Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.mit Baumwuchs und dichter Bevölkerung gekommen, wodurch die Irrlehre Schon im Jahre 1446 finden wir die Portugiesen in der Nähe des mit Baumwuchs und dichter Bevölkerung gekommen, wodurch die Irrlehre Schon im Jahre 1446 finden wir die Portugiesen in der Nähe des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0180" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133998"/> <p xml:id="ID_584" prev="#ID_583"> mit Baumwuchs und dichter Bevölkerung gekommen, wodurch die Irrlehre<lb/> von der Unbewohnbarst der heißen Zone ihre beste Widerlegung erfuhr.</p><lb/> <p xml:id="ID_585" next="#ID_586"> Schon im Jahre 1446 finden wir die Portugiesen in der Nähe des<lb/> zehnten nördlichen Breitegrades, und in dem nämlichen Jahre finden fünf<lb/> verunglückte Portugiesen mit ihrer Caravele den Heimweg vom Rio Nunez<lb/> nach Portugal. Nach dem Tode des Infanten (1460) wurden die Ent¬<lb/> deckungen, die sich mittlerweile über die Inseln des grünen Borgebirges<lb/> erstreckt und zu einer Wiederaufsuchung geführt hatten, in Folge der vielen<lb/> Kriegshändel vernachlässigt. Jono II. aber, der als Infant seit 1473 die<lb/> Einkünfte aus dem afrikanischen Handel als Leibgeding bezog, leitete die<lb/> Entdeckungen als Liebhaber und Sachverständiger mit eben so viel Eifer wie<lb/> der Infant. Diese Unternehmungen endigten mit der Fahrt des Bartholomeus<lb/> Dias, der von 22« s. Br. an der Westküste Afrika's, dem äußersten Punkte<lb/> seines Vorgängers Diego Cao, bis zum Se. Helenagolf (32^- f. Br.) dem<lb/> Festlande folgte, dann aber vom Sturm aufs hohe Meer und drei Tage<lb/> gegen Süden geworfen wurde. Als er mit günstigem Wetter gegen Osten<lb/> steuernd, keine Küste erreichte, wurde er inne, daß er bereits über die Süd¬<lb/> spitze des Festlandes hinaufgelaufen sei. Er hielt also nördlich und fand den<lb/> verlorenen Continent in der heutigen Algoabay wieder. Seit seiner Rückkehr<lb/> im Dezember 1487 geschah von Joao II. nichts mehr zur Fortsetzung der<lb/> Entdeckungen. Erst die Kunde von der Auffindung eines falschen Indiens<lb/> im atlantischen Westen trieb die Portugiesen zur Beendigung ihrer see¬<lb/> männischen Aufgabe an. Am 8. Juli 1497 trat Vasco da Gama seine<lb/> denkwürdige Fahrt an, die ihn am Mittwoch den 22. November 1497 um<lb/> das gefürchtete Cap der guten Hoffnung trug: Er tastete hierauf an der<lb/> Ostküste weiter bis zur Mündung des Zambesi und nach Mozambique und<lb/> gewann noch Mombas und Malinda, von wo aus er nach Indien segelte.<lb/> Damit war die Umschiffung Afrika's vollbracht und die Contouren des<lb/> Continents im Wesentlichen für alle Zukunft festgelegt. Verglichen mit den<lb/> älteren Kartenbildern, zeigt die aus dem Jahre 1492 stammende Karte<lb/> Afrika's des Martin Behaim aus Nürnberg einen bedeutenden Fortschritt,<lb/> wenngleich bei der weit höheren und genaueren Ausbildung der astronomischen<lb/> Wissenschaft in Portugal, die dortigen Seefahrer aus den Belehrungen unseres<lb/> Landsmannes, der sich Fehler bis zu 16° zu Schulden kommen ließ, kaum<lb/> einen Nutzen gezogen haben dürften. Schon merklich richtiger zeichnete Diego<lb/> Ribera, Großpilot von Indien unter Carl V., von dem wir eine Karte<lb/> Afrika's aus dem Jahre 1629 besitzen, und überaus befriedigend darf man<lb/> die noch spätere Karte des Holländers O. Dapper, Amsterdam 1676 nennen.<lb/> Freilich, mit unserem heutigen Wissen von der wahren Gestalt Afrika's, steht<lb/> auch sie noch in grellem Widersprüche; wir begegnen noch immer einer über-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0180]
mit Baumwuchs und dichter Bevölkerung gekommen, wodurch die Irrlehre
von der Unbewohnbarst der heißen Zone ihre beste Widerlegung erfuhr.
