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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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Gravelotte führt von beiden Seiten als tief eingeschnittener Hohlweg in das
Mancethal hinab und überschreitet es als hochaufgemauerter Damm. Erst
nahe Se. Hubert kann eine Truppenentwickelung seitwärts stattfinden. Der
Engpaß ist daher über 1500 Schritt lang, eine Strecke, welche fast in ihrer
ganzen Ausdehnung vom Feinde unter Feuer genommen werden konnte. Und
doch war dieser Paß der einzige für alle Waffen geeignete Thalübergang.

Diese starke Stellung war nun sranzösischerseits mit einigen fünfzig
Bataillonen und mehr als hundert Geschützen folgendermaßen besetzt: -- Die
Divisionen Metman und Aymard vom Corps des Marschalls Leboeuf
(Ur. 3) standen zwischen den Ferner Leipzig und Moscou. Ein Regiment
war nach Se. Hubert vorgeschoben; andere Bataillone hielten Theile des Bois
des Genivaur besetzt. Die Artillerie stand nördlich und südlich von Moscou.
-- An das 3. Corps schloß sich das 2. unter General Frossard: Bei Point
du jour hatte sich die Division Berge eingerichtet; ihre Mitrailleusen bestrichen
die große Straße von Gravelotte. Südöstlich von Point du jour stand die
andere Division, welche für den bei Monville verwundeten General Bataille
der General Bastoul führte. Auf dem äußersten linken Flügel beherrschte die
Brigade Lapasset in der Aufstellung bei Rozerieulles und Moulins les Metz
das^Moselthal.

Den Angriff auf diese außerordentlich starke Position leiteten die A rtillerie
der 15. Division und die Corps-Artillerie des 8. Armee-Corps ein, indem sie
nach Malmcnson vorgingen. Gegen 1 Uhr waren 108 Geschütze vor der
Front der I. Armee in Thätigkeit, welche ihr Feuer vorzugsweise gegen die
Batterien bei Moscou und Point du jour richteten. Das Vorgehn der Infan¬
terie geschah, zwar in Uebereinstimmung mit den Anordnungen des General-
Commandos, aber vor deren Eintreffen und durchaus dem eigenen Impulse
folgend. Zuerst brach das 3. Bataillon der ostpreußischen Füsiliere von Grave¬
lotte aus vor, und trotz schwerer Verluste gelang es ihm, bis zu den Stein¬
brüchen unmittelbar südlich der Chaussee vorzudringen und sich dort zu be¬
haupten. Die beiden andern Bataillone des Regiments folgten und richteten
sich zunächst auf halbem Hange der Hochfläche ein. Das 7. Brandenbg. In-
fant.-Regt. Ur. 60 hatte inzwischen die Stelle der Ostpreußen bei Gravelotte
eingenommen.

Dem Anlauf der Dreiunddreißiger südlich der großen Straße folgte nörd¬
lich derselben das Borgehen der 30. Brigade unter General von Strubberg.
Sobald die Spitzen derselben (67er Füsiliere) sichtbar wurden, verdoppelte der
Feind sein Feuer; aber die Brigade zog sich ruhig aus Gravelotte heraus
und entwickelte sich staffelförmig zum Angriff: Aus dem rechten Flügel die
Magdeburger (Ur. 67), zu ihrer Linken, in einer Front bei einander, die
vier Compagnien der rheinischen Jäger, und noch weiter links in zwei Tres-


Gravelotte führt von beiden Seiten als tief eingeschnittener Hohlweg in das
Mancethal hinab und überschreitet es als hochaufgemauerter Damm. Erst
nahe Se. Hubert kann eine Truppenentwickelung seitwärts stattfinden. Der
Engpaß ist daher über 1500 Schritt lang, eine Strecke, welche fast in ihrer
ganzen Ausdehnung vom Feinde unter Feuer genommen werden konnte. Und
doch war dieser Paß der einzige für alle Waffen geeignete Thalübergang.

Diese starke Stellung war nun sranzösischerseits mit einigen fünfzig
Bataillonen und mehr als hundert Geschützen folgendermaßen besetzt: — Die
Divisionen Metman und Aymard vom Corps des Marschalls Leboeuf
(Ur. 3) standen zwischen den Ferner Leipzig und Moscou. Ein Regiment
war nach Se. Hubert vorgeschoben; andere Bataillone hielten Theile des Bois
des Genivaur besetzt. Die Artillerie stand nördlich und südlich von Moscou.
— An das 3. Corps schloß sich das 2. unter General Frossard: Bei Point
du jour hatte sich die Division Berge eingerichtet; ihre Mitrailleusen bestrichen
die große Straße von Gravelotte. Südöstlich von Point du jour stand die
andere Division, welche für den bei Monville verwundeten General Bataille
der General Bastoul führte. Auf dem äußersten linken Flügel beherrschte die
Brigade Lapasset in der Aufstellung bei Rozerieulles und Moulins les Metz
das^Moselthal.

