Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

stellte. Wir griffen mit beiden Händen zu, und dieß um so eifriger, als wir
die, Millionen der Internationalen Bank höchst nothwendig brauchten, wenn
^ mit dem Bau unserer Eisenbahnen, von denen sonst alles Uebrige abhing,
Nicht den Krebsgang gehen sollte. Und kurz und gut, die Bank gab uns
'hre Millionen (natürlich nur aus Credit), und wir ließen die Bank Papier
fabriziren. Und wirklich, wenn wir dabei kein schlechtes Geschäft gemacht
hatten, so schien die Bank selbst auch gar nicht übel zufrieden mit der
Kommission, oder Provision, oder wie man die Sache betiteln will, zu sein.
'>k für sie dabei herausgefallen war. Sie prosperirte zusehends, und zwar
^ sehr, daß ihre Lorbeeren einen andern großen Bankherrn und noch
größeres finanzielles und politisches Genie nicht länger schlafen ließen. Dieses
Genie war noch dazu ein großer Freund und xrot^zö von Frankreich, der
den "Preuß" kaum minder verabscheute, als den leibhaftigen Gottseibeiuns
^ibst. Der Mann kannte sowohl seine eigene Kraft als diejenige der ge¬
waltigen Stützen, worauf sie fußte. Sowohl als Politiker, als Finanzgenie
suchte er Seinesgleichen. Dieser Mann nun kam von Belgien her in unser
^"ut mit dem festen Entschluß, zuerst die deutsche Bank in den Grund zu
°yren und zu zermalmen, und dann, um uns das große, reiche, schöne
Frankreich, wo es die Bankherren und andere großen politischen Herren damals
° gut hatten, zu annektiren. Für die vielen Millionen der deutschen
aut wollte uns der franzosenfreundliche Bankherr doppelt so viele von seinen
Mionen zukommen lassen, und dabei sollten seine Millionen in Fünffranken-
^ lumpigen preußischen Thalern, geschweige denn in süd-
eutschen Gulden, bestehen. Wer hätte da nicht mit beiden, ja mit zehn Hän-
zugreifen wollen, wenn er sie gehabt hätte, ich meine dieser die Hände,
""d der andere die Millionen. Wie es schien, fehlte es dem großen Bankherrn
i^se "och mehr an den Millionen, als uns an den Händen, dieselben in
'upfang zu nehmen. Erst müßten wir, meinte er. uns das reiche Frankreich
^'"ektiren. dann kämen die Millionen bald von selbst, und zwar direkt aus
^' französischen Nationalbank. Denn die neue Bank, die der Herr bei uns
s?"^"" wollte, und die der deutschen Bank den Garaus machen sollte,
^ ^ ja weiter nichts sein, als die Succursale der großen Nationalbank von
"rankreich, "ut der Herr sollte Oberdircktor derselben werden. Doch siehe!
^' deutsche Bank stand fester, als der geniale Finanzmann sich das vorgestellt
te. So^. seine besten Chikanen brachten sie nicht zum Wanken. Es
^ "^ dem Freunde Frankreichs der deutschen Bank gegenüber, wie es Fran^
'es selbst bald Deutschland gegenüber gehen sollte: er verlor die schöne
^rein und -- ist bis zu diesem Tage noch nicht Olierdirektor der Succursale
französischen Nationalbank bei uns. Wir haben nämliche diese Succursale
dato "och nicht. Das große finanzielle Genie muß sich also mit einem


stellte. Wir griffen mit beiden Händen zu, und dieß um so eifriger, als wir
die, Millionen der Internationalen Bank höchst nothwendig brauchten, wenn
^ mit dem Bau unserer Eisenbahnen, von denen sonst alles Uebrige abhing,
Nicht den Krebsgang gehen sollte. Und kurz und gut, die Bank gab uns
'hre Millionen (natürlich nur aus Credit), und wir ließen die Bank Papier
fabriziren. Und wirklich, wenn wir dabei kein schlechtes Geschäft gemacht
hatten, so schien die Bank selbst auch gar nicht übel zufrieden mit der
Kommission, oder Provision, oder wie man die Sache betiteln will, zu sein.
