Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
s"8

sich, daß sie so lange gelebt hatten, ohne zu wissen, was unter ihren Füßen
liege. Sie halfen sich über die Thatsache ihrer bisherigen Unwissenheit hin¬
weg, indem sie das Gerücht verbreiteten, ihre Borfahren hätten ja schon vor
100 Jahren gewußt, was die Beschaffenheit des Gesteins sei, denn sie hätten
dasselbe ja zu Kugeln gegen die Engländer benutzt. Die ungläubige Jugend
lachte sie aber aus, und wollte diese Lesung bisher nirgends aufgezeichnet
gefunden oder gehört haben.

Die Nachricht, daß Adams Bleigestein mit reichem Prozentsatz finde, ver¬
breitete sich schnell weiter. Der Erste aber, der an das Einträgliche der
Schürfungen glaubte, war ein W. W. Chipman aus Boston, welcher nach
Ncwburyport ging, um selbst zu untersuchen. Er suchte andere Capitalien
auf und fand in Seth Whittier und Dr. E. G. Kelley willige Teilnehmer.
Diese drei Herren zusammen besuchten am 6. und 7. August 1874 wieder die
frühere Weide von Highfield, in Begleitung von Prof. Robert Richards von
der staatlichen Academy of Technologie, welcher mehrere Proben zur Analyse
mit nach Hause nahm.

Die Ader, welche M. Adams angegraben hatte, läuft in der Richtung
von Nord 72" östlich und mit einer Inclination von 30" nach Nordwesten.
Das Gestein, in welchem die Metallader sich befand, ist Gneis. Die eine
nördliche Wand der Ader, oder wenn man so sagen kann, das eine Ufer, ist
perpendiculär, während das andere nach unten immer mehr zurücktritt, also
die Ader breiter wird. -- Die von dem Prof. Richards mitgenommenen
Proben waren aus vier verschiedenen Lagen der Ader, von 5 Zoll von der
Oberfläche bis zu 3 Zoll über der damaligen Sohle des Schachtes, in etwa
gleichen Höhen herausgenommen worden.

Die erste Probe enthielt wegen ihrer Herkunft dicht unter der Oberfläche
nicht viel Edelmetalle, auf die Tonne Gestein nur für 56^ Dolls. Silber.
Die zweite schon 73^ Dolls. Silber. Die dritte wurde auf Gold, Kupfer und
Silber untersucht und enthielt für 1270 Dolls. Silber, 129 Dolls. Gold und
ca. 27"/o Kupfer auf die Tonne Gestein. Das vierte Stück, von etwa 3 Pfd.
Gewicht, auf Bleigehalt untersucht, war so rein, daß es sich sogar leicht
hämmern ließ, da es 82°/" dieses Metalls enthielt.

Man sollte denken -- erzählen meine Quellen, die hiesigen Journale,
weiter -- daß solche Resultate sogar den bedächtigsten Speculanten günstig
genug erschienen, aber unerklärlicher Weise zog sich gerade jetzt Herr Whittier
vom Unternehmen zurück. Die beiden andern. Chipmann und Dr. Kelley
ließen sich aber nicht abschrecken, gingen um so eifriger ans Werk. Sie kauften
eine beträchtliche Strecke Landes, theils baar, theils auf Actien, und M. Adams
verpflichtete sich, ihnen seine 12 Acres für 100,000 Dollars zu verkaufen, so¬
wie sie bereit wären, solche baar zu zahlen. Bis der Zeitpunkt erreicht sei,


s«8

sich, daß sie so lange gelebt hatten, ohne zu wissen, was unter ihren Füßen
liege. Sie halfen sich über die Thatsache ihrer bisherigen Unwissenheit hin¬
weg, indem sie das Gerücht verbreiteten, ihre Borfahren hätten ja schon vor
100 Jahren gewußt, was die Beschaffenheit des Gesteins sei, denn sie hätten
dasselbe ja zu Kugeln gegen die Engländer benutzt. Die ungläubige Jugend
lachte sie aber aus, und wollte diese Lesung bisher nirgends aufgezeichnet
gefunden oder gehört haben.

Die Nachricht, daß Adams Bleigestein mit reichem Prozentsatz finde, ver¬
breitete sich schnell weiter. Der Erste aber, der an das Einträgliche der
Schürfungen glaubte, war ein W. W. Chipman aus Boston, welcher nach
Ncwburyport ging, um selbst zu untersuchen. Er suchte andere Capitalien
auf und fand in Seth Whittier und Dr. E. G. Kelley willige Teilnehmer.
Diese drei Herren zusammen besuchten am 6. und 7. August 1874 wieder die
frühere Weide von Highfield, in Begleitung von Prof. Robert Richards von
der staatlichen Academy of Technologie, welcher mehrere Proben zur Analyse
mit nach Hause nahm.

