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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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Ohne Rast nach weiterer Vollendung in seiner Kunst strebend, begab sich
Haller am Anfang des Jahres 1808, mit Urlaub, unter Fortbezug seines
Gehaltes von 600 Gulden, auf eine große Studien-Reise durch Italien
und Griechenland, von welcher er nicht mehr zurückkehren sollte, da er
am S. November des Jahres 1817 zu Ambelakia, einem kleinen Orte am
Fuße des Olymp in Thessalien starb, wohin ihn ein Pascha berufen hatte,
um den Bau einer Brücke zu leiten.

Haller war während seiner in Gemeinschaft mit Stackelberg, Brönd-
sted, Koch, Linckh, Cockwell und Foft er unternommenen Studien- und
Forschungsreise überaus fleißig. -- Er hat mit höchster Sorgfalt eine sehr
große Anzahl meist vortrefflicher Zeichnungen verschiedenster Art und sehr
viele schriftliche Aufzeichnungen gemacht, die er später vielleicht in einem be¬
besondern Werke publiciren wollte, was jedoch durch seinen frühen Tod ver¬
hindert wurde. Sein Nachlaß ist für die Wissenschaft von großem Werthe,
weil Haller und seine Genossen eigentlich die Ersten waren, welche Griechen¬
land im Sinne der modernen Archäologen, in umfassender und sehr gründ¬
licher Weise durchforscht haben und weil diese Durchforschung vor den Be¬
freiungskriegen, in denen natürlich viele Denkmäler zerstört worden sind, aus¬
geführt wurde.

Ueber diese Forschungsreise besitzen wir nur drei Werke*), welche jedoch
keineswegs alle Resultate dieser Reise enthalten. Speziell über Haller's, wohl
des Bedeutendsten unter seinen Reisegenossen, Erlebnisse und aus seinem Nach¬
lasse, der lange Zeit als verschollen galt, ist bis jetzt noch nichts publicirt
worden. Da der gesammte künstlerische und literarische Nachlaß**) Haller's
kürzlich von dem Unterzeichneten käuflich erworben wurde, soll daraus nun
nach und nach das bisher Unbekannte publicirt werden. Ich beginne hier
mit der Mittheilung einer Beschreibung von Haller's Reise, in der Form eines
von Haller selbst an seinen jüngern Bruder Friedrich, später Major in Kgl-
Preußischen Diensten, gerichteten Briefes.


R. B.


An meinen theuren Bruder Friz von Hall er.

Porto Se. Joh-unis auf der Insel Tino im Archipelagus,
am Bord des Schiffes, d. -!0. Oct. 1814.

"Ich hatte in meinem leztern Brief an Dich aus Rom, die Frage auf¬
geworfen, ob es nicht besser für Dich sei, den Soldatenstand zu verlassen.




Stöckelberg, Apollo-Tempel zu Bopae in Arkadien (Bern 182").
Bröndsted, Reise i. Gräkenland (Kjvbcnhaoen 1844).
..
OovKorsII, lLmpI<zg ok Jupiter ?-mIrvIlLmol at ^oZinir -an ut'^Mlo Lpieunm
se LsMs (I^onaon 1800).
')
") Näheres über denselben an einem andern Orte.

Ohne Rast nach weiterer Vollendung in seiner Kunst strebend, begab sich
Haller am Anfang des Jahres 1808, mit Urlaub, unter Fortbezug seines
Gehaltes von 600 Gulden, auf eine große Studien-Reise durch Italien
und Griechenland, von welcher er nicht mehr zurückkehren sollte, da er
am S. November des Jahres 1817 zu Ambelakia, einem kleinen Orte am
Fuße des Olymp in Thessalien starb, wohin ihn ein Pascha berufen hatte,
um den Bau einer Brücke zu leiten.

Haller war während seiner in Gemeinschaft mit Stackelberg, Brönd-
sted, Koch, Linckh, Cockwell und Foft er unternommenen Studien- und
Forschungsreise überaus fleißig. — Er hat mit höchster Sorgfalt eine sehr
große Anzahl meist vortrefflicher Zeichnungen verschiedenster Art und sehr
viele schriftliche Aufzeichnungen gemacht, die er später vielleicht in einem be¬
besondern Werke publiciren wollte, was jedoch durch seinen frühen Tod ver¬
hindert wurde. Sein Nachlaß ist für die Wissenschaft von großem Werthe,
weil Haller und seine Genossen eigentlich die Ersten waren, welche Griechen¬
land im Sinne der modernen Archäologen, in umfassender und sehr gründ¬
licher Weise durchforscht haben und weil diese Durchforschung vor den Be¬
freiungskriegen, in denen natürlich viele Denkmäler zerstört worden sind, aus¬
geführt wurde.

