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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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gelassen, den Krieg zu fordern. Und aus unserer Seele heraus und des Ge¬
wissens wegen erklären wir, daß wir dabei der Pflicht gehorchten, welche die
Würde und die Ehre Frankreichs vorschrieb!" --

Die "Presse- sagte: "Die Kriegsrufe, welche gestern auf unsern Boule¬
vards ertönten, erfüllen jetzt ganz Frankreich und unterstützen unsere Armee
in dem Heldenkampf, zu welchem die Frechheit Preußens uns herausfordert.
Der Entschluß zum Krieg geht nicht von der Regierung aus,
er entstammt den Eingeweiden des Landes! "

Der "Univers" (das klerikal-legitimistische Hauptblatt Frankreichs)
sagte: "Der Krieg, in den wir eintreten, ist für Frankreich weder das Werk
einer Partei, noch ein ihm von der Regierung auferlegtes Aben¬
teuer: die Nation gibt sich ihm hin mit vollem Herzen!"

Der "soir" sagte: "Nicht der Kaiser Napoleon III. hat den gegen¬
wärtigen Krieg erklärt, wir sind es, die seine Hand genöthigt
haben!" --

Wollt Ihr noch einen andern Beweis dafür, daß die Regierung nur
dem allgemeinen Gefühl folgte, das sich aufs deutlichste kundgab? Ihr
sollt es haben! Hier, was der englische Gesandte an seine Regierung
schreibt: "Die Erregung des Publikums und die Gereiztheit des Heeres sind
derart, daß es immer zweifelhafter wird, ob die Regierung dem Geschrei nach
Krieg widerstehen kann. Man fühlt es. daß man gezwungen sein wird, die
Ungeduld der Nation zu beschwichtigen, indem, man bündig die Absicht er¬
klärt, die Haltung Preußens zu züchtigen." --

Wer den Krieg wollte, das waren die Preußen (?! d. Red.). Sie waren
bereit und hätten eine Gelegenheit entstehen lassen, gleichviel welche, wenn sie
sich ihnen nicht geboten hätte.

Wer den Krieg wollte, das waren die Leute der Opposition, welche u"
jeden Preis einen Vorwand suchten, um die Regierung zu kritisiren. und
welche unaufhörlich, auf den oft blinden Patriotismus der Massen rechnend,
um sich populär zu machen, von der Schmach Sadowas und der
Nothwendigkeit einer Rache hiefür redeten.

Wer den Krieg wollte, das waren die Schreier in Paris, welche die
Marseillaise heulten und s. Lerlm brüllten, ehe sie selbst wußten, worum es
sich handle!

Wer den Krieg wollte, das war, mit einem Wort, alle Welt, und
wenn Ihr Euch davon überzeugen wollt, so braucht Ihr nur noch einen Blick
auf die Zeitungen von damals zu werfen, selbst auf die notorisch der Person
des Kaisers und seiner Regierung feindlichsten. Der "Rappel" z. B" das
Blatt Victor Hugo's, des nämlichen, der heute alle Verantwortung
unsere Niederlagen auf den Kaiser wälzt, schrieb, wie folgt: "Die Hohen"


gelassen, den Krieg zu fordern. Und aus unserer Seele heraus und des Ge¬
wissens wegen erklären wir, daß wir dabei der Pflicht gehorchten, welche die
Würde und die Ehre Frankreichs vorschrieb!" —

Die „Presse- sagte: „Die Kriegsrufe, welche gestern auf unsern Boule¬
vards ertönten, erfüllen jetzt ganz Frankreich und unterstützen unsere Armee
in dem Heldenkampf, zu welchem die Frechheit Preußens uns herausfordert.
Der Entschluß zum Krieg geht nicht von der Regierung aus,
er entstammt den Eingeweiden des Landes! "

Der „Univers" (das klerikal-legitimistische Hauptblatt Frankreichs)
sagte: „Der Krieg, in den wir eintreten, ist für Frankreich weder das Werk
einer Partei, noch ein ihm von der Regierung auferlegtes Aben¬
teuer: die Nation gibt sich ihm hin mit vollem Herzen!"

Der „soir" sagte: „Nicht der Kaiser Napoleon III. hat den gegen¬
wärtigen Krieg erklärt, wir sind es, die seine Hand genöthigt
haben!" —

Wollt Ihr noch einen andern Beweis dafür, daß die Regierung nur
dem allgemeinen Gefühl folgte, das sich aufs deutlichste kundgab? Ihr
sollt es haben! Hier, was der englische Gesandte an seine Regierung
schreibt: „Die Erregung des Publikums und die Gereiztheit des Heeres sind
derart, daß es immer zweifelhafter wird, ob die Regierung dem Geschrei nach
Krieg widerstehen kann. Man fühlt es. daß man gezwungen sein wird, die
Ungeduld der Nation zu beschwichtigen, indem, man bündig die Absicht er¬
klärt, die Haltung Preußens zu züchtigen." —

Wer den Krieg wollte, das waren die Preußen (?! d. Red.). Sie waren
bereit und hätten eine Gelegenheit entstehen lassen, gleichviel welche, wenn sie
sich ihnen nicht geboten hätte.

