Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.sammensetzung der von einzelnen Ardeitergruppen angefertigten Theile. Die 4. In den Städten oder dicht bevölkerten Districten, bürgern sich in der 5. Von weit größerer Wichtigkeit und Bedeutung ist die auf dem Lande 6. Beide Beschäftigungen bilden eine Art gegenseitiger Versicherung. Tritt sammensetzung der von einzelnen Ardeitergruppen angefertigten Theile. Die 4. In den Städten oder dicht bevölkerten Districten, bürgern sich in der 5. Von weit größerer Wichtigkeit und Bedeutung ist die auf dem Lande 6. Beide Beschäftigungen bilden eine Art gegenseitiger Versicherung. Tritt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0198" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134544"/> <p xml:id="ID_587" prev="#ID_586"> sammensetzung der von einzelnen Ardeitergruppen angefertigten Theile. Die<lb/> Theilung der Arbeit ist dort so groß geworden, daß das Uhrengewerbe wieder<lb/> in 120 specielle Beschäftigungen zerfällt, daß jeder Bestandtheil der Uhr von<lb/> besondern Arbeitern gemacht wird und manche Theile sogar durch die Hände<lb/> verschiedener special - Arbeiter laufen. Bei der Textil ° Industrie, wo<lb/> sie sich auf Hausindustrie gründet, wird in der Regel das Garn von den<lb/> Spinnereien oder den Großhändlern an die einzelnen Handweber, welche zu<lb/> Hause arbeiten, geliefert. Die fertige Waare wird stückweise abgeliefert und so¬<lb/> fort bezahlt, während der Unternehmer das Risico des Verkaufes auf dem Markte<lb/> übernimmt — bei den Tabletteriewaaren (Zahnbürsten, Fächer, Kämme ze. :c.)<lb/> stellt der Hausindustrielle in der Regel das Product für eigene Rechnung her<lb/> und verkauft es gegen baar an den Großhändler, welcher den Absatz auf dem<lb/> Weltmarkt übernimmt.</p><lb/> <p xml:id="ID_588"> 4. In den Städten oder dicht bevölkerten Districten, bürgern sich in der<lb/> Regel solche Gattungen von Hausindustrie ein, welche größere Kunstfertigkeit<lb/> oder Theilung der Arbeit erfordern, welche complicirr sind, oder mannig¬<lb/> fache Hilfsmittel brauchen. Dahin können wir z. B. zählen die Messer-<lb/> und Werkzeug-Industrie in Sheffield und Sohlingen, die Herstellung von<lb/> Kleidungsgegenständen in Paris, London, Berlin und Wien, die Spielwaaren¬<lb/> fabrikation in Nürnberg und Paris. Hier sind es gewöhnlich Handwerks¬<lb/> gehülfen und kleine Meister, welche von Unternehmern, meist Großhändlern,<lb/> beschäftigt werden. Dieselben müssen natürlich viel billiger arbeiten, als wenn<lb/> sie ihre Producte selbst verkaufen würden, aber dafür haben sie kein Risico<lb/> zu tragen und genießen überdieß den Vortheil einer möglichst sicheren, stän¬<lb/> digen Beschäftigung.</p><lb/> <p xml:id="ID_589"> 5. Von weit größerer Wichtigkeit und Bedeutung ist die auf dem Lande<lb/> betriebene Hausindustrie, weil sie die Bestimmung hat, als Ersatz für die alte<lb/> Hausindustrie, insbesondere für das Spinnen, zu dienen und weil sie überhaupt<lb/> dazu bestimmt ist, die Ausnutzung der durch die landwirtschaftliche Beschäf¬<lb/> tigung nicht ausgefüllten Zeit zu bewerkstelligen. Sie dient so zur Vermeh¬<lb/> rung des Erwerbes, sei es, daß die Landwirthschaft oder die Hausindustrie<lb/> als hauptsächliche Beschäftigung betrieben wird. Beide Beschäftigungen ver¬<lb/> einigen sich deßhalb sehr gut, weil die landwirtschaftliche Verrichtung ab¬<lb/> hängig, die gewerbliche unabhängig von dem Wetter ist, so daß auf die letztere<lb/> eben nur die bei der Landwirthschaft nicht verwendbare Zeit abfällt.