Die Ader, welche M. Adams angegraben hatte, läuft in der Richtung
von Nord 72« östlich und mit einer Inclination von 30" nach Nordwesten.
Das Gestein, in welchem die Metallader sich befand, ist Gneis. Die eine
nördliche Wand der Ader, oder wenn man so sagen kann, das eine Ufer, ist
perpendiculär, während das andere nach unten immer mehr zurücktritt, also
die Ader breiter wird. — Die von dem Prof. Richards mitgenommenen
Proben waren aus vier verschiedenen Lagen der Ader, von 5 Zoll von der
Oberfläche bis zu 3 Zoll über der damaligen Sohle des Schachtes, in etwa
gleichen Höhen herausgenommen worden.

Die erste Probe enthielt wegen ihrer Herkunft dicht unter der Oberfläche
nicht viel Edelmetalle, auf die Tonne Gestein nur für 56^ Dolls. Silber.
Die zweite schon 73^ Dolls. Silber. Die dritte wurde auf Gold, Kupfer und
Silber untersucht und enthielt für 1270 Dolls. Silber, 129 Dolls. Gold und
ca. 27"/o Kupfer auf die Tonne Gestein. Das vierte Stück, von etwa 3 Pfd.
Gewicht, auf Bleigehalt untersucht, war so rein, daß es sich sogar leicht
hämmern ließ, da es 82°/« dieses Metalls enthielt.

