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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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in der Landschaftsmalerei bisher erreicht hat. In den meisten dieser Blätter
hat Hildebrandt in Wasserfarben Probleme der Malerei gelöst, an die selbst
Meister der Oelfarbe sich selten vor ihm gewagt hatten. Und zugleich hat
er eine Kraft und Tiefe der Farbe, einen Wohllaut des Vertrags und eine
Sicherheit in der Charakteristik der südlichen Landschaft errungen, die man in
ihrer vollen Bedeutung erst recht erfaßt und würdigt, wenn man Aquarelle
anderer bedeutender Künstler daneben hält.

Es würde Bogen statt Seiten erfordern, wollten wir diese hohen Vor¬
züge an all den einzelnen 34 Blättern verfolgen, die R. Wagner's Kunst¬
verlag durch die nun abgeschlossene Sammlung von Chromo-Facsimiles zum
Gemeingut der Nation gemacht hat. Es mag genügen zu sagen, daß, wenn
man die ganze Reihe noch einmal Revue Passiren läßt, es kaum möglich ist,
zu bestimmen, welches dieser Blätter weniger kunstvoll reproduzirt sei, als die
übrigen. Namentlich stehen auch die neuesten vier Blätter, welche das Werk
abschließen, in nichts hinter den andern zurück. Die "Straße in Alexandrien,"
die "Brücke bei Pecking." zählen vielmehr zu den interessantesten Städte¬
bildern, "Colombo" auf Ceylon und der "Hafen von Foo-choo-soo" zu den
reizendsten Tropenlandschaften der ganzen bedeutenden Sammlung. --

Wie nun der bei Lebzeiten Eduard Hildebrandt's ungenirt erhobene Tadel
über dem Rasen des Frühverstorbenen allmählich verstummt ist und neidlos
Alle heute die hohen Vorzüge seiner Kunst anerkennen, so ist er auch dem
jungen Geschlecht zum höchsten Vorbild der Nacheiferung geworden. Seit
Eduard Hildebrandt haben sich sehr bedeutende junge Talente ausschließlich oder
doch vorzugsweise der Aquarell-Landschaftsmalerei gewidmet und darin theil¬
weise vorzügliches bereits geschaffen. Einer der vornehmsten und am meisten
versprechenden Künstler auf diesem Gebiete ist unstreitig Eugen Krüger.
Bereits sein erster größerer Aquarell-Cyclus, deutsche Wald- und Wildstudien,
bei Brucker in Hamburg erschienen, lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit
auf den jungen Künstler. Die Landschafts-Aquarelle vom Kriegsschauplatz
1870--71, die Krüger (in demselben Verlage) dann folgen ließ, erweckten den
Nachhall jener Begeisterung, die unser Volk während der glorreichsten Tage
des Jahrhunderts gehoben hatte. Aber auch heute, wo so Viele, ja wohl
die Meisten nur zu sehr wieder in die Alltagsstimmung zurückgekehrt sind,
und Jeder mit ruhigerem Blute jene Schlachtengesilde, im Frieden der Krüger-
schen Darstellung, betrachtet, bleibt das volle Lob bestehen, das ihnen beim
ersten Anblick geschenkt ward.

Es war ein sehr glücklicher Gedanke der R. Wagner'schen Kunsthandlung,
gerade diesem Künstler die schöne Aufgabe zu übertragen, die malerischsten
Punkte in ganz Europa aufzusuchen und diese "Reiseziele" künst¬
lerisch zu firiren und einzubringen in treuen, feinen Aquarellen. Eugen Krüger


in der Landschaftsmalerei bisher erreicht hat. In den meisten dieser Blätter
hat Hildebrandt in Wasserfarben Probleme der Malerei gelöst, an die selbst
Meister der Oelfarbe sich selten vor ihm gewagt hatten. Und zugleich hat
er eine Kraft und Tiefe der Farbe, einen Wohllaut des Vertrags und eine
Sicherheit in der Charakteristik der südlichen Landschaft errungen, die man in
ihrer vollen Bedeutung erst recht erfaßt und würdigt, wenn man Aquarelle
anderer bedeutender Künstler daneben hält.

Es würde Bogen statt Seiten erfordern, wollten wir diese hohen Vor¬
züge an all den einzelnen 34 Blättern verfolgen, die R. Wagner's Kunst¬
verlag durch die nun abgeschlossene Sammlung von Chromo-Facsimiles zum
Gemeingut der Nation gemacht hat. Es mag genügen zu sagen, daß, wenn
man die ganze Reihe noch einmal Revue Passiren läßt, es kaum möglich ist,
zu bestimmen, welches dieser Blätter weniger kunstvoll reproduzirt sei, als die
übrigen. Namentlich stehen auch die neuesten vier Blätter, welche das Werk
abschließen, in nichts hinter den andern zurück. Die „Straße in Alexandrien,"
die „Brücke bei Pecking." zählen vielmehr zu den interessantesten Städte¬
bildern, „Colombo" auf Ceylon und der „Hafen von Foo-choo-soo" zu den
reizendsten Tropenlandschaften der ganzen bedeutenden Sammlung. —

