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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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führt in der That einen sehr feinen, einen sehr anmuthigen und doch kräftigen
Pinsel im Aquarell. Er ist der stillen Harmonie der architektonischen Linien und
Massen ebenso gewachsen, wie den satten Tiefen einer Mondnacht am Meer¬
strand oder dem weichen Blau der Hochlandberge. Dafür hat er schon Be¬
weise gegeben. Die hier, im ersten Hefte der "Reiseziele" vorliegenden
bestätigen nur die erfreuliche Thatsache des steten Wachsens und Vorwärts-
strebens in seiner Kunst und geben die Gewißheit, daß er die ganze Viel¬
seitigkeit des Könnens und Erfassens besitzt, welche die Mannigfaltigkeit der
Landschaftsbilder voraussetzt, die in dem vorliegenden Unternehmen dargestellt
werden sollen. Die fünf vollendeten Blätter des ersten Heftes schon sind die
Früchte von Wanderungen in die verschiedensten Gegenden und Länder
Europas. Da liefert Norwegen die schneegekrönten Höhen des Hardanger
Fjords im Abendgolde; mondbeglänzt stürzt die Meereswelle der Fresh-Water-
Bai dem felsigen Gestade entgegen; in lieblicher Morgenbläue erheben sich
duftig die Bergketten des Chiemsees; wie ein luftiges Traumbild vergangener
Tage steigen die reichen Formen und Kuppeln von Venedigs Palästen und
Thürmen aus dem Hintergrunde der blauen Adria, auf der die farbigen
Segel dahin gleiten; mit steifbeschnittnen Hecken und Schnörkeln ragt Isola
Bella aus dem herrlichen See, den in der Ferne die schönen Zacken des
Gebirgs säumen; endlich springt in der Tiefe auf weit vorgeschobener Land¬
zunge das Kabinetsbild eines wirklich malerischen Kleinstaates, Monaco, hervor
aus der tiefen Bläue des Mittelmeers, das ganze Bild nicht ohne Ironie
umschlossen und überwölbt von den Zweigen eines einzigen gewaltigen
Baumes. --

Eine große Reihe gleich bedeutender Bilder soll diese Sammlung noch zu
Tage fördern: Moscau und den finnischen Meerbusen, Oliva und einen
holsteinischen Buchwald, die Kieler Bucht, die Trollhätta-Fälle, Ostende oder
Scheveningen, ein Motiv aus Schottland, Irland und der Normandie,
Marseille, aus der Sierra Nevada, Palermo, den Monte-Rosa, ein Motiv
aus dem Engadin, dem Schwarzwald, vom Rhein, aus Steyermark, Athen,
Constantinopel mit dem Bosporus, Odessa, u. s. w.

Rufen wir dem schönen Unternehmen ein-fröhliches Glückauf! zu. Seine
Ausführung ist in den besten Händen. Denn der Künstler selbst überwacht
auch die Reproduction, die Steinbock's Offizin ausführt.




Grmjbotm IV. 1874.

führt in der That einen sehr feinen, einen sehr anmuthigen und doch kräftigen
Pinsel im Aquarell. Er ist der stillen Harmonie der architektonischen Linien und
Massen ebenso gewachsen, wie den satten Tiefen einer Mondnacht am Meer¬
strand oder dem weichen Blau der Hochlandberge. Dafür hat er schon Be¬
weise gegeben. Die hier, im ersten Hefte der „Reiseziele" vorliegenden
bestätigen nur die erfreuliche Thatsache des steten Wachsens und Vorwärts-
strebens in seiner Kunst und geben die Gewißheit, daß er die ganze Viel¬
seitigkeit des Könnens und Erfassens besitzt, welche die Mannigfaltigkeit der
Landschaftsbilder voraussetzt, die in dem vorliegenden Unternehmen dargestellt
werden sollen. Die fünf vollendeten Blätter des ersten Heftes schon sind die
Früchte von Wanderungen in die verschiedensten Gegenden und Länder
Europas. Da liefert Norwegen die schneegekrönten Höhen des Hardanger
Fjords im Abendgolde; mondbeglänzt stürzt die Meereswelle der Fresh-Water-
Bai dem felsigen Gestade entgegen; in lieblicher Morgenbläue erheben sich
duftig die Bergketten des Chiemsees; wie ein luftiges Traumbild vergangener
Tage steigen die reichen Formen und Kuppeln von Venedigs Palästen und
Thürmen aus dem Hintergrunde der blauen Adria, auf der die farbigen
Segel dahin gleiten; mit steifbeschnittnen Hecken und Schnörkeln ragt Isola
Bella aus dem herrlichen See, den in der Ferne die schönen Zacken des
Gebirgs säumen; endlich springt in der Tiefe auf weit vorgeschobener Land¬
zunge das Kabinetsbild eines wirklich malerischen Kleinstaates, Monaco, hervor
aus der tiefen Bläue des Mittelmeers, das ganze Bild nicht ohne Ironie
umschlossen und überwölbt von den Zweigen eines einzigen gewaltigen
Baumes. —

