Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
[Beginn Spaltensatz]
"Der uns den großen Gardherrn erschlug,
Das will ich euch wohl sagen,
[Spaltenumbruch]
Des hätt der große Reimer von Wimer-
stete gethan
Mit seinen langen, gelben, krausen Haaren."
[Ende Spaltensatz]

Dieser will auch der Dichter jenes Tanzliedes sein, aus dem die zuletzt
angeführten Strophen entnommen sind.

Merkwürdig ist eine Angabe, die sich in zwei Liedern findet, in dem eben
genannten und noch einem andern, als ob auch der König unter den Gefallenen
gewesen wäre. Dort heißt es:


[Beginn Spaltensatz]
,,Da ward auch der Holsten König erschlagen
N>!<- c > > ^ , / ^
Mit seinem ganzen großen Heere.
Da lag nun sein Pferd, da lag auch
sein Schwert,
[Spaltenumbruch]
^. ^. . ^
^ ^ königliche Krone.
^ ^ .. . ^ -w. -
^ oll uns Maren tragen
^ken wohl in dem Dome."
[Ende Spaltensatz]

Das andere Lied spricht von der Königin:


[Beginn Spaltensatz]
..Da das die Königin ward gewahr,
Da weinte sie also hehre:
-Seid ihr Knechte nun nach Hause ge-
kommen,
Wo habt ihr gelassen euren Herren 5"
[Spaltenumbruch]
,T>le Ditmarsen haben ihn todt geschlagen,
Wir konnten es nicht wehren;
Sie tragen seinen Helm, sie führen seinen
Schild,
Dazu seine stolzen Paniere/

[Ende Spaltensatz]

Da diese Strophen sich kaum anders deuten lassen), so müssen wir an¬
nehmen, daß nach der Schlacht ein falsches Gerücht von dem Tode des Königs
sich verbreitet und im Volksgesänge Aufnahme gefunden hat, ohne daß man
^ später für nöthig hielt, den Irrthum wieder auszumerzen.

Noch während der Schlacht machte sich die Mannschaft des Südeistrandes
segen Meldorp auf, um die königliche Besatzung daselbst aufzuheben:

"Fünfhundert waren in Meldorp geblieben,
Denen hatte der König die Macht gegeben,
Daß sie ihm die Stadt bewahrten.
Da sie diese große Noth vernahmen,
Wie schnell sie zur Flucht sich kehrten."
"Der Süderstrandmann kam gedrungen
mit Macht,
Pieken, Büchsen und Schwerter hatt' er
mitgebracht,
In Meldorp sind sie eingedrungen.
Da haben sie alles todt geschlagen,
Was sie noch haben gefunden."
"Wären sie zwei Stunden eher gekommen,
^le hätten's gethan zu großem Frommen,
Wie ich fürwahr mag sagen:
Den König und den Herzog mit allen,
Volk,
Die hätte man da erschlagen."

Hiernach scheint es, daß sie die Absicht hatten, dem geschlagenen Heere
^i Meldorp den Rückzug zu verlegen, aber zu spät dazu kamen. Dafür fiel
^ sämmtliche Bagage mit vielen Schätzen und reichen Vorräthen in die
Hände der Sieger, wovon das Volkslied spottweise singt:



*1 Vergl, v. Liliencron zu dieser Strophe, a. a. O. S. 454.
[Beginn Spaltensatz]
„Der uns den großen Gardherrn erschlug,
Das will ich euch wohl sagen,
[Spaltenumbruch]
Des hätt der große Reimer von Wimer-
stete gethan
Mit seinen langen, gelben, krausen Haaren."
[Ende Spaltensatz]

Dieser will auch der Dichter jenes Tanzliedes sein, aus dem die zuletzt
angeführten Strophen entnommen sind.

Merkwürdig ist eine Angabe, die sich in zwei Liedern findet, in dem eben
genannten und noch einem andern, als ob auch der König unter den Gefallenen
gewesen wäre. Dort heißt es:


[Beginn Spaltensatz]
,,Da ward auch der Holsten König erschlagen
N>!<- c > > ^ , / ^
Mit seinem ganzen großen Heere.
Da lag nun sein Pferd, da lag auch
sein Schwert,
[Spaltenumbruch]
^. ^. . ^
^ ^ königliche Krone.
^ ^ .. . ^ -w. -
^ oll uns Maren tragen
^ken wohl in dem Dome."
[Ende Spaltensatz]

Das andere Lied spricht von der Königin:


[Beginn Spaltensatz]
..Da das die Königin ward gewahr,
Da weinte sie also hehre:
-Seid ihr Knechte nun nach Hause ge-
kommen,
Wo habt ihr gelassen euren Herren 5"
[Spaltenumbruch]
,T>le Ditmarsen haben ihn todt geschlagen,
Wir konnten es nicht wehren;
Sie tragen seinen Helm, sie führen seinen
Schild,
Dazu seine stolzen Paniere/

[Ende Spaltensatz]

Da diese Strophen sich kaum anders deuten lassen), so müssen wir an¬
nehmen, daß nach der Schlacht ein falsches Gerücht von dem Tode des Königs
sich verbreitet und im Volksgesänge Aufnahme gefunden hat, ohne daß man
^ später für nöthig hielt, den Irrthum wieder auszumerzen.

