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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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kleinen, ziemlich unbedeutenden Bankinstitute begnügen, bis dahin, wo -- die
"Revanche" kömmt, die Succursale der Nationalbank von Frankreich im
Schlepptau führend.

Seitdem aber ist schon ein anderes großes Bankinstitut bei uns gegrün¬
det worden, nämlich die "Nationalbank". Wir besitzen somit sowohl eine
Nationalbank als eine Internationale Bank, und beide überbieten sich darin,
uns ihre Millionen aufzuschwatzen und -- Papier zu fabriziren, das man glück¬
licher Weise im Auslande nicht nehmen will, so daß wir den ganzen colossalen
Reichthum für uns allein behalten. Glückliches Land! -- und um so glücklicher,
als die Abneigung des Auslandes, sich mit unsern Banknoten zu bereichern, eher
zu- als abzunehmen scheint. So sagt die "Kölnische" in ihrer gestrigen
Nummer, sogar der deutsche Reichskanzler habe unserm Gesandten in Berlin
sein Wort gegeben, daß sich Deutschland nicht durch unsere Millionen in
Banknoten bereichern und uns derselben berauben wolle. Das ist ja recht
tröstlich für uns'und unsere Banken. Ein Glück, daß unsere Eisenbahnen
gebaut und in guten Händen sind, und unsere Großindustrie nicht minder,
weil diese sonst den ganzen papiernen Schwindel verschlucken würden.
aber kann doch ein armer Teufel wie unsereins auch noch Hoffnung hegen,
seinen Theil von den Millionen, die sonst Niemand will, zu erhalten.

Doch, Spaß bei Seite! Was wollen unsere Banken mit ihren vielen
Banknoten anfangen, wenn diese Niemand mehr nehmen will? Wird niet^
dadurch unserm Lande selbst eine tiefe Wunde geschlagen werden? Wenn
auch das Land und seine Regierung keineswegs solidarisch mit unsern Zettel'
danken sind und keinen direkten Theil an deren etwaigen Verlusten zu trage"
haben, so kann es doch für uns nicht gleichgiltig sein, ob die Banknote"
dieser Institute Curs haben oder werthlos sind. Uns scheint durch sol^
Verhältnisse aus dem Handel und der Großindustrie bei uns Gefahr zu drohen-
wenn der Credit der beiden bedeutendsten Bankinstitute unsers Landes dura?
die Weigerung, ihre Noten in Deutschland, auf welches sie doch großenteils
berechnet sind, circuliren zu lassen, erschüttert wird. Wir gestehen gern, ^
wir in der Sache nicht kompetent genug sind, um klar über die Folgen 5"'
beregten Weigerung aburtheilen zu können. Immerhin aber muß es de>'
deutschen Leser interessiren, diese Frage hier aufs Tapet gebracht und etwa
näher beleuchtet zu sehen.

Wir werden nicht verfehlen, später, wenn dieselbe sich erst noch we>^
in den Vordergrund drängen wird, an dieser Stelle auf dieses Thema zur"
N. Steffen. zukommen.




kleinen, ziemlich unbedeutenden Bankinstitute begnügen, bis dahin, wo — die
„Revanche" kömmt, die Succursale der Nationalbank von Frankreich im
Schlepptau führend.

Seitdem aber ist schon ein anderes großes Bankinstitut bei uns gegrün¬
det worden, nämlich die „Nationalbank". Wir besitzen somit sowohl eine
Nationalbank als eine Internationale Bank, und beide überbieten sich darin,
uns ihre Millionen aufzuschwatzen und — Papier zu fabriziren, das man glück¬
licher Weise im Auslande nicht nehmen will, so daß wir den ganzen colossalen
Reichthum für uns allein behalten. Glückliches Land! — und um so glücklicher,
als die Abneigung des Auslandes, sich mit unsern Banknoten zu bereichern, eher
zu- als abzunehmen scheint. So sagt die „Kölnische" in ihrer gestrigen
Nummer, sogar der deutsche Reichskanzler habe unserm Gesandten in Berlin
sein Wort gegeben, daß sich Deutschland nicht durch unsere Millionen in
Banknoten bereichern und uns derselben berauben wolle. Das ist ja recht
tröstlich für uns'und unsere Banken. Ein Glück, daß unsere Eisenbahnen
gebaut und in guten Händen sind, und unsere Großindustrie nicht minder,
weil diese sonst den ganzen papiernen Schwindel verschlucken würden.
aber kann doch ein armer Teufel wie unsereins auch noch Hoffnung hegen,
seinen Theil von den Millionen, die sonst Niemand will, zu erhalten.

