Die thätigsten
Reisenden lieferte aber noch immer Frankreich. Paul Lucas ging 1704 wieder
nach Aegypten, 1714 nach Guinea, während der noch immer am Senegal sich
aufhaltende Brue glücklich erforschte, daß das Land Bambuk die enormen
Goldschätze erzeuge, welche die Fulah's an den Gambia und Senegal brachten.


art nach dem grünen Vorgebirge, nach Sierra Leone und den weniger be¬
kannten Küstenländern von Afrika, 1637 reist Claude Jeannequin, als der
erste Franzose, nach dem Senegal. 1638 Francois Cauche nach Madagascar,
1666 Roland Fre'jus nach Fez, Marokko und in die Staaten von Nordafrika,
während um dieselbe Zeit die beiden italienischen Kapuziner P. Michael An-
gelo von Guattini und Dionyfio Carli aus Piacenza nach dem Congo ziehen,
und zugleich Nicolas Villault de Belleford die Küste von Sierra Leone ein¬
gehend untersucht und beschreibt. Erwähnung verdient ferner wegen vieler
neuer Aufschlüsse die Fahrt des Franzosen Le Maire nach den canarischen
Inseln und Senegambien, 1682 —1688, welchem Unternehmen sich die Reise
des P. Hieronymus Merolla von Lissabon nach dem Congo und den an¬
grenzenden Ländern anschloß; 1687 begibt sich Lajardiere nach der Kafferküste
und 1690 Francois Leguat nach den damals noch ziemlich unbekannten Mas-
karenen. Ein großes Verdienst um die Bekanntwerdung der Länder am
Senegal erwarb sich Andre Brue; er machte zwei Reisen auf dem Senegal,
die eine 1697, die andere 1698; außer einer dritten Wanderung. die er im
Anfange des vorigen Jahrhunderts nach Cacheo und Bissaos oder Bissagos
unternahm, trat er eine Entdeckungsreise nach dem See Cayor an, welche der
Wissenschaft treffliche Dienste leistete. Brue' soll bis nach Timbuktu vor¬
gedrungen sein. Zur selben Zeit, 1699. begab sich der gelehrte Pariser Arzt
Paul Lucas auf seine erste, drei Jahre dauernde Reise, welche die Unter¬
suchung der Landenge von Suez. Oberägypten, Nubien und Abessinien sich
zum Ziele streckte. Ein anderer Franzose, Poncet, führte 1698 eine in ihrer
Art einzig dastehende Reise aus, welche ihn das Nilthal aufwärts über die
Oasen durch Nubien, Sennaar bis nach Gondar in Abessinien brachte.

Zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts vernehmen wir zuerst von
deutschen Afrikareisenden, wenn wir von jenem Ludolf von Sacken ab¬
sehen, welcher 1336 — 41 und 1350 den Nil aufwärts bis Cairo bereiste.
Diese ersten Reisenden sind der Franziskaner Theodor Krump aus Albach in
Bayern, der 1700 — 1703 von Tunis über Alexandrien den Nil aufwärts
bis sind, dann von Girgeh durch die Wüste über die große Oase nach Theben
und dann von Esneh durch die nubische Wüste wieder an den Nil bis Alt-
Dongola und Sennaar ging; der zweite war Peter Kolbe, der sich 1703
nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung begab, durch längeren Aufenthalt
daselbst sich eine genaue Kenntniß des Landes aneignete, und Wanderungen
von der Capstadt nach dem Lande der Hottentotten unternahm. Die thätigsten
Reisenden lieferte aber noch immer Frankreich. Paul Lucas ging 1704 wieder
nach Aegypten, 1714 nach Guinea, während der noch immer am Senegal sich
aufhaltende Brue glücklich erforschte, daß das Land Bambuk die enormen
Goldschätze erzeuge, welche die Fulah's an den Gambia und Senegal brachten.


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[0182] art nach dem grünen Vorgebirge, nach Sierra Leone und den weniger be¬ kannten Küstenländern von Afrika, 1637 reist Claude Jeannequin, als der erste Franzose, nach dem Senegal. 1638 Francois Cauche nach Madagascar, 1666 Roland Fre'jus nach Fez, Marokko und in die Staaten von Nordafrika, während um dieselbe Zeit die beiden italienischen Kapuziner P. Michael An- gelo von Guattini und Dionyfio Carli aus Piacenza nach dem Congo ziehen, und zugleich Nicolas Villault de Belleford die Küste von Sierra Leone ein¬ gehend untersucht und beschreibt. Erwähnung verdient ferner wegen vieler neuer Aufschlüsse die Fahrt des Franzosen Le Maire nach den canarischen Inseln und Senegambien, 1682 —1688, welchem Unternehmen sich die Reise des P. Hieronymus Merolla von Lissabon nach dem Congo und den an¬ grenzenden Ländern anschloß; 1687 begibt sich Lajardiere nach der Kafferküste und 1690 Francois Leguat nach den damals noch ziemlich unbekannten Mas- karenen. Ein großes Verdienst um die Bekanntwerdung der Länder am Senegal erwarb sich Andre Brue; er machte zwei Reisen auf dem Senegal, die eine 1697, die andere 1698; außer einer dritten Wanderung. die er im Anfange des vorigen Jahrhunderts nach Cacheo und Bissaos oder Bissagos unternahm, trat er eine Entdeckungsreise nach dem See Cayor an, welche der Wissenschaft treffliche Dienste leistete. Brue' soll bis nach Timbuktu vor¬ gedrungen sein. Zur selben Zeit, 1699. begab sich der gelehrte Pariser Arzt Paul Lucas auf seine erste, drei Jahre dauernde Reise, welche die Unter¬ suchung der Landenge von Suez. Oberägypten, Nubien und Abessinien sich zum Ziele streckte. Ein anderer Franzose, Poncet, führte 1698 eine in ihrer Art einzig dastehende Reise aus, welche ihn das Nilthal aufwärts über die Oasen durch Nubien, Sennaar bis nach Gondar in Abessinien brachte. Zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts vernehmen wir zuerst von deutschen Afrikareisenden, wenn wir von jenem Ludolf von Sacken ab¬ sehen, welcher 1336 — 41 und 1350 den Nil aufwärts bis Cairo bereiste. Diese ersten Reisenden sind der Franziskaner Theodor Krump aus Albach in Bayern, der 1700 — 1703 von Tunis über Alexandrien den Nil aufwärts bis sind, dann von Girgeh durch die Wüste über die große Oase nach Theben und dann von Esneh durch die nubische Wüste wieder an den Nil bis Alt- Dongola und Sennaar ging; der zweite war Peter Kolbe, der sich 1703 nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung begab, durch längeren Aufenthalt daselbst sich eine genaue Kenntniß des Landes aneignete, und Wanderungen von der Capstadt nach dem Lande der Hottentotten unternahm. Die thätigsten Reisenden lieferte aber noch immer Frankreich. Paul Lucas ging 1704 wieder nach Aegypten, 1714 nach Guinea, während der noch immer am Senegal sich aufhaltende Brue glücklich erforschte, daß das Land Bambuk die enormen Goldschätze erzeuge, welche die Fulah's an den Gambia und Senegal brachten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/182>, abgerufen am 28.09.2024.