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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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Schlacht der I. Armee nach 5 Uhr Nachmittags.

Die beabsichtigte allgemeine, unzweifelhaft verfrühte Vorbewegung der
I. Armee, deren Anfänge die Artillerie des 7. Corps und die 1. Kavallerie-Di¬
vision zu dem Versuch der Ueberschreitung des Manne-Thals, die 31. Brigade
zu dem Borgehn in Richtung auf Moscou geführt, hatte die 26. Brigade
eintreten lassen in Kampf mit der französischen Brigade Lapasset. -- Es war
in der vierten Nachmittagsstunde gewesen, daß sich General Baron v. d. Goltz
gegen die ungemeine starke Stellung des Feindes von Ars her in Bewegung
setzte. Die Brigade Lapasset hielt die Höhen von Rozerieulles und das
Dorf Ste. Ruffine besetzt und hatte dichte Tirailleurschwärme in die Weinberge
und Gehölze zwischen Jussy und Vaur vorgeschoben. An der Vertheidigung
dieser Stellung betheiligte sich die zahlreiche Artillerie des 2. Corps "Uf den
Höhen nordwestlich von Rozerieulles sowie ein Theil des Geschützes auf dem
Berge und dem Fort von Se. Quentin. -- Der Angreifer mußte entweder
in der vom feindlichen Feuer vollständig beherrschten Niederung vorgehen oder
sich in aufgelöster Ordnung durch die Weinberge den Weg bahnen.

General v. d. Goltz dirigirte die beiden Musketier-Bataillone Regts.
No. 15 durch die Weinberge über Vaur in der Richtung auf Jussy. Das
ö5. Regiment sollte mit dem Füsilierbataillon links rückwärts der Funszehner
folgen, mit den Musketierbataillonen aber auf der Chaussee im Moselthale
vorgehn. Die Füsiliere des Regiments No. 16 behielten Ars besetzt.

Baux wurde unvertheidigt gefunden, und nun entwickelte sich unter dem
weithin die Niederung und den Thalhang beherrschenden Feuer des Feindes
der Angriff gegen Jussy. welches Dorf schnell genommen und regelrecht be¬
setzt ward. Auf dem westlichen Rande der Hochfläche trat inzwischen Oberst
v. Deutz mit den unter seiner Führung vereinigten Theilen des 18. Regiments
in ein heftiges Feuergefecht gegen den nach dem Thal von Rozerieulles zu¬
rückgedrängten Feind, in welches um 6 Uhr auch das Füsilierbataillon der
sser eingriff. -- Die der Brigade zugetheilte Batterie beschoß bis zum Beginn
des Abenddunkels Ste. Ruffine und Moulins les Metz. -- Ein weiteres Vor¬
gehen gegen das augenscheinlich sehr stark besetzte Ste. Ruffine schien bei den
geringen Kräften der Brigade nicht sachgemäß. Eine Entscheidung konnte
auf diesem Theil des Schlachtfeldes ja nicht herbeigeführt werden; ein Bor¬
brechen der preußischen Truppen aus dem Bois de Vaux war durch die ge¬
wonnene Stellung wesentlich erleichtert und in ihr setzte sich General v. d.
Goltz daher fest. -- Dies wurde insofern von besonderer Bedeutung für den
Verlauf der Schlacht, als es den Marschall Bazaine in seiner steten Besorg-
niß für die eigene linke Flanke bestärkte und seine Aufmerksamkeit ablenkte
von den wichtigeren Theilen des Schlachtfeldes, zumal ihm die an sich un,-/


Grenzet.'" 1. 1875. 8
Schlacht der I. Armee nach 5 Uhr Nachmittags.

Die beabsichtigte allgemeine, unzweifelhaft verfrühte Vorbewegung der
I. Armee, deren Anfänge die Artillerie des 7. Corps und die 1. Kavallerie-Di¬
vision zu dem Versuch der Ueberschreitung des Manne-Thals, die 31. Brigade
zu dem Borgehn in Richtung auf Moscou geführt, hatte die 26. Brigade
eintreten lassen in Kampf mit der französischen Brigade Lapasset. — Es war
in der vierten Nachmittagsstunde gewesen, daß sich General Baron v. d. Goltz
gegen die ungemeine starke Stellung des Feindes von Ars her in Bewegung
setzte. Die Brigade Lapasset hielt die Höhen von Rozerieulles und das
Dorf Ste. Ruffine besetzt und hatte dichte Tirailleurschwärme in die Weinberge
und Gehölze zwischen Jussy und Vaur vorgeschoben. An der Vertheidigung
dieser Stellung betheiligte sich die zahlreiche Artillerie des 2. Corps «Uf den
Höhen nordwestlich von Rozerieulles sowie ein Theil des Geschützes auf dem
Berge und dem Fort von Se. Quentin. — Der Angreifer mußte entweder
in der vom feindlichen Feuer vollständig beherrschten Niederung vorgehen oder
sich in aufgelöster Ordnung durch die Weinberge den Weg bahnen.

General v. d. Goltz dirigirte die beiden Musketier-Bataillone Regts.
No. 15 durch die Weinberge über Vaur in der Richtung auf Jussy. Das
ö5. Regiment sollte mit dem Füsilierbataillon links rückwärts der Funszehner
folgen, mit den Musketierbataillonen aber auf der Chaussee im Moselthale
vorgehn. Die Füsiliere des Regiments No. 16 behielten Ars besetzt.

