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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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massen von der Straßenenge aus. Das 2. sowie ein großer Theil des 3,
französischen Corps waren vollständig gefesselt und unfähig gemacht, den mit
dem Hauptstoße bedrohten rechten Flügel der feindlichen Armee zu unter¬
stützen. -- Groß aber waren auch die erlittenen Verluste. Die Hälfte der
Offiziere der stark gelichteten Bataillone war todt oder verwundet. -- Es
war nothwendig, der Diviston Verstärkung zuzuführen.

Die Artillerie der 16. Division wurde aus ihrer Reservestellung vorge¬
zogen und in die große Artillerie-Linie eingefügt und die 31. Brigade, General
Graf Gneisenau, angewiesen, ihre Bereitschaftsstellung südwestlich von Grave-
lotte, zu verlassen und das Gefecht der 16. Division in der Richtung auf
Moscou zu unterstützen. Ebendorthin waren auf höheren Befehl auch andere
Truppentheile in Bewegung gesetzt worden, da General von Steinmetz nach
eigener Wahrnehmung und auf die Meldung der 29. Brigade hin den Augen¬
blick für gekommen hielt, einen energischen Vorstoß gegen die Front und die
linke Flanke des Gegners zu führen. Da man französische Truppen in hellen
Haufen und offenbarer Auflösung nach dem Höhenkamme zurückweichen sah,
so erhielt die 1. Kavallerie-Division Befehl, über die Straßenenge vorzugehn,
um zur Verfolgung bei der Hand zu sein. Vor ihr schon setzten sich die Hu¬
saren-Regimenter Ur. 9 und Ur. 15 dorthin in Bewegung. Die bei Ars
zur Verfügung stehende 26. Brigade wurde angewiesen, sich auf Vaux in
Marsch zu setzen, um gegen die äußerste linke Flanke des Gegners zu wirken.
General von Zastrow befahl das Vorrücken der Batterien 7. Armee-Corps; sie
sollten südlich der großen Straße von Metz am jenseitigen Höhenrande in Stellung
gehn. Zu ihrem Schutze wurde die westlich von Gravelotte stehende Brigade
Ur. 27 bis an den Waldsaum herangeschoben.

Während sich nun auf Seite der Preußen schon vielfach die Ansicht ver¬
breitete, daß es sich nur noch um den letzten Entscheidungsstoß gegen einen
bereits weichenden Feind handle, traf der eingeleitete Angriff auf unerwartet
starken Widerstand.

Das Vorgehn der Korps-Artillerie des 7. Armee-Corps wurde durch
ein Stopfen mit der 1. Kavallerie-Division auf dem Engpasse des Chaussee-
Dammes im Maneethal gehemmt. Nur vier Batterien gelang es, die andere
Seite des Thales zu gewinnen. Sobald ihre Spitzen dem Feinde zu Gesicht
kamen, verstärkte er auf seiner ganzen Front das eine Zeitlang zurückgehaltene
Geschütz- und Gewehrfeuer, unter dessen verheerender Wirkung zwei jener
Batterien ihre Stellung nicht behaupten konnten und in das Thal zurück¬
gingen. Die beiden andern aber blieben. Die 3. reitende Batterie unter
Hauptmann Hasse kämpfte mit Erfolg gegen eine große französische Geschütz,
linie, welche sich aus dem Felde westlich von Moscou zusammenzog. Ueber¬
schüttet von Chassepotkugeln, durch die er 37 Mann und 78 Pferde verlor,


massen von der Straßenenge aus. Das 2. sowie ein großer Theil des 3,
französischen Corps waren vollständig gefesselt und unfähig gemacht, den mit
dem Hauptstoße bedrohten rechten Flügel der feindlichen Armee zu unter¬
stützen. — Groß aber waren auch die erlittenen Verluste. Die Hälfte der
Offiziere der stark gelichteten Bataillone war todt oder verwundet. — Es
war nothwendig, der Diviston Verstärkung zuzuführen.

Die Artillerie der 16. Division wurde aus ihrer Reservestellung vorge¬
zogen und in die große Artillerie-Linie eingefügt und die 31. Brigade, General
Graf Gneisenau, angewiesen, ihre Bereitschaftsstellung südwestlich von Grave-
lotte, zu verlassen und das Gefecht der 16. Division in der Richtung auf
Moscou zu unterstützen. Ebendorthin waren auf höheren Befehl auch andere
Truppentheile in Bewegung gesetzt worden, da General von Steinmetz nach
eigener Wahrnehmung und auf die Meldung der 29. Brigade hin den Augen¬
blick für gekommen hielt, einen energischen Vorstoß gegen die Front und die
linke Flanke des Gegners zu führen. Da man französische Truppen in hellen
Haufen und offenbarer Auflösung nach dem Höhenkamme zurückweichen sah,
so erhielt die 1. Kavallerie-Division Befehl, über die Straßenenge vorzugehn,
um zur Verfolgung bei der Hand zu sein. Vor ihr schon setzten sich die Hu¬
saren-Regimenter Ur. 9 und Ur. 15 dorthin in Bewegung. Die bei Ars
zur Verfügung stehende 26. Brigade wurde angewiesen, sich auf Vaux in
Marsch zu setzen, um gegen die äußerste linke Flanke des Gegners zu wirken.
General von Zastrow befahl das Vorrücken der Batterien 7. Armee-Corps; sie
sollten südlich der großen Straße von Metz am jenseitigen Höhenrande in Stellung
gehn. Zu ihrem Schutze wurde die westlich von Gravelotte stehende Brigade
Ur. 27 bis an den Waldsaum herangeschoben.

Während sich nun auf Seite der Preußen schon vielfach die Ansicht ver¬
breitete, daß es sich nur noch um den letzten Entscheidungsstoß gegen einen
bereits weichenden Feind handle, traf der eingeleitete Angriff auf unerwartet
starken Widerstand.

Das Vorgehn der Korps-Artillerie des 7. Armee-Corps wurde durch
ein Stopfen mit der 1. Kavallerie-Division auf dem Engpasse des Chaussee-
Dammes im Maneethal gehemmt. Nur vier Batterien gelang es, die andere
Seite des Thales zu gewinnen. Sobald ihre Spitzen dem Feinde zu Gesicht
kamen, verstärkte er auf seiner ganzen Front das eine Zeitlang zurückgehaltene
Geschütz- und Gewehrfeuer, unter dessen verheerender Wirkung zwei jener
Batterien ihre Stellung nicht behaupten konnten und in das Thal zurück¬
gingen. Die beiden andern aber blieben. Die 3. reitende Batterie unter
Hauptmann Hasse kämpfte mit Erfolg gegen eine große französische Geschütz,
linie, welche sich aus dem Felde westlich von Moscou zusammenzog. Ueber¬
schüttet von Chassepotkugeln, durch die er 37 Mann und 78 Pferde verlor,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/63>, abgerufen am 23.07.2024.