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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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Auch der schon oben erwähnte Orpheus soll in Lesbos aus einer
Höhle Orakelsprüche ertheilt haben, welche sogar anfingen, den berühmten
Orakeln Apollos Concurrenz zu machen.

Endlich notiren wir noch kurz, daß auch in Klaros. einem Flecken in
Jonien. ein berühmter Tempel des Apollo mit einem Orakel sich befand, auch
ein Orakel in Bura, einem Orte in Achaja, erwähnt wird, desgleichen ein
anderes in Thalamiä, einer Stadt in Lakonien. Ueber dieselben fehlen
aber die genaueren Mittheilungen und so scheinen sie nicht die Bedeutung ge¬
habt zu haben, deren sich die anderen, ausführlicher beschriebenen, erfreuen
durften, die doch auch dahinhinken mußten, überwunden von dem fortschrei¬
tenden Geiste der Zeit, und nur in ihren Trümmern noch an die Zeit ihrer
Größe erinnern.




Kharles Wolfe.
Skizze seines Lebens und Dichtens.
Von Gustav Haller. (Schluß).

Bevor wir uns nun zu Wolfe's übrigen Dichtungen wenden, treten wir
der Person des Dichters selbst etwas näher.

Charles Wolfe war der jüngste Sohn einer angesehenen irischen
Familie, die zu ihren Vorfahren den bei Quebeck gebliebenen General James
Nolfe zählte. Er wurde am 14. December 1791 zu Dublin geboren. Sein
^ater starb früh, und seine Familie zog nach England, wo sie einige Jahre
^rroeilte. Er besuchte, oft kränkelnd, von 1801--1808 drei Schulanstalten
^ England und zeichnete sich schon dort durch poetisches Talent und feines
Gefühl für Musik aus. Im Jahre 1809 bezog er die anglicanische Universität
Dublin, und 1814 wurde ihm der Grad eines Baccalaureus ertheilt. Aus
nun mit Eifer betriebenen Arbeiten zur Bewerbung um eine Collegiat-
^lie, die ihm eine gesicherte Existenz bieten sollte, rief ihn die Einladung zu
^ner befreundeten Familie aufs Land. Hier waren es nicht nur die Schön-
^neu der Natur, die ihm die Rückkehr an den Arbeitstisch erschwerten: eine
Tochter des Hauses hatte sein Herz gefesselt, und er begegnete keiner Abnei¬
gung von ihrer Seite. Wiederholte Besuche führten zum freundschaftlichen
Verkehr mit allen Familiengliedern, -- da brachen die Eltern den Umgang
^- Allerdings fehlten dem Dichter die Mittel, sich einen Hausstand zu grün-


Auch der schon oben erwähnte Orpheus soll in Lesbos aus einer
Höhle Orakelsprüche ertheilt haben, welche sogar anfingen, den berühmten
Orakeln Apollos Concurrenz zu machen.

Endlich notiren wir noch kurz, daß auch in Klaros. einem Flecken in
Jonien. ein berühmter Tempel des Apollo mit einem Orakel sich befand, auch
ein Orakel in Bura, einem Orte in Achaja, erwähnt wird, desgleichen ein
anderes in Thalamiä, einer Stadt in Lakonien. Ueber dieselben fehlen
aber die genaueren Mittheilungen und so scheinen sie nicht die Bedeutung ge¬
habt zu haben, deren sich die anderen, ausführlicher beschriebenen, erfreuen
durften, die doch auch dahinhinken mußten, überwunden von dem fortschrei¬
tenden Geiste der Zeit, und nur in ihren Trümmern noch an die Zeit ihrer
Größe erinnern.




Kharles Wolfe.
Skizze seines Lebens und Dichtens.
Von Gustav Haller. (Schluß).

Bevor wir uns nun zu Wolfe's übrigen Dichtungen wenden, treten wir
der Person des Dichters selbst etwas näher.

