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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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Wir beteten kurz, wir redeten nicht,
Verbissen den Schmerz und die Sorgen;
Wir schauten ihm fest in das bleiche Gesicht
Und dachten erbittert an morgen.
Wir gedachten mit Grimm, daß der Held uns geraubt,
Der zum Siege voran uns gezogen,*)
Daß der Fremdling, der Feind ihm tritt auf das Haupt,
Und wir dann so fern auf den Wogen!
Ihr schmähender Mund wird den Geist, der entflohn,
Auch über dem Grabe noch schelten, --
Doch was kümmert ihn Spott, was kümmert ihn Hohn
In der Gruft, die ihm Briten bestellten!
Nur halb kam das schwere Werk zum Beschluß,
Als die Glocke zum Rückzug ertönte,
Und wir hörten des Feindes ziellosen Schuß,
Der plötzlich die Runde durchdröhnte.
Wir senkten ihn langsam und traurig hinab,
-- Des Schlachtfelds blutige Blume --;
Nicht Inschrift, nicht Stein bezeichnet sein Grab --
So ruht er allein mit dem Ruhme!


') Diese Uebersetzung ist so treu, wie eine deutsche Uebersetzung eines englischen Gedichtes
Metnim des Originals nur sein kann; -- nur an dieser Stelle glaubte ich mir eine
Sttbstituirung, die nicht gegen den Geist des Originals und die historische Walnlieit verstößt,
Glaube" zu müssen, weil ich wegen Vers 3 dieser Strophe: "Daß der Fremdling, der Feind ihm tritt auf das Haupt",
ich um keinen Preis abschwächen möchte setwa durch:
'
übers Haupt ihm geht (Peter von Bohlen. 1840),
betritt dein Asyl (Georg Pertz. I8K2),
'
zu Häupten ihm schreit (H. I. D. A. Seeliger. 1863),
'
schreitet . . . übers Haupt ihm hin (Louise von Ploenuies. 1803>,
bald über ihn geht (Heinrich Stadelmann. 18<>4),
tritt über ihn fort (Gisbert Freiherr Vincke. 18V5),
gehn über ihn hin (Julius Meyer. 1874) Z
einen passenden Reim auf "Haupt" nöthig hatte; -- und ferner, weil man im Deutschen nicht
^" vitio>v (Kissen) in unmittelbarer Verbindung mit to "montli iloivu (glattstreiche".
S"'ete") reden kann, wenn Erde gemeint ist. -- Wer aber pillon durchaus uicht missen will
>ud die Abschwächung von Vers 3 keinen so großen Wert legt, dem biete ich folgende
>I" '^""Ü der fünften Strophe, die mir freilich recht mangelhaft, aber immer noch erlräg-
>"er erscheint, als die meiner obigen sieben Vorgänger:
Wir dachten uns, als wir schaufelten dort
Und aus Erde das Kissen ihm bogen,
Daß der Fremdling, der Feind tritt über ihn sort,
Und wir dann so sern auf den Wogen!
Anmerkung deS Uebersetzers.
Grenzboten IV. 1874. 18
Wir beteten kurz, wir redeten nicht,
Verbissen den Schmerz und die Sorgen;
Wir schauten ihm fest in das bleiche Gesicht
Und dachten erbittert an morgen.
Wir gedachten mit Grimm, daß der Held uns geraubt,
Der zum Siege voran uns gezogen,*)
Daß der Fremdling, der Feind ihm tritt auf das Haupt,
Und wir dann so fern auf den Wogen!
Ihr schmähender Mund wird den Geist, der entflohn,
Auch über dem Grabe noch schelten, —
Doch was kümmert ihn Spott, was kümmert ihn Hohn
In der Gruft, die ihm Briten bestellten!
Nur halb kam das schwere Werk zum Beschluß,
Als die Glocke zum Rückzug ertönte,
Und wir hörten des Feindes ziellosen Schuß,
Der plötzlich die Runde durchdröhnte.
Wir senkten ihn langsam und traurig hinab,
— Des Schlachtfelds blutige Blume —;
Nicht Inschrift, nicht Stein bezeichnet sein Grab —
So ruht er allein mit dem Ruhme!


