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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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Erzbischöfe Piligrim von Köln, Brun von Würzburg, des Bruders des jungen
Konrad, welcher letztere das Herzogthum erstrebte, und anderer zu Mainz
stattfand und der Kaiser 1036 zu Augsburg seinen Vetter Konrad mit dem
Herzogthum helles*).

Hierzu hat mittelbar unzweifelhaft der Sohn des Kaisers mitgeholfen.
Der Sohn war offenbar beeinflußt und geleitet von den fürstlichen und kirch¬
lichen Einflüssen, welche der Wiederaufrichtung der gesunkenen Königsmacht
feindlich waren. Natürlich hatte die Theilnahme, welche Heinrich II. den
Fürsten am Reichsregiment gewährt hatte, unter Konrad II. nicht geringer werden
können, weil er der Mann einer Parteiwahl war. Nun er trotzdem seine
Königswege ging, konnte sich nur eine große Opposition der weltlichen und
geistlichen Fürsten gegen ihn entwickeln, die um so schlimmer werden mußte,
wenn des Kaisers eigner Sohn dabei war. Dieser zeigte denn auch nach des
Baders Ableben erst recht, wie seine Frömmigkeit wie bei Otto III. wieder
nahe an das Gebiet streifte, in welchem sich die stille Schwärmerei beschaulicher
Seelen heimisch fühlt. Unter dem Frohlocken des Sieges, auf dem Schlacht¬
felde sah man auch diesen König wie Heinrich II. sich im Gebet vor Christus
beugen, nach der Heimkehr vom Siege von Kirche zu Kirche ziehen, barfuß
mit härenem Gewändern. Ein asketisch-phantastischer Zug durchdrang sein
ganzes Wesen. Niemals legte er die Abzeichen des Königthums an, ohne
vorher einem Priester zu beichten und die auferlegten Bußen zu leisten. Die
Geißelung begann damals als regelmäßige Bußübung von strengen Mönchen
gefordert zu werden, und selbst die Geißelung ließ sich der König von Priestern,
u. A. von einem schwäbischen Mönche, der hernach der berühmte Hanno von
Köln geworden, gefallen. Den seit 1048 dazu erhobenen Abt Hugo von
Clugny nannte Kaiser Heinrich seinen Bruder, ihn erwählte er 1060 zum
Taufpathen seines Sohnes.

Ist es ein Wunder, daß ein solcher Sohn mit dem Verfahren seines
Vaters im Widerspruch stand? Er hatte wie gegen die Adalbert betreffende
Maßregel als Prinz schon auch gegen die gewaltsamen Maßregeln gestimmt,
die sein Vater im Streit mit Aribert von Mailand, auf welchen wir noch
zurückkommen, wider den lombardischen Klerus getroffen hatte. Als er König
geworden, erfuhr man seine gegentheilige Haltung noch mehr. Der Clunia-
censer Rudolf der Kahle hat um das Jahr 1046 ein Buch über die Geschichte
seiner Zeit vollendet, in welcher er mittheilt, Heinrich habe 1044 oder 1045
auf einer, dem Orte nach nicht genauer bekannten Synode im allgemeinen
Tadel der Simonie u. A. sich auch folgender Worte bedient: "Auch mein
Vater, für dessen Seelenheil ich Sorge trage, hat dieser verdammlicher Hab-



") Zum Ganzen vgl. Brief eines jungen Geistliche" an Bischof Azecho von Worms.
Giesebrecht it. 2ö2. 290 f.

Erzbischöfe Piligrim von Köln, Brun von Würzburg, des Bruders des jungen
Konrad, welcher letztere das Herzogthum erstrebte, und anderer zu Mainz
stattfand und der Kaiser 1036 zu Augsburg seinen Vetter Konrad mit dem
Herzogthum helles*).

Hierzu hat mittelbar unzweifelhaft der Sohn des Kaisers mitgeholfen.
Der Sohn war offenbar beeinflußt und geleitet von den fürstlichen und kirch¬
lichen Einflüssen, welche der Wiederaufrichtung der gesunkenen Königsmacht
feindlich waren. Natürlich hatte die Theilnahme, welche Heinrich II. den
Fürsten am Reichsregiment gewährt hatte, unter Konrad II. nicht geringer werden
können, weil er der Mann einer Parteiwahl war. Nun er trotzdem seine
Königswege ging, konnte sich nur eine große Opposition der weltlichen und
geistlichen Fürsten gegen ihn entwickeln, die um so schlimmer werden mußte,
wenn des Kaisers eigner Sohn dabei war. Dieser zeigte denn auch nach des
Baders Ableben erst recht, wie seine Frömmigkeit wie bei Otto III. wieder
nahe an das Gebiet streifte, in welchem sich die stille Schwärmerei beschaulicher
Seelen heimisch fühlt. Unter dem Frohlocken des Sieges, auf dem Schlacht¬
felde sah man auch diesen König wie Heinrich II. sich im Gebet vor Christus
beugen, nach der Heimkehr vom Siege von Kirche zu Kirche ziehen, barfuß
mit härenem Gewändern. Ein asketisch-phantastischer Zug durchdrang sein
ganzes Wesen. Niemals legte er die Abzeichen des Königthums an, ohne
vorher einem Priester zu beichten und die auferlegten Bußen zu leisten. Die
Geißelung begann damals als regelmäßige Bußübung von strengen Mönchen
gefordert zu werden, und selbst die Geißelung ließ sich der König von Priestern,
u. A. von einem schwäbischen Mönche, der hernach der berühmte Hanno von
Köln geworden, gefallen. Den seit 1048 dazu erhobenen Abt Hugo von
Clugny nannte Kaiser Heinrich seinen Bruder, ihn erwählte er 1060 zum
Taufpathen seines Sohnes.

