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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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[Beginn Spaltensatz]
Die Thüren' und Mauern schoß er ab,
Darum man aber wenig gab,
Sie ließen Gott es walten.
Darin da waren mannlich Leut,
Gaben um den Burgunder keinen Deut;
Die Stadt haben sie behalten.
Alle, die in Murten sind gewest,
Haben große Ehre eingelegt,
Ich will's vor ihnen sagen;
Und wer's vermocht' an seinem Gut,
So rieth' ich das in meinem Muth,
Man hätt' ihn zum Ritter geschlagen.
[Spaltenumbruch]
In einer Nacht, da stürmt' er fest,
Ließ ihnen weder Ruh nach Rast,
Murten das wollt' er haben.
Deß kamen die Welschen in große Noth,
Viel tausend blieben wund und todt,
Mit Welschen füllte man die Graben.
Ein edler Hauptmann wohl bekannt,
Von Bubenberg ist er genannt.
Der hat sich ehrlich gehalten.
Seine Büchsenmeister schössen wohl;
Fortan man nach ihm senden soll,
Wo man will eine Stadt behalten.
[Ende Spaltensatz]

Die Berner hatten schon im April die Bundesgenossen beschickt und zur
Hülfeleistung mahnen lassen. Anfangs schienen die Waldstätte wenig geneigt,
wozu wohl die Intriguen der Herzogin von Savoyen mitwirken mochten.
Sie erklärten, Bern und Freiburg beschützen zu wollen, sobald sie wirklich
bedroht wären, aber Murten gehöre nicht zum Bunde. Die Berner aber
machten geltend, Murten sei eine alte Reichsstadt und nur durch Savoyen dem
Reiche entfremdet, jetzt aber im Bündniß mit ihnen. Wenn dort nicht die
Macht des Burgunders aufgehalten würde, so sei das Vorland von Bern
und Freiburg mit allen seinen Hülfsmitteln verloren. Da sagten denn die
Eidgenossen ihre Hülfe zu und sandten ihre Zuzüge; ebenso Oesterreich und
die Städte des Elsaß. Auch der vertriebene Herzog Reinhard von Lothringen,
erst 25 Jahre alt, erschien mit 300 Reisigen. Bei Laupen und Gümminen,
Meile östlich vor Murten, wo die Berner die Uebergänge über die Saame
besetzt hatten, sammelte sich das Bundesheer. Die Letzten, die Zürcher, er¬
schienen an dem verhängnißvollen 22. Juni, während schon das Heer im
Aufmarsch begriffen war. Gegen den Grafen von Romont wurde nur ein
Beobachtungscorps aufgestellt. Die Hauptmacht wandte sich gegen den Herzog.
In dem Murtener Bannwald, den man zu durchschreiten hatte, wurde Herzog
Reinhard mit 300 Anderen zum Ritter geschlagen, darauf ein Rath gehalten
über die zweckmäßigste Weise des Angriffs, was aber den kampflustigen Eid¬
genossen viel zu lange dauerte.

Hören wir Veit Weber weiter:


[Beginn Spaltensatz]
Das ward den Eidgenossen gesagt,
Daß die Beste Murten wär' belegt;
Dem Bunde thät' man schreiben,
Sie sollten kommen, es thäte noth.
Sobald man ihnen das entbot,
Zu Haus wollt' niemand bleiben.
[Spaltenumbruch]
Dem edlen Herzog hochgebor'n
Von Lothering erregte Zorn
Des Welschen Ungefüge;
Er kam mit manchem Edelmann
Bei den frommen Eidgenossen an,
Thät seiner Ehre Genüge.
[Ende Spaltensatz]
[Beginn Spaltensatz]
Die Thüren' und Mauern schoß er ab,
Darum man aber wenig gab,
Sie ließen Gott es walten.
Darin da waren mannlich Leut,
Gaben um den Burgunder keinen Deut;
Die Stadt haben sie behalten.
Alle, die in Murten sind gewest,
Haben große Ehre eingelegt,
Ich will's vor ihnen sagen;
Und wer's vermocht' an seinem Gut,
So rieth' ich das in meinem Muth,
Man hätt' ihn zum Ritter geschlagen.
[Spaltenumbruch]
In einer Nacht, da stürmt' er fest,
Ließ ihnen weder Ruh nach Rast,
Murten das wollt' er haben.
Deß kamen die Welschen in große Noth,
Viel tausend blieben wund und todt,
Mit Welschen füllte man die Graben.
Ein edler Hauptmann wohl bekannt,
Von Bubenberg ist er genannt.
Der hat sich ehrlich gehalten.
Seine Büchsenmeister schössen wohl;
Fortan man nach ihm senden soll,
Wo man will eine Stadt behalten.
[Ende Spaltensatz]