Eine große Reihe gleich bedeutender Bilder soll diese Sammlung noch zu
Tage fördern: Moscau und den finnischen Meerbusen, Oliva und einen
holsteinischen Buchwald, die Kieler Bucht, die Trollhätta-Fälle, Ostende oder
Scheveningen, ein Motiv aus Schottland, Irland und der Normandie,
Marseille, aus der Sierra Nevada, Palermo, den Monte-Rosa, ein Motiv
aus dem Engadin, dem Schwarzwald, vom Rhein, aus Steyermark, Athen,
Constantinopel mit dem Bosporus, Odessa, u. s. w.

Rufen wir dem schönen Unternehmen ein-fröhliches Glückauf! zu. Seine
Ausführung ist in den besten Händen. Denn der Künstler selbst überwacht
auch die Reproduction, die Steinbock's Offizin ausführt.




Grmjbotm IV. 1874.
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[0429] führt in der That einen sehr feinen, einen sehr anmuthigen und doch kräftigen Pinsel im Aquarell. Er ist der stillen Harmonie der architektonischen Linien und Massen ebenso gewachsen, wie den satten Tiefen einer Mondnacht am Meer¬ strand oder dem weichen Blau der Hochlandberge. Dafür hat er schon Be¬ weise gegeben. Die hier, im ersten Hefte der „Reiseziele" vorliegenden bestätigen nur die erfreuliche Thatsache des steten Wachsens und Vorwärts- strebens in seiner Kunst und geben die Gewißheit, daß er die ganze Viel¬ seitigkeit des Könnens und Erfassens besitzt, welche die Mannigfaltigkeit der Landschaftsbilder voraussetzt, die in dem vorliegenden Unternehmen dargestellt werden sollen. Die fünf vollendeten Blätter des ersten Heftes schon sind die Früchte von Wanderungen in die verschiedensten Gegenden und Länder Europas. Da liefert Norwegen die schneegekrönten Höhen des Hardanger Fjords im Abendgolde; mondbeglänzt stürzt die Meereswelle der Fresh-Water- Bai dem felsigen Gestade entgegen; in lieblicher Morgenbläue erheben sich duftig die Bergketten des Chiemsees; wie ein luftiges Traumbild vergangener Tage steigen die reichen Formen und Kuppeln von Venedigs Palästen und Thürmen aus dem Hintergrunde der blauen Adria, auf der die farbigen Segel dahin gleiten; mit steifbeschnittnen Hecken und Schnörkeln ragt Isola Bella aus dem herrlichen See, den in der Ferne die schönen Zacken des Gebirgs säumen; endlich springt in der Tiefe auf weit vorgeschobener Land¬ zunge das Kabinetsbild eines wirklich malerischen Kleinstaates, Monaco, hervor aus der tiefen Bläue des Mittelmeers, das ganze Bild nicht ohne Ironie umschlossen und überwölbt von den Zweigen eines einzigen gewaltigen Baumes. — Eine große Reihe gleich bedeutender Bilder soll diese Sammlung noch zu Tage fördern: Moscau und den finnischen Meerbusen, Oliva und einen holsteinischen Buchwald, die Kieler Bucht, die Trollhätta-Fälle, Ostende oder Scheveningen, ein Motiv aus Schottland, Irland und der Normandie, Marseille, aus der Sierra Nevada, Palermo, den Monte-Rosa, ein Motiv aus dem Engadin, dem Schwarzwald, vom Rhein, aus Steyermark, Athen, Constantinopel mit dem Bosporus, Odessa, u. s. w. Rufen wir dem schönen Unternehmen ein-fröhliches Glückauf! zu. Seine Ausführung ist in den besten Händen. Denn der Künstler selbst überwacht auch die Reproduction, die Steinbock's Offizin ausführt. Grmjbotm IV. 1874.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/429>, abgerufen am 28.12.2024.