Ist es ein Wunder, daß ein solcher Sohn mit dem Verfahren seines
Vaters im Widerspruch stand? Er hatte wie gegen die Adalbert betreffende
Maßregel als Prinz schon auch gegen die gewaltsamen Maßregeln gestimmt,
die sein Vater im Streit mit Aribert von Mailand, auf welchen wir noch
zurückkommen, wider den lombardischen Klerus getroffen hatte. Als er König
geworden, erfuhr man seine gegentheilige Haltung noch mehr. Der Clunia-
censer Rudolf der Kahle hat um das Jahr 1046 ein Buch über die Geschichte
seiner Zeit vollendet, in welcher er mittheilt, Heinrich habe 1044 oder 1045
auf einer, dem Orte nach nicht genauer bekannten Synode im allgemeinen
Tadel der Simonie u. A. sich auch folgender Worte bedient: „Auch mein
Vater, für dessen Seelenheil ich Sorge trage, hat dieser verdammlicher Hab-



") Zum Ganzen vgl. Brief eines jungen Geistliche» an Bischof Azecho von Worms.
Giesebrecht it. 2ö2. 290 f.
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[0144] Erzbischöfe Piligrim von Köln, Brun von Würzburg, des Bruders des jungen Konrad, welcher letztere das Herzogthum erstrebte, und anderer zu Mainz stattfand und der Kaiser 1036 zu Augsburg seinen Vetter Konrad mit dem Herzogthum helles*). Hierzu hat mittelbar unzweifelhaft der Sohn des Kaisers mitgeholfen. Der Sohn war offenbar beeinflußt und geleitet von den fürstlichen und kirch¬ lichen Einflüssen, welche der Wiederaufrichtung der gesunkenen Königsmacht feindlich waren. Natürlich hatte die Theilnahme, welche Heinrich II. den Fürsten am Reichsregiment gewährt hatte, unter Konrad II. nicht geringer werden können, weil er der Mann einer Parteiwahl war. Nun er trotzdem seine Königswege ging, konnte sich nur eine große Opposition der weltlichen und geistlichen Fürsten gegen ihn entwickeln, die um so schlimmer werden mußte, wenn des Kaisers eigner Sohn dabei war. Dieser zeigte denn auch nach des Baders Ableben erst recht, wie seine Frömmigkeit wie bei Otto III. wieder nahe an das Gebiet streifte, in welchem sich die stille Schwärmerei beschaulicher Seelen heimisch fühlt. Unter dem Frohlocken des Sieges, auf dem Schlacht¬ felde sah man auch diesen König wie Heinrich II. sich im Gebet vor Christus beugen, nach der Heimkehr vom Siege von Kirche zu Kirche ziehen, barfuß mit härenem Gewändern. Ein asketisch-phantastischer Zug durchdrang sein ganzes Wesen. Niemals legte er die Abzeichen des Königthums an, ohne vorher einem Priester zu beichten und die auferlegten Bußen zu leisten. Die Geißelung begann damals als regelmäßige Bußübung von strengen Mönchen gefordert zu werden, und selbst die Geißelung ließ sich der König von Priestern, u. A. von einem schwäbischen Mönche, der hernach der berühmte Hanno von Köln geworden, gefallen. Den seit 1048 dazu erhobenen Abt Hugo von Clugny nannte Kaiser Heinrich seinen Bruder, ihn erwählte er 1060 zum Taufpathen seines Sohnes. Ist es ein Wunder, daß ein solcher Sohn mit dem Verfahren seines Vaters im Widerspruch stand? Er hatte wie gegen die Adalbert betreffende Maßregel als Prinz schon auch gegen die gewaltsamen Maßregeln gestimmt, die sein Vater im Streit mit Aribert von Mailand, auf welchen wir noch zurückkommen, wider den lombardischen Klerus getroffen hatte. Als er König geworden, erfuhr man seine gegentheilige Haltung noch mehr. Der Clunia- censer Rudolf der Kahle hat um das Jahr 1046 ein Buch über die Geschichte seiner Zeit vollendet, in welcher er mittheilt, Heinrich habe 1044 oder 1045 auf einer, dem Orte nach nicht genauer bekannten Synode im allgemeinen Tadel der Simonie u. A. sich auch folgender Worte bedient: „Auch mein Vater, für dessen Seelenheil ich Sorge trage, hat dieser verdammlicher Hab- ") Zum Ganzen vgl. Brief eines jungen Geistliche» an Bischof Azecho von Worms. Giesebrecht it. 2ö2. 290 f.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/144>, abgerufen am 28.09.2024.