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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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treffen für den Verlust der zwei Provinzen, und der riesigen Summen, die uns
der Krieg gekostet hat. Das ist noch so eine elende Verleumdung. Am
4. September 1870 war nichts verloren; wir konnten mit 2 Milliarden
Kriegsentschädigung davon kommen, das erhellt aus officiellen Schriftstücken,
und namentlich aus der Aussage des Herrn Thiers vor der Untersuchungs¬
commission. Nachstehend, was er in der That am 30. October 1870 den
Regierungsmännern der nationalen Vertheidigung gesagt hat: "Wenn ich
Ihnen einen Rath geben soll, so nehmen Sie den Waffenstillstand, selbst ohne
Neuverproviantirung an, um eine Assemble'e in kürzester Frist einberufen zu
können und, mit Hülfe derselben, zu Friedensunterhandlungen zu gelangen.
Ich glaube nicht, daß die Lage des Landes und der Armeen derartig sei, daß
die Fortsetzung des Kampfes zu einem guten Ende führte. Heute würde
Ihnen der Friede das Elsaß und 2 Milliarden kosten, später, ganz abgesehen
von den Uebeln und den Leiden des Krieges. Elsaß. Lothringen und
L Milliarden. (LnquLte Mrllunentaire sur les aete8 6u Gouvernement, 6s
1" äöienss nationale. Rapport v^rü x, 271.) Und am 20. November er¬
neuerte Herr Thiers die nämliche Erklärung, indem er zu Herrn Jules Favre
^gte: "Heute glaube ich, daß wir den Frieden zu folgenden Bedingungen
erlangen: das Elsaß und 2 Milliarden. Später werden wir neue und be¬
trächtlichere Verluste erleiden. Die Deutschen werden gewiß das Elsaß,
Lothringen und 5 Milliarden verlangen. Unter diesen Umständen halte ich
es für besser, den Frieden jetzt anzunehmen." (Opposition an, For"i-g,1 vucrot
!>- 12)

"Um diesen Preis hat man die Narrheiten Jules Favre's, Jules Simon's
und Anderer bezahlt, welche das Kaiserreich in den Krieg trieben, nachdem
sie die Entwaffnung 'des Landes durchgesetzt hatten. So paßte es dem Herrn
Gambetta und seinen Mitschuldigen in den Kram, welche vor Allem nach der
Macht strebten, und dann auch den Krieg verlängerten, aber sich fern von
den Schlachtfeldern hielten, weil sie wohl wußten, daß all das nur unsere
beiden und Niederlagen vermehren müsse. Deshalb haben sie Eure Kinder
auf die Schlachtbank geschickt mit Sohlen aus Pappdeckeln, mit Mänteln aus
Fliespapier, und mit Gewehren ohne Schlösser, während sie selbst in den
Präfecturen sich's wohl sein ließen. Das ist die Wahrheit der Geschichte,
und diese Geschichte, Ihr kennt sie so gut wie ich selbst, Ihr habt sie gesehen,
Ihr habt darunter gelitten, ist die republicanische Geschichte!

"Endlich wagt man Euch zu sagen, der Kaiser sei bei Sedan feige ge¬
wesen. Um diese elende und gehässige Erfindung zurückzuweisen, beschränke
'es mich darauf, hier eine Stelle aus der volksthümlichen Broschüre des Herrn
Perron wiederzugeben, welche den Titel trägt: "Das haben sie gelogen!" Es


treffen für den Verlust der zwei Provinzen, und der riesigen Summen, die uns
der Krieg gekostet hat. Das ist noch so eine elende Verleumdung. Am
4. September 1870 war nichts verloren; wir konnten mit 2 Milliarden
Kriegsentschädigung davon kommen, das erhellt aus officiellen Schriftstücken,
und namentlich aus der Aussage des Herrn Thiers vor der Untersuchungs¬
commission. Nachstehend, was er in der That am 30. October 1870 den
Regierungsmännern der nationalen Vertheidigung gesagt hat: „Wenn ich
Ihnen einen Rath geben soll, so nehmen Sie den Waffenstillstand, selbst ohne
Neuverproviantirung an, um eine Assemble'e in kürzester Frist einberufen zu
können und, mit Hülfe derselben, zu Friedensunterhandlungen zu gelangen.
Ich glaube nicht, daß die Lage des Landes und der Armeen derartig sei, daß
die Fortsetzung des Kampfes zu einem guten Ende führte. Heute würde
Ihnen der Friede das Elsaß und 2 Milliarden kosten, später, ganz abgesehen
von den Uebeln und den Leiden des Krieges. Elsaß. Lothringen und
L Milliarden. (LnquLte Mrllunentaire sur les aete8 6u Gouvernement, 6s
1» äöienss nationale. Rapport v^rü x, 271.) Und am 20. November er¬
neuerte Herr Thiers die nämliche Erklärung, indem er zu Herrn Jules Favre
^gte: „Heute glaube ich, daß wir den Frieden zu folgenden Bedingungen
erlangen: das Elsaß und 2 Milliarden. Später werden wir neue und be¬
trächtlichere Verluste erleiden. Die Deutschen werden gewiß das Elsaß,
Lothringen und 5 Milliarden verlangen. Unter diesen Umständen halte ich
es für besser, den Frieden jetzt anzunehmen." (Opposition an, For«i-g,1 vucrot
!>- 12)