Schon im Jahre 1446 finden wir die Portugiesen in der Nähe des
zehnten nördlichen Breitegrades, und in dem nämlichen Jahre finden fünf
verunglückte Portugiesen mit ihrer Caravele den Heimweg vom Rio Nunez
nach Portugal. Nach dem Tode des Infanten (1460) wurden die Ent¬
deckungen, die sich mittlerweile über die Inseln des grünen Borgebirges
erstreckt und zu einer Wiederaufsuchung geführt hatten, in Folge der vielen
Kriegshändel vernachlässigt. Jono II. aber, der als Infant seit 1473 die
Einkünfte aus dem afrikanischen Handel als Leibgeding bezog, leitete die
Entdeckungen als Liebhaber und Sachverständiger mit eben so viel Eifer wie
der Infant. Diese Unternehmungen endigten mit der Fahrt des Bartholomeus
Dias, der von 22« s. Br. an der Westküste Afrika's, dem äußersten Punkte
seines Vorgängers Diego Cao, bis zum Se. Helenagolf (32^- f. Br.) dem
Festlande folgte, dann aber vom Sturm aufs hohe Meer und drei Tage
gegen Süden geworfen wurde. Als er mit günstigem Wetter gegen Osten
steuernd, keine Küste erreichte, wurde er inne, daß er bereits über die Süd¬
spitze des Festlandes hinaufgelaufen sei. Er hielt also nördlich und fand den
verlorenen Continent in der heutigen Algoabay wieder. Seit seiner Rückkehr
im Dezember 1487 geschah von Joao II. nichts mehr zur Fortsetzung der
Entdeckungen. Erst die Kunde von der Auffindung eines falschen Indiens
im atlantischen Westen trieb die Portugiesen zur Beendigung ihrer see¬
männischen Aufgabe an. Am 8. Juli 1497 trat Vasco da Gama seine
denkwürdige Fahrt an, die ihn am Mittwoch den 22. November 1497 um
das gefürchtete Cap der guten Hoffnung trug: Er tastete hierauf an der
Ostküste weiter bis zur Mündung des Zambesi und nach Mozambique und
gewann noch Mombas und Malinda, von wo aus er nach Indien segelte.
Damit war die Umschiffung Afrika's vollbracht und die Contouren des
Continents im Wesentlichen für alle Zukunft festgelegt. Verglichen mit den
älteren Kartenbildern, zeigt die aus dem Jahre 1492 stammende Karte
Afrika's des Martin Behaim aus Nürnberg einen bedeutenden Fortschritt,
wenngleich bei der weit höheren und genaueren Ausbildung der astronomischen
Wissenschaft in Portugal, die dortigen Seefahrer aus den Belehrungen unseres
Landsmannes, der sich Fehler bis zu 16° zu Schulden kommen ließ, kaum
einen Nutzen gezogen haben dürften. Schon merklich richtiger zeichnete Diego
Ribera, Großpilot von Indien unter Carl V., von dem wir eine Karte
Afrika's aus dem Jahre 1629 besitzen, und überaus befriedigend darf man
die noch spätere Karte des Holländers O. Dapper, Amsterdam 1676 nennen.
Freilich, mit unserem heutigen Wissen von der wahren Gestalt Afrika's, steht
auch sie noch in grellem Widersprüche; wir begegnen noch immer einer über-
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