Wie nun der bei Lebzeiten Eduard Hildebrandt's ungenirt erhobene Tadel
über dem Rasen des Frühverstorbenen allmählich verstummt ist und neidlos
Alle heute die hohen Vorzüge seiner Kunst anerkennen, so ist er auch dem
jungen Geschlecht zum höchsten Vorbild der Nacheiferung geworden. Seit
Eduard Hildebrandt haben sich sehr bedeutende junge Talente ausschließlich oder
doch vorzugsweise der Aquarell-Landschaftsmalerei gewidmet und darin theil¬
weise vorzügliches bereits geschaffen. Einer der vornehmsten und am meisten
versprechenden Künstler auf diesem Gebiete ist unstreitig Eugen Krüger.
Bereits sein erster größerer Aquarell-Cyclus, deutsche Wald- und Wildstudien,
bei Brucker in Hamburg erschienen, lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit
auf den jungen Künstler. Die Landschafts-Aquarelle vom Kriegsschauplatz
1870—71, die Krüger (in demselben Verlage) dann folgen ließ, erweckten den
Nachhall jener Begeisterung, die unser Volk während der glorreichsten Tage
des Jahrhunderts gehoben hatte. Aber auch heute, wo so Viele, ja wohl
die Meisten nur zu sehr wieder in die Alltagsstimmung zurückgekehrt sind,
und Jeder mit ruhigerem Blute jene Schlachtengesilde, im Frieden der Krüger-
schen Darstellung, betrachtet, bleibt das volle Lob bestehen, das ihnen beim
ersten Anblick geschenkt ward.

Es war ein sehr glücklicher Gedanke der R. Wagner'schen Kunsthandlung,
gerade diesem Künstler die schöne Aufgabe zu übertragen, die malerischsten
Punkte in ganz Europa aufzusuchen und diese „Reiseziele" künst¬
lerisch zu firiren und einzubringen in treuen, feinen Aquarellen. Eugen Krüger


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[0428] in der Landschaftsmalerei bisher erreicht hat. In den meisten dieser Blätter hat Hildebrandt in Wasserfarben Probleme der Malerei gelöst, an die selbst Meister der Oelfarbe sich selten vor ihm gewagt hatten. Und zugleich hat er eine Kraft und Tiefe der Farbe, einen Wohllaut des Vertrags und eine Sicherheit in der Charakteristik der südlichen Landschaft errungen, die man in ihrer vollen Bedeutung erst recht erfaßt und würdigt, wenn man Aquarelle anderer bedeutender Künstler daneben hält. Es würde Bogen statt Seiten erfordern, wollten wir diese hohen Vor¬ züge an all den einzelnen 34 Blättern verfolgen, die R. Wagner's Kunst¬ verlag durch die nun abgeschlossene Sammlung von Chromo-Facsimiles zum Gemeingut der Nation gemacht hat. Es mag genügen zu sagen, daß, wenn man die ganze Reihe noch einmal Revue Passiren läßt, es kaum möglich ist, zu bestimmen, welches dieser Blätter weniger kunstvoll reproduzirt sei, als die übrigen. Namentlich stehen auch die neuesten vier Blätter, welche das Werk abschließen, in nichts hinter den andern zurück. Die „Straße in Alexandrien," die „Brücke bei Pecking." zählen vielmehr zu den interessantesten Städte¬ bildern, „Colombo" auf Ceylon und der „Hafen von Foo-choo-soo" zu den reizendsten Tropenlandschaften der ganzen bedeutenden Sammlung. — Wie nun der bei Lebzeiten Eduard Hildebrandt's ungenirt erhobene Tadel über dem Rasen des Frühverstorbenen allmählich verstummt ist und neidlos Alle heute die hohen Vorzüge seiner Kunst anerkennen, so ist er auch dem jungen Geschlecht zum höchsten Vorbild der Nacheiferung geworden. Seit Eduard Hildebrandt haben sich sehr bedeutende junge Talente ausschließlich oder doch vorzugsweise der Aquarell-Landschaftsmalerei gewidmet und darin theil¬ weise vorzügliches bereits geschaffen. Einer der vornehmsten und am meisten versprechenden Künstler auf diesem Gebiete ist unstreitig Eugen Krüger. Bereits sein erster größerer Aquarell-Cyclus, deutsche Wald- und Wildstudien, bei Brucker in Hamburg erschienen, lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit auf den jungen Künstler. Die Landschafts-Aquarelle vom Kriegsschauplatz 1870—71, die Krüger (in demselben Verlage) dann folgen ließ, erweckten den Nachhall jener Begeisterung, die unser Volk während der glorreichsten Tage des Jahrhunderts gehoben hatte. Aber auch heute, wo so Viele, ja wohl die Meisten nur zu sehr wieder in die Alltagsstimmung zurückgekehrt sind, und Jeder mit ruhigerem Blute jene Schlachtengesilde, im Frieden der Krüger- schen Darstellung, betrachtet, bleibt das volle Lob bestehen, das ihnen beim ersten Anblick geschenkt ward. Es war ein sehr glücklicher Gedanke der R. Wagner'schen Kunsthandlung, gerade diesem Künstler die schöne Aufgabe zu übertragen, die malerischsten Punkte in ganz Europa aufzusuchen und diese „Reiseziele" künst¬ lerisch zu firiren und einzubringen in treuen, feinen Aquarellen. Eugen Krüger

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/428>, abgerufen am 27.07.2024.