'>k für sie dabei herausgefallen war. Sie prosperirte zusehends, und zwar
^ sehr, daß ihre Lorbeeren einen andern großen Bankherrn und noch
größeres finanzielles und politisches Genie nicht länger schlafen ließen. Dieses
Genie war noch dazu ein großer Freund und xrot^zö von Frankreich, der
den „Preuß" kaum minder verabscheute, als den leibhaftigen Gottseibeiuns
^ibst. Der Mann kannte sowohl seine eigene Kraft als diejenige der ge¬
waltigen Stützen, worauf sie fußte. Sowohl als Politiker, als Finanzgenie
suchte er Seinesgleichen. Dieser Mann nun kam von Belgien her in unser
^"ut mit dem festen Entschluß, zuerst die deutsche Bank in den Grund zu
°yren und zu zermalmen, und dann, um uns das große, reiche, schöne
Frankreich, wo es die Bankherren und andere großen politischen Herren damals
° gut hatten, zu annektiren. Für die vielen Millionen der deutschen
aut wollte uns der franzosenfreundliche Bankherr doppelt so viele von seinen
Mionen zukommen lassen, und dabei sollten seine Millionen in Fünffranken-
^ lumpigen preußischen Thalern, geschweige denn in süd-
eutschen Gulden, bestehen. Wer hätte da nicht mit beiden, ja mit zehn Hän-
zugreifen wollen, wenn er sie gehabt hätte, ich meine dieser die Hände,
""d der andere die Millionen. Wie es schien, fehlte es dem großen Bankherrn
i^se »och mehr an den Millionen, als uns an den Händen, dieselben in
'upfang zu nehmen. Erst müßten wir, meinte er. uns das reiche Frankreich
^'"ektiren. dann kämen die Millionen bald von selbst, und zwar direkt aus
^' französischen Nationalbank. Denn die neue Bank, die der Herr bei uns
s?"^"" wollte, und die der deutschen Bank den Garaus machen sollte,
^ ^ ja weiter nichts sein, als die Succursale der großen Nationalbank von
»rankreich, „ut der Herr sollte Oberdircktor derselben werden. Doch siehe!
^' deutsche Bank stand fester, als der geniale Finanzmann sich das vorgestellt
te. So^. seine besten Chikanen brachten sie nicht zum Wanken. Es
^ "^ dem Freunde Frankreichs der deutschen Bank gegenüber, wie es Fran^
'es selbst bald Deutschland gegenüber gehen sollte: er verlor die schöne
^rein und — ist bis zu diesem Tage noch nicht Olierdirektor der Succursale
französischen Nationalbank bei uns. Wir haben nämliche diese Succursale
dato „och nicht. Das große finanzielle Genie muß sich also mit einem


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0115" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132337"/>
          <p xml:id="ID_337" prev="#ID_336" next="#ID_338"> stellte. Wir griffen mit beiden Händen zu, und dieß um so eifriger, als wir<lb/>
die, Millionen der Internationalen Bank höchst nothwendig brauchten, wenn<lb/>
^ mit dem Bau unserer Eisenbahnen, von denen sonst alles Uebrige abhing,<lb/>
Nicht den Krebsgang gehen sollte. Und kurz und gut, die Bank gab uns<lb/>
'hre Millionen (natürlich nur aus Credit), und wir ließen die Bank Papier<lb/>
fabriziren. Und wirklich, wenn wir dabei kein schlechtes Geschäft gemacht<lb/>
hatten, so schien die Bank selbst auch gar nicht übel zufrieden mit der<lb/>
Kommission, oder Provision, oder wie man die Sache betiteln will, zu sein.<lb/>
'&gt;k für sie dabei herausgefallen war. Sie prosperirte zusehends, und zwar<lb/>
^ sehr, daß ihre Lorbeeren einen andern großen Bankherrn und noch<lb/>
größeres finanzielles und politisches Genie nicht länger schlafen ließen. Dieses<lb/>
Genie war noch dazu ein großer Freund und xrot^zö von Frankreich, der<lb/>
den &#x201E;Preuß" kaum minder verabscheute, als den leibhaftigen Gottseibeiuns<lb/>
^ibst. Der Mann kannte sowohl seine eigene Kraft als diejenige der ge¬<lb/>
waltigen Stützen, worauf sie fußte. Sowohl als Politiker, als Finanzgenie<lb/>
suchte er Seinesgleichen. Dieser Mann nun kam von Belgien her in unser<lb/>
^"ut mit dem festen Entschluß, zuerst die deutsche Bank in den Grund zu<lb/>
°yren und zu zermalmen, und dann, um uns das große, reiche, schöne<lb/>
Frankreich, wo es die Bankherren und andere großen politischen Herren damals<lb/>
° gut hatten, zu annektiren.  Für die vielen Millionen der deutschen<lb/>
aut wollte uns der franzosenfreundliche Bankherr doppelt so viele von seinen<lb/>
Mionen zukommen lassen, und dabei sollten seine Millionen in Fünffranken-<lb/>
^ lumpigen preußischen Thalern, geschweige denn in süd-<lb/>
eutschen Gulden, bestehen. Wer hätte da nicht mit beiden, ja mit zehn Hän-<lb/>
