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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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betreffenden Lande von Seiten inländischer wie ausländischer Schuldner, da
die Wahl gesetzlich freisteht, nun mittels des im Curse billiger stehenden Metalles
gezahlt wird. Ueber alle diese Vorgänge sind in den letzten 20 Jahren so
reiche Erfahrungen in den Vereinigten Staaten, in Oesterreich, Italien, Frank¬
reich und in der Schweiz gemacht worden, daß man glauben sollte, sie müßten
Jedem so geläufig sein, wie das Schicksal der einstigen französischen Assignaten.

Zur Vorbereitung des Gesetzes betreffend die Ausprägung von Reichs'
goldmünzen vom 4. December 1871 war vom Bundeskanzleramte eine Sta¬
tistik der im Norddeutschen Bunde ausgeprägten und eingezogenen Münzen
aufgenommen worden, welche folgendes Resultat ergeben hatte:



Zu dieser Summe kommen noch die von den süddeutschen Staaten
Bayern, Württemberg, Baden und Hessen geprägten, abzüglich der eingezogenen
Münzen. Da uns darüber keine authentischen Zahlen vorliegen, so wollen
wir sie mit demjenigen Betrage compensiren, welcher im Privatverkehr ver>
schlossen d. h. verloren, ein geschmolzen, vergraben oder ins Ausland gelangt ist-
Man kann danach also annehmen, daß die Metallcirculation 1869 in Deutsch'
land gegen 500 Millionen Thaler betragen hat.

Nach einer im Jahre 1871 dem Reichstage übergebenen statistischen ZU'
sammenstellung erhob sich jene Summe des Ueberschusses der Ausprägungen
über die Einziehungen für ganz Deutschland einschließlich der süddeutschen
Staaten auf 597.700.000 Thaler, wovon etwa 26,700.000 Thaler Scheidemünze-
Die Annahme, daß der regelmäßige Bedarf an baarem Gelde bis jetzt 500
Millionen Thaler betrug, ist also keine übertriebene Schätzung und mag ehe"'
unter als über der Wahrheit bleiben, da die Baarvorräthe der Zettelbanken
allein sich auf 300 Millionen Thaler erheben. Zu jenen Baarbeständen,
welche zum Theil durch Noten repräsentier werden, kommen noch circa 1^
Millionen Thaler ungedeckte Noten und endlich etwas über SO Millionen
Staatspapiergeld, welches durch Reichskassenscheine ersetzt wird. Man konnte
demnach bis 1871 den Gesammtbedarf an Umlaufsmitteln für das deutsche
Reich auf etwas über 650 Millionen Thaler annehmen. Soetbeer, welche"'
auf die nämliche Summe kommt, nimmt an, daß bis im März 1873 jener
Münzumlauf noch vollständig erhalten oder um höchstens 10 Millionen Thaler
vermindert gewesen sei, und daß damals schon ca. 200 Millionen Thaler


betreffenden Lande von Seiten inländischer wie ausländischer Schuldner, da
die Wahl gesetzlich freisteht, nun mittels des im Curse billiger stehenden Metalles
gezahlt wird. Ueber alle diese Vorgänge sind in den letzten 20 Jahren so
reiche Erfahrungen in den Vereinigten Staaten, in Oesterreich, Italien, Frank¬
reich und in der Schweiz gemacht worden, daß man glauben sollte, sie müßten
Jedem so geläufig sein, wie das Schicksal der einstigen französischen Assignaten.

Zur Vorbereitung des Gesetzes betreffend die Ausprägung von Reichs'
goldmünzen vom 4. December 1871 war vom Bundeskanzleramte eine Sta¬
tistik der im Norddeutschen Bunde ausgeprägten und eingezogenen Münzen
aufgenommen worden, welche folgendes Resultat ergeben hatte:



Zu dieser Summe kommen noch die von den süddeutschen Staaten
Bayern, Württemberg, Baden und Hessen geprägten, abzüglich der eingezogenen
Münzen. Da uns darüber keine authentischen Zahlen vorliegen, so wollen
wir sie mit demjenigen Betrage compensiren, welcher im Privatverkehr ver>
schlossen d. h. verloren, ein geschmolzen, vergraben oder ins Ausland gelangt ist-
Man kann danach also annehmen, daß die Metallcirculation 1869 in Deutsch'
land gegen 500 Millionen Thaler betragen hat.

