Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.Selbstverständlich gilt dieses Lob nicht blos der äußeren Ausstattung dieser Ein Werk von hervorragendster Bedeutung und Würde der Ausstattung Selbstverständlich gilt dieses Lob nicht blos der äußeren Ausstattung dieser Ein Werk von hervorragendster Bedeutung und Würde der Ausstattung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0361" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134707"/> <p xml:id="ID_1086" prev="#ID_1085"> Selbstverständlich gilt dieses Lob nicht blos der äußeren Ausstattung dieser<lb/> Prachtausgabe, sondern vornehmlich ihrem inneren Gehalt, Zunächst ist er¬<lb/> freulicherweise die Uebersetzung von Schlegel und Tieck beibehalten worden, die<lb/> mit vollem Grunde seit Jahrzehnten Bürgerrecht in unserer deutschen Literatur<lb/> erlangt hat. und trotz einzelner neuerer vorzüglicher Leistungen, wie z. B.<lb/> einiger Uebersetzungen Shakespeare'scher Dramen von Gildemeister, noch heute<lb/> im Großen und Ganzen weitaus die erste Stelle unter den deutschen Shakes¬<lb/> peare-Uebersetzungen einnimmt. Ferner wird das Verständniß des Dichters<lb/> durch eingehende Abhandlungen von Richard Gosche und Benno Tschischwitz<lb/> über die Zeit und Umstände der Entstehung der einzelnen Dramen. die Ab¬<lb/> sichten des Dichters bei ihrer Abfassung, die verschiedenen Meinungen der<lb/> Literarhistoriker und Aesthetiker über die Ideen und die Charaktere des betr.<lb/> Dramas wesentlich gefördert, und wenn sich diese Abhandlungen oder „Ein¬<lb/> leitungen" auch durchaus auf der Höhe strenger Wissenschaft halten, so stehen<lb/> sie dafür auch weit über dem literarhistorischen Mittelgut, mit dem häufig<lb/> sogenannte Volksausgaben klassischer Dichter dotirt werden, und sind zudem<lb/> von jedem Gebildeten mit Nutzen zu lesen. Die Illustrationen (Holzschnitte)<lb/> sind von den hervorragendsten Malern Deutschlands gezeichnet, die künstlerische<lb/> Arbeitstheilung von den Herausgebern mit großem Verständniß geleitet worden.<lb/> Paul Thumann und Woldemar Friedrich haben hauptsächlich die bürgerlich¬<lb/> lyrischen Scenen. Alexander Wagner hat die römischen Dramen. Heinrich<lb/> Lossow die Roccoco-Scenerien. Adolf Menzel die Falstaff-Episoden illustrirt.<lb/> während Piloty. Gabriel Max. Grod Johann. Fritz Roher u. A. in ihren<lb/> Genres mit warmem Interesse an dem Bilderschmuck dieser schönen Ausgabe<lb/> mitgearbeitet haben. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1087" next="#ID_1088"> Ein Werk von hervorragendster Bedeutung und Würde der Ausstattung<lb/> bietet der Verlag von Alphons Dürr in Leipzig in den „sämmt¬<lb/> lichen Gedichten Michelangelo's" in Guasti's Text, mit deutscher<lb/> Uebersetzung von Sophie Hasenelever. Lange Zeit ist die Herstellung<lb/> dieses herrlichen Werkes beabsichtigt, seine Ausführung nun von allen Be¬<lb/> theiligten in ehrenvollster Weise bewerkstelligt worden. Wenn man einen sym¬<lb/> bolischen Ausdruck suchen wollte für die innigen Beziehungen. die zwischen<lb/> den vornehmsten Vertretern des italienischen und deutschen Geistes in frucht¬<lb/> barster Weise seit dem Ausgang des Mittelalters fast ununterbrochen stattge¬<lb/> funden . einen bezeichnenden Beleg ferner für das freundliche Verhältniß beider<lb/> Nationen in ihren höchsten nationalen Angelegenheiten, man dürfte mit Stolz<lb/> auf das vorliegende Buch verweisen. Der vielseitigste Genius, den Italien be¬<lb/> sessen, tritt uns hier von der Seite entgegen, in der er den Zeitgenossen noch<lb/> höher stand denn als Dichter und Bildner: als Charakter, als Mensch. Nie¬<lb/> mand wird diese Verse ohne den tiefsten nachhaltigsten Eindruck lesen. Denn</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0361]
Selbstverständlich gilt dieses Lob nicht blos der äußeren Ausstattung dieser
Prachtausgabe, sondern vornehmlich ihrem inneren Gehalt, Zunächst ist er¬
freulicherweise die Uebersetzung von Schlegel und Tieck beibehalten worden, die
mit vollem Grunde seit Jahrzehnten Bürgerrecht in unserer deutschen Literatur
erlangt hat. und trotz einzelner neuerer vorzüglicher Leistungen, wie z. B.
