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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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Erfindung des Teufels, denen auch der fromme und gottesfürchtige Banden¬
führer in Spanien, Don Carlos, Verderben geschworen hat.

Also, wie gesagt, erst mit unserm Eintritt in den deutschen Zollverein,
sollte der Teufel bei uns los gehen. Deutschland brauchte nämlich unsere
Schätze, wir meinen diejenigen, die bis dahin nutzlos in der Erde lagen. Wir
dagegen konnten das deutsche Geld, Thaler oder Gulden, n'jiupc)! to, sogar
das Papiergeld, die preußischen Kassenscheine, brauchen. Zwar zogen wir das
französische Fünffrankenstück dem preußischen Thaler vor (auch tingere Leute
als wir. thaten das), aber besser doch immer ein preußischer Thaler oder auch
nur ein süddeutscher Gulden, als gar nichts. Dabei sagten sich die großen
Herren und spekulativen Köpfe, welche Geld hatten, dieses: Wenn der deutsche
Zollverein unsere Eisenerze braucht und uns dafür seine Thaler oder Gulden
geben will, so wären wir ja Thoren, wenn wir ihm keine Eisenbahn bauen
wollten, auf welcher er diese Erze beziehen kann. Andere meinten sogar, wenn
wir einmal die Eisenbahn hätten, könnten wir auch selbst unsere Erze ver¬
hüllen und Deutschland unser Eisen fix und fertig (das Roheisen vorerst)
verkaufen; denn dadurch, meinten sie, spare man die Transportkosten für die
Schlacke und verschaffe den armen Leuten im Lande Arbeit und Verdienst-
Ja! nun ging den Kapitalisten auf einmal ein Licht auf. Und als die
belgischen Kohlenbefitzer vernahmen, wir wollten, sobald wir unsere Eisenbahnen
haben, "Hütten bauen" (Eisenhütten wohlverstanden), da kam ihnen sofort
der Gedanke, wir könnten dabei wohl ihre Coaks gebrauchen, und ein nettes
Stück Geld könnte auch für sie dabei herausfallen. Freilich mußte dazu
unsere Bahn Anschluß an die ihrigen haben. Auf diese Weise gab ein
Wort das andere, ein Projekt führte aus das andere und -- unsere Eisenbahn-
Gesellschaft Wilhelm-Luxemburg constituirte sich, brachte das Kapital zusammen
und -- baute uns unsere Bahnen.

So kam das Geld ins Land, der uvrvuL roi-no der Banken und -
aller Industrie; und mit dem Gelde die Großindustrie und -- die Banken-
Hier gab's gar nichts zu riskiren. Der Reichthum, den unser Land in
seinem Schooße barg, und den man nur zu Tage zu fördern brauchte, zählte
nach Millionen. Da konnte es also keine Schwierigkeiten haben, das Betriebs¬
kapital herbeizuschaffen. Doch hierzu bedarf es der Vermittlung der Geld¬
institute, der Banken. Sofort trat nun unsere Internationale Bank, ein
deutsches Bankinstitut, mit einem Kapital von vielen Millionen, ins Leben.
Die Bank verlangte weiter nichts, als ihre Millionen dem Lande und seiner
Industrie zur Verfügung zu stellen; doch um nicht selbst zu kurz dabei zu
kommen, sollte das Laud ihr erlauben. Papier zu fabriziren (nämlich Banknoten¬
papier) und zwar nur zum doppelten nomineller Werthe der Millionen, die
sie. zu so und soviel Procent, dem Lande und der Industrie zur Verfügung


Erfindung des Teufels, denen auch der fromme und gottesfürchtige Banden¬
führer in Spanien, Don Carlos, Verderben geschworen hat.

Also, wie gesagt, erst mit unserm Eintritt in den deutschen Zollverein,
sollte der Teufel bei uns los gehen. Deutschland brauchte nämlich unsere
Schätze, wir meinen diejenigen, die bis dahin nutzlos in der Erde lagen. Wir
dagegen konnten das deutsche Geld, Thaler oder Gulden, n'jiupc)! to, sogar
das Papiergeld, die preußischen Kassenscheine, brauchen. Zwar zogen wir das
französische Fünffrankenstück dem preußischen Thaler vor (auch tingere Leute
als wir. thaten das), aber besser doch immer ein preußischer Thaler oder auch
nur ein süddeutscher Gulden, als gar nichts. Dabei sagten sich die großen
Herren und spekulativen Köpfe, welche Geld hatten, dieses: Wenn der deutsche
Zollverein unsere Eisenerze braucht und uns dafür seine Thaler oder Gulden
geben will, so wären wir ja Thoren, wenn wir ihm keine Eisenbahn bauen
wollten, auf welcher er diese Erze beziehen kann. Andere meinten sogar, wenn
wir einmal die Eisenbahn hätten, könnten wir auch selbst unsere Erze ver¬
hüllen und Deutschland unser Eisen fix und fertig (das Roheisen vorerst)
verkaufen; denn dadurch, meinten sie, spare man die Transportkosten für die
Schlacke und verschaffe den armen Leuten im Lande Arbeit und Verdienst-
Ja! nun ging den Kapitalisten auf einmal ein Licht auf. Und als die
belgischen Kohlenbefitzer vernahmen, wir wollten, sobald wir unsere Eisenbahnen
haben, „Hütten bauen" (Eisenhütten wohlverstanden), da kam ihnen sofort
der Gedanke, wir könnten dabei wohl ihre Coaks gebrauchen, und ein nettes
Stück Geld könnte auch für sie dabei herausfallen. Freilich mußte dazu
unsere Bahn Anschluß an die ihrigen haben. Auf diese Weise gab ein
Wort das andere, ein Projekt führte aus das andere und — unsere Eisenbahn-
Gesellschaft Wilhelm-Luxemburg constituirte sich, brachte das Kapital zusammen
und — baute uns unsere Bahnen.