Den Angriff auf diese außerordentlich starke Position leiteten die A rtillerie
der 15. Division und die Corps-Artillerie des 8. Armee-Corps ein, indem sie
nach Malmcnson vorgingen. Gegen 1 Uhr waren 108 Geschütze vor der
Front der I. Armee in Thätigkeit, welche ihr Feuer vorzugsweise gegen die
Batterien bei Moscou und Point du jour richteten. Das Vorgehn der Infan¬
terie geschah, zwar in Uebereinstimmung mit den Anordnungen des General-
Commandos, aber vor deren Eintreffen und durchaus dem eigenen Impulse
folgend. Zuerst brach das 3. Bataillon der ostpreußischen Füsiliere von Grave¬
lotte aus vor, und trotz schwerer Verluste gelang es ihm, bis zu den Stein¬
brüchen unmittelbar südlich der Chaussee vorzudringen und sich dort zu be¬
haupten. Die beiden andern Bataillone des Regiments folgten und richteten
sich zunächst auf halbem Hange der Hochfläche ein. Das 7. Brandenbg. In-
fant.-Regt. Ur. 60 hatte inzwischen die Stelle der Ostpreußen bei Gravelotte
eingenommen.

Dem Anlauf der Dreiunddreißiger südlich der großen Straße folgte nörd¬
lich derselben das Borgehen der 30. Brigade unter General von Strubberg.
Sobald die Spitzen derselben (67er Füsiliere) sichtbar wurden, verdoppelte der
Feind sein Feuer; aber die Brigade zog sich ruhig aus Gravelotte heraus
und entwickelte sich staffelförmig zum Angriff: Aus dem rechten Flügel die
Magdeburger (Ur. 67), zu ihrer Linken, in einer Front bei einander, die
vier Compagnien der rheinischen Jäger, und noch weiter links in zwei Tres-


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[0060] Gravelotte führt von beiden Seiten als tief eingeschnittener Hohlweg in das Mancethal hinab und überschreitet es als hochaufgemauerter Damm. Erst nahe Se. Hubert kann eine Truppenentwickelung seitwärts stattfinden. Der Engpaß ist daher über 1500 Schritt lang, eine Strecke, welche fast in ihrer ganzen Ausdehnung vom Feinde unter Feuer genommen werden konnte. Und doch war dieser Paß der einzige für alle Waffen geeignete Thalübergang. Diese starke Stellung war nun sranzösischerseits mit einigen fünfzig Bataillonen und mehr als hundert Geschützen folgendermaßen besetzt: — Die Divisionen Metman und Aymard vom Corps des Marschalls Leboeuf (Ur. 3) standen zwischen den Ferner Leipzig und Moscou. Ein Regiment war nach Se. Hubert vorgeschoben; andere Bataillone hielten Theile des Bois des Genivaur besetzt. Die Artillerie stand nördlich und südlich von Moscou. — An das 3. Corps schloß sich das 2. unter General Frossard: Bei Point du jour hatte sich die Division Berge eingerichtet; ihre Mitrailleusen bestrichen die große Straße von Gravelotte. Südöstlich von Point du jour stand die andere Division, welche für den bei Monville verwundeten General Bataille der General Bastoul führte. Auf dem äußersten linken Flügel beherrschte die Brigade Lapasset in der Aufstellung bei Rozerieulles und Moulins les Metz das^Moselthal. Den Angriff auf diese außerordentlich starke Position leiteten die A rtillerie der 15. Division und die Corps-Artillerie des 8. Armee-Corps ein, indem sie nach Malmcnson vorgingen. Gegen 1 Uhr waren 108 Geschütze vor der Front der I. Armee in Thätigkeit, welche ihr Feuer vorzugsweise gegen die Batterien bei Moscou und Point du jour richteten. Das Vorgehn der Infan¬ terie geschah, zwar in Uebereinstimmung mit den Anordnungen des General- Commandos, aber vor deren Eintreffen und durchaus dem eigenen Impulse folgend. Zuerst brach das 3. Bataillon der ostpreußischen Füsiliere von Grave¬ lotte aus vor, und trotz schwerer Verluste gelang es ihm, bis zu den Stein¬ brüchen unmittelbar südlich der Chaussee vorzudringen und sich dort zu be¬ haupten. Die beiden andern Bataillone des Regiments folgten und richteten sich zunächst auf halbem Hange der Hochfläche ein. Das 7. Brandenbg. In- fant.-Regt. Ur. 60 hatte inzwischen die Stelle der Ostpreußen bei Gravelotte eingenommen. Dem Anlauf der Dreiunddreißiger südlich der großen Straße folgte nörd¬ lich derselben das Borgehen der 30. Brigade unter General von Strubberg. Sobald die Spitzen derselben (67er Füsiliere) sichtbar wurden, verdoppelte der Feind sein Feuer; aber die Brigade zog sich ruhig aus Gravelotte heraus und entwickelte sich staffelförmig zum Angriff: Aus dem rechten Flügel die Magdeburger (Ur. 67), zu ihrer Linken, in einer Front bei einander, die vier Compagnien der rheinischen Jäger, und noch weiter links in zwei Tres-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/60>, abgerufen am 01.07.2024.