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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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den. und seine Aussichten lagen in weitester Ferne. Ueber die Wahl eines
bestimmten Berufes bis dahin schwankend, widmete er sich nun dem geistli¬
chen Stande. November 1817 *) fand seine Ordination statt. Ihr folgte
bald die Uebertragung der Landpfarre zu Ballyclog (Tyrone) im nördlichen
Irland. Schon wenige Monate später erhielt er die Pfarrstelle des nahe¬
gelegenen Kirchspiels Donoughmore in der Diöcese Armagh; in dem Haupt¬
dorfe derselben Castle - Caulfield nahm er seinen Wohnsitz. Mit freudigem
Ernste setzte er für die Amtspflichten in seinem verwilderten und weitaus¬
gedehnter Pfarrsprengel all seine Kräfte ein. Seine Person kam dabei nie¬
mals in Betracht. In dem kleinen Pfarrhause herrschte die vollständigste
Vernachlässigung aller Bequemlichkeiten des Lebens. Die Poesie war ab¬
gethan und nicht minder jeder Gedanke an eine Heirat. Im Jahre 1826
wurde der Norden Irlands vom Typhus heimgesucht. Wolfe's unermüdlicher
Eifer, den armen Kranken mit leiblicher und geistlicher Hilfe beizustehen,
untergrub ihm die eigene Gesundheit. Ein anfänglich vernachlässigtes Brust-
leiden nöthigte ihn bald zu völliger Ruhe. Ortswechsel innerhalb Irlands
und auch ein Aufenthalt in Bordeaux brachten nur vorübergehend einige
Hoffnung aus Genesung. Ende November 1822 nahm er einen milderen
Winteraufenthalt an der Bai von Cork und starb daselbst am 21. Februar
1823, im 32. Jahre seines Lebens.

Sein Brustbild, "engravkd dz? H. Ne^gr trou g, vrg,vnng dz? ^l. ^. üussoil-
(1826)" ist den "Remains" vorgeheftet. Danach war er von großer schlanker
Gestalt. Sein Kopf zeigt ein schönes, tiefes und kluges Auge, eine lange,
spitze, nur wenig gebogene Nase und einen nicht gerade schönen, ziemlich
großen Mund.

Als Geistlicher verband er mit dem Eifer eines Apostels eine vorzügliche
Begabung für Predigt und Seelsorge. Die "kleinauf" enthalten (LgF. 213-^
447) fünfzehn "Lermons" von ihm, die ein schönes Zeugniß von seiner her?
warmen und beredten Predigtweise ablegen.

Sein Freund Russell schildert ihn in den ^"mains" als eine erregbare
Feuernatur. Bei Ausbrüchen der Bewunderung, z. B. über ein Meisterstück



') In diesem Jahre soll nach Chambers ("V^LwpÄiMg, ok NnFlisl" I^iter-rturo'^
"H>v Luria! ok 8ir ^oliu bloore" zuerst -- in jener irischen Zeitschrift -- gedruckt sein- 2"
den "üerosins" fehlt die Jahreszahl. Gedichtet ist es doch wohl unmittelbar oder bald na-h
Erscheinen des Berichtes im "NuindurSN ^nuual lisxistsr," als die Erinnerung an Mo^
noch lebendig war. -- Daß Chambers ferner die betrügerische Aneignung des Gedichtes vo"
Seiten eines schottischen Gelehrten in das Jahr 1841 versetzt und hinzufügt, Wolfe's Freund
hätten dessen Anrecht verfochten und rehabilitirt, erscheint noch räthselhafter, da Rüssel dies >>>
den 182V in zweiter Auflage erschienenen "liemsius" als bereits abgethan bespricht. Es l>
doch wohl nicht anzunehmen, daß auch nach dem Erscheinen der "1i<znmms" sich dieselbe Si>^
zum zweiten Male ereignet hat.

den. und seine Aussichten lagen in weitester Ferne. Ueber die Wahl eines
bestimmten Berufes bis dahin schwankend, widmete er sich nun dem geistli¬
chen Stande. November 1817 *) fand seine Ordination statt. Ihr folgte
bald die Uebertragung der Landpfarre zu Ballyclog (Tyrone) im nördlichen
Irland. Schon wenige Monate später erhielt er die Pfarrstelle des nahe¬
gelegenen Kirchspiels Donoughmore in der Diöcese Armagh; in dem Haupt¬
dorfe derselben Castle - Caulfield nahm er seinen Wohnsitz. Mit freudigem
Ernste setzte er für die Amtspflichten in seinem verwilderten und weitaus¬
gedehnter Pfarrsprengel all seine Kräfte ein. Seine Person kam dabei nie¬
mals in Betracht. In dem kleinen Pfarrhause herrschte die vollständigste
Vernachlässigung aller Bequemlichkeiten des Lebens. Die Poesie war ab¬
gethan und nicht minder jeder Gedanke an eine Heirat. Im Jahre 1826
wurde der Norden Irlands vom Typhus heimgesucht. Wolfe's unermüdlicher
Eifer, den armen Kranken mit leiblicher und geistlicher Hilfe beizustehen,
untergrub ihm die eigene Gesundheit. Ein anfänglich vernachlässigtes Brust-
leiden nöthigte ihn bald zu völliger Ruhe. Ortswechsel innerhalb Irlands
und auch ein Aufenthalt in Bordeaux brachten nur vorübergehend einige
Hoffnung aus Genesung. Ende November 1822 nahm er einen milderen
Winteraufenthalt an der Bai von Cork und starb daselbst am 21. Februar
1823, im 32. Jahre seines Lebens.

Sein Brustbild, „engravkd dz? H. Ne^gr trou g, vrg,vnng dz? ^l. ^. üussoil-
(1826)" ist den „Remains" vorgeheftet. Danach war er von großer schlanker
Gestalt. Sein Kopf zeigt ein schönes, tiefes und kluges Auge, eine lange,
spitze, nur wenig gebogene Nase und einen nicht gerade schönen, ziemlich
großen Mund.

Als Geistlicher verband er mit dem Eifer eines Apostels eine vorzügliche
Begabung für Predigt und Seelsorge. Die „kleinauf" enthalten (LgF. 213-^
447) fünfzehn „Lermons" von ihm, die ein schönes Zeugniß von seiner her?
warmen und beredten Predigtweise ablegen.

Sein Freund Russell schildert ihn in den ^«mains" als eine erregbare
Feuernatur. Bei Ausbrüchen der Bewunderung, z. B. über ein Meisterstück



') In diesem Jahre soll nach Chambers („V^LwpÄiMg, ok NnFlisl» I^iter-rturo'^
„H>v Luria! ok 8ir ^oliu bloore" zuerst — in jener irischen Zeitschrift — gedruckt sein- 2"
den „üerosins" fehlt die Jahreszahl. Gedichtet ist es doch wohl unmittelbar oder bald na-h
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noch lebendig war. — Daß Chambers ferner die betrügerische Aneignung des Gedichtes vo»
Seiten eines schottischen Gelehrten in das Jahr 1841 versetzt und hinzufügt, Wolfe's Freund
hätten dessen Anrecht verfochten und rehabilitirt, erscheint noch räthselhafter, da Rüssel dies >>>
den 182V in zweiter Auflage erschienenen „liemsius" als bereits abgethan bespricht. Es l>
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/180>, abgerufen am 27.07.2024.