Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.[Beginn Spaltensatz]
Des Fürsten Zug vor Oesterreich, Straßburg und Basel desgeleich Und andre Vundsgenossen, Die kamen an mit großer Schaar Wohl zu den Eidgenossen dar, Sie wollen sie nicht in Nöthen lassen. Da man zählt vor Christ fürwahr Tausend einhundert und siebenzig Jahr Und in das sechste war gekommen, An einem Samstag, ich euch sag, An der zehntausend Ritter Tag schuf man gar großen Frommen. Eh' man kam durch den Wald so grün, [Spaltenumbruch]
Da schlug man manchen Ritter kühn, Die man thut wohl erkennen : Der Herzog von Lothringen war der ein', Man hört' sie sprechen alle gemein: Wir wollen vorne dran rennen. Ein hübscher Völklein sah ich rtie Zusammen kommen auf Erden hie In kurzer Zeit so bald; Sie brachten Büchsen ohne Zahl, Viel Hellebarten breit, und schmal, Von Spießen sah man einen Wald. Da es war an dem Morgen früh, Da rückt' man fest auf Murten zu Durch einen grünen Wald; Deß wurden die zu Murten froh, Den Herzog fand man gewaltig da, Da erhub sich ein Schlagen bald. Ein schneller Nath da ward gethan, [Ende Spaltensatz]
Wie man den Herzog sollt' greifen an; Da hört' man manchen sprechen: Ach Gott, wann hat ein End die Sag'? Nun ist es doch um Mittetag, Wenn sollen wir hauen und stechen? Die Nacht und den Morgen über hatte es stark geregnet. Als die Eid¬ [Beginn Spaltensatz]
Des Fürsten Zug vor Oesterreich, Straßburg und Basel desgeleich Und andre Vundsgenossen, Die kamen an mit großer Schaar Wohl zu den Eidgenossen dar, Sie wollen sie nicht in Nöthen lassen. Da man zählt vor Christ fürwahr Tausend einhundert und siebenzig Jahr Und in das sechste war gekommen, An einem Samstag, ich euch sag, An der zehntausend Ritter Tag schuf man gar großen Frommen. Eh' man kam durch den Wald so grün, [Spaltenumbruch]
Da schlug man manchen Ritter kühn, Die man thut wohl erkennen : Der Herzog von Lothringen war der ein', Man hört' sie sprechen alle gemein: Wir wollen vorne dran rennen. Ein hübscher Völklein sah ich rtie Zusammen kommen auf Erden hie In kurzer Zeit so bald; Sie brachten Büchsen ohne Zahl, Viel Hellebarten breit, und schmal, Von Spießen sah man einen Wald. Da es war an dem Morgen früh, Da rückt' man fest auf Murten zu Durch einen grünen Wald; Deß wurden die zu Murten froh, Den Herzog fand man gewaltig da, Da erhub sich ein Schlagen bald. Ein schneller Nath da ward gethan, [Ende Spaltensatz]
Wie man den Herzog sollt' greifen an; Da hört' man manchen sprechen: Ach Gott, wann hat ein End die Sag'? Nun ist es doch um Mittetag, Wenn sollen wir hauen und stechen? Die Nacht und den Morgen über hatte es stark geregnet. Als die Eid¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0520" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132214"/> <cb type="start"/> <lg xml:id="POEMID_143" prev="#POEMID_142" type="poem" next="#POEMID_144"> <l> Des Fürsten Zug vor Oesterreich,<lb/> Straßburg und Basel desgeleich<lb/> Und andre Vundsgenossen,<lb/> Die kamen an mit großer Schaar<lb/> Wohl zu den Eidgenossen dar,<lb/> Sie wollen sie nicht in Nöthen lassen.<lb/></l> </lg> <lg xml:id="POEMID_144" prev="#POEMID_143" type="poem" next="#POEMID_145"> <l> Da man zählt vor Christ fürwahr<lb/> Tausend einhundert und siebenzig Jahr<lb/> Und in das sechste war gekommen,<lb/> An einem Samstag, ich euch sag,<lb/> An der zehntausend Ritter Tag<lb/> schuf man gar großen Frommen.</l> </lg> <lg xml:id="POEMID_145" prev="#POEMID_144" type="poem" next="#POEMID_146"> <l> Eh' man kam durch den Wald so grün,<lb/> Da schlug man manchen Ritter kühn,<lb/> Die man thut wohl erkennen :<lb/> Der Herzog von Lothringen war der ein',<lb/> Man hört' sie sprechen alle gemein:<lb/> Wir wollen vorne dran rennen.</l> </lg> <cb/><lb/> <lg xml:id="POEMID_146" prev="#POEMID_145" type="poem" next="#POEMID_147"> <l> Ein hübscher Völklein sah ich rtie<lb/> Zusammen kommen auf Erden hie<lb/> In kurzer Zeit so bald;<lb/> Sie brachten Büchsen ohne Zahl,<lb/> Viel Hellebarten breit, und schmal,<lb/> Von Spießen sah man einen Wald.</l> </lg> <lg xml:id="POEMID_147" prev="#POEMID_146" type="poem" next="#POEMID_148"> <l> Da es war an dem Morgen früh,<lb/> Da rückt' man fest auf Murten zu<lb/> Durch einen grünen Wald;<lb/> Deß wurden die zu Murten froh,<lb/> Den Herzog fand man gewaltig da,<lb/> Da erhub sich ein Schlagen bald.</l> </lg> <lg xml:id="POEMID_148" prev="#POEMID_147" type="poem"> <l> Ein schneller Nath da ward gethan,<lb/> Wie man den Herzog sollt' greifen an;<lb/> Da hört' man manchen sprechen:<lb/> Ach Gott, wann hat ein End die Sag'?<lb/> Nun ist es doch um Mittetag,<lb/> Wenn sollen wir hauen und stechen?