</p><lb/> <p xml:id="ID_590" next="#ID_591"> 6. Beide Beschäftigungen bilden eine Art gegenseitiger Versicherung. Tritt<lb/> in der Landwirthschaft ein schlechtes Jahr ein, so bietet der Ertrag der Haus¬<lb/> industrie, welcher dann auch größere Aufmerksamkeit geschenkt werden kann,<lb/> einen gewissen Ersatz; und stockt wegen schlechter Handelsconjuncturen der ge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0198]
sammensetzung der von einzelnen Ardeitergruppen angefertigten Theile. Die
Theilung der Arbeit ist dort so groß geworden, daß das Uhrengewerbe wieder
in 120 specielle Beschäftigungen zerfällt, daß jeder Bestandtheil der Uhr von
besondern Arbeitern gemacht wird und manche Theile sogar durch die Hände
verschiedener special - Arbeiter laufen. Bei der Textil ° Industrie, wo
sie sich auf Hausindustrie gründet, wird in der Regel das Garn von den
Spinnereien oder den Großhändlern an die einzelnen Handweber, welche zu
Hause arbeiten, geliefert. Die fertige Waare wird stückweise abgeliefert und so¬
fort bezahlt, während der Unternehmer das Risico des Verkaufes auf dem Markte
übernimmt — bei den Tabletteriewaaren (Zahnbürsten, Fächer, Kämme ze. :c.)
stellt der Hausindustrielle in der Regel das Product für eigene Rechnung her
und verkauft es gegen baar an den Großhändler, welcher den Absatz auf dem
Weltmarkt übernimmt.
4. In den Städten oder dicht bevölkerten Districten, bürgern sich in der
Regel solche Gattungen von Hausindustrie ein, welche größere Kunstfertigkeit
oder Theilung der Arbeit erfordern, welche complicirr sind, oder mannig¬
fache Hilfsmittel brauchen. Dahin können wir z. B. zählen die Messer-
und Werkzeug-Industrie in Sheffield und Sohlingen, die Herstellung von
Kleidungsgegenständen in Paris, London, Berlin und Wien, die Spielwaaren¬
fabrikation in Nürnberg und Paris. Hier sind es gewöhnlich Handwerks¬
gehülfen und kleine Meister, welche von Unternehmern, meist Großhändlern,
beschäftigt werden. Dieselben müssen natürlich viel billiger arbeiten, als wenn
sie ihre Producte selbst verkaufen würden, aber dafür haben sie kein Risico
zu tragen und genießen überdieß den Vortheil einer möglichst sicheren, stän¬
digen Beschäftigung.
5. Von weit größerer Wichtigkeit und Bedeutung ist die auf dem Lande
betriebene Hausindustrie, weil sie die Bestimmung hat, als Ersatz für die alte
Hausindustrie, insbesondere für das Spinnen, zu dienen und weil sie überhaupt
dazu bestimmt ist, die Ausnutzung der durch die landwirtschaftliche Beschäf¬
tigung nicht ausgefüllten Zeit zu bewerkstelligen. Sie dient so zur Vermeh¬
rung des Erwerbes, sei es, daß die Landwirthschaft oder die Hausindustrie
als hauptsächliche Beschäftigung betrieben wird. Beide Beschäftigungen ver¬
einigen sich deßhalb sehr gut, weil die landwirtschaftliche Verrichtung ab¬
hängig, die gewerbliche unabhängig von dem Wetter ist, so daß auf die letztere
eben nur die bei der Landwirthschaft nicht verwendbare Zeit abfällt.
6. Beide Beschäftigungen bilden eine Art gegenseitiger Versicherung. Tritt
in der Landwirthschaft ein schlechtes Jahr ein, so bietet der Ertrag der Haus¬
industrie, welcher dann auch größere Aufmerksamkeit geschenkt werden kann,
einen gewissen Ersatz; und stockt wegen schlechter Handelsconjuncturen der ge-
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