Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.Fahrlässigkeit von Vielen beim Laden und Schießen verfahren. -- Ebenso Dann ereignete sich bisweilen auch wohl einmal das Unglück, welches ein All diesem Elend ward mit einem Schlag ein Ende gemacht, als endlich
Fahrlässigkeit von Vielen beim Laden und Schießen verfahren. — Ebenso Dann ereignete sich bisweilen auch wohl einmal das Unglück, welches ein All diesem Elend ward mit einem Schlag ein Ende gemacht, als endlich
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Fahrlässigkeit von Vielen beim Laden und Schießen verfahren. — Ebenso
war ein sachkundiges Commando nicht zu bemerken, indem das Commando
oft verworren und stotternd hervorgebracht, ja nicht selten völlig unrichtig
gegeben ward, worauf dann die Befolgung des Commandos Stoff zur Be¬
lustigung für die niemals fehlenden Zuschauer gab. Dazu kam, daß die
Chargirten das Commando nicht als ein solches, als einen Befehl, sondern
regelmäßig in Form einer ganz ergebenen Bitte vortrugen. Natürlich fürch¬
tete der Schuster wie der Schneider als Bürgerwehrlieutenant, seine vorneh¬
men Kunden; der Herr Ober-Appellations-Gerichtsrath und der Herr Pro¬
fessor konnten ihm die Kundschaft entziehen, wenn er bei dem Commando
nicht ganz ergebenst bat, sie möchten doch so gut sein und das Gewehr prä-
sentiren oder ltnksum marschiren.
Dann ereignete sich bisweilen auch wohl einmal das Unglück, welches ein
Zeitungsinserat meldet: „Und es geschah, daß sie versammelt waren, um
hinauszuziehen, der Hauptmann war aber nicht da. Und es stellte sich ein
Stellvertreter an die Spitze der Bewegung und er fing an zu rufen und zu
befehlen den Leuten. Da geschah es, — höret ihr Söhne des Nordens, —
daß Einer in dieser Zeit, in der Alle befehlen wollen, nicht befehlen konnte,
sondern sich immer verhadderte. Und die Leute, die da gehorchen sollten, wurden
knitschabig und gingen in gereizter Stimmung brummend auseinander, da hieß
es: aus — ein — ander."
All diesem Elend ward mit einem Schlag ein Ende gemacht, als endlich
im Spätherbst 1848 ein pensionirter Major als preislich bestellter Comman^
oeur der Bürgergarde die Zügel in die Hände nahm. Auf einmal kam ein
strammer Zug, ein militärischer Geist in das ganze Corps. Wenn man
letzt die Bürgerwehr, die Musik vor, mit der wehenden Fahne in geschlossenen
Gliedern ins Feld marschiren sah, war es ein wirkliches Vergnügen, jedem
Einzelnen mit den Augen zu folgen. In der kleidlichen Form des grünen
Waffenrocks und im grauen Beinkleide trat jeder Gardist straff daher; selbst
das viel geschmähte alte Käppi saß eigentlich ganz stattlich auf dem Haupte
seines Gardisten. Mit Recht ist über die Uniform der Bürgerwehr und über
die Haltung ihrer Gardisten in mancher Stadt gespöttelt worden, — aber die
^ostocker Garde verdiente nicht die Strophe des dänischen Volksliedes, in
welcher die Bürgerwehr von Kopenhagen besungen wird. Die ergötzliche
Strophe lautet:
„Die Uniform von damals, dieses Kleid,
Sie tragen es ini Sturm und Regenzeit-
Fein wohl war es von Fe^on:
Enge, weiße Pantalons,
Geschnürt fest über'n Magen, daß er aussah wie'n Gonggong.
Der Rothrock da
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