Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.genthum, und als Priwina um 860 der Rache seiner alten Landsleute, der Doch mit der Ausbreitung des Christenthums in Pannonien ging Hand genthum, und als Priwina um 860 der Rache seiner alten Landsleute, der Doch mit der Ausbreitung des Christenthums in Pannonien ging Hand <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0433" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133721"/> <p xml:id="ID_1396" prev="#ID_1395"> genthum, und als Priwina um 860 der Rache seiner alten Landsleute, der<lb/> Mährer, zum Opfer fiel, da folgte ihm sein Sohn Chozil, der erst 873 oder<lb/> 874 starb. Beide Fürsten haben die Christianisirung und damit den deut¬<lb/> schen Einfluß in ihrem Lande nachhaltig gefördert. In Mosaburg erstanden<lb/> vier Kirchen allein unter Priwina's Regierung, von denen Erzbischof Liupram<lb/> (836 — 858) mehrere selber weihte-, fünfzehn andere sah derselbe Erzbischof<lb/> an andern Orten des Fürstenthums sich erheben, wie in Pettau, Fünfkirchen.<lb/> Dudleipin (unweit Kaniza). Auch Chozil zeigte sich der Kirche besonders er¬<lb/> geben; wie er schon zu Lebzeiten seines Vaters mehrfache Schenkungen an<lb/> einzelne Kirchen gemacht hatte, so that er es jetzt als selbständiger Fürst.<lb/> Es ist ein Beweis dafür, wie rasch die neue Lehre hier siegte, daß auch sla¬<lb/> wische Edle durch Schenkungen von ihrem Eigenthume das Heil ihrer Seele<lb/> zu fördern strebten und sich damit als treue Gefolgsmannen des Christengottes<lb/> bekannten. So ließ Wittimar 865 durch Erzbischof Adalwin auf seinem<lb/> Eigen eine Kirche weihen, die in der NäbX von Mosaburg sich erhob. Und<lb/> oft verweilten die Salzburger Erzbischöfe persönlich unter den neugewonnenen<lb/> Glaubensgenossen. Liupram. Adalwin, Dietmar haben vielen Kirchen die<lb/> Weihe selbst gespendet, Adalwin hat einmal im Jahre 865 das Weihnachtsfest<lb/> Mit Chozil in Mosaburg gefeiert. Freilich dürfte Niemand meinen, daß das<lb/> Christenthum den pannonischen Slaven sofort in Saft und Blut übergegangen<lb/> sei. Geistige Umwandlungen vollziehen sich überall langsam, namentlich in<lb/> einem rohen Volke, das mit einem male ganz neue Vorstellungs - und Em¬<lb/> pfindungskreise sich aneignen soll. Und doch wäre es ungerecht, den sittigen-<lb/> den Einfluß der neuen Lehre gering anzuschlagen. Das ganze Leben des<lb/> Menschen stellten die christlichen Lehren unter einen festen Gesichtspunkt, ord¬<lb/> neten es nach einem unabänderlichen Grundgesetz der heidnischen Willkür und<lb/> Meisterlosigkeit gegenüber, und in gewaltiger Ueberlegenheit standen sie da in<lb/> ihrer festen, nach vielen Jahrhunderten ihre Dauer bemessenden Ueberlieferung.<lb/> Groß allerdings waren die Schwierigkeiten, die sich der Umgestaltung des<lb/> sittlichen Lebens entgegenstellten. Das lockere Familienleben dieser pannoni¬<lb/> schen Slawen, die leichte Schließung und Trennung der Ehen, das Alles be¬<lb/> rührte die deutsche Geistlichkeit höchst auffällig und lange blieben ihre Be¬<lb/> mühungen zur Beseitigung dieser heidnischen Ungebühr umsonst. Noch Papst<lb/> Johann VIII. mußte in einem an Chozil gerichteten Schreiben die leichtsin¬<lb/> nige Trennung und Schließung der Ehen bei Strafe des Bannes verbieten,<lb/> selbst als der große Slawenapostel Methodios nach Pannonien kam. scheint<lb/> er die heidnische Unsitte noch vorgefunden zu haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1397" next="#ID_1398"> Doch mit der Ausbreitung des Christenthums in Pannonien ging Hand<lb/> M Hand die Pflanzung deutschen Einflusses und deutschen Volksthums. In<lb/> jener Zeit, in welcher Kirche und Staat aufs Engste miteinander verbunden</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0433]
genthum, und als Priwina um 860 der Rache seiner alten Landsleute, der
Mährer, zum Opfer fiel, da folgte ihm sein Sohn Chozil, der erst 873 oder
874 starb. Beide Fürsten haben die Christianisirung und damit den deut¬
schen Einfluß in ihrem Lande nachhaltig gefördert. In Mosaburg erstanden
vier Kirchen allein unter Priwina's Regierung, von denen Erzbischof Liupram
(836 — 858) mehrere selber weihte-, fünfzehn andere sah derselbe Erzbischof
an andern Orten des Fürstenthums sich erheben, wie in Pettau, Fünfkirchen.