zugreifen wollen, wenn er sie gehabt hätte, ich meine dieser die Hände,<lb/>
""d der andere die Millionen. Wie es schien, fehlte es dem großen Bankherrn<lb/>
i^se »och mehr an den Millionen, als uns an den Händen, dieselben in<lb/>
'upfang zu nehmen. Erst müßten wir, meinte er. uns das reiche Frankreich<lb/>
^'"ektiren. dann kämen die Millionen bald von selbst, und zwar direkt aus<lb/>
^' französischen Nationalbank. Denn die neue Bank, die der Herr bei uns<lb/>
s?"^"" wollte, und die der deutschen Bank den Garaus machen sollte,<lb/>
^ ^ ja weiter nichts sein, als die Succursale der großen Nationalbank von<lb/>
»rankreich, &#x201E;ut der Herr sollte Oberdircktor derselben werden. Doch siehe!<lb/>
^' deutsche Bank stand fester, als der geniale Finanzmann sich das vorgestellt<lb/>
te. So^. seine besten Chikanen brachten sie nicht zum Wanken. Es<lb/>
^ "^ dem Freunde Frankreichs der deutschen Bank gegenüber, wie es Fran^<lb/>
'es selbst bald Deutschland gegenüber gehen sollte: er verlor die schöne<lb/>
^rein und &#x2014; ist bis zu diesem Tage noch nicht Olierdirektor der Succursale<lb/>
französischen Nationalbank bei uns.  Wir haben nämliche diese Succursale<lb/>
dato &#x201E;och nicht.  Das große finanzielle Genie muß sich also mit einem</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0115] stellte. Wir griffen mit beiden Händen zu, und dieß um so eifriger, als wir die, Millionen der Internationalen Bank höchst nothwendig brauchten, wenn ^ mit dem Bau unserer Eisenbahnen, von denen sonst alles Uebrige abhing, Nicht den Krebsgang gehen sollte. Und kurz und gut, die Bank gab uns 'hre Millionen (natürlich nur aus Credit), und wir ließen die Bank Papier fabriziren. Und wirklich, wenn wir dabei kein schlechtes Geschäft gemacht hatten, so schien die Bank selbst auch gar nicht übel zufrieden mit der Kommission, oder Provision, oder wie man die Sache betiteln will, zu sein. '>k für sie dabei herausgefallen war. Sie prosperirte zusehends, und zwar ^ sehr, daß ihre Lorbeeren einen andern großen Bankherrn und noch größeres finanzielles und politisches Genie nicht länger schlafen ließen. Dieses Genie war noch dazu ein großer Freund und xrot^zö von Frankreich, der den „Preuß" kaum minder verabscheute, als den leibhaftigen Gottseibeiuns ^ibst. Der Mann kannte sowohl seine eigene Kraft als diejenige der ge¬ waltigen Stützen, worauf sie fußte. Sowohl als Politiker, als Finanzgenie suchte er Seinesgleichen. Dieser Mann nun kam von Belgien her in unser ^"ut mit dem festen Entschluß, zuerst die deutsche Bank in den Grund zu °yren und zu zermalmen, und dann, um uns das große, reiche, schöne Frankreich, wo es die Bankherren und andere großen politischen Herren damals ° gut hatten, zu annektiren. Für die vielen Millionen der deutschen aut wollte uns der franzosenfreundliche Bankherr doppelt so viele von seinen Mionen zukommen lassen, und dabei sollten seine Millionen in Fünffranken- ^ lumpigen preußischen Thalern, geschweige denn in süd- eutschen Gulden, bestehen. Wer hätte da nicht mit beiden, ja mit zehn Hän- zugreifen wollen, wenn er sie gehabt hätte, ich meine dieser die Hände, ""d der andere die Millionen. Wie es schien, fehlte es dem großen Bankherrn i^se »och mehr an den Millionen, als uns an den Händen, dieselben in 'upfang zu nehmen. Erst müßten wir, meinte er. uns das reiche Frankreich ^'"ektiren. dann kämen die Millionen bald von selbst, und zwar direkt aus ^' französischen Nationalbank. Denn die neue Bank, die der Herr bei uns s?"^"" wollte, und die der deutschen Bank den Garaus machen sollte, ^ ^ ja weiter nichts sein, als die Succursale der großen Nationalbank von »rankreich, „ut der Herr sollte Oberdircktor derselben werden. Doch siehe! ^' deutsche Bank stand fester, als der geniale Finanzmann sich das vorgestellt te. So^. seine besten Chikanen brachten sie nicht zum Wanken. Es ^ "^ dem Freunde Frankreichs der deutschen Bank gegenüber, wie es Fran^ 'es selbst bald Deutschland gegenüber gehen sollte: er verlor die schöne ^rein und — ist bis zu diesem Tage noch nicht Olierdirektor der Succursale französischen Nationalbank bei uns. Wir haben nämliche diese Succursale dato „och nicht. Das große finanzielle Genie muß sich also mit einem

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/115
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/115>, abgerufen am 29.12.2024.