') Diese Uebersetzung ist so treu, wie eine deutsche Uebersetzung eines englischen Gedichtes
Metnim des Originals nur sein kann; — nur an dieser Stelle glaubte ich mir eine
Sttbstituirung, die nicht gegen den Geist des Originals und die historische Walnlieit verstößt,
Glaube» zu müssen, weil ich wegen Vers 3 dieser Strophe: „Daß der Fremdling, der Feind ihm tritt auf das Haupt",
ich um keinen Preis abschwächen möchte setwa durch:
'
übers Haupt ihm geht (Peter von Bohlen. 1840),
betritt dein Asyl (Georg Pertz. I8K2),
'
zu Häupten ihm schreit (H. I. D. A. Seeliger. 1863),
'
schreitet . . . übers Haupt ihm hin (Louise von Ploenuies. 1803>,
bald über ihn geht (Heinrich Stadelmann. 18<>4),
tritt über ihn fort (Gisbert Freiherr Vincke. 18V5),
gehn über ihn hin (Julius Meyer. 1874) Z
einen passenden Reim auf „Haupt" nöthig hatte; — und ferner, weil man im Deutschen nicht
^" vitio>v (Kissen) in unmittelbarer Verbindung mit to »montli iloivu (glattstreiche».
S"'ete») reden kann, wenn Erde gemeint ist. — Wer aber pillon durchaus uicht missen will
>ud die Abschwächung von Vers 3 keinen so großen Wert legt, dem biete ich folgende
>I» '^""Ü der fünften Strophe, die mir freilich recht mangelhaft, aber immer noch erlräg-
>»er erscheint, als die meiner obigen sieben Vorgänger:
Wir dachten uns, als wir schaufelten dort
Und aus Erde das Kissen ihm bogen,
Daß der Fremdling, der Feind tritt über ihn sort,
Und wir dann so sern auf den Wogen!
Anmerkung deS Uebersetzers.
Grenzboten IV. 1874. 18
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[0141] Wir beteten kurz, wir redeten nicht, Verbissen den Schmerz und die Sorgen; Wir schauten ihm fest in das bleiche Gesicht Und dachten erbittert an morgen. Wir gedachten mit Grimm, daß der Held uns geraubt, Der zum Siege voran uns gezogen,*) Daß der Fremdling, der Feind ihm tritt auf das Haupt, Und wir dann so fern auf den Wogen! Ihr schmähender Mund wird den Geist, der entflohn, Auch über dem Grabe noch schelten, — Doch was kümmert ihn Spott, was kümmert ihn Hohn In der Gruft, die ihm Briten bestellten! Nur halb kam das schwere Werk zum Beschluß, Als die Glocke zum Rückzug ertönte, Und wir hörten des Feindes ziellosen Schuß, Der plötzlich die Runde durchdröhnte. Wir senkten ihn langsam und traurig hinab, — Des Schlachtfelds blutige Blume —; Nicht Inschrift, nicht Stein bezeichnet sein Grab — So ruht er allein mit dem Ruhme! ') Diese Uebersetzung ist so treu, wie eine deutsche Uebersetzung eines englischen Gedichtes Metnim des Originals nur sein kann; — nur an dieser Stelle glaubte ich mir eine Sttbstituirung, die nicht gegen den Geist des Originals und die historische Walnlieit verstößt, Glaube» zu müssen, weil ich wegen Vers 3 dieser Strophe: „Daß der Fremdling, der Feind ihm tritt auf das Haupt", ich um keinen Preis abschwächen möchte setwa durch: ' übers Haupt ihm geht (Peter von Bohlen. 1840), betritt dein Asyl (Georg Pertz. I8K2), ' zu Häupten ihm schreit (H. I. D. A. Seeliger. 1863), ' schreitet . . . übers Haupt ihm hin (Louise von Ploenuies. 1803>, bald über ihn geht (Heinrich Stadelmann. 18<>4), tritt über ihn fort (Gisbert Freiherr Vincke. 18V5), gehn über ihn hin (Julius Meyer. 1874) Z einen passenden Reim auf „Haupt" nöthig hatte; — und ferner, weil man im Deutschen nicht ^" vitio>v (Kissen) in unmittelbarer Verbindung mit to »montli iloivu (glattstreiche». S"'ete») reden kann, wenn Erde gemeint ist. — Wer aber pillon durchaus uicht missen will >ud die Abschwächung von Vers 3 keinen so großen Wert legt, dem biete ich folgende >I» '^""Ü der fünften Strophe, die mir freilich recht mangelhaft, aber immer noch erlräg- >»er erscheint, als die meiner obigen sieben Vorgänger: Wir dachten uns, als wir schaufelten dort Und aus Erde das Kissen ihm bogen, Daß der Fremdling, der Feind tritt über ihn sort, Und wir dann so sern auf den Wogen! Anmerkung deS Uebersetzers. Grenzboten IV. 1874. 18

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/141>, abgerufen am 29.12.2024.