Nach einer im Jahre 1871 dem Reichstage übergebenen statistischen ZU'
sammenstellung erhob sich jene Summe des Ueberschusses der Ausprägungen
über die Einziehungen für ganz Deutschland einschließlich der süddeutschen
Staaten auf 597.700.000 Thaler, wovon etwa 26,700.000 Thaler Scheidemünze-
Die Annahme, daß der regelmäßige Bedarf an baarem Gelde bis jetzt 500
Millionen Thaler betrug, ist also keine übertriebene Schätzung und mag ehe»'
unter als über der Wahrheit bleiben, da die Baarvorräthe der Zettelbanken
allein sich auf 300 Millionen Thaler erheben. Zu jenen Baarbeständen,
welche zum Theil durch Noten repräsentier werden, kommen noch circa 1^
Millionen Thaler ungedeckte Noten und endlich etwas über SO Millionen
Staatspapiergeld, welches durch Reichskassenscheine ersetzt wird. Man konnte
demnach bis 1871 den Gesammtbedarf an Umlaufsmitteln für das deutsche
Reich auf etwas über 650 Millionen Thaler annehmen. Soetbeer, welche»'
auf die nämliche Summe kommt, nimmt an, daß bis im März 1873 jener
Münzumlauf noch vollständig erhalten oder um höchstens 10 Millionen Thaler
vermindert gewesen sei, und daß damals schon ca. 200 Millionen Thaler


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[0148] betreffenden Lande von Seiten inländischer wie ausländischer Schuldner, da die Wahl gesetzlich freisteht, nun mittels des im Curse billiger stehenden Metalles gezahlt wird. Ueber alle diese Vorgänge sind in den letzten 20 Jahren so reiche Erfahrungen in den Vereinigten Staaten, in Oesterreich, Italien, Frank¬ reich und in der Schweiz gemacht worden, daß man glauben sollte, sie müßten Jedem so geläufig sein, wie das Schicksal der einstigen französischen Assignaten. Zur Vorbereitung des Gesetzes betreffend die Ausprägung von Reichs' goldmünzen vom 4. December 1871 war vom Bundeskanzleramte eine Sta¬ tistik der im Norddeutschen Bunde ausgeprägten und eingezogenen Münzen aufgenommen worden, welche folgendes Resultat ergeben hatte: Ausprägungen Thlr.Einziehungen Thlr.Ueberschuß der Ausprägungen über die Einziehungen: Thlr. Goldmünzen 175,726,38« Silber - Courant - Münzen 498,049,074 Silber-Scheide- Münzen 77,817,06« Kupfermünzen 2,730,5472,500,535 55,001,608 3,415,407 99,775173,219,851 442,147,376 74,401,569 2,630,772 754,323,07361,923,505«92,399,568. Zu dieser Summe kommen noch die von den süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen geprägten, abzüglich der eingezogenen Münzen. Da uns darüber keine authentischen Zahlen vorliegen, so wollen wir sie mit demjenigen Betrage compensiren, welcher im Privatverkehr ver> schlossen d. h. verloren, ein geschmolzen, vergraben oder ins Ausland gelangt ist- Man kann danach also annehmen, daß die Metallcirculation 1869 in Deutsch' land gegen 500 Millionen Thaler betragen hat. Nach einer im Jahre 1871 dem Reichstage übergebenen statistischen ZU' sammenstellung erhob sich jene Summe des Ueberschusses der Ausprägungen über die Einziehungen für ganz Deutschland einschließlich der süddeutschen Staaten auf 597.700.000 Thaler, wovon etwa 26,700.000 Thaler Scheidemünze- Die Annahme, daß der regelmäßige Bedarf an baarem Gelde bis jetzt 500 Millionen Thaler betrug, ist also keine übertriebene Schätzung und mag ehe»' unter als über der Wahrheit bleiben, da die Baarvorräthe der Zettelbanken allein sich auf 300 Millionen Thaler erheben. Zu jenen Baarbeständen, welche zum Theil durch Noten repräsentier werden, kommen noch circa 1^ Millionen Thaler ungedeckte Noten und endlich etwas über SO Millionen Staatspapiergeld, welches durch Reichskassenscheine ersetzt wird. Man konnte demnach bis 1871 den Gesammtbedarf an Umlaufsmitteln für das deutsche Reich auf etwas über 650 Millionen Thaler annehmen. Soetbeer, welche»' auf die nämliche Summe kommt, nimmt an, daß bis im März 1873 jener Münzumlauf noch vollständig erhalten oder um höchstens 10 Millionen Thaler vermindert gewesen sei, und daß damals schon ca. 200 Millionen Thaler

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/148>, abgerufen am 27.07.2024.