Ueber diese Forschungsreise besitzen wir nur drei Werke*), welche jedoch
keineswegs alle Resultate dieser Reise enthalten. Speziell über Haller's, wohl
des Bedeutendsten unter seinen Reisegenossen, Erlebnisse und aus seinem Nach¬
lasse, der lange Zeit als verschollen galt, ist bis jetzt noch nichts publicirt
worden. Da der gesammte künstlerische und literarische Nachlaß**) Haller's
kürzlich von dem Unterzeichneten käuflich erworben wurde, soll daraus nun
nach und nach das bisher Unbekannte publicirt werden. Ich beginne hier
mit der Mittheilung einer Beschreibung von Haller's Reise, in der Form eines
von Haller selbst an seinen jüngern Bruder Friedrich, später Major in Kgl-
Preußischen Diensten, gerichteten Briefes.


R. B.


An meinen theuren Bruder Friz von Hall er.

Porto Se. Joh-unis auf der Insel Tino im Archipelagus,
am Bord des Schiffes, d. -!0. Oct. 1814.

„Ich hatte in meinem leztern Brief an Dich aus Rom, die Frage auf¬
geworfen, ob es nicht besser für Dich sei, den Soldatenstand zu verlassen.




Stöckelberg, Apollo-Tempel zu Bopae in Arkadien (Bern 182«).
Bröndsted, Reise i. Gräkenland (Kjvbcnhaoen 1844).
..
OovKorsII, lLmpI<zg ok Jupiter ?-mIrvIlLmol at ^oZinir -an ut'^Mlo Lpieunm
se LsMs (I^onaon 1800).
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") Näheres über denselben an einem andern Orte.
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[0210] Ohne Rast nach weiterer Vollendung in seiner Kunst strebend, begab sich Haller am Anfang des Jahres 1808, mit Urlaub, unter Fortbezug seines Gehaltes von 600 Gulden, auf eine große Studien-Reise durch Italien und Griechenland, von welcher er nicht mehr zurückkehren sollte, da er am S. November des Jahres 1817 zu Ambelakia, einem kleinen Orte am Fuße des Olymp in Thessalien starb, wohin ihn ein Pascha berufen hatte, um den Bau einer Brücke zu leiten. Haller war während seiner in Gemeinschaft mit Stackelberg, Brönd- sted, Koch, Linckh, Cockwell und Foft er unternommenen Studien- und Forschungsreise überaus fleißig. — Er hat mit höchster Sorgfalt eine sehr große Anzahl meist vortrefflicher Zeichnungen verschiedenster Art und sehr viele schriftliche Aufzeichnungen gemacht, die er später vielleicht in einem be¬ besondern Werke publiciren wollte, was jedoch durch seinen frühen Tod ver¬ hindert wurde. Sein Nachlaß ist für die Wissenschaft von großem Werthe, weil Haller und seine Genossen eigentlich die Ersten waren, welche Griechen¬ land im Sinne der modernen Archäologen, in umfassender und sehr gründ¬ licher Weise durchforscht haben und weil diese Durchforschung vor den Be¬ freiungskriegen, in denen natürlich viele Denkmäler zerstört worden sind, aus¬ geführt wurde. Ueber diese Forschungsreise besitzen wir nur drei Werke*), welche jedoch keineswegs alle Resultate dieser Reise enthalten. Speziell über Haller's, wohl des Bedeutendsten unter seinen Reisegenossen, Erlebnisse und aus seinem Nach¬ lasse, der lange Zeit als verschollen galt, ist bis jetzt noch nichts publicirt worden. Da der gesammte künstlerische und literarische Nachlaß**) Haller's kürzlich von dem Unterzeichneten käuflich erworben wurde, soll daraus nun nach und nach das bisher Unbekannte publicirt werden. Ich beginne hier mit der Mittheilung einer Beschreibung von Haller's Reise, in der Form eines von Haller selbst an seinen jüngern Bruder Friedrich, später Major in Kgl- Preußischen Diensten, gerichteten Briefes. R. B. An meinen theuren Bruder Friz von Hall er. Porto Se. Joh-unis auf der Insel Tino im Archipelagus, am Bord des Schiffes, d. -!0. Oct. 1814. „Ich hatte in meinem leztern Brief an Dich aus Rom, die Frage auf¬ geworfen, ob es nicht besser für Dich sei, den Soldatenstand zu verlassen. Stöckelberg, Apollo-Tempel zu Bopae in Arkadien (Bern 182«). Bröndsted, Reise i. Gräkenland (Kjvbcnhaoen 1844). .. OovKorsII, lLmpI<zg ok Jupiter ?-mIrvIlLmol at ^oZinir -an ut'^Mlo Lpieunm se LsMs (I^onaon 1800). ') ") Näheres über denselben an einem andern Orte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/210>, abgerufen am 22.07.2024.