Die Berner hatten schon im April die Bundesgenossen beschickt und zur
Hülfeleistung mahnen lassen. Anfangs schienen die Waldstätte wenig geneigt,
wozu wohl die Intriguen der Herzogin von Savoyen mitwirken mochten.
Sie erklärten, Bern und Freiburg beschützen zu wollen, sobald sie wirklich
bedroht wären, aber Murten gehöre nicht zum Bunde. Die Berner aber
machten geltend, Murten sei eine alte Reichsstadt und nur durch Savoyen dem
Reiche entfremdet, jetzt aber im Bündniß mit ihnen. Wenn dort nicht die
Macht des Burgunders aufgehalten würde, so sei das Vorland von Bern
und Freiburg mit allen seinen Hülfsmitteln verloren. Da sagten denn die
Eidgenossen ihre Hülfe zu und sandten ihre Zuzüge; ebenso Oesterreich und
die Städte des Elsaß. Auch der vertriebene Herzog Reinhard von Lothringen,
erst 25 Jahre alt, erschien mit 300 Reisigen. Bei Laupen und Gümminen,
Meile östlich vor Murten, wo die Berner die Uebergänge über die Saame
besetzt hatten, sammelte sich das Bundesheer. Die Letzten, die Zürcher, er¬
schienen an dem verhängnißvollen 22. Juni, während schon das Heer im
Aufmarsch begriffen war. Gegen den Grafen von Romont wurde nur ein
Beobachtungscorps aufgestellt. Die Hauptmacht wandte sich gegen den Herzog.
In dem Murtener Bannwald, den man zu durchschreiten hatte, wurde Herzog
Reinhard mit 300 Anderen zum Ritter geschlagen, darauf ein Rath gehalten
über die zweckmäßigste Weise des Angriffs, was aber den kampflustigen Eid¬
genossen viel zu lange dauerte.

Hören wir Veit Weber weiter:


[Beginn Spaltensatz]
Das ward den Eidgenossen gesagt,
Daß die Beste Murten wär' belegt;
Dem Bunde thät' man schreiben,
Sie sollten kommen, es thäte noth.
Sobald man ihnen das entbot,
Zu Haus wollt' niemand bleiben.
[Spaltenumbruch]
Dem edlen Herzog hochgebor'n
Von Lothering erregte Zorn
Des Welschen Ungefüge;
Er kam mit manchem Edelmann
Bei den frommen Eidgenossen an,
Thät seiner Ehre Genüge.
[Ende Spaltensatz]
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[0519] Die Thüren' und Mauern schoß er ab, Darum man aber wenig gab, Sie ließen Gott es walten. Darin da waren mannlich Leut, Gaben um den Burgunder keinen Deut; Die Stadt haben sie behalten. Alle, die in Murten sind gewest, Haben große Ehre eingelegt, Ich will's vor ihnen sagen; Und wer's vermocht' an seinem Gut, So rieth' ich das in meinem Muth, Man hätt' ihn zum Ritter geschlagen. In einer Nacht, da stürmt' er fest, Ließ ihnen weder Ruh nach Rast, Murten das wollt' er haben. Deß kamen die Welschen in große Noth, Viel tausend blieben wund und todt, Mit Welschen füllte man die Graben. Ein edler Hauptmann wohl bekannt, Von Bubenberg ist er genannt. Der hat sich ehrlich gehalten. Seine Büchsenmeister schössen wohl; Fortan man nach ihm senden soll, Wo man will eine Stadt behalten. Die Berner hatten schon im April die Bundesgenossen beschickt und zur Hülfeleistung mahnen lassen. Anfangs schienen die Waldstätte wenig geneigt, wozu wohl die Intriguen der Herzogin von Savoyen mitwirken mochten. Sie erklärten, Bern und Freiburg beschützen zu wollen, sobald sie wirklich bedroht wären, aber Murten gehöre nicht zum Bunde. Die Berner aber machten geltend, Murten sei eine alte Reichsstadt und nur durch Savoyen dem Reiche entfremdet, jetzt aber im Bündniß mit ihnen. Wenn dort nicht die Macht des Burgunders aufgehalten würde, so sei das Vorland von Bern und Freiburg mit allen seinen Hülfsmitteln verloren. Da sagten denn die Eidgenossen ihre Hülfe zu und sandten ihre Zuzüge; ebenso Oesterreich und die Städte des Elsaß. Auch der vertriebene Herzog Reinhard von Lothringen, erst 25 Jahre alt, erschien mit 300 Reisigen. Bei Laupen und Gümminen, Meile östlich vor Murten, wo die Berner die Uebergänge über die Saame besetzt hatten, sammelte sich das Bundesheer. Die Letzten, die Zürcher, er¬ schienen an dem verhängnißvollen 22. Juni, während schon das Heer im Aufmarsch begriffen war. Gegen den Grafen von Romont wurde nur ein Beobachtungscorps aufgestellt. Die Hauptmacht wandte sich gegen den Herzog. In dem Murtener Bannwald, den man zu durchschreiten hatte, wurde Herzog Reinhard mit 300 Anderen zum Ritter geschlagen, darauf ein Rath gehalten über die zweckmäßigste Weise des Angriffs, was aber den kampflustigen Eid¬ genossen viel zu lange dauerte. Hören wir Veit Weber weiter: Das ward den Eidgenossen gesagt, Daß die Beste Murten wär' belegt; Dem Bunde thät' man schreiben, Sie sollten kommen, es thäte noth. Sobald man ihnen das entbot, Zu Haus wollt' niemand bleiben. Dem edlen Herzog hochgebor'n Von Lothering erregte Zorn Des Welschen Ungefüge; Er kam mit manchem Edelmann Bei den frommen Eidgenossen an, Thät seiner Ehre Genüge.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/519>, abgerufen am 22.07.2024.