Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.
Da riefen die Ditmarschen überlaut: [Beginn Spaltensatz] [Spaltenumbruch] "Wir wollen drum wagen Gut und Blut Und wollen alle drum sterben, Eh' daß der Holsten Uebermuth So sollte unser Land verderben!" [Ende Spaltensatz] Sie machten einen neuen Versuch, die Zwingburg zu nehmen, wurden Desto besser gelang es ihnen im folgenden Jahre. Herzog Gerhart
offenbar einen größeren epischen Zusammenhang in seiner Darstellung zu
Da riefen die Ditmarschen überlaut: [Beginn Spaltensatz] [Spaltenumbruch] „Wir wollen drum wagen Gut und Blut Und wollen alle drum sterben, Eh' daß der Holsten Uebermuth So sollte unser Land verderben!" [Ende Spaltensatz] Sie machten einen neuen Versuch, die Zwingburg zu nehmen, wurden Desto besser gelang es ihnen im folgenden Jahre. Herzog Gerhart
offenbar einen größeren epischen Zusammenhang in seiner Darstellung zu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0207" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132429"/> <quote> <lg xml:id="POEMID_23" type="poem"> <l> „Tretet herzu, ihr stolzen Ditmarschen!<lb/> Unsern Kummer, den wollen wir rächen.<lb/> Was Hände gebauet haben,<lb/> Das können auch Hände zerbrechen!"</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_660"> Da riefen die Ditmarschen überlaut:</p><lb/> <cb type="start"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/><lb/> <lg xml:id="POEMID_24" type="poem" next="#POEMID_25"> <l> „Wir wollen drum wagen Gut und Blut<lb/> Und wollen alle drum sterben,<lb/> Eh' daß der Holsten Uebermuth<lb/> So sollte unser Land verderben!"</l> </lg><lb/> <cb type="end"/><lb/> <lg xml:id="POEMID_25" prev="#POEMID_24" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_661"> Sie machten einen neuen Versuch, die Zwingburg zu nehmen, wurden<lb/> aber mit Verlust zurückgeschlagen; Rolf Bockensohn fiel mit vielen anderen.</p><lb/> <p xml:id="ID_662"> Desto besser gelang es ihnen im folgenden Jahre. Herzog Gerhart<lb/> unternahm im Sommer 1404 mit einem auserlesenen Heere von Rittern,<lb/> Herren und Knechten einen Einfall von Süden her. Die Holsteiner hausten<lb/> aufs gräulichste in den Dörfern, aus denen die Bevölkerung geflohen war,<lb/> und trieben namentlich alles Vieh fort, worin der Hauptreichthum des Landes<lb/> bestand. Es gab damals nur zwei Wege, um ins Land zu gelangen: der<lb/> eine von Norden her auf Heide, den Hauptort des nördlichen Districtes, der<lb/> andere von Süden über Meldorp aus Hemmingstedt, beide durch sogenannte<lb/> Hammen, dichte, sumpfige, von Gräben durchschnittene Holzungen führend.<lb/> Auf dem Rückzüge durch die Süderhamme ward das mit Beute beladene<lb/> Heer am S. August von den rachedürstenden Ditmarsen überfallen und zum<lb/> Theil niedergemacht, zum Theil in den Sumpf gejagt. Herzog Gerhart fiel<lb/> und mit ihm die Blüthe des Schleswig-holsteinschen Adels, darunter Heinrich<lb/> von Siggem, des Herzogs Marschall, mit zwei Söhnen. Er hatte sich, als<lb/> ^ die Schlacht verloren sah, mit dem Banner durchgeschlagen, aber auf die<lb/> Kunde von dem Tode seines Herrn wieder in das Kampfgewühl gestürzt. —<lb/> lieber diese Schlacht gab es gewiß alte, gleichzeitige Volkslieder, von denen<lb/> sich aber nur eines und zwar in einer 100 Jahre später fallenden Ueber¬<lb/> lieferung erhalten hat. Es bildet den Eingang zu einem umfassenderen Ge¬<lb/> richt, welches die spätere Schlacht bei Hemmingstedt zum Gegenstande hat.<lb/> Und auf das wir unten mehrfach zurückkommen werden. Der Dichter des<lb/> letzteren beabsichtigte, wie die Ueberschrift zeigt, die dasselbe in der besten,<lb/> einer Berliner Handschrift führt:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_26" type="poem"> <l> „Was in hundert Jahren und nun ist geschehn<lb/> In Ditmarschen: das mag man hier hören und sehn," —</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_663" next="#ID_664"> offenbar einen größeren epischen Zusammenhang in seiner Darstellung zu<lb/> umfassen und knüpfte naturgemäß an jenen ersten großen Sieg über die<lb/> Landesfeinde an, indem er ein älteres Lied dabei benutzte, dessen Weise und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0207]
„Tretet herzu, ihr stolzen Ditmarschen!