So kam das Geld ins Land, der uvrvuL roi-no der Banken und -
aller Industrie; und mit dem Gelde die Großindustrie und — die Banken-
Hier gab's gar nichts zu riskiren. Der Reichthum, den unser Land in
seinem Schooße barg, und den man nur zu Tage zu fördern brauchte, zählte
nach Millionen. Da konnte es also keine Schwierigkeiten haben, das Betriebs¬
kapital herbeizuschaffen. Doch hierzu bedarf es der Vermittlung der Geld¬
institute, der Banken. Sofort trat nun unsere Internationale Bank, ein
deutsches Bankinstitut, mit einem Kapital von vielen Millionen, ins Leben.
Die Bank verlangte weiter nichts, als ihre Millionen dem Lande und seiner
Industrie zur Verfügung zu stellen; doch um nicht selbst zu kurz dabei zu
kommen, sollte das Laud ihr erlauben. Papier zu fabriziren (nämlich Banknoten¬
papier) und zwar nur zum doppelten nomineller Werthe der Millionen, die
sie. zu so und soviel Procent, dem Lande und der Industrie zur Verfügung


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[0114] Erfindung des Teufels, denen auch der fromme und gottesfürchtige Banden¬ führer in Spanien, Don Carlos, Verderben geschworen hat. Also, wie gesagt, erst mit unserm Eintritt in den deutschen Zollverein, sollte der Teufel bei uns los gehen. Deutschland brauchte nämlich unsere Schätze, wir meinen diejenigen, die bis dahin nutzlos in der Erde lagen. Wir dagegen konnten das deutsche Geld, Thaler oder Gulden, n'jiupc)! to, sogar das Papiergeld, die preußischen Kassenscheine, brauchen. Zwar zogen wir das französische Fünffrankenstück dem preußischen Thaler vor (auch tingere Leute als wir. thaten das), aber besser doch immer ein preußischer Thaler oder auch nur ein süddeutscher Gulden, als gar nichts. Dabei sagten sich die großen Herren und spekulativen Köpfe, welche Geld hatten, dieses: Wenn der deutsche Zollverein unsere Eisenerze braucht und uns dafür seine Thaler oder Gulden geben will, so wären wir ja Thoren, wenn wir ihm keine Eisenbahn bauen wollten, auf welcher er diese Erze beziehen kann. Andere meinten sogar, wenn wir einmal die Eisenbahn hätten, könnten wir auch selbst unsere Erze ver¬ hüllen und Deutschland unser Eisen fix und fertig (das Roheisen vorerst) verkaufen; denn dadurch, meinten sie, spare man die Transportkosten für die Schlacke und verschaffe den armen Leuten im Lande Arbeit und Verdienst- Ja! nun ging den Kapitalisten auf einmal ein Licht auf. Und als die belgischen Kohlenbefitzer vernahmen, wir wollten, sobald wir unsere Eisenbahnen haben, „Hütten bauen" (Eisenhütten wohlverstanden), da kam ihnen sofort der Gedanke, wir könnten dabei wohl ihre Coaks gebrauchen, und ein nettes Stück Geld könnte auch für sie dabei herausfallen. Freilich mußte dazu unsere Bahn Anschluß an die ihrigen haben. Auf diese Weise gab ein Wort das andere, ein Projekt führte aus das andere und — unsere Eisenbahn- Gesellschaft Wilhelm-Luxemburg constituirte sich, brachte das Kapital zusammen und — baute uns unsere Bahnen. So kam das Geld ins Land, der uvrvuL roi-no der Banken und - aller Industrie; und mit dem Gelde die Großindustrie und — die Banken- Hier gab's gar nichts zu riskiren. Der Reichthum, den unser Land in seinem Schooße barg, und den man nur zu Tage zu fördern brauchte, zählte nach Millionen. Da konnte es also keine Schwierigkeiten haben, das Betriebs¬ kapital herbeizuschaffen. Doch hierzu bedarf es der Vermittlung der Geld¬ institute, der Banken. Sofort trat nun unsere Internationale Bank, ein deutsches Bankinstitut, mit einem Kapital von vielen Millionen, ins Leben. Die Bank verlangte weiter nichts, als ihre Millionen dem Lande und seiner Industrie zur Verfügung zu stellen; doch um nicht selbst zu kurz dabei zu kommen, sollte das Laud ihr erlauben. Papier zu fabriziren (nämlich Banknoten¬ papier) und zwar nur zum doppelten nomineller Werthe der Millionen, die sie. zu so und soviel Procent, dem Lande und der Industrie zur Verfügung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/114>, abgerufen am 27.07.2024.