„Um diesen Preis hat man die Narrheiten Jules Favre's, Jules Simon's
und Anderer bezahlt, welche das Kaiserreich in den Krieg trieben, nachdem
sie die Entwaffnung 'des Landes durchgesetzt hatten. So paßte es dem Herrn
Gambetta und seinen Mitschuldigen in den Kram, welche vor Allem nach der
Macht strebten, und dann auch den Krieg verlängerten, aber sich fern von
den Schlachtfeldern hielten, weil sie wohl wußten, daß all das nur unsere
beiden und Niederlagen vermehren müsse. Deshalb haben sie Eure Kinder
auf die Schlachtbank geschickt mit Sohlen aus Pappdeckeln, mit Mänteln aus
Fliespapier, und mit Gewehren ohne Schlösser, während sie selbst in den
Präfecturen sich's wohl sein ließen. Das ist die Wahrheit der Geschichte,
und diese Geschichte, Ihr kennt sie so gut wie ich selbst, Ihr habt sie gesehen,
Ihr habt darunter gelitten, ist die republicanische Geschichte!

„Endlich wagt man Euch zu sagen, der Kaiser sei bei Sedan feige ge¬
wesen. Um diese elende und gehässige Erfindung zurückzuweisen, beschränke
'es mich darauf, hier eine Stelle aus der volksthümlichen Broschüre des Herrn
Perron wiederzugeben, welche den Titel trägt: „Das haben sie gelogen!" Es


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[0067] treffen für den Verlust der zwei Provinzen, und der riesigen Summen, die uns der Krieg gekostet hat. Das ist noch so eine elende Verleumdung. Am 4. September 1870 war nichts verloren; wir konnten mit 2 Milliarden Kriegsentschädigung davon kommen, das erhellt aus officiellen Schriftstücken, und namentlich aus der Aussage des Herrn Thiers vor der Untersuchungs¬ commission. Nachstehend, was er in der That am 30. October 1870 den Regierungsmännern der nationalen Vertheidigung gesagt hat: „Wenn ich Ihnen einen Rath geben soll, so nehmen Sie den Waffenstillstand, selbst ohne Neuverproviantirung an, um eine Assemble'e in kürzester Frist einberufen zu können und, mit Hülfe derselben, zu Friedensunterhandlungen zu gelangen. Ich glaube nicht, daß die Lage des Landes und der Armeen derartig sei, daß die Fortsetzung des Kampfes zu einem guten Ende führte. Heute würde Ihnen der Friede das Elsaß und 2 Milliarden kosten, später, ganz abgesehen von den Uebeln und den Leiden des Krieges. Elsaß. Lothringen und L Milliarden. (LnquLte Mrllunentaire sur les aete8 6u Gouvernement, 6s 1» äöienss nationale. Rapport v^rü x, 271.) Und am 20. November er¬ neuerte Herr Thiers die nämliche Erklärung, indem er zu Herrn Jules Favre ^gte: „Heute glaube ich, daß wir den Frieden zu folgenden Bedingungen erlangen: das Elsaß und 2 Milliarden. Später werden wir neue und be¬ trächtlichere Verluste erleiden. Die Deutschen werden gewiß das Elsaß, Lothringen und 5 Milliarden verlangen. Unter diesen Umständen halte ich es für besser, den Frieden jetzt anzunehmen." (Opposition an, For«i-g,1 vucrot !>- 12) „Um diesen Preis hat man die Narrheiten Jules Favre's, Jules Simon's und Anderer bezahlt, welche das Kaiserreich in den Krieg trieben, nachdem sie die Entwaffnung 'des Landes durchgesetzt hatten. So paßte es dem Herrn Gambetta und seinen Mitschuldigen in den Kram, welche vor Allem nach der Macht strebten, und dann auch den Krieg verlängerten, aber sich fern von den Schlachtfeldern hielten, weil sie wohl wußten, daß all das nur unsere beiden und Niederlagen vermehren müsse. Deshalb haben sie Eure Kinder auf die Schlachtbank geschickt mit Sohlen aus Pappdeckeln, mit Mänteln aus Fliespapier, und mit Gewehren ohne Schlösser, während sie selbst in den Präfecturen sich's wohl sein ließen. Das ist die Wahrheit der Geschichte, und diese Geschichte, Ihr kennt sie so gut wie ich selbst, Ihr habt sie gesehen, Ihr habt darunter gelitten, ist die republicanische Geschichte! „Endlich wagt man Euch zu sagen, der Kaiser sei bei Sedan feige ge¬ wesen. Um diese elende und gehässige Erfindung zurückzuweisen, beschränke 'es mich darauf, hier eine Stelle aus der volksthümlichen Broschüre des Herrn Perron wiederzugeben, welche den Titel trägt: „Das haben sie gelogen!" Es

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/67>, abgerufen am 27.07.2024.