Unsern Kummer, den wollen wir rächen.
Was Hände gebauet haben,
Das können auch Hände zerbrechen!"
Da riefen die Ditmarschen überlaut:
„Wir wollen drum wagen Gut und Blut
Und wollen alle drum sterben,
Eh' daß der Holsten Uebermuth
So sollte unser Land verderben!"
Sie machten einen neuen Versuch, die Zwingburg zu nehmen, wurden
aber mit Verlust zurückgeschlagen; Rolf Bockensohn fiel mit vielen anderen.
Desto besser gelang es ihnen im folgenden Jahre. Herzog Gerhart
unternahm im Sommer 1404 mit einem auserlesenen Heere von Rittern,
Herren und Knechten einen Einfall von Süden her. Die Holsteiner hausten
aufs gräulichste in den Dörfern, aus denen die Bevölkerung geflohen war,
und trieben namentlich alles Vieh fort, worin der Hauptreichthum des Landes
bestand. Es gab damals nur zwei Wege, um ins Land zu gelangen: der
eine von Norden her auf Heide, den Hauptort des nördlichen Districtes, der
andere von Süden über Meldorp aus Hemmingstedt, beide durch sogenannte
Hammen, dichte, sumpfige, von Gräben durchschnittene Holzungen führend.
Auf dem Rückzüge durch die Süderhamme ward das mit Beute beladene
Heer am S. August von den rachedürstenden Ditmarsen überfallen und zum
Theil niedergemacht, zum Theil in den Sumpf gejagt. Herzog Gerhart fiel
und mit ihm die Blüthe des Schleswig-holsteinschen Adels, darunter Heinrich
von Siggem, des Herzogs Marschall, mit zwei Söhnen. Er hatte sich, als
^ die Schlacht verloren sah, mit dem Banner durchgeschlagen, aber auf die
Kunde von dem Tode seines Herrn wieder in das Kampfgewühl gestürzt. —
lieber diese Schlacht gab es gewiß alte, gleichzeitige Volkslieder, von denen
sich aber nur eines und zwar in einer 100 Jahre später fallenden Ueber¬
lieferung erhalten hat. Es bildet den Eingang zu einem umfassenderen Ge¬
richt, welches die spätere Schlacht bei Hemmingstedt zum Gegenstande hat.
Und auf das wir unten mehrfach zurückkommen werden. Der Dichter des
letzteren beabsichtigte, wie die Ueberschrift zeigt, die dasselbe in der besten,
einer Berliner Handschrift führt:
„Was in hundert Jahren und nun ist geschehn
In Ditmarschen: das mag man hier hören und sehn," —
offenbar einen größeren epischen Zusammenhang in seiner Darstellung zu
umfassen und knüpfte naturgemäß an jenen ersten großen Sieg über die
Landesfeinde an, indem er ein älteres Lied dabei benutzte, dessen Weise und
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