Wer den Krieg wollte, das waren die Leute der Opposition, welche u«
jeden Preis einen Vorwand suchten, um die Regierung zu kritisiren. und
welche unaufhörlich, auf den oft blinden Patriotismus der Massen rechnend,
um sich populär zu machen, von der Schmach Sadowas und der
Nothwendigkeit einer Rache hiefür redeten.

Wer den Krieg wollte, das waren die Schreier in Paris, welche die
Marseillaise heulten und s. Lerlm brüllten, ehe sie selbst wußten, worum es
sich handle!

Wer den Krieg wollte, das war, mit einem Wort, alle Welt, und
wenn Ihr Euch davon überzeugen wollt, so braucht Ihr nur noch einen Blick
auf die Zeitungen von damals zu werfen, selbst auf die notorisch der Person
des Kaisers und seiner Regierung feindlichsten. Der „Rappel" z. B„ das
Blatt Victor Hugo's, des nämlichen, der heute alle Verantwortung
unsere Niederlagen auf den Kaiser wälzt, schrieb, wie folgt: „Die Hohen"


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[0062] gelassen, den Krieg zu fordern. Und aus unserer Seele heraus und des Ge¬ wissens wegen erklären wir, daß wir dabei der Pflicht gehorchten, welche die Würde und die Ehre Frankreichs vorschrieb!" — Die „Presse- sagte: „Die Kriegsrufe, welche gestern auf unsern Boule¬ vards ertönten, erfüllen jetzt ganz Frankreich und unterstützen unsere Armee in dem Heldenkampf, zu welchem die Frechheit Preußens uns herausfordert. Der Entschluß zum Krieg geht nicht von der Regierung aus, er entstammt den Eingeweiden des Landes! " Der „Univers" (das klerikal-legitimistische Hauptblatt Frankreichs) sagte: „Der Krieg, in den wir eintreten, ist für Frankreich weder das Werk einer Partei, noch ein ihm von der Regierung auferlegtes Aben¬ teuer: die Nation gibt sich ihm hin mit vollem Herzen!" Der „soir" sagte: „Nicht der Kaiser Napoleon III. hat den gegen¬ wärtigen Krieg erklärt, wir sind es, die seine Hand genöthigt haben!" — Wollt Ihr noch einen andern Beweis dafür, daß die Regierung nur dem allgemeinen Gefühl folgte, das sich aufs deutlichste kundgab? Ihr sollt es haben! Hier, was der englische Gesandte an seine Regierung schreibt: „Die Erregung des Publikums und die Gereiztheit des Heeres sind derart, daß es immer zweifelhafter wird, ob die Regierung dem Geschrei nach Krieg widerstehen kann. Man fühlt es. daß man gezwungen sein wird, die Ungeduld der Nation zu beschwichtigen, indem, man bündig die Absicht er¬ klärt, die Haltung Preußens zu züchtigen." — Wer den Krieg wollte, das waren die Preußen (?! d. Red.). Sie waren bereit und hätten eine Gelegenheit entstehen lassen, gleichviel welche, wenn sie sich ihnen nicht geboten hätte. Wer den Krieg wollte, das waren die Leute der Opposition, welche u« jeden Preis einen Vorwand suchten, um die Regierung zu kritisiren. und welche unaufhörlich, auf den oft blinden Patriotismus der Massen rechnend, um sich populär zu machen, von der Schmach Sadowas und der Nothwendigkeit einer Rache hiefür redeten. Wer den Krieg wollte, das waren die Schreier in Paris, welche die Marseillaise heulten und s. Lerlm brüllten, ehe sie selbst wußten, worum es sich handle! Wer den Krieg wollte, das war, mit einem Wort, alle Welt, und wenn Ihr Euch davon überzeugen wollt, so braucht Ihr nur noch einen Blick auf die Zeitungen von damals zu werfen, selbst auf die notorisch der Person des Kaisers und seiner Regierung feindlichsten. Der „Rappel" z. B„ das Blatt Victor Hugo's, des nämlichen, der heute alle Verantwortung unsere Niederlagen auf den Kaiser wälzt, schrieb, wie folgt: „Die Hohen"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/62>, abgerufen am 29.12.2024.