Baux wurde unvertheidigt gefunden, und nun entwickelte sich unter dem
weithin die Niederung und den Thalhang beherrschenden Feuer des Feindes
der Angriff gegen Jussy. welches Dorf schnell genommen und regelrecht be¬
setzt ward. Auf dem westlichen Rande der Hochfläche trat inzwischen Oberst
v. Deutz mit den unter seiner Führung vereinigten Theilen des 18. Regiments
in ein heftiges Feuergefecht gegen den nach dem Thal von Rozerieulles zu¬
rückgedrängten Feind, in welches um 6 Uhr auch das Füsilierbataillon der
sser eingriff. — Die der Brigade zugetheilte Batterie beschoß bis zum Beginn
des Abenddunkels Ste. Ruffine und Moulins les Metz. — Ein weiteres Vor¬
gehen gegen das augenscheinlich sehr stark besetzte Ste. Ruffine schien bei den
geringen Kräften der Brigade nicht sachgemäß. Eine Entscheidung konnte
auf diesem Theil des Schlachtfeldes ja nicht herbeigeführt werden; ein Bor¬
brechen der preußischen Truppen aus dem Bois de Vaux war durch die ge¬
wonnene Stellung wesentlich erleichtert und in ihr setzte sich General v. d.
Goltz daher fest. — Dies wurde insofern von besonderer Bedeutung für den
Verlauf der Schlacht, als es den Marschall Bazaine in seiner steten Besorg-
niß für die eigene linke Flanke bestärkte und seine Aufmerksamkeit ablenkte
von den wichtigeren Theilen des Schlachtfeldes, zumal ihm die an sich un,-/


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[0065] Schlacht der I. Armee nach 5 Uhr Nachmittags. Die beabsichtigte allgemeine, unzweifelhaft verfrühte Vorbewegung der I. Armee, deren Anfänge die Artillerie des 7. Corps und die 1. Kavallerie-Di¬ vision zu dem Versuch der Ueberschreitung des Manne-Thals, die 31. Brigade zu dem Borgehn in Richtung auf Moscou geführt, hatte die 26. Brigade eintreten lassen in Kampf mit der französischen Brigade Lapasset. — Es war in der vierten Nachmittagsstunde gewesen, daß sich General Baron v. d. Goltz gegen die ungemeine starke Stellung des Feindes von Ars her in Bewegung setzte. Die Brigade Lapasset hielt die Höhen von Rozerieulles und das Dorf Ste. Ruffine besetzt und hatte dichte Tirailleurschwärme in die Weinberge und Gehölze zwischen Jussy und Vaur vorgeschoben. An der Vertheidigung dieser Stellung betheiligte sich die zahlreiche Artillerie des 2. Corps «Uf den Höhen nordwestlich von Rozerieulles sowie ein Theil des Geschützes auf dem Berge und dem Fort von Se. Quentin. — Der Angreifer mußte entweder in der vom feindlichen Feuer vollständig beherrschten Niederung vorgehen oder sich in aufgelöster Ordnung durch die Weinberge den Weg bahnen. General v. d. Goltz dirigirte die beiden Musketier-Bataillone Regts. No. 15 durch die Weinberge über Vaur in der Richtung auf Jussy. Das ö5. Regiment sollte mit dem Füsilierbataillon links rückwärts der Funszehner folgen, mit den Musketierbataillonen aber auf der Chaussee im Moselthale vorgehn. Die Füsiliere des Regiments No. 16 behielten Ars besetzt. Baux wurde unvertheidigt gefunden, und nun entwickelte sich unter dem weithin die Niederung und den Thalhang beherrschenden Feuer des Feindes der Angriff gegen Jussy. welches Dorf schnell genommen und regelrecht be¬ setzt ward. Auf dem westlichen Rande der Hochfläche trat inzwischen Oberst v. Deutz mit den unter seiner Führung vereinigten Theilen des 18. Regiments in ein heftiges Feuergefecht gegen den nach dem Thal von Rozerieulles zu¬ rückgedrängten Feind, in welches um 6 Uhr auch das Füsilierbataillon der sser eingriff. — Die der Brigade zugetheilte Batterie beschoß bis zum Beginn des Abenddunkels Ste. Ruffine und Moulins les Metz. — Ein weiteres Vor¬ gehen gegen das augenscheinlich sehr stark besetzte Ste. Ruffine schien bei den geringen Kräften der Brigade nicht sachgemäß. Eine Entscheidung konnte auf diesem Theil des Schlachtfeldes ja nicht herbeigeführt werden; ein Bor¬ brechen der preußischen Truppen aus dem Bois de Vaux war durch die ge¬ wonnene Stellung wesentlich erleichtert und in ihr setzte sich General v. d. Goltz daher fest. — Dies wurde insofern von besonderer Bedeutung für den Verlauf der Schlacht, als es den Marschall Bazaine in seiner steten Besorg- niß für die eigene linke Flanke bestärkte und seine Aufmerksamkeit ablenkte von den wichtigeren Theilen des Schlachtfeldes, zumal ihm die an sich un,-/ Grenzet.'» 1. 1875. 8

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/65>, abgerufen am 23.07.2024.