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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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inspirirt ist: -- ich meine Ferdinand Freilig rath's "Die Trompete
von Gravelotte".

Welch interessante Verknüpfung kunsthistorischer Daten am Faden der
Volker- und Staaten-Geschichte! -- Drei Niederlagen der Franzosen! Drei
blutige Siege germanischer Völker, auf deren Feldern drei edle Blüthen der
Kunst erblühen, und alle drei verherrlichen den Namen Wolfe! --




Versetzen wir uns im Geiste für einige Minuten auf den Schauplatz der
.Kämpfe gegen die Napoleonische Invasion in Spanien.

Als General Dupont bei Baylen in Andalusien am 22. Juli 1808 mit
20,000 Franzosen capituliren mußte, erkannte Joseph Bonaparte, daß er sich
in Madrid nicht mehr halten könne, und zog sich am 1. August mit seinem
ganzen Hofe nach Burgos zurück. Die französischen Heere waren bis zum
Ebro gewichen. Denn inzwischen waren die Engländer unter Wellesley (dem
nachmaligen Herzog von Wellington), Moore und andern Generalen in Por
tugal gelandet und hatten dort die Franzosen zum Weichen gebracht. Die
Phrenäische Halbinsel schien für die Franzosen verloren zu sein.

Da befahl Napoleon in Frankreich eine bedeutende Truppenaushebung,
zog einen großen Theil der Truppen von Deutschland an sich, ließ die Con-
tingente der Rheinbundstaaten dazu stoßen, suchte sich durch diplomatische
Kunst in der Erfurter Zusammenkunft mit Kaiser Alexander den Rücken frei
SU halten und führte sein großes Heer von 250,000 Mann, das sich durch
Nachsendungen noch beträchtlich vermehrte, selbst nach Spanien. Leider
sandten die Engländer nur 20,000 Mann zu Hilfe; leider hatten die spa¬
nischen Junten es nicht verstanden, ein großes spanisches Heer zusammenzu¬
bringen; und so kam es, daß die spanischen und englischen Truppen bei
Burgos und in andern Einzelgefechten (November 1808) geschlagen wurden
Und Joseph am 22. December 1808 in Madrid wieder einziehen konnte.
Sofort wurde die Aufhebung der Inquisition, die Auflösung vieler Klöster
Und eine umfassende Amnestie verfügt, aber -- die Spanier wurden durch all
das nur desto tiefer verletzt.

Inzwischen war General-Lieutenant Sir John Moore") mit dem bis



Moore war schon vor der Zeit seines Einrückens in Spanien einer der bewährtesten
'"d beliebtesten britischen Helden. Im Jahre 176l zu Glasgow geboren, trat er 177K in die
^wiee ein, machte den amerikanischen Krieg, 1793 den Zug nach Gibraltar, 1794 die Expe-
.!"°n gegen Corsica mit. Dort zeichnete er sich bei der Belagerung von Calpi aus und er-
^°le dafür den Grad eines Brigadegcnerals. Als solcher folgte er 179U Sir Ralph Abercrombyach Westindien, der ihm nach der Eroberung von Se. Lucia im Mai 17g" das Gouvernement
. °in Insel übertrug. Moore reinigte dieselbe von den Negerbanden, mußte aber im Nugnst 1797
wer Gesundheit wegen nach England zurückkehren. Nun übernahm er ein Commando bei
" britischen Streitkräften in Irland und leistete der Regierung im Aufstande von 1798 außer-
entliche Dienste, für die er zum Generalmajor emporstieg. Im Juni 1799 begleitete er den

inspirirt ist: — ich meine Ferdinand Freilig rath's „Die Trompete
von Gravelotte".

Welch interessante Verknüpfung kunsthistorischer Daten am Faden der
Volker- und Staaten-Geschichte! — Drei Niederlagen der Franzosen! Drei
blutige Siege germanischer Völker, auf deren Feldern drei edle Blüthen der
Kunst erblühen, und alle drei verherrlichen den Namen Wolfe! —




Versetzen wir uns im Geiste für einige Minuten auf den Schauplatz der
.Kämpfe gegen die Napoleonische Invasion in Spanien.

Als General Dupont bei Baylen in Andalusien am 22. Juli 1808 mit
20,000 Franzosen capituliren mußte, erkannte Joseph Bonaparte, daß er sich
in Madrid nicht mehr halten könne, und zog sich am 1. August mit seinem
ganzen Hofe nach Burgos zurück. Die französischen Heere waren bis zum
Ebro gewichen. Denn inzwischen waren die Engländer unter Wellesley (dem
nachmaligen Herzog von Wellington), Moore und andern Generalen in Por
tugal gelandet und hatten dort die Franzosen zum Weichen gebracht. Die
Phrenäische Halbinsel schien für die Franzosen verloren zu sein.

Da befahl Napoleon in Frankreich eine bedeutende Truppenaushebung,
zog einen großen Theil der Truppen von Deutschland an sich, ließ die Con-
tingente der Rheinbundstaaten dazu stoßen, suchte sich durch diplomatische
Kunst in der Erfurter Zusammenkunft mit Kaiser Alexander den Rücken frei
SU halten und führte sein großes Heer von 250,000 Mann, das sich durch
Nachsendungen noch beträchtlich vermehrte, selbst nach Spanien. Leider
sandten die Engländer nur 20,000 Mann zu Hilfe; leider hatten die spa¬
nischen Junten es nicht verstanden, ein großes spanisches Heer zusammenzu¬
bringen; und so kam es, daß die spanischen und englischen Truppen bei
Burgos und in andern Einzelgefechten (November 1808) geschlagen wurden
Und Joseph am 22. December 1808 in Madrid wieder einziehen konnte.
Sofort wurde die Aufhebung der Inquisition, die Auflösung vieler Klöster
Und eine umfassende Amnestie verfügt, aber — die Spanier wurden durch all
das nur desto tiefer verletzt.

Inzwischen war General-Lieutenant Sir John Moore") mit dem bis



Moore war schon vor der Zeit seines Einrückens in Spanien einer der bewährtesten
'"d beliebtesten britischen Helden. Im Jahre 176l zu Glasgow geboren, trat er 177K in die
^wiee ein, machte den amerikanischen Krieg, 1793 den Zug nach Gibraltar, 1794 die Expe-
.!"°n gegen Corsica mit. Dort zeichnete er sich bei der Belagerung von Calpi aus und er-
^°le dafür den Grad eines Brigadegcnerals. Als solcher folgte er 179U Sir Ralph Abercrombyach Westindien, der ihm nach der Eroberung von Se. Lucia im Mai 17g» das Gouvernement
. °in Insel übertrug. Moore reinigte dieselbe von den Negerbanden, mußte aber im Nugnst 1797
wer Gesundheit wegen nach England zurückkehren. Nun übernahm er ein Commando bei
" britischen Streitkräften in Irland und leistete der Regierung im Aufstande von 1798 außer-
entliche Dienste, für die er zum Generalmajor emporstieg. Im Juni 1799 begleitete er den
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/135>, abgerufen am 29.12.2024.