Noch während der Schlacht machte sich die Mannschaft des Südeistrandes
segen Meldorp auf, um die königliche Besatzung daselbst aufzuheben:

"Fünfhundert waren in Meldorp geblieben,
Denen hatte der König die Macht gegeben,
Daß sie ihm die Stadt bewahrten.
Da sie diese große Noth vernahmen,
Wie schnell sie zur Flucht sich kehrten."
„Der Süderstrandmann kam gedrungen
mit Macht,
Pieken, Büchsen und Schwerter hatt' er
mitgebracht,
In Meldorp sind sie eingedrungen.
Da haben sie alles todt geschlagen,
Was sie noch haben gefunden."
"Wären sie zwei Stunden eher gekommen,
^le hätten's gethan zu großem Frommen,
Wie ich fürwahr mag sagen:
Den König und den Herzog mit allen,
Volk,
Die hätte man da erschlagen."

Hiernach scheint es, daß sie die Absicht hatten, dem geschlagenen Heere
^i Meldorp den Rückzug zu verlegen, aber zu spät dazu kamen. Dafür fiel
^ sämmtliche Bagage mit vielen Schätzen und reichen Vorräthen in die
Hände der Sieger, wovon das Volkslied spottweise singt:



*1 Vergl, v. Liliencron zu dieser Strophe, a. a. O. S. 454.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0217" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132439"/>
          <cb type="start"/>
          <lg xml:id="POEMID_106" type="poem" next="#POEMID_107">
            <l> &#x201E;Der uns den großen Gardherrn erschlug,<lb/>
Das will ich euch wohl sagen,</l>
          </lg>
          <cb/><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_107" prev="#POEMID_106" type="poem">
            <l> Des hätt der große Reimer von Wimer-<lb/>
stete gethan<lb/>
Mit seinen langen, gelben, krausen Haaren."</l>
          </lg>
          <cb type="end"/><lb/>
          <p xml:id="ID_685"> Dieser will auch der Dichter jenes Tanzliedes sein, aus dem die zuletzt<lb/>
angeführten Strophen entnommen sind.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_686"> Merkwürdig ist eine Angabe, die sich in zwei Liedern findet, in dem eben<lb/>
genannten und noch einem andern, als ob auch der König unter den Gefallenen<lb/>
gewesen wäre.  Dort heißt es:</p><lb/>
          <cb type="start"/>
          <lg xml:id="POEMID_108" type="poem" next="#POEMID_109">
            <l> ,,Da ward auch der Holsten König erschlagen<lb/>
N&gt;!&lt;- c &gt; &gt; ^  , / ^<lb/>
Mit seinem ganzen großen Heere.<lb/>
Da lag nun sein Pferd, da lag auch<lb/>
sein Schwert,</l>
          </lg>
          <cb/><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_109" prev="#POEMID_108" type="poem">
            <l> ^.   ^.   . ^<lb/>
^ ^ königliche Krone.<lb/>
^  ^   ..  . ^    -w. -<lb/>
^ oll uns Maren tragen<lb/>
^ken wohl in dem Dome."</l>
          </lg>
          <cb type="end"/><lb/>
          <p xml:id="ID_687"> Das andere Lied spricht von der Königin:</p><lb/>
          <cb type="start"/>
          <lg xml:id="POEMID_110" type="poem" next="#POEMID_111">
            <l> ..Da das die Königin ward gewahr,<lb/>
Da weinte sie also hehre:<lb/>
-Seid ihr Knechte nun nach Hause ge-<lb/>
kommen,<lb/>
Wo habt ihr gelassen euren Herren 5"   </l>
          </lg>
          <cb/><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_111" prev="#POEMID_110" type="poem">
            <l> ,T&gt;le Ditmarsen haben ihn todt geschlagen,<lb/>
Wir konnten es nicht wehren;<lb/>
Sie tragen seinen Helm, sie führen seinen<lb/>
Schild,<lb/>
Dazu seine stolzen Paniere/</l>
          </lg><lb/>
          <cb type="end"/><lb/>
          <p xml:id="ID_688"> Da diese Strophen sich kaum anders deuten lassen), so müssen wir an¬<lb/>
nehmen, daß nach der Schlacht ein falsches Gerücht von dem Tode des Königs<lb/>
sich verbreitet und im Volksgesänge Aufnahme gefunden hat, ohne daß man<lb/>
^ später für nöthig hielt, den Irrthum wieder auszumerzen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_689"> Noch während der Schlacht machte sich die Mannschaft des Südeistrandes<lb/>
segen Meldorp auf, um die königliche Besatzung daselbst aufzuheben:</p><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_112" type="poem" next="#POEMID_113">