Man sollte denken — erzählen meine Quellen, die hiesigen Journale,
weiter — daß solche Resultate sogar den bedächtigsten Speculanten günstig
genug erschienen, aber unerklärlicher Weise zog sich gerade jetzt Herr Whittier
vom Unternehmen zurück. Die beiden andern. Chipmann und Dr. Kelley
ließen sich aber nicht abschrecken, gingen um so eifriger ans Werk. Sie kauften
eine beträchtliche Strecke Landes, theils baar, theils auf Actien, und M. Adams
verpflichtete sich, ihnen seine 12 Acres für 100,000 Dollars zu verkaufen, so¬
wie sie bereit wären, solche baar zu zahlen. Bis der Zeitpunkt erreicht sei,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0276" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133036"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> s«8</head><lb/>
          <p xml:id="ID_930" prev="#ID_929"> sich, daß sie so lange gelebt hatten, ohne zu wissen, was unter ihren Füßen<lb/>
liege. Sie halfen sich über die Thatsache ihrer bisherigen Unwissenheit hin¬<lb/>
weg, indem sie das Gerücht verbreiteten, ihre Borfahren hätten ja schon vor<lb/>
100 Jahren gewußt, was die Beschaffenheit des Gesteins sei, denn sie hätten<lb/>
dasselbe ja zu Kugeln gegen die Engländer benutzt. Die ungläubige Jugend<lb/>
lachte sie aber aus, und wollte diese Lesung bisher nirgends aufgezeichnet<lb/>
gefunden oder gehört haben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_931"> Die Nachricht, daß Adams Bleigestein mit reichem Prozentsatz finde, ver¬<lb/>
breitete sich schnell weiter. Der Erste aber, der an das Einträgliche der<lb/>
Schürfungen glaubte, war ein W. W. Chipman aus Boston, welcher nach<lb/>
Ncwburyport ging, um selbst zu untersuchen. Er suchte andere Capitalien<lb/>
auf und fand in Seth Whittier und Dr. E. G. Kelley willige Teilnehmer.<lb/>
Diese drei Herren zusammen besuchten am 6. und 7. August 1874 wieder die<lb/>
frühere Weide von Highfield, in Begleitung von Prof. Robert Richards von<lb/>
der staatlichen Academy of Technologie, welcher mehrere Proben zur Analyse<lb/>
mit nach Hause nahm.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_932"> Die Ader, welche M. Adams angegraben hatte, läuft in der Richtung<lb/>
von Nord 72« östlich und mit einer Inclination von 30" nach Nordwesten.<lb/>
Das Gestein, in welchem die Metallader sich befand, ist Gneis. Die eine<lb/>
nördliche Wand der Ader, oder wenn man so sagen kann, das eine Ufer, ist<lb/>
perpendiculär, während das andere nach unten immer mehr zurücktritt, also<lb/>
die Ader breiter wird. &#x2014; Die von dem Prof. Richards mitgenommenen<lb/>
Proben waren aus vier verschiedenen Lagen der Ader, von 5 Zoll von der<lb/>
Oberfläche bis zu 3 Zoll über der damaligen Sohle des Schachtes, in etwa<lb/>
gleichen Höhen herausgenommen worden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_933"> Die erste Probe enthielt wegen ihrer Herkunft dicht unter der Oberfläche<lb/>
nicht viel Edelmetalle, auf die Tonne Gestein nur für 56^ Dolls. Silber.<lb/>
Die zweite schon 73^ Dolls. Silber. Die dritte wurde auf Gold, Kupfer und<lb/>
Silber untersucht und enthielt für 1270 Dolls. Silber, 129 Dolls. Gold und<lb/>
ca. 27"/o Kupfer auf die Tonne Gestein. Das vierte Stück, von etwa 3 Pfd.<lb/>
Gewicht, auf Bleigehalt untersucht, war so rein, daß es sich sogar leicht<lb/>
hämmern ließ, da es 82°/« dieses Metalls enthielt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_934" next="#ID_935"> Man sollte denken &#x2014; erzählen meine Quellen, die hiesigen Journale,<lb/>
weiter &#x2014; daß solche Resultate sogar den bedächtigsten Speculanten günstig<lb/>
genug erschienen, aber unerklärlicher Weise zog sich gerade jetzt Herr Whittier<lb/>
vom Unternehmen zurück. Die beiden andern. Chipmann und Dr. Kelley<lb/>
ließen sich aber nicht abschrecken, gingen um so eifriger ans Werk. Sie kauften<lb/>
eine beträchtliche Strecke Landes, theils baar, theils auf Actien, und M. Adams<lb/>
verpflichtete sich, ihnen seine 12 Acres für 100,000 Dollars zu verkaufen, so¬<lb/>
wie sie bereit wären, solche baar zu zahlen. Bis der Zeitpunkt erreicht sei,</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0276] s«8 sich, daß sie so lange gelebt hatten, ohne zu wissen, was unter ihren Füßen liege. Sie halfen sich über die Thatsache ihrer bisherigen Unwissenheit hin¬ weg, indem sie das Gerücht verbreiteten, ihre Borfahren hätten ja schon vor 100 Jahren gewußt, was die Beschaffenheit des Gesteins sei, denn sie hätten dasselbe ja zu Kugeln gegen die Engländer benutzt. Die ungläubige Jugend lachte sie aber aus, und wollte diese Lesung bisher nirgends aufgezeichnet gefunden oder gehört haben. Die Nachricht, daß Adams Bleigestein mit reichem Prozentsatz finde, ver¬ breitete sich schnell weiter. Der Erste aber, der an das Einträgliche der Schürfungen glaubte, war ein W. W. Chipman aus Boston, welcher nach Ncwburyport ging, um selbst zu untersuchen. Er suchte andere Capitalien auf und fand in Seth Whittier und Dr. E. G. Kelley willige Teilnehmer. Diese drei Herren zusammen besuchten am 6. und 7. August 1874 wieder die frühere Weide von Highfield, in Begleitung von Prof. Robert Richards von der staatlichen Academy of Technologie, welcher mehrere Proben zur Analyse mit nach Hause nahm. Die Ader, welche M. Adams angegraben hatte, läuft in der Richtung von Nord 72« östlich und mit einer Inclination von 30" nach Nordwesten. Das Gestein, in welchem die Metallader sich befand, ist Gneis. Die eine nördliche Wand der Ader, oder wenn man so sagen kann, das eine Ufer, ist perpendiculär, während das andere nach unten immer mehr zurücktritt, also die Ader breiter wird. — Die von dem Prof. Richards mitgenommenen Proben waren aus vier verschiedenen Lagen der Ader, von 5 Zoll von der Oberfläche bis zu 3 Zoll über der damaligen Sohle des Schachtes, in etwa gleichen Höhen herausgenommen worden. Die erste Probe enthielt wegen ihrer Herkunft dicht unter der Oberfläche nicht viel Edelmetalle, auf die Tonne Gestein nur für 56^ Dolls. Silber. Die zweite schon 73^ Dolls. Silber. Die dritte wurde auf Gold, Kupfer und Silber untersucht und enthielt für 1270 Dolls. Silber, 129 Dolls. Gold und ca. 27"/o Kupfer auf die Tonne Gestein. Das vierte Stück, von etwa 3 Pfd. Gewicht, auf Bleigehalt untersucht, war so rein, daß es sich sogar leicht hämmern ließ, da es 82°/« dieses Metalls enthielt. Man sollte denken — erzählen meine Quellen, die hiesigen Journale, weiter — daß solche Resultate sogar den bedächtigsten Speculanten günstig genug erschienen, aber unerklärlicher Weise zog sich gerade jetzt Herr Whittier vom Unternehmen zurück. Die beiden andern. Chipmann und Dr. Kelley ließen sich aber nicht abschrecken, gingen um so eifriger ans Werk. Sie kauften eine beträchtliche Strecke Landes, theils baar, theils auf Actien, und M. Adams verpflichtete sich, ihnen seine 12 Acres für 100,000 Dollars zu verkaufen, so¬ wie sie bereit wären, solche baar zu zahlen. Bis der Zeitpunkt erreicht sei,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/276
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/276>, abgerufen am 23.07.2024.