Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.deutscher Cultur an die stammesfremden Nachbarn unter maßvoller Vor¬ So liegt der Endpunkt eines langen Fadens im fernen Küstenlande und Oesterreich schätzt Dalmatien. aber nicht so sehr um seines Werthes an sich, E. Becher. ^Mische Keheimbünde. 3. Die Carbonari unter den Bourbonen in Italien und Frankreich und einige verwandte Secten. Der Fall Murat's gereichte den Carbonari zur Befriedigung. Aber die deutscher Cultur an die stammesfremden Nachbarn unter maßvoller Vor¬ So liegt der Endpunkt eines langen Fadens im fernen Küstenlande und Oesterreich schätzt Dalmatien. aber nicht so sehr um seines Werthes an sich, E. Becher. ^Mische Keheimbünde. 3. Die Carbonari unter den Bourbonen in Italien und Frankreich und einige verwandte Secten. Der Fall Murat's gereichte den Carbonari zur Befriedigung. Aber die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0496" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134842"/> <p xml:id="ID_1515" prev="#ID_1514"> deutscher Cultur an die stammesfremden Nachbarn unter maßvoller Vor¬<lb/> herrschaft deutschen Wesens zu verwirklichen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1516"> So liegt der Endpunkt eines langen Fadens im fernen Küstenlande und<lb/> er kann zum vielverschlungenen Knoten werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1517"> Oesterreich schätzt Dalmatien. aber nicht so sehr um seines Werthes an sich,<lb/> sondern mehr als den unerläßlichen Faktor seiner maritimen Stellung. Wie zur<lb/> Venetianerzeit, so entscheidet auch heute dessen Besitz über die Herrschaft in der<lb/> Adria und wenn es gelingt, den Sturm rechtzeitig zu beschwören, welcher am<lb/> Horizonte des Ostens wetterleuchtet, so mag vielleicht in besseren Zeitläuften<lb/> Dalmatien als eine werthvolle Basis, nach zwei Seiten hin, erscheinen. Darum<lb/> hat Oesterreich alles Interesse, daß der augenblickliche Conflict im Wege der<lb/> Reform, nicht durch Revolution gelöst, und daß die Emporhebung Bosniens<lb/> und der Herzegowina angebahnt werde, ohne daß man zur Unzeit dieselben<lb/> aus dem alten Verbände loslöse. Für Oesterreich könnte sich sonst doch die<lb/> Nothwendigkeit ergeben, jenen Schritt zu thun, dessen voraussichtliche Con-<lb/> sequenzen wir darlegten. Jedenfalls mag es zweckmäßig erscheinen, hier einen<lb/> Landstrich ins Gedächtniß gebracht zu haben, welcher trotz seines abgeschlossenen<lb/> Lebens dennoch ein Ferment für den ferneren Gang europäischer Entwicklung<lb/> in sich schließt.</p><lb/> <note type="byline"> E. Becher.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> ^Mische Keheimbünde.<lb/> 3. Die Carbonari unter den Bourbonen in Italien und Frankreich und<lb/> einige verwandte Secten.</head><lb/> <p xml:id="ID_1518" next="#ID_1519"> Der Fall Murat's gereichte den Carbonari zur Befriedigung. Aber die<lb/> Ersetzung desselben durch die nunmehr zurückkehrenden Bourbonen behagte<lb/> dem republikanisch gesinnten Theile derselben nicht. Andrerseits war der<lb/> König Ferdinand dem Bunde abgeneigt. Derselbe hatte ihm Beistand ge¬<lb/> leistet, wieder auf den Thron zu gelangen, aber er hatte dafür versprechen<lb/> müssen, dem Lande eine Verfassung zu geben, und das gedachte er nicht zu<lb/> thun. Er sagte sich von seinem Versprechen los und verbot die Versamm¬<lb/> lungen der Carbonari. Der Fürst von Canosa, sein Polizeiminister, ver¬<lb/> folgte im Jahre 1819 den Plan, sie auszurotten, indem er sich zur Aus¬<lb/> führung desselben der Calderari bediente, die er zu diesem Zwecke umgestal-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0496]
deutscher Cultur an die stammesfremden Nachbarn unter maßvoller Vor¬
herrschaft deutschen Wesens zu verwirklichen.
So liegt der Endpunkt eines langen Fadens im fernen Küstenlande und
er kann zum vielverschlungenen Knoten werden.
Oesterreich schätzt Dalmatien. aber nicht so sehr um seines Werthes an sich,
sondern mehr als den unerläßlichen Faktor seiner maritimen Stellung. Wie zur
Venetianerzeit, so entscheidet auch heute dessen Besitz über die Herrschaft in der
Adria und wenn es gelingt, den Sturm rechtzeitig zu beschwören, welcher am
Horizonte des Ostens wetterleuchtet, so mag vielleicht in besseren Zeitläuften
Dalmatien als eine werthvolle Basis, nach zwei Seiten hin, erscheinen. Darum
hat Oesterreich alles Interesse, daß der augenblickliche Conflict im Wege der
Reform, nicht durch Revolution gelöst, und daß die Emporhebung Bosniens
und der Herzegowina angebahnt werde, ohne daß man zur Unzeit dieselben
aus dem alten Verbände loslöse. Für Oesterreich könnte sich sonst doch die
Nothwendigkeit ergeben, jenen Schritt zu thun, dessen voraussichtliche Con-
sequenzen wir darlegten. Jedenfalls mag es zweckmäßig erscheinen, hier einen
Landstrich ins Gedächtniß gebracht zu haben, welcher trotz seines abgeschlossenen
Lebens dennoch ein Ferment für den ferneren Gang europäischer Entwicklung
in sich schließt.
E. Becher.
^Mische Keheimbünde.
3. Die Carbonari unter den Bourbonen in Italien und Frankreich und
einige verwandte Secten.
Der Fall Murat's gereichte den Carbonari zur Befriedigung. Aber die
Ersetzung desselben durch die nunmehr zurückkehrenden Bourbonen behagte
dem republikanisch gesinnten Theile derselben nicht. Andrerseits war der
König Ferdinand dem Bunde abgeneigt. Derselbe hatte ihm Beistand ge¬
leistet, wieder auf den Thron zu gelangen, aber er hatte dafür versprechen
müssen, dem Lande eine Verfassung zu geben, und das gedachte er nicht zu
thun. Er sagte sich von seinem Versprechen los und verbot die Versamm¬
lungen der Carbonari. Der Fürst von Canosa, sein Polizeiminister, ver¬
folgte im Jahre 1819 den Plan, sie auszurotten, indem er sich zur Aus¬
führung desselben der Calderari bediente, die er zu diesem Zwecke umgestal-
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