            <l> "Fünfhundert waren in Meldorp geblieben,<lb/>
Denen hatte der König die Macht gegeben,<lb/>
Daß sie ihm die Stadt bewahrten.<lb/>
Da sie diese große Noth vernahmen,<lb/>
Wie schnell sie zur Flucht sich kehrten." </l>
          </lg><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_113" prev="#POEMID_112" type="poem" next="#POEMID_114">
            <l> &#x201E;Der  Süderstrandmann kam gedrungen<lb/>
mit Macht,<lb/>
Pieken, Büchsen und Schwerter hatt' er<lb/>
mitgebracht,<lb/>
In Meldorp sind sie eingedrungen.<lb/>
Da haben sie alles todt geschlagen,<lb/>
Was sie noch haben gefunden."</l>
          </lg><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_114" prev="#POEMID_113" type="poem" next="#POEMID_115">
            <l> "Wären sie zwei Stunden eher gekommen,<lb/>
^le hätten's gethan zu großem Frommen,<lb/>
Wie ich fürwahr mag sagen:</l>
          </lg><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_115" prev="#POEMID_114" type="poem">
            <l> Den König und den Herzog mit allen,<lb/>
Volk,<lb/>
Die hätte man da erschlagen."</l>
          </lg><lb/>
          <p xml:id="ID_690"> Hiernach scheint es, daß sie die Absicht hatten, dem geschlagenen Heere<lb/>
^i Meldorp den Rückzug zu verlegen, aber zu spät dazu kamen. Dafür fiel<lb/>
^ sämmtliche Bagage mit vielen Schätzen und reichen Vorräthen in die<lb/>
Hände der Sieger, wovon das Volkslied spottweise singt:</p><lb/>
          <note xml:id="FID_79" place="foot"> *1 Vergl, v. Liliencron zu dieser Strophe, a. a. O. S. 454.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0217] „Der uns den großen Gardherrn erschlug, Das will ich euch wohl sagen, Des hätt der große Reimer von Wimer- stete gethan Mit seinen langen, gelben, krausen Haaren." Dieser will auch der Dichter jenes Tanzliedes sein, aus dem die zuletzt angeführten Strophen entnommen sind. Merkwürdig ist eine Angabe, die sich in zwei Liedern findet, in dem eben genannten und noch einem andern, als ob auch der König unter den Gefallenen gewesen wäre. Dort heißt es: ,,Da ward auch der Holsten König erschlagen N>!<- c > > ^ , / ^ Mit seinem ganzen großen Heere. Da lag nun sein Pferd, da lag auch sein Schwert, ^. ^. . ^ ^ ^ königliche Krone. ^ ^ .. . ^ -w. - ^ oll uns Maren tragen ^ken wohl in dem Dome." Das andere Lied spricht von der Königin: ..Da das die Königin ward gewahr, Da weinte sie also hehre: -Seid ihr Knechte nun nach Hause ge- kommen, Wo habt ihr gelassen euren Herren 5" ,T>le Ditmarsen haben ihn todt geschlagen, Wir konnten es nicht wehren; Sie tragen seinen Helm, sie führen seinen Schild, Dazu seine stolzen Paniere/ Da diese Strophen sich kaum anders deuten lassen), so müssen wir an¬ nehmen, daß nach der Schlacht ein falsches Gerücht von dem Tode des Königs sich verbreitet und im Volksgesänge Aufnahme gefunden hat, ohne daß man ^ später für nöthig hielt, den Irrthum wieder auszumerzen. Noch während der Schlacht machte sich die Mannschaft des Südeistrandes segen Meldorp auf, um die königliche Besatzung daselbst aufzuheben: "Fünfhundert waren in Meldorp geblieben, Denen hatte der König die Macht gegeben, Daß sie ihm die Stadt bewahrten. Da sie diese große Noth vernahmen, Wie schnell sie zur Flucht sich kehrten." „Der Süderstrandmann kam gedrungen mit Macht, Pieken, Büchsen und Schwerter hatt' er mitgebracht, In Meldorp sind sie eingedrungen. Da haben sie alles todt geschlagen, Was sie noch haben gefunden." "Wären sie zwei Stunden eher gekommen, ^le hätten's gethan zu großem Frommen, Wie ich fürwahr mag sagen: Den König und den Herzog mit allen, Volk, Die hätte man da erschlagen." Hiernach scheint es, daß sie die Absicht hatten, dem geschlagenen Heere ^i Meldorp den Rückzug zu verlegen, aber zu spät dazu kamen. Dafür fiel ^ sämmtliche Bagage mit vielen Schätzen und reichen Vorräthen in die Hände der Sieger, wovon das Volkslied spottweise singt: *1 Vergl, v. Liliencron zu dieser Strophe, a. a. O. S. 454.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/217
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/217>, abgerufen am 27.07.2024.