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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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fen das 2. rheinische Infanterie-Regiment Ur. 28. Unter dem heftigsten
Granat- und Schnellfeuer des Feindes wurde der Waldrand auf der ganzen
Linie mit gleichem Ungestüm angegriffen und im ersten Anlaufe genommen.
Die Preußen folgten den weichenden Franzosen und stellten unten im
Wiesenthal bald nach 2 Uhr die im Walde aufgelösten Truppenverbände
wieder her.

An der Thalgabelung, welche durch den Einfluß des von la Folie her-
abrinnenden Gewässers in den Mancebach gebildet wird, kam es Zzuerst zur
Fortführung des Kampfs, indem das 2. Bataillon der Achtundzwanziger die
Steinbarrikaden nahm und festhielt, welche das Seitenthal sperrten. Die
beiden andern Bataillone desselben rheinischen Regiments drangen inzwischen
an den östlichen Waldrand vor. Unmittelbares Weitergehn verhinderte das
furchtbare Feuer vom Pachthofe Moscou. -- Eine andere Gefechtsgruppe
bildete sich um Se. Hubert. Hier waren es zunächst Musketiercompagnien,
dann auch die Füsiliere des 67. Regiments, welche zuerst weiter vorgingen,
bald gefolgt von den rheinischen Jägern. In heldenmüthigem Wettstreit ge¬
lang es diesen Truppentheilen sich in der nächsten Nähe von Se. Hubert zu
etabliren -- mit großen Verlusten! Major von Wittich wurde hier schwer
verwundet. -- Nun schob sich auch das ostpreußische Füsilier-Regt. weiter vor.
Trotz heftigsten Mitrailleur- und Gewehrfeuers näherten sich sechs Compagnien
desselben unter gewandter Benutzung der Bodenverhältnisse den großen Kies¬
gruben, welche am Waldrande gegenüber von Point du jour einen vorge¬
schobenen Posten der Franzosen bildeten; sie eroberten einen Theil der¬
selben und bildeten nun den äußersten rechten Flügel des 8. Armee-Corps.
Bald darauf ging dann auch das Füsilier-Bataillon 60. Regiments über die
Schlucht und entwickelte sich am jenseitigen Höhenrande. Major von Gilsa,
Major v. Knobelsdorff und Oberst von Dannenberg hatten diese Erfolge per¬
sönlich mit schweren Verwundungen bezahlt.

Die entschiedenen Fortschritte der Infanterie in den Waldungen führten
seit 2 Uhr nachmittags zu einem allmählichen und wiederholten Vorrücken der
Artillerie in günstigere Aufstellungen östlich der großen Straße bei Mo-
gador. Die auf der jenseitigen Hochfläche auftretenden Geschütze des Feindes
wurden theils niedergekämpft, theils schon am Auffahren gehindert. Die linke
Flanke der deutschen Artillerie wurde theils durch das Königshusaren-Regt.,
theils durch das 2. Bataillon Regiments Ur. 67 geschützt, dessen Compagnien
zum Theil bis südlich von Chantrenne vordrangen.

Zur Rechnen des 8. Armee-Corps war unmittelbare Verbindung herge¬
stellt mit dem 7. Corps, indem die Batterien des letzteren sich links gezogen
hatten, sodaß die beiderseitigen Geschützlinien sich an der Ostseite von Grave-
lotte fast berührten. Es waren nun im Ganzen 132 Geschütze, zehn Batterien


fen das 2. rheinische Infanterie-Regiment Ur. 28. Unter dem heftigsten
Granat- und Schnellfeuer des Feindes wurde der Waldrand auf der ganzen
Linie mit gleichem Ungestüm angegriffen und im ersten Anlaufe genommen.
Die Preußen folgten den weichenden Franzosen und stellten unten im
Wiesenthal bald nach 2 Uhr die im Walde aufgelösten Truppenverbände
wieder her.

An der Thalgabelung, welche durch den Einfluß des von la Folie her-
abrinnenden Gewässers in den Mancebach gebildet wird, kam es Zzuerst zur
Fortführung des Kampfs, indem das 2. Bataillon der Achtundzwanziger die
Steinbarrikaden nahm und festhielt, welche das Seitenthal sperrten. Die
beiden andern Bataillone desselben rheinischen Regiments drangen inzwischen
an den östlichen Waldrand vor. Unmittelbares Weitergehn verhinderte das
furchtbare Feuer vom Pachthofe Moscou. — Eine andere Gefechtsgruppe
bildete sich um Se. Hubert. Hier waren es zunächst Musketiercompagnien,
dann auch die Füsiliere des 67. Regiments, welche zuerst weiter vorgingen,
bald gefolgt von den rheinischen Jägern. In heldenmüthigem Wettstreit ge¬
lang es diesen Truppentheilen sich in der nächsten Nähe von Se. Hubert zu
etabliren — mit großen Verlusten! Major von Wittich wurde hier schwer
verwundet. — Nun schob sich auch das ostpreußische Füsilier-Regt. weiter vor.
Trotz heftigsten Mitrailleur- und Gewehrfeuers näherten sich sechs Compagnien
desselben unter gewandter Benutzung der Bodenverhältnisse den großen Kies¬
gruben, welche am Waldrande gegenüber von Point du jour einen vorge¬
schobenen Posten der Franzosen bildeten; sie eroberten einen Theil der¬
selben und bildeten nun den äußersten rechten Flügel des 8. Armee-Corps.
Bald darauf ging dann auch das Füsilier-Bataillon 60. Regiments über die
Schlucht und entwickelte sich am jenseitigen Höhenrande. Major von Gilsa,
Major v. Knobelsdorff und Oberst von Dannenberg hatten diese Erfolge per¬
sönlich mit schweren Verwundungen bezahlt.

Die entschiedenen Fortschritte der Infanterie in den Waldungen führten
seit 2 Uhr nachmittags zu einem allmählichen und wiederholten Vorrücken der
Artillerie in günstigere Aufstellungen östlich der großen Straße bei Mo-
gador. Die auf der jenseitigen Hochfläche auftretenden Geschütze des Feindes
wurden theils niedergekämpft, theils schon am Auffahren gehindert. Die linke
Flanke der deutschen Artillerie wurde theils durch das Königshusaren-Regt.,
theils durch das 2. Bataillon Regiments Ur. 67 geschützt, dessen Compagnien
zum Theil bis südlich von Chantrenne vordrangen.

Zur Rechnen des 8. Armee-Corps war unmittelbare Verbindung herge¬
stellt mit dem 7. Corps, indem die Batterien des letzteren sich links gezogen
hatten, sodaß die beiderseitigen Geschützlinien sich an der Ostseite von Grave-
lotte fast berührten. Es waren nun im Ganzen 132 Geschütze, zehn Batterien


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/61>, abgerufen am 03.07.2024.