Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.zu ziehen hätten, vollständig durchweicht waren und man zur Fortschafsunfl Die eigentliche Avantgarde der Italiener holte das französische Heer erst Nun setzte die Armee ihren Marsch nach Tortona fort, und diese Stadt Endlich -- am 16. Juli -- erreichte die französische Armee den Tanaro Die oberitalienische Armee, noch durch 11800 deutsche Landsknechte verstärkt, ') Paulus Jovius LibT'l.
zu ziehen hätten, vollständig durchweicht waren und man zur Fortschafsunfl Die eigentliche Avantgarde der Italiener holte das französische Heer erst Nun setzte die Armee ihren Marsch nach Tortona fort, und diese Stadt Endlich — am 16. Juli — erreichte die französische Armee den Tanaro Die oberitalienische Armee, noch durch 11800 deutsche Landsknechte verstärkt, ') Paulus Jovius LibT'l.
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zu ziehen hätten, vollständig durchweicht waren und man zur Fortschafsunfl
eines einzigen Geschützes 40 bis 50 Pferde und ebensoviel Arbeiter gebrauchte,
so ist dieser Abmarsch immerhin als eine bedeutende Leistung zu betrachten.
Zwei schwere Geschütze, deren Räder zerbrachen, mußte man allerdings unter¬
wegs vergraben.*)
Die eigentliche Avantgarde der Italiener holte das französische Heer erst
an der Trebbia wieder ein. Diesen Strom überschritt Charles aus einer
Schiffbrücke unter dem Schutz der gesammten Artillerie und dem der Schweizer
sowie von 200 Lanzen, welche sämmtlich auf dem diesseitigen Ufer blieben.
Es war ein sehr kritischer Augenblick, und auch nach dem Uebergang der
Truppen bot der Transport der schweren Artillerie, welche durch den stark
angeschwollenen Fluß selbst gefahren werden mußte, große Schwierigkeiten!
aber die Hauptmassen der Verbündeten kamen nicht mehr rechtzeitig heran,
und zu einem energischen Angriff hätten überdies die venetianischen Provedi-
tionen wahrscheinlich ihre Einwilligung versagt. — Das Glück begünstigte
also die Franzosen abermals. Dennoch muß hervorgehoben werden, daß die
Einrichtung dieses Flußüberganges eine im höchsten Maße tadelnswerthe ist-
Mochte Charles immerhin seine Kerntruppen, die Gendarmes und die Schweizer
zur Sicherung des Uebergangs diesseits des Flußes verwenden — die Artil¬
lerie mußte doch unter allen Umständen zuerst übergesetzt werden; sie konnte
ja auch vom jenseitigen Ufer in einen etwaigen Kampf eingreifen. ,
Nun setzte die Armee ihren Marsch nach Tortona fort, und diese Stadt
öffnete ihr die Thore, weil der Kommandant noch vor einigen Monaten in
ihren Reihen gestanden hatte. Zerlumpt und erschöpft zogen die Truppen
ein und benutzten eine kurze Ruhe, um sich einigermaßen wieder herzustellen-
Endlich — am 16. Juli — erreichte die französische Armee den Tanaro
und Asti. Sie war in Sicherheit, kam aber nun erst zum Bewußtsein ihrer
Verluste. Hier erfuhr Charles das Scheitern der von Sarzana gegen Genua
abgegangenen Unternehmung und sah die traurigen Trümmer der verunglückten
Expedition; hier erfuhr er die Zerstörung der französischen Flotte durch die
Genueser, die Noth des mit 7S00 Mann auserlesener Truppen in Novara
eingeschlossenen Herzogs von Orleans und endlich auch den Verlust von
Neapel, welches, mit Ausnahme der Schlösser , am 7. Juli den Feinden in
die Hände gefallen war.
Die oberitalienische Armee, noch durch 11800 deutsche Landsknechte verstärkt,
hatte sich, anstatt die Franzosen weiter zu verfolgen, nach Novara gezogen
und hielt es eng eingeschlossen. Auf beiden Seiten hegte jedoch Niemand
ernstliche Lust, den Krieg fortzusetzen. Ob es gleich Intriguen genug gab¬
dienten sie doch zu nichts, als die Sache in die Länge zu ziehen; und so k«M
') Paulus Jovius LibT'l.
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