Doch, Spaß bei Seite! Was wollen unsere Banken mit ihren vielen
Banknoten anfangen, wenn diese Niemand mehr nehmen will? Wird niet^
dadurch unserm Lande selbst eine tiefe Wunde geschlagen werden? Wenn
auch das Land und seine Regierung keineswegs solidarisch mit unsern Zettel'
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Verhältnisse aus dem Handel und der Großindustrie bei uns Gefahr zu drohen-
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wir in der Sache nicht kompetent genug sind, um klar über die Folgen 5"'
beregten Weigerung aburtheilen zu können. Immerhin aber muß es de>'
deutschen Leser interessiren, diese Frage hier aufs Tapet gebracht und etwa
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Wir werden nicht verfehlen, später, wenn dieselbe sich erst noch we>^
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[0116] kleinen, ziemlich unbedeutenden Bankinstitute begnügen, bis dahin, wo — die „Revanche" kömmt, die Succursale der Nationalbank von Frankreich im Schlepptau führend. Seitdem aber ist schon ein anderes großes Bankinstitut bei uns gegrün¬ det worden, nämlich die „Nationalbank". Wir besitzen somit sowohl eine Nationalbank als eine Internationale Bank, und beide überbieten sich darin, uns ihre Millionen aufzuschwatzen und — Papier zu fabriziren, das man glück¬ licher Weise im Auslande nicht nehmen will, so daß wir den ganzen colossalen Reichthum für uns allein behalten. Glückliches Land! — und um so glücklicher, als die Abneigung des Auslandes, sich mit unsern Banknoten zu bereichern, eher zu- als abzunehmen scheint. So sagt die „Kölnische" in ihrer gestrigen Nummer, sogar der deutsche Reichskanzler habe unserm Gesandten in Berlin sein Wort gegeben, daß sich Deutschland nicht durch unsere Millionen in Banknoten bereichern und uns derselben berauben wolle. Das ist ja recht tröstlich für uns'und unsere Banken. Ein Glück, daß unsere Eisenbahnen gebaut und in guten Händen sind, und unsere Großindustrie nicht minder, weil diese sonst den ganzen papiernen Schwindel verschlucken würden. aber kann doch ein armer Teufel wie unsereins auch noch Hoffnung hegen, seinen Theil von den Millionen, die sonst Niemand will, zu erhalten. Doch, Spaß bei Seite! Was wollen unsere Banken mit ihren vielen Banknoten anfangen, wenn diese Niemand mehr nehmen will? Wird niet^ dadurch unserm Lande selbst eine tiefe Wunde geschlagen werden? Wenn auch das Land und seine Regierung keineswegs solidarisch mit unsern Zettel' danken sind und keinen direkten Theil an deren etwaigen Verlusten zu trage" haben, so kann es doch für uns nicht gleichgiltig sein, ob die Banknote» dieser Institute Curs haben oder werthlos sind. Uns scheint durch sol^ Verhältnisse aus dem Handel und der Großindustrie bei uns Gefahr zu drohen- wenn der Credit der beiden bedeutendsten Bankinstitute unsers Landes dura? die Weigerung, ihre Noten in Deutschland, auf welches sie doch großenteils berechnet sind, circuliren zu lassen, erschüttert wird. Wir gestehen gern, ^ wir in der Sache nicht kompetent genug sind, um klar über die Folgen 5"' beregten Weigerung aburtheilen zu können. Immerhin aber muß es de>' deutschen Leser interessiren, diese Frage hier aufs Tapet gebracht und etwa näher beleuchtet zu sehen. Wir werden nicht verfehlen, später, wenn dieselbe sich erst noch we>^ in den Vordergrund drängen wird, an dieser Stelle auf dieses Thema zur» N. Steffen. zukommen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/116>, abgerufen am 27.07.2024.