</l> </lg> <cb type="end"/><lb/> <p xml:id="ID_1721" next="#ID_1722"> Die Nacht und den Morgen über hatte es stark geregnet. Als die Eid¬<lb/> genossen aus dem Walde heraustraten, brach die Sonne lustig durch das Ge¬<lb/> wölk. Vor dem Walde fanden sie die die Vorhut des Burgunders hinter<lb/> einem „Grünhag", einer aus gefällten Baumstämmen gebildeten Umwallung<lb/> von bedeutender Höhe. Entltbuch und Thun hatten das erste Treffen. Sie<lb/> umgingen den Verhau oder traten ihn nieder und schafften dem Gros des<lb/> Heeres Platz. Jetzt kamen die Ritter und Reisigen, die mit eingelegten Lanzen<lb/> vorrückten; neben ihnen die Büchsenschützen und dicht dahinter die schwere<lb/> Infanterie der Eidgenossen. Wieder war es, wie bei Hericourt und Granson,<lb/> der Ungestüm des ersten Anlaufs, der den Tag entschied. Die Burgunder<lb/> begannen sich allmählich unter furchtbaren Verlusten zurückzuziehen. Endlich<lb/> machte gar noch die Besatzung von Murten einen Ausfall gegen eine burgun¬<lb/> dische Abtheilung, die vor der Stadt unter den Nußbäumen stand. Jetzt war<lb/> kein Halten mehr, die Flucht ward allgemein. Was nicht fiel, ward in den<lb/> See gesprengt und fand durch die Schützen am Ufer oder in den Wellen den<lb/> Tod. Andere kletterten auf die Bäume, um sich zu retten, wurden aber wie<lb/> die „Krähen" herabgestochen oder geschossen. Das Lager wurde genommen<lb/> mit allem Geschütz und unermeßlicher Beute. Zwei Meilen weit ging die<lb/> Verfolgung. Der Verlust des geschlagenen Heeres wird zwischen 14,000,<lb/> 18.000 und 26,000 Mann angegeben; der der Schweizer war ungleich<lb/> geringer, obgleich Veit Weber wohl übertreibt (vgl. unten). Der Graf von<lb/> Romont hatte sich an der Schlacht nicht betheiligen können. Als sich die ge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0520]
Des Fürsten Zug vor Oesterreich,
Straßburg und Basel desgeleich
Und andre Vundsgenossen,
Die kamen an mit großer Schaar
Wohl zu den Eidgenossen dar,
Sie wollen sie nicht in Nöthen lassen.
Da man zählt vor Christ fürwahr
Tausend einhundert und siebenzig Jahr
Und in das sechste war gekommen,
An einem Samstag, ich euch sag,
An der zehntausend Ritter Tag
schuf man gar großen Frommen.
Eh' man kam durch den Wald so grün,
Da schlug man manchen Ritter kühn,
Die man thut wohl erkennen :
Der Herzog von Lothringen war der ein',
Man hört' sie sprechen alle gemein:
Wir wollen vorne dran rennen.
Ein hübscher Völklein sah ich rtie
Zusammen kommen auf Erden hie
In kurzer Zeit so bald;
Sie brachten Büchsen ohne Zahl,
Viel Hellebarten breit, und schmal,
Von Spießen sah man einen Wald.
Da es war an dem Morgen früh,
Da rückt' man fest auf Murten zu
Durch einen grünen Wald;
Deß wurden die zu Murten froh,
Den Herzog fand man gewaltig da,
Da erhub sich ein Schlagen bald.
Ein schneller Nath da ward gethan,
Wie man den Herzog sollt' greifen an;
Da hört' man manchen sprechen:
Ach Gott, wann hat ein End die Sag'?
Nun ist es doch um Mittetag,
Wenn sollen wir hauen und stechen?
Die Nacht und den Morgen über hatte es stark geregnet. Als die Eid¬
genossen aus dem Walde heraustraten, brach die Sonne lustig durch das Ge¬
wölk. Vor dem Walde fanden sie die die Vorhut des Burgunders hinter
einem „Grünhag", einer aus gefällten Baumstämmen gebildeten Umwallung
von bedeutender Höhe. Entltbuch und Thun hatten das erste Treffen. Sie
umgingen den Verhau oder traten ihn nieder und schafften dem Gros des
Heeres Platz. Jetzt kamen die Ritter und Reisigen, die mit eingelegten Lanzen
vorrückten; neben ihnen die Büchsenschützen und dicht dahinter die schwere
Infanterie der Eidgenossen. Wieder war es, wie bei Hericourt und Granson,
der Ungestüm des ersten Anlaufs, der den Tag entschied. Die Burgunder
begannen sich allmählich unter furchtbaren Verlusten zurückzuziehen. Endlich
machte gar noch die Besatzung von Murten einen Ausfall gegen eine burgun¬
dische Abtheilung, die vor der Stadt unter den Nußbäumen stand. Jetzt war
kein Halten mehr, die Flucht ward allgemein. Was nicht fiel, ward in den
See gesprengt und fand durch die Schützen am Ufer oder in den Wellen den
Tod. Andere kletterten auf die Bäume, um sich zu retten, wurden aber wie
die „Krähen" herabgestochen oder geschossen. Das Lager wurde genommen
mit allem Geschütz und unermeßlicher Beute. Zwei Meilen weit ging die
Verfolgung. Der Verlust des geschlagenen Heeres wird zwischen 14,000,
18.000 und 26,000 Mann angegeben; der der Schweizer war ungleich
geringer, obgleich Veit Weber wohl übertreibt (vgl. unten). Der Graf von
Romont hatte sich an der Schlacht nicht betheiligen können. Als sich die ge-
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