Charles Wolfe war der jüngste Sohn einer angesehenen irischen
Familie, die zu ihren Vorfahren den bei Quebeck gebliebenen General James
Nolfe zählte. Er wurde am 14. December 1791 zu Dublin geboren. Sein
^ater starb früh, und seine Familie zog nach England, wo sie einige Jahre
^rroeilte. Er besuchte, oft kränkelnd, von 1801—1808 drei Schulanstalten
^ England und zeichnete sich schon dort durch poetisches Talent und feines
Gefühl für Musik aus. Im Jahre 1809 bezog er die anglicanische Universität
Dublin, und 1814 wurde ihm der Grad eines Baccalaureus ertheilt. Aus
nun mit Eifer betriebenen Arbeiten zur Bewerbung um eine Collegiat-
^lie, die ihm eine gesicherte Existenz bieten sollte, rief ihn die Einladung zu
^ner befreundeten Familie aufs Land. Hier waren es nicht nur die Schön-
^neu der Natur, die ihm die Rückkehr an den Arbeitstisch erschwerten: eine
Tochter des Hauses hatte sein Herz gefesselt, und er begegnete keiner Abnei¬
gung von ihrer Seite. Wiederholte Besuche führten zum freundschaftlichen
Verkehr mit allen Familiengliedern, — da brachen die Eltern den Umgang
^- Allerdings fehlten dem Dichter die Mittel, sich einen Hausstand zu grün-


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[0179] Auch der schon oben erwähnte Orpheus soll in Lesbos aus einer Höhle Orakelsprüche ertheilt haben, welche sogar anfingen, den berühmten Orakeln Apollos Concurrenz zu machen. Endlich notiren wir noch kurz, daß auch in Klaros. einem Flecken in Jonien. ein berühmter Tempel des Apollo mit einem Orakel sich befand, auch ein Orakel in Bura, einem Orte in Achaja, erwähnt wird, desgleichen ein anderes in Thalamiä, einer Stadt in Lakonien. Ueber dieselben fehlen aber die genaueren Mittheilungen und so scheinen sie nicht die Bedeutung ge¬ habt zu haben, deren sich die anderen, ausführlicher beschriebenen, erfreuen durften, die doch auch dahinhinken mußten, überwunden von dem fortschrei¬ tenden Geiste der Zeit, und nur in ihren Trümmern noch an die Zeit ihrer Größe erinnern. Kharles Wolfe. Skizze seines Lebens und Dichtens. Von Gustav Haller. (Schluß). Bevor wir uns nun zu Wolfe's übrigen Dichtungen wenden, treten wir der Person des Dichters selbst etwas näher. Charles Wolfe war der jüngste Sohn einer angesehenen irischen Familie, die zu ihren Vorfahren den bei Quebeck gebliebenen General James Nolfe zählte. Er wurde am 14. December 1791 zu Dublin geboren. Sein ^ater starb früh, und seine Familie zog nach England, wo sie einige Jahre ^rroeilte. Er besuchte, oft kränkelnd, von 1801—1808 drei Schulanstalten ^ England und zeichnete sich schon dort durch poetisches Talent und feines Gefühl für Musik aus. Im Jahre 1809 bezog er die anglicanische Universität Dublin, und 1814 wurde ihm der Grad eines Baccalaureus ertheilt. Aus nun mit Eifer betriebenen Arbeiten zur Bewerbung um eine Collegiat- ^lie, die ihm eine gesicherte Existenz bieten sollte, rief ihn die Einladung zu ^ner befreundeten Familie aufs Land. Hier waren es nicht nur die Schön- ^neu der Natur, die ihm die Rückkehr an den Arbeitstisch erschwerten: eine Tochter des Hauses hatte sein Herz gefesselt, und er begegnete keiner Abnei¬ gung von ihrer Seite. Wiederholte Besuche führten zum freundschaftlichen Verkehr mit allen Familiengliedern, — da brachen die Eltern den Umgang ^- Allerdings fehlten dem Dichter die Mittel, sich einen Hausstand zu grün-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/179>, abgerufen am 29.12.2024.