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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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ritt auch einmal ein Chasseur-Regiment gegen den linken Flügel des 1. Garde-
Regiments an; aber sobald es Schnellfeuer erhielt, ging es zurück.

Inzwischen rückte auf Befehl des Generals v. Pape, der unermüdlich in
der Angriffslinie thätig war. das 4. Garde-Regiment zu Fuß als Reserve
heran und näherte sich dem äußeren Flügel der 1. Garde-Brigade. Das
Füsilier-Bataillon wurde in das erste Treffen genommen und ging gegen die
Nordwestecke von Se. Privat vor. Auf etwa 800 Schritt setzte es sich in
einer Bodensenkung fest und nahm das Feuer gegen die vorgeschobenen Linien
der Franzosen auf, welche hier hinter Feldmauern gedeckt standen. -- Das
Auftreten des 4. Garde - Regiments war eine vorzugsweise moralische Er¬
quickung der leidenden 1. Garde-Brigade. Die wirksamste Unterstützung ge¬
währte dieser die Artillerie, welche aus ihrer Stellung zwischen Habonville
und Ste. Marie, zum Theil bis in das feindliche Jnfanteriefeuer vorgeschoben
wurde. Gegen 7 Uhr standen 14 Garde-Batterien in zwei Gruppen im
Feuer, von denen die eine gegen Se. Privat, die andere gegen Amanvillers
zu feuerte. Die Wirkung war bald erkennbar: immer dichter drängten sich
die feindlichen Truppenmassen unter dem Granathagel zusammen.

Und nun endlich ward auch die Einwirkung der sächsischen Um¬
gehung fühlbar!

Bald nach 6 Uhr hatte sich die 46. Brigade (General v. Craushaar)
des Gehölzes von Aboue' bemächtigt*), hatte gegen Roncourt und Montois
Front gemacht und sich des letzteren Ortes nur deshalb nicht bemächtigt,
weil der bestimmte Befehl kam, das Eintreffen der Umgehungskolonne abzu¬
warten. Eine halbe Stunde später war auch die 47. Brigade an den süd¬
lichen Waldsaum herangezogen und die Corps-Artillerie vorgenommen worden,
welche dann um ^7 Uhr abermals avancirte und das Dorf Roncourt und
die Artillerie des rechten französischen Flügels derart beschoß, daß die letztere
bald zum Schweigen gebracht war.

Die 46. Brigade war mittlerweile bis nahe Aboue' herangerückt und die
auf dem nördlichen Orne-User ausholende Umgehungskolonne**). (48. Brigade
und Kavallerie-Division) erreichte um 6 Uhr die Hochfläche von Hautmecourt.
Sie entwickelte ihre Bataillone gegen Montois; aber es zeigte sich bald, daß
dies Dorf bereits von den Franzosen verlassen sei, und so setzte man die
Bewegung auf Roncourt fort und ging um Uhr gegen die Nordfront
dieses Ortes vor, während sich von Westen her auch die 45. Brigade wieder
in Bewegung setzte und die langsam zurückweichenden Schützenlinien des
Gegners in leichtem Feuergefechte vor sich her trieb. Mit dem rechten Flügel
dieser Brigade waren diejenigen Theile der 1. Garde-Infanterie-Brigade in




") Vergl. l. Heft. Seite 18.
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) Edda.

ritt auch einmal ein Chasseur-Regiment gegen den linken Flügel des 1. Garde-
Regiments an; aber sobald es Schnellfeuer erhielt, ging es zurück.

Inzwischen rückte auf Befehl des Generals v. Pape, der unermüdlich in
der Angriffslinie thätig war. das 4. Garde-Regiment zu Fuß als Reserve
heran und näherte sich dem äußeren Flügel der 1. Garde-Brigade. Das
Füsilier-Bataillon wurde in das erste Treffen genommen und ging gegen die
Nordwestecke von Se. Privat vor. Auf etwa 800 Schritt setzte es sich in
einer Bodensenkung fest und nahm das Feuer gegen die vorgeschobenen Linien
der Franzosen auf, welche hier hinter Feldmauern gedeckt standen. — Das
Auftreten des 4. Garde - Regiments war eine vorzugsweise moralische Er¬
quickung der leidenden 1. Garde-Brigade. Die wirksamste Unterstützung ge¬
währte dieser die Artillerie, welche aus ihrer Stellung zwischen Habonville
und Ste. Marie, zum Theil bis in das feindliche Jnfanteriefeuer vorgeschoben
wurde. Gegen 7 Uhr standen 14 Garde-Batterien in zwei Gruppen im
Feuer, von denen die eine gegen Se. Privat, die andere gegen Amanvillers
zu feuerte. Die Wirkung war bald erkennbar: immer dichter drängten sich
die feindlichen Truppenmassen unter dem Granathagel zusammen.

Und nun endlich ward auch die Einwirkung der sächsischen Um¬
gehung fühlbar!

Bald nach 6 Uhr hatte sich die 46. Brigade (General v. Craushaar)
des Gehölzes von Aboue' bemächtigt*), hatte gegen Roncourt und Montois
Front gemacht und sich des letzteren Ortes nur deshalb nicht bemächtigt,
weil der bestimmte Befehl kam, das Eintreffen der Umgehungskolonne abzu¬
warten. Eine halbe Stunde später war auch die 47. Brigade an den süd¬
lichen Waldsaum herangezogen und die Corps-Artillerie vorgenommen worden,
welche dann um ^7 Uhr abermals avancirte und das Dorf Roncourt und
die Artillerie des rechten französischen Flügels derart beschoß, daß die letztere
bald zum Schweigen gebracht war.

Die 46. Brigade war mittlerweile bis nahe Aboue' herangerückt und die
auf dem nördlichen Orne-User ausholende Umgehungskolonne**). (48. Brigade
und Kavallerie-Division) erreichte um 6 Uhr die Hochfläche von Hautmecourt.
Sie entwickelte ihre Bataillone gegen Montois; aber es zeigte sich bald, daß
dies Dorf bereits von den Franzosen verlassen sei, und so setzte man die
Bewegung auf Roncourt fort und ging um Uhr gegen die Nordfront
dieses Ortes vor, während sich von Westen her auch die 45. Brigade wieder
in Bewegung setzte und die langsam zurückweichenden Schützenlinien des
Gegners in leichtem Feuergefechte vor sich her trieb. Mit dem rechten Flügel
dieser Brigade waren diejenigen Theile der 1. Garde-Infanterie-Brigade in




») Vergl. l. Heft. Seite 18.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/102>, abgerufen am 23.07.2024.