Dudleipin (unweit Kaniza). Auch Chozil zeigte sich der Kirche besonders er¬
geben; wie er schon zu Lebzeiten seines Vaters mehrfache Schenkungen an
einzelne Kirchen gemacht hatte, so that er es jetzt als selbständiger Fürst.
Es ist ein Beweis dafür, wie rasch die neue Lehre hier siegte, daß auch sla¬
wische Edle durch Schenkungen von ihrem Eigenthume das Heil ihrer Seele
zu fördern strebten und sich damit als treue Gefolgsmannen des Christengottes
bekannten. So ließ Wittimar 865 durch Erzbischof Adalwin auf seinem
Eigen eine Kirche weihen, die in der NäbX von Mosaburg sich erhob. Und
oft verweilten die Salzburger Erzbischöfe persönlich unter den neugewonnenen
Glaubensgenossen. Liupram. Adalwin, Dietmar haben vielen Kirchen die
Weihe selbst gespendet, Adalwin hat einmal im Jahre 865 das Weihnachtsfest
Mit Chozil in Mosaburg gefeiert. Freilich dürfte Niemand meinen, daß das
Christenthum den pannonischen Slaven sofort in Saft und Blut übergegangen
sei. Geistige Umwandlungen vollziehen sich überall langsam, namentlich in
einem rohen Volke, das mit einem male ganz neue Vorstellungs - und Em¬
pfindungskreise sich aneignen soll. Und doch wäre es ungerecht, den sittigen-
den Einfluß der neuen Lehre gering anzuschlagen. Das ganze Leben des
Menschen stellten die christlichen Lehren unter einen festen Gesichtspunkt, ord¬
neten es nach einem unabänderlichen Grundgesetz der heidnischen Willkür und
Meisterlosigkeit gegenüber, und in gewaltiger Ueberlegenheit standen sie da in
ihrer festen, nach vielen Jahrhunderten ihre Dauer bemessenden Ueberlieferung.
Groß allerdings waren die Schwierigkeiten, die sich der Umgestaltung des
sittlichen Lebens entgegenstellten. Das lockere Familienleben dieser pannoni¬
schen Slawen, die leichte Schließung und Trennung der Ehen, das Alles be¬
rührte die deutsche Geistlichkeit höchst auffällig und lange blieben ihre Be¬
mühungen zur Beseitigung dieser heidnischen Ungebühr umsonst. Noch Papst
Johann VIII. mußte in einem an Chozil gerichteten Schreiben die leichtsin¬
nige Trennung und Schließung der Ehen bei Strafe des Bannes verbieten,
selbst als der große Slawenapostel Methodios nach Pannonien kam. scheint
er die heidnische Unsitte noch vorgefunden zu haben.
Doch mit der Ausbreitung des Christenthums in Pannonien ging Hand
M Hand die Pflanzung deutschen Einflusses und deutschen Volksthums. In
jener Zeit, in welcher Kirche und Staat aufs Engste miteinander verbunden
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