einiger Uebersetzungen Shakespeare'scher Dramen von Gildemeister, noch heute
im Großen und Ganzen weitaus die erste Stelle unter den deutschen Shakes¬
peare-Uebersetzungen einnimmt. Ferner wird das Verständniß des Dichters
durch eingehende Abhandlungen von Richard Gosche und Benno Tschischwitz
über die Zeit und Umstände der Entstehung der einzelnen Dramen. die Ab¬
sichten des Dichters bei ihrer Abfassung, die verschiedenen Meinungen der
Literarhistoriker und Aesthetiker über die Ideen und die Charaktere des betr.
Dramas wesentlich gefördert, und wenn sich diese Abhandlungen oder „Ein¬
leitungen" auch durchaus auf der Höhe strenger Wissenschaft halten, so stehen
sie dafür auch weit über dem literarhistorischen Mittelgut, mit dem häufig
sogenannte Volksausgaben klassischer Dichter dotirt werden, und sind zudem
von jedem Gebildeten mit Nutzen zu lesen. Die Illustrationen (Holzschnitte)
sind von den hervorragendsten Malern Deutschlands gezeichnet, die künstlerische
Arbeitstheilung von den Herausgebern mit großem Verständniß geleitet worden.
Paul Thumann und Woldemar Friedrich haben hauptsächlich die bürgerlich¬
lyrischen Scenen. Alexander Wagner hat die römischen Dramen. Heinrich
Lossow die Roccoco-Scenerien. Adolf Menzel die Falstaff-Episoden illustrirt.
während Piloty. Gabriel Max. Grod Johann. Fritz Roher u. A. in ihren
Genres mit warmem Interesse an dem Bilderschmuck dieser schönen Ausgabe
mitgearbeitet haben. —
Ein Werk von hervorragendster Bedeutung und Würde der Ausstattung
bietet der Verlag von Alphons Dürr in Leipzig in den „sämmt¬
lichen Gedichten Michelangelo's" in Guasti's Text, mit deutscher
Uebersetzung von Sophie Hasenelever. Lange Zeit ist die Herstellung
dieses herrlichen Werkes beabsichtigt, seine Ausführung nun von allen Be¬
theiligten in ehrenvollster Weise bewerkstelligt worden. Wenn man einen sym¬
bolischen Ausdruck suchen wollte für die innigen Beziehungen. die zwischen
den vornehmsten Vertretern des italienischen und deutschen Geistes in frucht¬
barster Weise seit dem Ausgang des Mittelalters fast ununterbrochen stattge¬
funden . einen bezeichnenden Beleg ferner für das freundliche Verhältniß beider
Nationen in ihren höchsten nationalen Angelegenheiten, man dürfte mit Stolz
auf das vorliegende Buch verweisen. Der vielseitigste Genius, den Italien be¬
sessen, tritt uns hier von der Seite entgegen, in der er den Zeitgenossen noch
höher stand denn als Dichter und Bildner: als Charakter, als Mensch. Nie¬
mand wird diese Verse ohne den tiefsten nachhaltigsten Eindruck lesen. Denn
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