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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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das feierliche Versprechen ab, daß, wenn eine neue Auflage seines Werkes sich
nöthig machen wird -- und ich hoffe dazu durch meine eingehende Besprechung
desselben entschieden beigetragen zu haben -- und wenn auf's neue das wohl¬
bekannte Leisniger Circular an mich gelangen wird, und es trifft mich in so
vortrefflicher Laune, wie ich sie diesen Augenblick habe, daß ich dann meine sämmt¬
lichen Werke bis in's Kleinste hinein gewissenhaft nachtragen werde, und dann
soll auch mitten unter ihnen stehen:

Ein kleinst" adliches Literaturbild. (Grenzboten 1875. Z. Quartal.
S. 121 -- 135.'"




Avr Iriöur nach Ganossa.
Von Dr. Wilhelm Kellner. III. Csnossa.

Der junge Prinz Heinrich war zuerst dem Bischof Brun von Augs¬
burg, einem Bruder König Heinrich's II. zur Erziehung übergeben worden,
dann dem Bischof Eigilbert von Freising. Welchen Einfluß dieser nun aber
auf seinen hochgestellten Zögling übte, ergiebt sich aus Folgendem. Auf dem
Hoftage zu Bamberg 1036, 4 Jahre also vor dem Tode Konrad's II., klagte
dieser Adalbert von Kärnthen, den Schwager des Kaisers, von Heinrich II.
bereits zum Herzog erhoben, des Hochverrathes an. Da berief sich Adalbert
auf das Urtheil der Fürsten und namentlich des jungen Königs, der 1018
geboren, also gerade 27 Jahre alt war, der auf Anstiften seines Erziehers,
des Bischofs von Freising, dem Adalbert eidlich versprochen hatte, daß er ohne
Urtheil und Recht nie Schaden an Allem, was er besitze, erleiden solle. Da
vermochten weder Ermahnungen, Drohungen, noch Bitten und Vorstellungen
etwas über den Sohn, bis sogar der Vater vor dem Sohne vor Aufregung
ohnmächtig wurde und wieder zu sich gekommen vor den Augen der Fürsten
dem Sohne sich zu Füßen warf, daß er nicht auf seinem Adalbert gegebnen
Worte bestehe. Als hierauf endlich der Sohn nachgab und der Kaiser den
Erzieher zur Rede stellte, hatte dieser nichts zu erwiedern, als daß man dem
jungen Könige zu nichts gerathen habe, als was sich von selbst verstehe. Das
Ende von der Sache war, daß, als Konrad das nun doch erledigte Herzogthum
Kärnthen nicht wieder ausleihen wollte, eine drohende Zusammenkunft der



') Er war von Haus aus gelehrter Richtung. Seine Mutter Gisela selbst bewog ihn
zum Bücherlesen (ins! IMi-n" zivrsnnscü'-re, onso IcMncln". (Spittler, Geschichte des Papstthums.)

das feierliche Versprechen ab, daß, wenn eine neue Auflage seines Werkes sich
nöthig machen wird — und ich hoffe dazu durch meine eingehende Besprechung
desselben entschieden beigetragen zu haben — und wenn auf's neue das wohl¬
bekannte Leisniger Circular an mich gelangen wird, und es trifft mich in so
vortrefflicher Laune, wie ich sie diesen Augenblick habe, daß ich dann meine sämmt¬
lichen Werke bis in's Kleinste hinein gewissenhaft nachtragen werde, und dann
soll auch mitten unter ihnen stehen:

Ein kleinst« adliches Literaturbild. (Grenzboten 1875. Z. Quartal.
S. 121 — 135.'»




Avr Iriöur nach Ganossa.
Von Dr. Wilhelm Kellner. III. Csnossa.

Der junge Prinz Heinrich war zuerst dem Bischof Brun von Augs¬
burg, einem Bruder König Heinrich's II. zur Erziehung übergeben worden,
dann dem Bischof Eigilbert von Freising. Welchen Einfluß dieser nun aber
auf seinen hochgestellten Zögling übte, ergiebt sich aus Folgendem. Auf dem
Hoftage zu Bamberg 1036, 4 Jahre also vor dem Tode Konrad's II., klagte
dieser Adalbert von Kärnthen, den Schwager des Kaisers, von Heinrich II.
bereits zum Herzog erhoben, des Hochverrathes an. Da berief sich Adalbert
auf das Urtheil der Fürsten und namentlich des jungen Königs, der 1018
geboren, also gerade 27 Jahre alt war, der auf Anstiften seines Erziehers,
des Bischofs von Freising, dem Adalbert eidlich versprochen hatte, daß er ohne
Urtheil und Recht nie Schaden an Allem, was er besitze, erleiden solle. Da
vermochten weder Ermahnungen, Drohungen, noch Bitten und Vorstellungen
etwas über den Sohn, bis sogar der Vater vor dem Sohne vor Aufregung
ohnmächtig wurde und wieder zu sich gekommen vor den Augen der Fürsten
dem Sohne sich zu Füßen warf, daß er nicht auf seinem Adalbert gegebnen
Worte bestehe. Als hierauf endlich der Sohn nachgab und der Kaiser den
Erzieher zur Rede stellte, hatte dieser nichts zu erwiedern, als daß man dem
jungen Könige zu nichts gerathen habe, als was sich von selbst verstehe. Das
Ende von der Sache war, daß, als Konrad das nun doch erledigte Herzogthum
Kärnthen nicht wieder ausleihen wollte, eine drohende Zusammenkunft der



') Er war von Haus aus gelehrter Richtung. Seine Mutter Gisela selbst bewog ihn
zum Bücherlesen (ins! IMi-n« zivrsnnscü'-re, onso IcMncln«. (Spittler, Geschichte des Papstthums.)
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[0143] das feierliche Versprechen ab, daß, wenn eine neue Auflage seines Werkes sich nöthig machen wird — und ich hoffe dazu durch meine eingehende Besprechung desselben entschieden beigetragen zu haben — und wenn auf's neue das wohl¬ bekannte Leisniger Circular an mich gelangen wird, und es trifft mich in so vortrefflicher Laune, wie ich sie diesen Augenblick habe, daß ich dann meine sämmt¬ lichen Werke bis in's Kleinste hinein gewissenhaft nachtragen werde, und dann soll auch mitten unter ihnen stehen: Ein kleinst« adliches Literaturbild. (Grenzboten 1875. Z. Quartal. S. 121 — 135.'» Avr Iriöur nach Ganossa. Von Dr. Wilhelm Kellner. III. Csnossa. Der junge Prinz Heinrich war zuerst dem Bischof Brun von Augs¬ burg, einem Bruder König Heinrich's II. zur Erziehung übergeben worden, dann dem Bischof Eigilbert von Freising. Welchen Einfluß dieser nun aber auf seinen hochgestellten Zögling übte, ergiebt sich aus Folgendem. Auf dem Hoftage zu Bamberg 1036, 4 Jahre also vor dem Tode Konrad's II., klagte dieser Adalbert von Kärnthen, den Schwager des Kaisers, von Heinrich II. bereits zum Herzog erhoben, des Hochverrathes an. Da berief sich Adalbert auf das Urtheil der Fürsten und namentlich des jungen Königs, der 1018 geboren, also gerade 27 Jahre alt war, der auf Anstiften seines Erziehers, des Bischofs von Freising, dem Adalbert eidlich versprochen hatte, daß er ohne Urtheil und Recht nie Schaden an Allem, was er besitze, erleiden solle. Da vermochten weder Ermahnungen, Drohungen, noch Bitten und Vorstellungen etwas über den Sohn, bis sogar der Vater vor dem Sohne vor Aufregung ohnmächtig wurde und wieder zu sich gekommen vor den Augen der Fürsten dem Sohne sich zu Füßen warf, daß er nicht auf seinem Adalbert gegebnen Worte bestehe. Als hierauf endlich der Sohn nachgab und der Kaiser den Erzieher zur Rede stellte, hatte dieser nichts zu erwiedern, als daß man dem jungen Könige zu nichts gerathen habe, als was sich von selbst verstehe. Das Ende von der Sache war, daß, als Konrad das nun doch erledigte Herzogthum Kärnthen nicht wieder ausleihen wollte, eine drohende Zusammenkunft der ') Er war von Haus aus gelehrter Richtung. Seine Mutter Gisela selbst bewog ihn zum Bücherlesen (ins! IMi-n« zivrsnnscü'-re, onso IcMncln«. (Spittler, Geschichte des Papstthums.)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/143>, abgerufen am 28.09.2024.